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Die Industrielle Revolution

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Auswirkungen der Industriellen Revolution

Welche Auswirkungen hatte die industrielle Revolution? - Kläre den Begriff und Informiere dich zunächst in einem Lexikon oder im Internet (z.B. Wikipedia)!

Industrielle Revolution

von F. Engels und L. A. Blanqui im frühen 19. Jahrhundert geprägter Begriff, der von dem britischen Sozialreformer A. Toynbee (1852-1883) übernommen wurde und seine heutige Bedeutung zur Kennzeichnung der Phase beschleunigter technologischer, ökonomischer und sozialer Veränderungen gewann, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Großbritannien, später in den meisten europäischen Staaten, in Nordamerika und Japan einsetzte. Am gründlichsten ist die industrielle Revolution am Beispiel Großbritanniens untersucht worden. Zu ihren vielfältigen 1831_JohnBullVoraussetzungen gehören: technische Erneuerung des Produktionsapparats, gesteigerte Akkumulation liquiden Kapitals und steigendes Arbeitsangebot.

Die industrielle Revolution begann mit der Einführung der Maschinen in der Textilindustrie, dehnte sich auf die Eisenbearbeitung und den Bergbau aus und ging seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Hand in Hand mit der Revolutionierung des Verkehrswesens (Eisenbahn, Dampfschiff). Industriegebiete entstanden u. a. in Schottland, Mittelengland, Nordostfrankreich, Norditalien, Rheinland und Westfalen, Oberschlesien, Südwestdeutschland und im Nordosten der USA. Die Siedlungsordnung (Entstehung von Großstädten) und die soziale Struktur der europäischen Völker wurden durch die Herausbildung einer von starken Spannungen erfüllten Industriegesellschaft grundlegend verändert. Während letztlich durch die industrielle Revolution der Anstoß zur Beseitigung der Massenarmut gegeben wurde und das reale Pro-Kopf-Einkommen stieg, entstanden andererseits neue Gegensätze zwischen Bürgertum und Arbeiterklasse (Arbeiterbewegung, Kapitalismus).


In der Geistesgeschichte sind von der industrielle Revolution und der aus ihr entstandenen sozialen Frage entscheidende Anstöße zur kritischen Gesellschaftsphilosophie und zur modernen Kulturkritik ausgegangen.

(
Text aus CD-Rom 1848 - 1949 ein Jahrhundert deutsche Geschichte)

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Überblick / Basiswissen

Verschaffe dir zunächst einen Überblick über die Epoche der industriellen Revolution.

Basiswissen Industrialisierung und Soziale Frage

Ausgangsland England

Die Industrialisierung entsteht im 18. Jahrhundert in England und breitet sich von dort aus. Im 19. Jh. gilt England als "Werkstatt der Welt". Bis zum Ersten Weltkrieg wird England industriell von Deutschland überholt, während die USA bis zu diesem Zeitpunkt doppelt so viel produziert wie Deutschland.

Warum liegt England vorne?

Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.

Innenpolitische Faktoren: Weil England im Gegensatz etwa zu Italien oder Deutschland ein geeintes Land war, besaß es einheitliche Steuern, Zölle und eine einheitliche Währung. Es war seit der Glorious Revolution 1688/89 eine konstitutionelle Monarchie, während auf dem Kontinent außer in Frankreich und wenigen Verfassungsstaaten der Absolutismus noch dominierte. Mit Hilfe der Konstitutionellen Monarchie konnten Bürgertum und Adel für die Industrialisierung förderliche Rahmenbedingungen schaffen. Insbesondere wurde die Gewerbefreiheit durchgesetzt.

Außenpolitische Faktoren: Seit dem 17. war England, gestützt auf die größte europäische Flotte, größte Handelsmacht Europas. Diese dominierende Stellung konnte es in den Kriegen des 18. Jahrhunderts, insbesondere im Siebenjährigen Krieg und in den napoleonischen Kriegen, behaupten.

Gesellschaftliche Faktoren: Zuerst ist das Bevölkerungswachstum zu nennen, das in Verbindung mit der Ausweitung der Schafzucht zu einer Landflucht führte. Die Arbeitskräfte, die in die Städte zogen, mussten dort wegen des Überangebots an Arbeit Suchenden und wegen fehlender Sozialgesetze zu niedrigsten Löhnen und unter extremen Arbeitsbedingungen arbeiten.

Im Gegensatz etwa zu Preußen beteiligte sich der Adel an der Industrialisierung, es gab keine so festen Gegensätze zwischen Bürgertum und Adel.

Wissenschaft und Technik: Im Zuger der Aufklärung und aufgrund der Nachfrage auf dem Markt entwickelten sich Wissenschaft und Technik. Die zentrale Erfindung waren die Dampfmaschine und die Verbesserung der Stahlerzeugung, die das Industriezeitalter einleiteten.

Wirtschaftliche Faktoren: Das englische Bankensystem mit seinen Krediten und die Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft z.B. mit Hilfe von Maschinen förderten die Industrialisierung. Die Kolonien lieferten billige Rohstoffe.

Kennzeichen der Industrialisierung

Der führende Industriezweig war zunächst überall die Textilindustrie, dann entwickelte sich im 19. Jh. der Eisenbahnbau zum Motor der Industrialisierung. Mit diesem entwickelte sich die Schwerindustrie (Kohle und Stahl). Die Entwicklung schaukelte sich so gegenseitig hoch. Später kamen Maschinenbau, Elektro-, chemische und Erdölindustrie dazu, im 20. Jh. Auto-, Luftfahrt-, Raumfahrt-, Atom-, Computer- und andere Industrien.

Die Industrialisierung ist ohne die rasante Entwicklung von Wissenschaft und Technik undenkbar. Die Dampfmaschine z.B. - siehe oben - war eine Schlüsselerfindung, die Bergbau und Verkehr revolutionierte und die industrielle Massenproduktion ermöglichte. Ebenfalls zukunftweisend waren der Hochofen, die Erfindung des Puddle-Verfahrens und des Bessemer-Verfahrens, Elektromotor, Fernschreiber, Fotografie, Anilin-Farben aus Steinkohlenteer, Telefon, Glühbirne und v.a..

Verbunden mit der Industrialisierung war ein rasantes Bevölkerungswachstum, weil weniger Menschen starben als geboren wurden. Das damit zusammenhängende Problem der Ernährung wurde durch die industrielle Revolution in der Landwirtschaft gelöst: Düngung, neue ertragreichere Züchtungen, im 20. Jh. die Maschinisierung.

Die wachsende Bevölkerung konzentrierte sich in den schnell wachsenden Industriestädten; es entstanden ganze Industrieregionen, z.B. das Ruhrgebiet in Deutschland, auch dadurch, dass immer mehr Menschen vom Land in die Stadt zogen.

Früh- und Hochindustrialisierung

Man unterscheidet Früh- und Hochindustrialisierung. Die Frühindustrialisierung in Deutschland wurde 1835 mit der Eisenbahnverbindung Nürnberg - Fürth sichtbar. Die Hochindustrialisierung lässt man mit der Gründung des Kaiserreichs 1870/71 beginnen.

Während in der Frühindustrialisierung noch Familienbetriebe kennzeichnend waren und entsprechend der Theorie des Wirtschaftsliberalismus - sofern deren Grundsätze maßgebend waren - häufig Konkurrenz herrschte, ist die Hochindustrialisierung durch wachsende Konzentration von Kapital, Konzerne, Aktiengesellschaften, Kartelle und Trusts (Einschränkungen der Konkurrenz !), das Universalbanksystem und den Übergang zu Imperialismus und Kolonialpolitik gekennzeichnet, letztere in Deutschland seit den 1880er Jahren. In Deutschland entstand ein gemischtwirtschaftliches System: Es gab einen privaten und einen staatlichen Sektor in der Wirtschaft, z.B. Post und Eisenbahn. Der Staat war also in der Wirtschaft nicht unbeträchtlich tätig: "Intervention" des Staates in der Wirtschaft.

Soziale und politische Folgen

Seit 1890 überflügelte die Werterzeugung in der Industrie diejenige in der Wirtschaft. Die Industriegesellschaft prägte sich voll aus. Die Arbeiterschaft wurde zeitweise zur zahlenmäßig stärksten Gruppe. Die Unternehmer überflügelten die wirtschaftliche Bedeutung des Adels bei weitem. So wurde die Notwendigkeit offensichtlich, die neuen Gruppen in Staat und Gesellschaft einzubeziehen. Der wirtschaftliche Aufstieg des Bürgertums und das zahlenmäßige Wachstum der Arbeiterschaft bilden den Hintergrund für die Verfassungskämpfe und Revolutionen des 19. Jahrhunderts.

Im 20. Jahrhundert entwickelt sich die Industriegesellschaft zunehmend zur Dienstleistungsgesellschaft weiter. Die Zahl der Industriearbeiter sinkt, die der Beschäftigten im Dienstleistungssektor steigt an. Heute entwickeln wir uns zur Wissens- und Informationsgesellschaft.

Erscheinungsformen der Sozialen Frage

In der Frühindustrialisierung war die Soziale Frage mit ihren Auswüchsen besonders brennend. Kennzeichen waren Armut (niedrige Löhne), schmale Ernährung, überlange Arbeitszeiten , Frauen- und Kinderarbeit, völliger Mangel an sozialer Absicherung, Streikverbot und Verbot, Gewerkschaften oder Arbeiterparteien zu gründen (Koalitionsverbot), verbreiteter Alkoholismus, schreckliche Wohnverhältnisse, schlechte Zustände im Bereich der Gesundheit und ein Mangel an Bildung in den unteren Kreisen der Bevölkerung.

Versuche zur Lösung der Sozialen Frage

a - Revolutionärer Sozialismus

Begründer des revolutionären Sozialismus, auch "Kommunismus" genannt, sind Karl Marx und Friedrich Engels, die sich ihrerseits auf die französischen (Saint- Simon) und englischen Frühsozialisten (Owen) bezogen bzw. sich von diesen abgrenzten. Marx und Engels gingen vom Klassenkampf als dem "Motor der Geschichte" aus, prophezeiten eine Zwei- Klassen- Gesellschaft mit wenigen "Kapitalisten" (Unternehmern) auf der einen Seite und einer riesigen Masse von ausgebeuteten "Proletariern" (Arbeitern) und sagten eine sozialistische Revolution voraus, die mit der Vergesellschaftung des Kapitals (Enteignung der "Kapitalisten" = Kapitalbesitzer, Unternehmer) und einer "Diktatur des Proletariats" enden werde. Der Staat, den sie als Instrument der in den Gesellschaft herrschenden Klasse ansahen, werde absterben.

b - Reformerischer Sozialismus

Diese Richtung geht in Deutschland auf Ferdinand Lassalle zurück. Sie trat für Reformen im bestehenden Staat mit Hilfe des allgemeinen Wahlrechts und auch des Streikrechts und des Rechts auf Zusammenschluss der Arbeiter ein und setzte sich für staatliche Sozialpolitik und Genossenschaften ein. Ihre Bemühungen liefen in der Praxis auf einen Interessenausgleich zwischen den Klassen hinaus.

1866 entstand der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV; Lassalle), 1869 wurde in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet (August Bebel, Wilhelm Liebknecht), 1875 vereinigten sie sich in Gotha. 1878 bis 1890 ließ Bismarck die vereinigte Arbeiterpartei durch das "Sozialistengesetz" verbieten. Ihre Vertreter durften dennoch zum Reichstag kandidieren und erhielten trotz Bismarcks Sozialgesetzgebung (siehe unten) immer mehr Stimmen. 1891 nannte sich die wieder zugelassene Partei SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und gab sich ein neues Parteiprogramm (Erfurter Programm). Der Theoretiker Bernstein anerkannte, dass eine Verelendung der Arbeiterschaft nicht eingetreten war und dass es für die Arbeiter aufwärts ging, revidierte (hier: veränderte, schaffte ab) die marxistische Lagebeschreibung und betonte, dass schrittweise Verbesserungen möglich seien.

Vor dem Ersten Weltkrieg gab es innerhalb der SPD eine revolutionär- marxistische Richtung (Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht), die an Bernstein orientierte stark reformerische Richtung sowie eine vermittelnde Position. Im Ersten Weltkrieg spalteten sich die Marxisten ab und organisierten sich im Spartakusbund.

Die reformerische Richtung des Sozialismus war ebenso wie die revolutionär- marxistische Richtung Bestandteil der seit den 1860er Jahren entstehenden Arbeiterbewegung: Gewerkschaften, Genossenschaften, Arbeiterpartei, Arbeiterbildungsvereine, Arbeiterkulturverein, ...

c - Private betriebliche Sozialpolitik der Unternehmer

Es gab vorbildliche Unternehmer die nach dem patriarchalischen Motto "alles für, nichts durch den Arbeiter" Kantinen, Arbeiterwohnungen, Einkaufsläden mit verbilligten Lebensmitteln, usw. zur Verfügung stellten. Ein Beispiel unter vielen ist das Zeppelindorf in Friedrichshafen. Man erhoffte sich Arbeitsmotivation, nahm den Sozialisten Wind aus den Segeln und förderte den sozialen Frieden. Im Falle Friedrichshafen ging es auch darum, den etwas abseits gelegenen Standort attraktiv zu machen.

Im 20. Jahrhundert wurden die Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmern rationaler, der Patriarchenstandpunkt verschwand, die Leistungen weiteten sich aus: Betriebskindergärten, Betriebsrenten, usw.

d - Kirchen

Die Kirchen, die die Entwicklungen zunächst verschliefen und dadurch Anhang verloren, traten zunächst mit großen Einzelpersönlichkeiten hervor: Adolph Kolping und Bischof Freiherr von Ketteler auf katholischer Seite, Johann Hinrich Wichern (Innere Mission) und Friedrich von Bodelschwingh auf evangelischer Seite. 1891 erließ dann Papst Leo XIII. die Enzyklika Rerum Novarum mit einem Sozialprogramm. Die Kirche lehnte KLassenkampf und Sozialismus ab und befürwortet ausgehend von christlichen Grundsätzen die Zusammenarbeit zwischen Arbeitern und Unternehmer. Man versuchte an der Gesinnung des einzelnen Menschen anzusetzen, befürwortete aber auch staatliche Sozialpolitik.

Beide Richtungen gründeten Parteien: die katholische Zentrumspartei und die Christlich- Soziale Arbeiterpartei (Stöcker).

e - Kathedersozialisten

Auch die Wissenschaft reagierte auf die Industrialisierung. Die sogenannten "Kathedersozialisten" befürworteten ebenfalls staatliche Sozialpolitik und einen Ausgleich zwischen Arbeiterschaft und Unternehmern.

f - Staatliche Sozialpolitik

In den 1880er Jahren führte Bismarck, um den Sozialisten zu schaden, eine Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung ein. Jeder Versicherte hatte einen Rechtsanspruch auf Leistungen. In der Weimarer Republik gab es den 8- Stundentag, Betriebsräte, paritätisch besetzte Schlichtungsausschüsse und die Arbeitslosenversicherung. Die Bundesrepublik Deutschland entwickelte nach 1949 ein noch dichter geknüpftes soziales Netz, das heute vor dem Hintergrund einer geänderten Altersstruktur und finanzieller Schwierigkeiten zurückgeschnitten wird.

Im Zuge der Hochindustrialisierung besserten sich also die Verhältnisse für die Arbeiter.

Wichtige Namen
in ganz knapper Auswahl:
Wirtschaft: Krupp, Siemens, Benz, Zeppelin, ...
Wissenschaft: Röntgen, Virchow, Planck, Heisenberg, Einstein, ...
Arbeiterbewegung: Lassalle, Marx, Engels, ...
(Im Kaiserreich und noch in der Weimarer Republik eine Fülle von Nobelpreisträgern!)

1. Die industrielle Revolution veränderte durch den technischen Fortschritt Produktionsweise

und Lebensumstände der gesamten Bevölkerung.

2. Die durchgreifende Veränderung in der Produktionsweise besteht im Übergang von der

manuellen Arbeit in Handwerk und Manufaktur zur maschinellen bzw.

maschinengestützten Arbeit in Fabriken.

3. Handwerk und Industrie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Das Verlagswesen

nimmt eine Mittelstellung ein.

4. Für Ansatz und Durchbruch der Industriellen Revolution ist ein Netz von Faktoren zu nennen, die sich gegenseitig bedingen und verstärken:

a) Entwicklung von Maschinen, die Kraft bzw. Bewegungsenergie

unabhängig von natürlichen Gegebenheiten und Bedingungen

erzeugen.

b) Entwicklung von Maschinen, die Produktionsprozesse

beschleunigen.

c) Kombination der Beschleunigung von Produktionsprozessen mit

neuen Kraftquellen.

d) Rapider Bevölkerungsanstieg durch Verbesserung der

medizinischen Versorgung.

e) Vorhandensein von Kapital, das in entscheidende innovative

Projekte investiert werden konnte.

5. Schrittmacherindustrie im England des 18. Jahrhunderts war die

Textilindustrie.

6. Die Einführung der Dampfkraft in der Textilindustrie zog den Aufschwung in der Stahlindustrie nach sich.

7. Der Einsatz der Dampfkraft im Transportwesen (Dampfschifffahrt,

Eisenbahn) schuf die Voraussetzung für die Rohstoffversorgung und

gleichzeitig für eine weitere Ausweitung der Stahlindustrie.

8. Voraussetzung für den Aufschwung der Textilindustrie war im Bereich der Wollstoffe ein Anstieg der Wollproduktion. Im Bereich der Baumwollstoffe war der Nachschub aus den baumwollproduzierenden Kolonien Voraussetzung.

9. Anstieg der Wollproduktion bedeutet Ausweitung der Weideflächen für Schafzucht zu Lasten der Ackerfläche und des Gemeingebrauchs (Einhegungen).

10. Das erschwerte die Lage der freien Bauern und machte diese zu Pächtern der Großgrundbesitzer, die das nötige Kapital zur Intensivierung der Wollproduktion hatten.

11. Höhere Produktivität in der Landwirtschaft und Fortschritte in der

medizinischen Versorgung, vor allem im Kampf gegen die

Kindersterblichkeit, bewirkten einen rapiden Anstieg der Bevölkerungszahlen.

12. Die Konzentration der Arbeitsstellen im industriellen Betrieb führte zu einer Konzentration der Arbeiter im Bereich des Betriebs und zur Ansiedlung der Bevölkerung in Städten.

13. Wo das nicht im erforderlichen Umfang möglich war, mussten

Verkehrswege und Verkehrsmittel geschaffen werden, die die Arbeiter zu den Fabriken brachten.

14. Industrielle Produktion erfordert eine tiefgreifende und einschneidende Reglementierung des Produktionsprozesses und die Unterwerfung der Arbeiter unter eine vom Unternehmer aufgestellte Fabrikdisziplin.

15. Das Überangebot an Arbeitskräften verhinderte eine nennenswerte

Entfaltung der Arbeitslöhne.

16. Niedrige Arbeitslöhne entsprachen dem kapitalistischen Wunsch des Unternehmers, seinen Profit zu maximieren.

17. Dem Bestreben nach Profitmaximierung entspricht es, Frauen und Kinder zu niedrigeren Löhnen, in besonders unqualifizierten und - vor allem, was Kinder betrifft - in besonderen räumlichen Verhältnissen einzusetzen.

18. Sowohl die Unterwerfung des Wohnungsmarkts unter kapitalistische Gesichtspunkte als auch das niedrige Lohnniveau zogen die Verschlechterung der Wohnverhältnisse nach sich.

19. Die Wohnverhältnisse sind bestimmt durch die Auflösung der

traditionellen Großfamilie und die Beengtheit des für die Kleinfamilie zur Verfügung stehenden Raums.

20. Wer sich keine eigene Wohnung leisten konnte, mietete sich als Schlafgast in einer anderen Wohnung ein.

21. Das Kapital für die industriellen Investitionen kam zunächst aus den Gewinnen des Handels.

22. Später stellen Banken das erforderliche Kapital für Gewinn versprechende Unternehmungen zu Verfügung.

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England - Vorreiter der Industriellen Revolution

Warum begann die Industrielle Revolution gerade in England? Welche Erfindungen machten die englische Industrie unabhängig von Einfuhren aus Indien?

"Wenn Frankreich die Heimat des wissenschaftlich-technischen Denkens war, so haben die Engländer aus angelsächsischem Volkstum und aus den Antrieben der kalvinistischen Religiosität den Industriegeist zu unvergleichlicher Wirkung gesteigert, sie haben ihn mit dem wissenschaftlichen Geiste verbunden, und sie sind dabei auch durch die drängenden Bedürfnisse des wirtschaftlichen Lebens geleitet worden. Mehr als zweihundert Jahre waren bereits seit der Renaissance und dem Zeitalter der Entdeckungen vorübergegangen; immer entschiedener war das Bestreben geworden, die Natur zu meistern und ihr stets neue Möglichkeiten abzugewinnen zur Erleichterung, Verbesserung und Verschönerung des Lebens. Aber immer waren die Erfinder Menschen von der Art gewesen, wie sie Swift in einem berühmten Kapitel von "Gullivers Reisen" schildert - man weiß nicht recht, ob sie Narren sind! Die Zeit war noch nicht gekommen, die ihre Ideen nutzen konnte.

Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und erst in England waren aus dem Zusammenwirken von vielen konkreten historischen Umständen schließlich die Vorbedingungen für den modernen Industrialismus gegeben. Bis dahin war England in der Entwicklung der äußeren Kultur weit hinter den kontinentalen Staaten, besonders hinter Frankreich, zurückgeblieben. Da gab das Aufblühen seiner Kolonien dem kleinen Insellande in der Nordsee eine unerwartete Chance. Die maritime Lage ihres Landes hatte es den Engländern erleichtert, gerade die aussichtsreichsten Gebiete als Kolonien sich anzugliedern und zu entwickeln, so dass nicht nur genügend Kapitalbesitz - eine ausreichende "primäre Akkumulation"- für die neue Zeit zur Verfügung stand, sondern auch unvergleichliche Ländereien der kommerziellen und industriellen Durchdringung offen lagen. In den Städten des Mutterlandes aber drängte sich eine besitzlose, nach Arbeit verlangende Menge, die ein allmächtiger Adel von der Scholle getrieben hatte. ... keine Klöster reichten den Armen Almosen und Brot. Längst waren die Wälder als Bau- und Brennholz verbraucht worden, es fehlte an Stoff und an Kraft. So war es kein Wunder, dass man peinlich empfand, wie langsam die Produktion und wie veraltet die Organisation der Arbeit war. Eine führende Oberschicht von unternehmungslustigen und ökonomisch denkenden Menschen stand bereit, die Aufgabe zu ergreifen: in der Schule des Parlamentes hatte sie gelernt, wie der freie und selbstbewusste Mann an großen Aufgaben mitzuwirken berufen ist, wie er einen soliden Haushalt aufbaut und Vorsicht mit Wagemut verbindet. Ungehindert durch absolute Fürstengewalt, durch Bürokratie und Militarismus hatte sich in diesem Land die Selbsttätigkeit des Individuums und der Körperschaften entwickelt. Tatkraft und Unternehmungsgeist wurden leicht auf wirtschaftliches Gebiet gelenkt, wenn der rastlose Erwerbssinn geradezu religiös begründet wurde und der Staat so wie hier in den Besitz von Interessengruppen gebracht werden konnte. Die insulare Lage sicherte zudem das Land und seine Bewohner vor jedem feindlichen Einbruch, während zur gleichen Zeit die kontinentalen Völker sich durch eine unabsehbare Reihe von Kriegen und Verwüstungen immer wieder in die Barbarei zurückgeworfen sahen. Und wie unvergleichlich günstig für kulturelle und wirtschaftliche Durchdringung war diese in sich geschlossene Insel! Die Städte lagen nahe beieinander und jede von ihnen nur wenig entfernt von der Küste, die Güter des Adels lieferten Schafwolle in großer Menge und vorzüglicher Güte, der Boden aber beherbergte in seiner Tiefe die Stoffe, welche die neue Welt brauchte - Kohle und Eisen."

(aus: Franz Schnabel, Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Die moderne Technik und die deutsche Industrie (Nr. 208), Herder TB, Freiburg 1965, S. 20/22)

Die Entwicklung der Textilindustrie

Aufgrund der Bevölkerungszunahme entstand zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Mangel an Bekleidung. Da jedoch aus den Kolonien ausreichend Baumwolle importiert werden konnte, lag die Behebung des Mangels allein in Händern der Garnspinner und Weber. Und wirklich zeigen die Erfindungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte, wie die nun entstehende Spinn- und Webindustrie - indem es zu immer neuen Missverhältnissen bei der Bereitstellung und Verarbeitungsmöglichkeit des Garns kommt - sich selbst in die Lage versetzt effektiv zu produzieren.

Die einzelnen Erfindungen waren:

Der verbesserte Webstuhl von John Kay (nach 1773), mit dem die Weber schneller arbeiten konnten. Dies führte zum Mangel an Garn, den

James Hargreaves mit seiner "Spinning Jenny", einer Feinspinnmaschine aus den 1760er Jahren, beheben konnte.

Richard Arkwright verbesserte schon 1769 die Erfindung Hargreaves, indem er statt Menschen Wasserkraft als Antrieb der Spindeln wählte ("Water frame").

In seiner "Mule"-Spinnmaschine vereinigte Samuel Crompton 1779 die Vorzüge von "Spinning Jenny" und "Water frame" und legte damit den Grundstein für die industrielle Nutzung der Spinnmaschine. Damit wurde nun im Übermaß Garn produziert (Cromptons Maschine hatte die Leistung eines Spinners um das 200fache erhöht), sodass eine Verbesserung an den Webstühlen nicht ausbleiben konnte:

Die Folge dieses neuen Missverhältnisses war die Erfindung des Mechanischen Webstuhls durch Edmund Cartwright (1785).

Die Neuerungen und die Mechanisierung der Textilindustrie erwiesen sich insgesamt als sehr erfolgreich: Schon um 1800 machten die Textilerzeugnisse mehr als ein Drittel der britischen Exportrate - 7 von insgesamt 18 Millionen Pfund - aus; England stand im Bereich der Textilproduktion damit an der Weltspitze

(Klett-Verlag)

Produktivität in der Baumwollindustrie

Die Baumwollindustrie bot das dramatischste Beispiel eines raschen Übergangs von einer traditionellen, lose organisierten und geographisch verstreuten handwerklichen Fertigung im Verlagssystem zu einem zentral gesteuerten und an einem Ort konzentrierten Fabriksystem, das große, von unbeseelten Energiequellen angetriebene Maschinen einsetzte. Drei höchst produktive und weiter verbesserbare Maschinen - James Hargreaves' Spinnmaschine (die Spinning Jenny), Richard Arkwrights hydraulische Flügelspinnmaschine (die Waterframe-Maschine) und Samuel Cromptons Mulespinnmaschine - vergrößerten sowohl die Garnmenge, die ein einzelner Spinner liefern konnte, als auch die Garnqualität. Damit konnten sie eine bereits vorhandene preiselastische Binnennachfrage nach den feinen Kattun- und Musselinstoffen ausnutzen, die bisher durch Einfuhren aus Indien befriedigt worden war. Zunächst ließen sich die neuen Spinnmaschinen per Hand, mit Pferde- und/oder Wasserkraft antreiben. Sie hätten jedoch die Produktivität in der Baumwollindustrie nicht so rasch oder so kontinuierlich steigern und die Produktionskosten nicht so schnell senken können, wenn es nicht gleichzeitig eine Reihe von ebenso bemerkenswerten technischen Neuerungen in der Eisenerzverhüttung und der Dampfkrafterzeugung gegeben hätte. Auf lange Sicht erwies sich der technische Fortschritt in der Eisenproduktion und in der Erzeugung von Dampfkraft als entscheidend dafür, die britische Industrialisierung in Schwung zu halten. Denn er wirkte unmittelbar kostensenkend und erweiterte zugleich den Anwendungsbereich für eine mechanische Großproduktion, nicht nur in der Textilindustrie, sondern in einer wachsenden Zahl von Gewerben.

Phyllis Deane: Die Industrielle Revolution in Großbritannien.
In: Roy Porter, Mikulás Teich (Hg.): Die industrielle Revolution in England, Deutschland, Italien, S. 57. Berlin 1988, S. 33 f.

Textilzentren-E

Kohle-Erz-E

Industriezentren-E02

Technische Entwicklung

  1. 1705 Newcomen und Cowley entwickeln die erste brauchbare Kolbendampfmaschine
  2. 1735 Abraham Darby gewinnt Koks aus Kohle
  3. 1750 Gründung der ersten Metallwalzwerke
  4. 1764 James Hargreaves erfindet die "Spinning Jenny" (Baumwollspinnmaschine)
  5. 1766 Inbetriebnahme des ersten Hochofens
  6. 1769 Richard Arkwright erfindet die "Water Frame", eine durch Wasserkraft angetriebene Spinnmaschine
  7. 1769 James Watt erhält ein erstes Patent auf seine Dampfmaschine
  8. 1774 Gründung der Firma Boulton & Watt in Birmingham
  9. 1779 Samuel Crompton erfindet die "Mule Jenny", eine verbesserte Spinnmaschine
  10. 1780 Einführung des Puddelverfahrens (führt zu einer Qualitätssteigerung bei der Eisenherstellung)
  11. 1782 James Watt konstruiert eine verbesserte Dampfmaschine
  12. 1782 Die Dampfmaschine wird als Betriebsmaschine in der Eisenindustrie eingeführt
  13. 1785 Dampfmaschinen werden in den Spinnfabriken als Antriebsmaschinen eingesetzt
  14. 1786 Edmund Cartwright entwickelt den ersten funktionstüchtigen mechanischen Webstuhl
  15. 1792 W. Murdock entwickelt die erste Gasbeleuchtungsanlage
  16. 1803 erste Lokomotive (gebaut von Trevithick und Vivian) in einem Kohlebergwerk
  17. 1807 Fulton baut das erste Dampfschiff in New York
  18. 1808 Anfänge der Gasbeleuchtung in London
  19. 1814 erste Lokomotive von Stephenson

Die politischen Verhältnisse

Die Vorreiterrolle Englands beim Prozess der Industrialisierung lag auch am politischen System: Schon im Jahr 1215 wurde König Johann Ohneland die Magna Charta libertatum abgerungen, die zum einen die nichtadelige städtische Bevölkerung an politischen Entscheidungen teilnehmen ließ, zum anderen den Gehorsam aller gegenüber den Gesetzen festschrieb, also auch den König band, so dass die Bürger und ihr Besitz vor Willkürhandlungen geschützt waren.
Wichtige Stationen, die in England den Boden für die Industrialisierung bereiteten:

Die 1628 König Karl I. abgerungene "Petition of Rights" schützte die Bevölkerung vor willkürlicher Verhaftung und ungerechter Besteuerung.

Seit 1679 war die Habeas-Corpus-Akte in Kraft, die den Schutz der Person bedeutete, durfte doch ein Verdächtiger nicht ohne schriftlichen Haftbefehl eines Richters, in der die Begründung für die Verhaftung genannt sein musste, länger als drei Tage eingesperrt werden.

In der Glorious Revolution von 1688 gelang es dem englischen Besitzbürgertum schließlich, König Johann II. zu vertreiben und den Absolutismus abzuschütteln. England wurde konstitutionelle Monarchie, was eine Einschränkung der königlichen Macht zu Gunsten des Parlaments bedeutete; diese wurde vom neuen König, dem Oranier Wilhelm III., durch die "Bill of Rights" (1689) garantiert. Wichtige Inhalte dieses Staatsgrundgesetzes waren: Zustimmung des Parlaments zu den königlichen Gesetzen, Steuerbewilligungsrecht des Parlaments, Verbot eines königlichen stehenden Heeres, Verbot der Behinderung der Wahl von Abgeordneten und der Parlamentsarbeit, freie Meinungsäußerung für die Abgeordneten im Parlament und Öffentlichkeit der Parlamentssitzungen.

Diese drei Gesetze ermöglichten, dass sich das politische Leben in England schon zu einer Zeit kalkulierbar gestaltete, als in Frankreich, Russland und vielen deutschen Ländern der fürstliche Absolutismus durch seine Willkür für erhebliche Rechtsunsicherheit verantwortlich war.

(Klett-Verlag)

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  1. Werte die Karte aus und stelle dabei fest, wo in England welche Rohstoffe vorkommen und wo welche Industrien angesiedelt waren. (Schreibe in deine Mappe!)
  2. Stelle einen Zusammenhang zwischen Rohstoffvorkommen, Industrieansiedlung und Städtewachstum her.

Ursachen des Städtewachstums

Während der ersten Etappen der Industrialisierung wuchsen die britischen Städte mehr dadurch, dass sie Arbeitskräfte vom Land anzogen, als durch natürliches Wachstum. Zwischen 1776 und 1811 bildeten Zuwanderer aus den ländlichen Gebieten Großbritanniens und Irlands rund 60 Prozent des Zuwachses der Bevölkerung, die in den britischen urbanen Regionen lebte. Die Migranten wurden angezogen durch die Aussicht auf höhere Löhne und dauerhaftere Beschäftigung als in den ländlichen Gebieten, aus denen sie kamen. Sie verfügten im allgemeinen über mehr Geld als ihre Kollegen auf dem Lande, und ihre Nachfrage nach Lebensmitteln, Brennstoff (insbesondere Kohle) und grundlegenden Erzeugnissen (von denen eine ländliche Familie viele selbst herstellte, als Teil der Subsistenzwirtschaft des Haushalts) stimulierte die Entwicklung von Gewerben und Industriezweigen, die für ihre Bedürfnisse produzierten, diese stützen und anregten. Zudem konnte man von den Migranten erwarten, dass sie positiver auf die neuen Produkte und Gelegenheiten, die der technologische Fortschritt eröffnete, reagieren würden - beispielsweise, indem sie ihr Konsumverhalten und ihre Arbeitspraktiken flexibler anpassten als jene, die in ihrer überkommenen Umgebung blieben.

Phyllis Deane: Die Industrielle Revolution in Großbritannien, in: Roy Porter, Mikulás Teich (Hg.), Die industrielle Revolution in England, Deutschland, Italien, S. 49, Berlin 1988

  1. Fasse zusammen, welcher Nutzen im Ausbau der Transportwege besteht.
  2. Zeige an Hand des Textes unten und der Karte den Nutzen von Kanälen.
  3. Was sind die Gründe für die Zuwanderung von Arbeitskräften aus ländlichen Gebieten in die Städte?
  4. Inwiefern fördern diese Zuwanderer die Industrialisierung?

Transportwege

Seit dem frühen 18. Jahrhundert wurden beträchtliche und aufwendige Verbesserungen des Transportwesesn im Inland - Flüsse, Kanäle und sogar Straßen - vorgenommen, um die unerschwinglich hohen Kosten des Warentransports über Land zu verringern: um die Jahrhundertwende verdoppelten 20 Meilen Landtransport die Kosten für eine Tonne Waren. Wie wichtig diese Verbesserungen für die Entwicklung der Industrieerzeugung waren, ist ungewiss: es steht jedoch außer Zweifel, dass sie vom einheimischen Markt angeregt wurden, insbesondere vom wachsenden Bedarf der Städte an Nahrungsmitteln und Brennstoffen. Überdies pochten die Hersteller von Haushaltswaren, die in ländlichen Gegenden lebten, wie die Töpfer in Staffordshire und die Hersteller von Metallwaren in der Gegend von Birmingham, auf billigere Transportmöglichkeiten. Der Unterschied in den Transportkosten war so gewaltig, dass größere Investitionen offenkundig lohnten. Durch den Bau von Kanälen wurden die Transportkosten pro Tonne zwischen Liverpool und Manchester oder Birmingham um achtzig Prozent gesenkt.
E. J. Hobsbawm: Industrie und Empire, Britische Wirtschaftsgeschichte seit 1750, Frankfurt 71977, S. 44 f.

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Deutschland - Nachzügler bei der Industriellen Revolution

Wie war die Entwicklung in Deutschland?

Erstelle eine Tabelle, in der du die Phasen der Industrialisierung in England und Deutschland gegenüberstellst.

Es gibt nicht nur weltweit Entwicklungsunterschiede, sondern auch innerhalb der einzelnen Staaten (vgl. Nord-Süditalien). Das Zentrum der Industriellen Revolution liegt jedoch in Mitteleuropa. Man kann dies mit einem Erdbeben vergleichen. Im Zentrum wurde am meisten vernichtet resp. errichtet. In Europa sprechen wir von einem West-Ost Gefälle, Global von einem Nord-Süd Gefälle. Wenn wir die Dichte der Auswirkungen der IR begutachten, so werden wir feststellen dass sie gegen Osten abnimmt. Größere Ortschaften oder größere Industrieortschaften finden wir im Osten meist nur noch an den Westküsten der betroffenen Länder. Dies kommt daher, weil man in Mitteleuropa vor .allem gute Verbindungen suchte (Bsp. Türkei an Westküste).

Es ist falsch, wenn man von Deutschland spricht (historisch gesehen). Deutschland als Einheitsstaat gab es noch nicht. Es war dies das 'Heilige Römische Reich deutscher Nation' (300 selbständige Kleinstaaten). Preußen waren die führende politische Kraft.

Drei Nachteile Deutschlands:

  1. miserable Verkehrsverhältnisse
  2. kein einheitliches Zollgebiet
  3. kaum Überseehandel/Kolonien

Das änderte sich nach den Befreiungskriegen und den durch die Napoleonische Herrschaft ausgelösten Reformen

1807

  1. Preußisches (Bauern)-Befreiungsgesetz
  2. keine Leibuntertänigkeit mehr
  3. Bürger konnten wohnen, wie sie wollten
  4. freie Berufswahl
  5. freie Heiratswahl
  6. freie Verfügung über den Boden (Man konnte Boden kaufen  Die Bauern hatten dazu jedoch kein Geld)

Die Allmenden wurden aufgelöst (=Wiese für alle  Man konnte seine Tiere auf diesen Feldern weiden lassen).

Auch deshalb zogen vermehrt Bauern in die Stadt.

1816-1913 steigt die deutsche Bevölkerung von 25 Mio. auf 65 Mio. Einwohner

Die Geburtenrate betrug 8,9.

Ausgangssituation:

Deutschland war in über 300 kleine Territorialstaaten zersplittert. Dies brachte eine Vielfalt von Zollschranken, unterschiedliche Systeme in Maß, Münz und Gewicht mit sich. Dies alles hemmte die Wirtschaft. Die deutsche Landwirtschaft hatte eine relativ schlechte Produktion; außerdem herrschte noch immer eine große Abhängigkeit der Bauern von ihrem Gutsherrn, was die Mobilität der Bürger einschränkte.

Durch staatlich erhobene Steuern wurde die Entstehung von Massenkaufkraft gehindert.

Die Bevölkerung lebte in schroffen Standesgrenzen, einer konservativen Grundeinstellung und sie hielt an der Zunftverfassung fest.

Grundvoraussetzung für kapitalistisches Handeln ist die Entstehung eines Marktes, der Angebot und Nachfrage regelt.

In Deutschland gab es massive staatliche Eingriffe und Beschränkungen, was die Entstehung eines Marktes erheblich behinderte. In Groß-Britannien hingegen gab es staatsfreie Märkte, was die Entstehung einer Marktwirtschaft förderte.

Voraussetzungen

1769 Erfindung der Dampfmaschine (James Watt)

  1. 1807 Bauernbefreiung in Preußen (Aufhebung der Heiratsbeschränkungen)
  2. 1812 Gewerbefreiheit (Preußen)
  3. 1834 Gründung des Deutschen Zollvereins
  4. 1835 Erste deutsche Eisenbahn

Daraus folgend: Verbesserung der med. Versorgung, Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion

( Bevölkerungszunahme und Pauperismus (Nahrungslosigkeit, Massenverarmung, Massenverwahrlosung; 60% der Bevölkerung am Rande des Existenzminimums (hauptsächlich 3. Stand))

1. Industrialisierungsphase / Industrielle Revolution (1835-1870)

In Europa waren die Möglichkeiten gegeben: durch Zersplitterung der politischen Landkarte konnte Konkurrenz und Wachstum entstehen, vielgestaltete Landschaft, große Anbaumöglichkeiten, unterschiedliche Bodenschätze, günstiges Klima,

Beginn in England; Deutschland Nachzügler, schnellerer Verlauf

1780/1800 bis 1835 "Aufbruch zur Industrialisierung" in Deutschland

1834 Gründung des ersten Zollvereins (Friedrich List)

1835 Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie

Wissenschaft ( neue Erkenntnisse

Ingenieure, Techniker ( neue Werkzeuge, Maschinen , Materialien ; massenweise Erfindungen Patente

Unternehmen ( Neuerungen (Kalkulation von Einsatz des Kapitals, Arbeitskräften...)

Produktion wurde gesteigert, sodass die Bauern einen Überschuss zur Ernährung der wachsenden Bevölkerung erwirtschafteten.

In Deutschland kam der Aufbau einer Industrie nur schleppend in Gang und blieb lange auf die Zentren des Bergbaus, der Eisen- und Stahlverarbeitung beschränkt. Erst die Bildung eines gemeinsamen Marktes durch den Zollverein im Jahr 1834, der Ausbau des Straßennetzes, der Schnellpost und schließlich die Anlage erster Eisenbahnen beschleunigten die Entwicklung. Der Zollverein schützte vor den englischen Waren, vergrößerte den Binnenmarkt und erleichterte den Export. Beim Bau der Eisenbahnstrecken und in der Industrie fanden viele Menschen aus Handwerk und Landwirtschaft Arbeit. Dennoch war die Arbeitslosigkeit groß. Denn der Aufschwung der Industrie hielt nicht mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung Schritt. Die Gewerbefreiheit hatte zu einer Inflation des Handwerks und zu sinkenden Einkommen geführt. D as Heimgewerbe, vor allem die Textilmanufaktur, konnte nicht gegen industrielle Massenwaren bestehen. Missernten, Teuerungen und Hungersnöte verschärften in den 40er Jahren die Armut und führten zu Unruhen und Aufständen.

Ein wichtiger Indikator für den Beginn der Industriellen Revolution in den 1850er Jahren war der plötzliche Anstieg der Nutzung der Steinkohle. Dahinter standen verschiedene Wachstumsvorgänge: Ein starker Anstieg der Eisen- und vor allem Stahlherstellung, der verstärkte Bau von Maschinen, nicht zuletzt von Lokomotiven und der Anstieg der Verkehrsleistungen der Eisenbahnen ließen die Energienachfrage steigen. Die wachsende Nachfrage nach Brennstoff und Industriegütern führte zu einem weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes und steigerte wiederum die Nachfrage nach neuen Lokomotiven und Schienen. Auch insgesamt war die industrielle Revolution in den 1850er und 1860er Jahren vor allem von Investitionen in den Eisenbahnbau und die Schwerindustrie geprägt.

Durch das Hauptverkehrsmittel Eisenbahn entstanden neue Verkehrsverbindungen, die nun den verhältnismäßig schnellen Transport von Waren und Rohstoffen ermöglichten. Die Eisennachfrage wurde erhöht: es erfolgte eine Umstellung von der Holzkohle- zur Koksverhüttung. Dies wurde durch die Eisenbahn ermöglicht und deshalb trug sie hauptsächlich zur Industrialisierung bei. Auch die Dampfschifffahrt erlebte einen Aufschwung.

Es entstanden Zollverbände; der größte Teil Deutschland wurde zu einem einheitlichen Zoll- und Handelssystem zusammengefasst.

Durch die neuen Verkehrsmittel Eisenbahn und auch Dampfschifffahrt wurde der Handel ausgeweitet. Es entstanden Handelszentren. Im Spätmittelalter wurden die Handelszentren ausgeweitet sodass sogar nach Übersee Güter transportiert werden konnten. Dies war der ausschlaggebende Punkt zur Entstehung des Bank- und Kreditwesens, da ein Tauschhandel, wie es dort zuvor üblich war, nicht mehr über eine so große Distanz betrieben werden konnte.

Dies alles führte zu einem Wendepunkt in der deutschen Wirtschaftsgeschichte, da nun durch bessere Materialversorgung der gewerbliche Faktor an Bedeutung gewann.

Die Manufakturen wurden durch Fabriken ersetzt, die Produktion durch den technischen Fortschritt verbessert. Außerdem war es durch das Bankwesen möglich, dass die Firmen Kredite für Investitionen aufnehmen.

Durch die vielen Fabrikgründungen erfolgte die sog. "Urbanisierung" (lat. urbs, Stadt), d.h. Ballungsräume, also Städte entstanden.

Durch die wirtschaftliche Umstellung wurden hauptsächlich in den Städten vermehrt Arbeiter benötigt. Diesen Bedarf konnte man natürlich durch die wachsende Bevölkerung decken. Davon abgesehen erfolgte eine Verbesserung des Lebensstandards, da die Einkommensmöglichkeiten und der Arbeitskräftebedarf nun sehr groß waren.

Das Angebot und die Nachfrage wurde gesteigert und ein Markt ist entstanden.

2.Industrialisierungsphase / Hochindustrialisierung (1873-1893)

1873 Gründerkrise (Wirtschaftswachstum rückläufig, nicht kontinuierlich gut)

1883-1889 Sozialgesetzgebung Bismarcks (durch soziale Leistungen wollte er Arbeitern Anreize geben um in Deutschland zu arbeiten; Absicherung/ Krankenversicherung; Unfallversicherung; Altersversicherung)

1894-1900 Elektroboom (jährliche Wachstumsraten 2-3% ; großer Anteil Elektroindustrie- Führungsbranche (Krupp, Siemens)

Nach der Reichsgründung 1871zeichnet sich in Deutschland eine neue Phase industrieller Entwicklung ab, die Hochindustrialisierung.


Merkmale der Hochindustrialisierung:

  1. Die Wachstumsziffern (Umsatz, Beschäftigtenzahl, Energieverbrauch, Kapitaleinsatz) steigen stark an.
  2. Die Industrieunternehmen werden groesser und komplexer. Zunehmende Unternehmenskonzentration und Konzernbildung sind typisch. Der kleine Familienbetrieb ist nicht mehr bestimmend.
  3. Grossbetriebe sprechen sich über Preise miteinander ab, arbeiten teilweise zusammen bis hin zum gemeinsamen Vertrieb von Produkten und zur Aufteilung von Märkten.
  4. Es entstehen völlig neue Industriezweige (Modernisierung und Wandel).
  5. Die Aktiengesellschaft wird zur bestimmenden Unternehmensform.
  6. Banken sind mit Aktien führend an der Industrie beteiligt. Bankvertreter sitzen in den Aufsichtsräten. Man spricht vom deutschen "Universalbanksystem". Bank- und Industriekapital in Deutschland wachsen zusammen.
  7. Schutzzölle schützen die heimischen Industrien
  8. Der Wirtschaftsliberalismus stirbt ab.
  9. Die Industriestaaten gehen zum Imperialismus über, importieren Rohstoffe aus weniger entwickelten Gebieten der Erde, exportieren Waren und Kapital und versuchen, die weniger entwickelten Laender der Erde zu beherrschen und unter sich aufzuteilen. Teilweise werden diese Länder durch wirtschaftlichen Einfluss beherrscht, teils werden sie zu Kolonien großer Kolonialreiche gemacht.

Die bisherigen Industriezweige setzten ihren Aufschwung fort und es wurden leistungsfähigere Maschinen entwickelt. Die Produktion wurde rationalisiert nach der Devise: noch besser, noch schneller, noch mehr, noch wirkungsvoller, noch kostengünstiger.


Beispiel Krupp

Das Beispiel Krupp zeigt, wie Konzerne die Märkte beherrschten und Familienunternehmen Aktiengesellschaften wurden.

Alfred Krupp konnte seinen kleinen Betrieb in dieser Phase der Hochindustrialisierung zu einem Großkonzern ausweitern. Seine Gusstahlfabrik in Essen hatte 1887 mehr als 21000 Beschäftigte.

Krupp vergrößerte sein Unternehmen durch Neubau, Zukauf und Übernahme anderer Firmen, damit er von der Rohstoffgewinnung (Kohle, Erze) über die Verarbeitung bis hin zur Herstellung der Endprodukte (Maschinen, Waffen, Fahrzeuge) alle Produktionsstufen in einer Hand hielt.


Beispiele für neue Industriebranchen:

Neben der Schwerindustrie kamen noch neue, zukunftsweisende Industriebranchen:

  1. die chemische Industrie (z.B. BASF, Hoechst, Bayer) stellte u.a. Farben, Kunststoffe, Pflanzenschutzmittel her;
  2. die Elekroindustrie (z.B. Siemens, AEG) produzierte Stromtechnik (Elekromotor, Beleuchtung, Straßenbahn) und Nachrichtentechnik (Telefon, Funkübertragung);
  3. die Automobilindustrie (z.B. Daimler, Benz, Bosch) bauten Motoren und feinmechanische Geräte.

Neue Erfindungen wurden patentiert, gesetzlich geschützt und vermarktet. Die Anwendung des Elektromotors und der Siegeszug des elektrischen Lichts in den Staedten, in den Fabriken und Industrieanlagen und in den privaten Haushalten veranschaulichen den Wandel, der durch die Elektroindustrie verursacht wurde.


Aufschwung von Wissenschaft, Technik und Bildung

Dieser Fortschritt bewirkt verbesserte Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten im 19 Jahrhundert. Die naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten und die Technischen Hochschulen wurden staatlich gefördert und ausgebaut.


Die Rolle des Staates

Der deutsche Staat unterstützte den industriellen Aufschwung z.B. durch den Ausbau des Verkehrsnetzes, durch die Finanzierung von Forschungsprojekten und durch öffentliche Aufträge fuer Rüstungsgüter, vor allem für Kriegsschiffe und Kanonen.

Der Staat besaß auch eigene Großbetriebe. Bahn und Post z.B. waren in Deutschland staatlich. Es gab also nicht nur einen privaten, sondern auch einen staatlichen Bereich in der Wirtschaft. Man spricht von einem "gemischtwirtschaftlichen System".


Aufstieg Deutschlands zur industriellen Grossmacht

Am Ende des 19 Jahrhunderts war Deutschland eine industrielle Großmacht. Es führte in einigen Branchen sogar die Weltspitze an. Die Hauptstadt Berlin war die größte und modernste Metropole Europas geworden. Die ursprünglich diskriminierende Aufschrift "Made in Germany" - noch Mitte des 19. Jahrhunderts von der ausländischen Konkurrenz erzwungen - hatte sich zu einem werbewirksamen Qualitäts - und Markenzeichen gewandelt.

Die hochindustrialisierten Länder Grossbritannien, Frankreich, USA, Deutsches Reich standen in erbittertem Konkurrenzkampf und Marktanteile, ihre Überlegenheit gegenüber den nichtindustrialisierten Staaten hatte sich jedoch noch vergrößert. Daraus erwuchs neuer außenpolitischer Konfliktstoff.


Die Nachteile:

Bei den unübersehbaren Vorteilen der Modernisierung darf aber die Frage nach dem Preis, der dafür gezahlt werden muss, nicht vergessen werden.

Mit der Industrialisierung verbunden ist ein Raubbau an Bodenschätzen, der heutzutage zu einer Verknappung der Rohstoffe führt und die Grenzen des ungehemmten Wachstums aufzeigt. Die riesigen Flächen für Industriestandorte und Siedlungen wurden mit tiefschneidenden Eingriffen in den Naturhaushalt erkauft. Der Industriemüll und andere Folgeschäden belasten immer stärker unsere Umwelt.


Staat und Gesellschaft im Kaiserreich werden immer rückständiger

Die wirtschaftliche Modernisierung machte vor Staat und Gesellschaft halt und beide blieben auffallend rückständig. Verfassungs- und Regierungssystem waren konservativ und traditionell. Dringend anstehende politische und soziale Reformen wurden verhindert, verdrängt und vertagt. Darum häuften sich Konfliktstoffe im deutschen Kaiserreich an. Diese entluden sich im Ersten Weltkrieg.

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Vorindustrielle Produktionsweise

Wie war die Arbeit vor der Industriellen Revolution?

Erstelle eine Tabelle und stelle dabei gegenüber: das Leben vor der industriellen Revolution - das Leben nach der industriellen Revolution

Zusatz (schwer): Ermittle die Kennzeichen der vorindustriellen Gesellschaft mit Hilfe der "Informationen zur ...".
Stelle deine Ergebnisse als differenziertes Mindmap dar.

Die vorindustrielle Arbeit findet überwiegend in der Großfamilie und in Familienbetrieben statt. Ihr Ziel ist die Versorgung (mit Nahrungsmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs), weniger die Massenproduktion und die Erzielung von Gewinn.

Der vorindustrielle Arbeiter reagierte auf materielle Anreize mit dem Wunsch, so viel zu verdienen, dass er in den Genuss dessen kam, was als ein behagliches Leben galt - unter sozialen Bedingungen, in die es Gott gefallen hatte, ihn zu berufen.

Die große Bevölkerungszunahme um 1800 verlangt die Mehrherstellung von Nahrung. Man musste weitere Möglichkeiten finden, um dieses Bedürfnis stillen zu können:

1. Anbaufläche vergrößern
 Wälder roden, Sümpfe trocken legen...

2. Qualität der Produkte steigern (Mehr auf 1m2 Land ernten)
Bis anhin wurde mit der Dreifelderwirtschaft gearbeitet:

Ein Drittel wird nie bewirtschaftet. Dieses System hat man aufgegeben, weil man die Fruchtwechselwirtschaft entdeckte. Von nun an wurde auch gedüngt. Mit dem neuen System gewann man einen größeren Ertrag. Da es mehr Nahrung gab, konnte man mehr Tiere füttern und es war auch mehr für den Menschen vorhanden = Mehr Menschen. Mit dem neu entdeckten System 'erfand' man auch den Zaun. Man nannte diese 'Enclosures' (Einschließungen). Diese Maßnahme war nötig, weil die Tiere aus dem Wald in die Felder preschten. Die Adeligen jagten diese. Dadurch wurden die Felder beschädigt. Weiter waren auch Kühe im Feld, welche zu gewissen Zeitpunkten trotz der Exkremente (Dünger) nicht erwünscht waren.

Was hat das Ganze mit der Industrialisierung zu tun?
 Um Wälder zu holzen (um Felder/Holz) zu gewinnen brauchte man Äxte.
 Um Zäune herzustellen brauchte man Draht, Hammer, Holz, Nägel.
 Um Sümpfe trockenzulegen waren Schaufeln nötig.

 Es wurde viel Material benötigt. Manufakturen schossen aus den Böden, später Fabriken. Abends brauchte man Licht  Die Kerzenfabriken wurden der große Renner. Mehr Getreide  mehr Mühlen. Mehr Menschen, die Trinken  mehr Brauereien und Restaurants. Man musste neue Kanäle bauen, neue Straßen und, und, und...

Die Industrie entsteht

Industria (lat.) = Fleiss, Betriebsamkeit

 Mechanisierung der Arbeit
1. Stufe der Geschichte: Sammler und Jäger
2. Stufe der Geschichte: Sesshafte Bauern
3. Stufe der Geschichte: Industrialisierung

Ausgangslage

  1. Handwerk (traditionell)
  2. Manufakturen (vorindustrielle Betriebe, bis 100 Arbeiter unter 1 Dach, Arbeitsteilung, von Hand...)
  3. Heimarbeit (v.a. Kleinbauern, Pächter, Knechte besaßen Spinnräder oder Webstühle, Sie bekommen vom Tuchhändler die Baumwolle und haben diese per Heimarbeit zu verarbeiten  Nebenverdienst)
  4. Baumwolle (Mehr Menschen brauchen mehr Kleidung, Die Kleidung aus Baumwolle war sehr gefragt, sie wurde von den Südstaaten importiert und in England verarbeitet und schließlich wieder in den USA geschneidert, wichtiger Antriebsmotor der Industriellen Revolution)

Heute leben in Europa rund 650 Mio. Menschen. Demgegenüber gab es um die Mitte des 18. Jahrhunderts erst 140 Mio. Europäer. Beim Vergleich unserer Gegenwart mit der Zeit vor Beginn der Industrialisierung - jener Welt, aus der die unsere hervorging - ergibt sich somit die entscheidende Grundtatsache, dass es damals sehr viel weniger Menschen gab. Das Schwergewicht des Lebens aller Völker lag damals und noch lange - in vielen Teilen Europas bis in unser 20. Jahrhundert hinein -ganz überwiegend auf dem Lande und in der Landwirtschaft. Rund 90 von 100 Menschen lebten von landwirtschaftlicher Tätigkeit oder vom ländlichen Kleingewerbe.

Die Bauern wirtschafteten nach ihrer Väter Sitte extensiv wie seit vielen Jahrhunderten mit dem althergebrachten, zumeist hölzernen Gerät. Eiserne Gegenstände waren viel weniger verbreitet als heute und erheblich teurer. In weiten Gebieten Europas war der Kartoffelanbau noch unbekannt. Viel weniger Ackerfläche als heute war unter den Pflug genommen. Es gab noch viel Ödland, Brache und große Moore, Heide und dichte Wälder. Die Gemeinweiden der Dörfer waren noch nicht in einzelne Flurstücke aufgeteilt, Stacheldrahteinfriedungen noch nicht erfunden.

Unter einem Dach lebten drei, vielfach vier Generationen in einem gemeinsamen Haushalt zusammen. In der bäuerlichen Großfamilie, in der jedes Mitglied nach seinen Kräften zum Lebensunterhalt beitrug, hatte auch der geistesschwache Krüppel, der kranke und alte Mensch seinen selbstverständlichen Platz, bis er eines Tages die Augen schloss. Die Dorfgemeinschaft mit ihren engen nachbarschaftlichen und verwandtschaftlichen Bindungen bestimmte das Leben der Landbewohner [. . .]. Auf den Bauernhöfen wurde beinahe alles hergestellt, was man an materiellen Dingen zum Leben brauchte. Es wurde nicht nur gebacken und geschlachtet, geräuchert und gepökelt, gebuttert und geschneidert, sondern auch getischlert und gezimmert; es wurden Lichter gezogen und wurde Seife gekocht. Noch war die Produktionstechnik in vielem nicht viel weiter, als sie im Altertum gewesen war. Das Leben war keineswegs behäbig und gesichert, sondern mühselig und erfüllt von schwerer körperlicher Arbeit [. . .].

Die Masse der Landbevölkerung bestand fast nur aus Analphabeten, die diesen Zustand keineswegs als Zurücksetzung empfanden. Höhere Bildung war noch das Privileg einer kleinen Schicht. Die Macht der überlieferten Glaubensanschauungen und der Respekt der Obrigkeit waren noch ungebrochen.

Das Rangsystem der Gesellschaft und die Abhängigkeit wurden als gottgegeben hingenommen. Selbstgenügsam blieb jeder in seinem engen Lebenskreis und wuchs in aller Regel in den Beruf des Vaters hinein. Die meisten kamen zeit ihres Lebens nicht über den Umkreis der engeren Heimat hinaus. Nicht die Leistung des einzelnen, sondern sein Herkommen entschied über seine soziale Stellung. Es gab nur wenige, dürftig ausgebaute Straßen, die das Land durchzogen. Daher war das Reisen zu Fuß, zu Pferd oder im Planwagen noch sehr beschwerlich. Kaufleute und Soldaten, Schiffer und Fuhrleute, wandernde Handwerksgesellen und Studenten, insgesamt aber nur ein sehr kleiner Teil der Gesamtbevölkerung, zogen wohl gelegentlich in die Ferne, doch die Masse der Bauern und auch der Bürger in den damals meist noch mittelalterlich anmutenden Städten mit ihrer lange stagnierenden Bevölkerung war noch sesshaft und gebunden an die traditionelle Lebensform der Altvorderen.

Alle Häuser in Stadt und Land hatten noch bodenständiges Gepräge. Es gab viele Kleinstädte, aber nur wenige mittelgroße Städte, zu denen damals auch die meisten Landeshauptstädte zählten. Wirkliche Großstädte waren nur London, Paris und in weitem Abstand Berlin und Wien. [...]

Wie bei der bäuerlichen Bevölkerung waren auch bei Handwerkern und Kaufleuten Privathaushalt und Betrieb nicht getrennt, sondern unter einem Dach. Bürger und Bauern lebten in demütiger Bescheidenheit. Reich waren nur ein Teil des Grund besitzenden hohen Adels und einige Handelsherren. [. . .]

Wir müssen uns jedoch davor hüten, diese agrarisch-handwerkliche vorindustrielle Welt als eine heile Welt in romantischer Verklärung zu sehen. Auch damals gab es Armut und Krankheit, missratene Kinder, Morde und Selbstmorde, Hochmut und Neid, Geiz und Eifersucht, Kriegszeiten und Missernten, Elend und Hungersnöte, Ausbeutung und Unterdrückung, Erbuntertänigkeit oder Leibeigenschaft der Bauern. Dennoch war das Bild der Landschaft in jenen unsagbar fernen Zeiten noch frei von dem, was uns die Technisierung unserer Umwelt gebracht hat: Fabrikhallen und qualmende Schlote, Fördertürme und Hochöfen, Telegraphenstangen und Hochspannungsleitungen, Asphalt-und Betonstraßen, Betonbrücken und Betonbauten, Eisenkonstruktionen und Gasometer, Eisenbahnen und Straßenbahnen, Autos und Tankstellen, Flugzeuge und dröhnende Motoren. Es gab noch keine Ozeanriesen und Tanker, sondern nur aus Holz gebaute Segelschiffe von geringer Tonnage, weder Telefon noch elektrisches Licht, noch nicht einmal Petroleumlampen, kein Kino, kein Radio, weder Fernsehen, Kunststoffe noch Wasserspülung, kurzum: keinen täglichen Komfort.

(Rudolf Rübberdt, Geschichte der Industrialisierung. Wirtschaft und Gesellschaft auf dem Weg in unsere Zeit. Verlag C. H. Beck, München, 1972, S. 1-3)

Beispiel Weber

In dieser Webstube des 19. Jahrhunderts (vorn) wird noch mit den altenhandwerklichen Methoden gearbeitet, mit dem Spulrad und dem einfachen Handwebstuhl. (Lithografie um 1835)

Eine Textilmanufaktur

Kämmen der Wolle

Spinnen

Weben

Noppen

Für jede dieser Tätigkeiten stand eine gesonderte Arbeitshalle zur Verfügung

Kupferstiche um 1728

Abbildungen aus: A. Bohnsack: Spinnen und Weben. Entwicklung von Technik und Arbeit im Textilgewerbe. Reinebk 1981. S. 159, 180, 181

TA: Wie lebten die Menschen um 1800? (Übertragen in Mappe)

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Zeitalter der Erfindungen

Welche Erfindungen beschleunigten die Industrielle Revolution? Welche Erfindungen dienten unmittelbar der Güterproduktion? Welche dienten vor allem dem Verkehr? Welche der Nachrichten-Übermittlung (Kommunikation)? Nenne Erfinder und Unternehmer und fasse die Auswirkungen der technisch-industriellen Revolution auf die Menschen in Deutschland zusammen - schriftlich in deine Mappe! Schau dir dazu auch den Film unten an!

Ursprünglich für den Einsatz in Bergwerken entwickelt, fand die Dampfmaschine (schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Thomas Newcomen entwickelt, von James Watt 1769 perfektioniert) schnell Verwendung in den neu entstandenen Textilfabriken. Die Industrialisierung war damit in das entscheidende Stadium eingetreten: Menschliche Kraft wurde durch die Leistung der Maschine ersetzt, die Produktion konnte immens gesteigert werden. Diese Entwicklung war nicht überraschend oder ungewöhnlich; schon immer hatten Menschen versucht alternative Energiequellen zu erschließen. So bediente man sich schon im Neolithikum des Rindes, um den Pflug ziehen zu lassen oder man nützte die Kraft von Wind und Wasser zum Mahlen von Getreide (Wind- und Wassermühlen). Neu war nun allerdings, dass der Fabrikbesitzer, der sich der Dampfmaschine bediente, unabhängig von Witterung und Umwelt wurde, dass die neue Antriebsmaschine an prinzipiell jedem Ort zu jeder Zeit mit konstant gleichbleibender Leistung eingesetzt werden konnte. Die industrielle Produktion wurde damit planbar und ihr Ablauf kalkulierbar.

Darüber hinaus entwickelte sich die Dampfmaschine selbst zum Schrittmacher für die Industrialisierung: Ihre Produktion und die Produktion der von ihr angetriebenen Textilmaschinen erforderten neue Verfahren in der Eisenverhüttung. Wurde bislang Roheisen mit Hilfe von Holzkohle erzeugt, so waren dieser Methode bei einer Erhöhung der Eisenproduktion dadurch Grenzen gesetzt, dass die Holzkohle nicht in unbegrenztem Maß zur Verfügung stand. Abraham Darby war es, dem schließlich die Eisenverhüttung mit Hilfe von Steinkohle gelang: Henry Cort entwickelte diesen Ansatz zum sog. Puddelverfahren (1784) weiter, dessen Prinzip es ist, das erzeugte Roheisen durch Luftzufuhr von qualitätsmindernden Stoffen zu befreien.

(Klett-Verlag)

Die Auswirkungen von James Watts Erfindung der Dampfmaschine konnten die Menschen damals noch nicht erkennen. Erst nach und nach erkannten sie immer neue Einsatzmöglichkeiten der Dampfmaschine. Die ersten Arbeitsmaschinen, die von ihr angetrieben wurden, waren vor allem Spinn- und Webmaschinen.

1767 hatte James Hargreaves die "Spinning-Jenny" erfunden, eine Spinnvorrichtung, auf der 18 Fäden gleichzeitig gesponnen werden konnten. Sie verrichtete damit die Arbeit von 18 Menschen gleichzeitig. Mit der Kraft seiner Hände hatte Hargreaves sie zunächst in Bewegung gehalten, was viel Kraft kostete. Später übernahmen Wasserräder diese Aufgabe und noch später die Dampfmaschine.

Die neue Dampfmaschine ersetzte die Kraft des Menschen und der Natur. Mehr noch; sie konnte viele solcher "Spinning-Jennies" - in fortlaufender Reihe in einem großen Saal aufgestellt - mit ihrer Kraft antreiben.

Das war die Geburtsstunde der modernen Fabrik. Das System von Antriebsmaschine, Übertragungseinrichtungen und Arbeitsmaschinen löste die Manufaktur ab.

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Innovationen gestern - heute

Neue technische Entwicklungen und ihre Auswirkungen (z.B. auf Familie, Freizeit, Bildung etc.) - Sammle Informationen und stelle sie in einer vergleichenden Tabelle (Erfindung Dampfmaschine - Erfindung Computer) gegenüber!

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Wirtschaftsethik

Zusatzaufgabe (schwer): Erläutere den von Max Weber festgestellten Zusammenhang zwischen Religion und Kapitalismus.

Zeige, wie die Lehre Calvins die Entstehung des Kapitalismus fördert, die Luthers diese hemmt.

Diskutiere, ob die Ausführungen Smiths (1. Absatz)) in jedem Fall Gültigkeit besitzen. Welche Gegenbeispiele kannst du anführen?

Wie steht Smith zu Einfuhrverboten und Importzöllen?

Versuche eine Gesamtwürdigung der Wirtschaftstheorie des Adam Smith: Wem nützt sie, wem schadet sie? Warum?

Der Soziologe Max Weber zur Bedeutung der calvinistischen Erwerbsethik (1905)

Das sittlich Verwerfliche ist nämlich das Ausruhen auf dem Besitz, der Genuss des Reichtums mit seiner Konsequenz von Müßigkeit und Fleischeslust, vor allem von Ablenkung von dem Streben nach "heiligem" Leben. Und nur weil der Besitz die Gefahr dieses Ausruhens mitsich bringt, ist er bedenklich. Denn die "ewige Ruhe der Heiligen" liegt im Jenseits, auf Erden aber muss auch der Mensch, um seines Gnadenstandes sicher zu werden, "wirken wie die Werke dessen, der ihn gesandt hat, solange es Tag ist". Nicht Muße und Genuss, sondern nur Handeln dient nach dem unzweideutig geoffenbarten Willen Gottes zur Mehrung seines Ruhms. Zeitvergeudung ist also die erste und prinzipiell schwerste aller Sünden. Die Zeitspanne des Lebens ist unendlich kurz und kostbar, um die eigene Berufung "festzumachen". Zeitverlust durch Geselligkeit, "faules Gerede", Luxus, selbst durch mehr als der Gesundheit nötigen Schlaf - 6 bis höchstens 8 Stunden - ist sittlich absolut verwerflich. Es heißt noch nicht wie bei Benjamin Franklin: "Zeit ist Geld", aber der Satz gilt gewissermaßen im spirituellen Sinn: sie ist unendlich wertvoll, weil jede verlorene Stunde der Arbeit im Dienst des Ruhmes Gottes entzogen wird [...] Auch nach der Quäkerethik soll das Berufsleben des Menschen eine konsequente asketische Tugendübung, eine Bewährung seines Gnadenstandes an seiner Gewissenhaftigkeit sein, die in der Sorgfalt und Methode, mit welcher er seinem Beruf nachgeht, sich auswirkt. Nicht Arbeit an sich, sondern rationale Berufsarbeit ist eben das von Gott Verlangte [...] Es wird auch der Wechsel des Berufs als keineswegs an sich verwerflich angesehen, wenn er nicht leichtfertig, sondern um einem Gott wohlgefälligeren, und das heißt dem allgemeinen Prinzip entsprechend: nützlicheren Beruf zu ergreifen, erfolgt. Und vor allem: die Nützlichkeit eines Berufs und seine entsprechende Gottwohlgefälligkeit richtet sich zwar in erster Linie nach sittlichen und demnächst nach Maßstäben der Wichtigkeit der darin zu produzierenden Güter für die "Gesamtheit", aber alsdann folgt als dritter und natürlich praktisch wichtigster Gesichtspunkt: die privatwirtschaftliche "Profitlichkeit". Denn wenn jener Gott, den der Puritaner in allen Fügungen des Lebens wirksam sieht, einem der Seinigen eine Gewinnchance zeigt, so hat er seine Absichten dabei. Und mithin hat der gläubige Christ diesem Ruf zu folgen, indem er sie sich zunutze macht [...] Der Reichtum ist eben nur als Versuchung zu faulem Ausruhen und sündlichem Lebensgenuss bedenklich und das Streben danach nur dann, wenn es geschieht, um später sorglos und lustig leben zu können.

Max Weber: Askese und kapitalistischer Geist. Zit. nach Weltgeschichte im Aufriss: Industrielle Revolution und soziale Frage. Hg. v. Werner Ripper, Frankfurt/M. 1977, S. 23 f.

Der Ökonom Adam Smith über die Bedeutung des Wirtschaftsliberalismus (1776)

Da nun aber der Zweck jeder Kapitalanlage Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, d.h. denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert. Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse im Auge zu haben, tatsächlich aber erfährt so indirekt auch das Gemeinwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung [...].
Verfolgt er nämlich sein eigenes Interesse, so fördert er damit indirekt das Gemeinwohl viel nachhaltiger, als wenn die Verfolgung des Gesamtinteresses unmittelbar sein Ziel gewesen wäre [...] Die natürlichen Produktionsvorteile, die ein Land hinsichtlich bestimmter Waren vor einem anderen voraushat, sind mitunter so groß, dass es, wie alle Welt weiß, vergeblich sein würde, dagegen ankämpfen zu wollen. Durch Treibhäuser, Mistbeete und Rahmen lassen sich in Schottland sehr gute Trauben ziehen und auch ein recht guter Wein daraus gewinnen, nur würde dieser vielleicht dreißigmal soviel kosten als ein ebenso guter Wein, den man aus fremden Ländern bezöge. Würde nun ein Gesetz vernünftig sein, das die Einfuhr aller fremden Weine verbietet, nur um die Erzeugung schottischen Weiß- und Rotweins zu fördern? Ob die Vorteile, die ein Land vor dem andern voraus hat, natürliche oder erworbene sind, ist hierbei nicht ausschlaggebend. Solange das eine Land diese Vorteile besitzt und das andere sie entbehrt, solange ist es auch für das andere vorteilhafter, von dem ersteren zu kaufen, als die betreffende Ware selbst herzustellen. [...] Die Regelung dieser Austauschverhältnisse aber muss dem freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte überlassen bleiben. Es ist zwar möglich, dass durch wirtschaftspolitische Maßnahmen, vor allem durch Einfuhrverbote und hohe Zölle auf fremdländischen Waren, sich im Lande selbst eine Industrie entwickelt oder schneller entwickelt, als es ohne solche staatlichen Maßnahmen der Fall gewesen wäre [...], aber es folgt daraus keineswegs, dass die Gesamtsumme der gewerblichen Produktion oder des Volkseinkommens des betreffenden Landes durch solche Eingriffe vermehrt werden kann. Die Industrie eines Landes kann sich nur in dem Maße vermehren, als das Kapital zunimmt, und das Kapital nimmt nur in dem Maße zu, als nach und nach aus dem Einkommen gespart wird. Kapitalbildung und Industrieentfaltung müssen in einem Lande dem natürlichen Gang der Entwicklung überlassen bleiben.

Adam Smith: Der Reichtum der Nationen. Zit. nach Weltgeschichte im Aufriss: Industrielle Revolution und soziale Frage. Hg. v. Werner Ripper, Frankfurt/M. 1977, S. 24 ff.

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Kleiner Lückentext zur Industriellen Revolution

Fülle in die Lücken!

Am Anfang des 18. Jahrhunderts lebten die Menschen fast noch wie im Mittelalter. Fast alles wurde mit den hergestellt, nur einfache Geräte erleichterten das Arbeiten. Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich diese Arbeits-und Lebensweise. In kurzer Zeit wurden zahlreiche technische gemacht. Ein neues Zeitalter begann. Die Industrialisierung nahm ihren Anfang. Erfindungen: 1769 erfindet die Dampfmaschine, die zuerst im Bergbau eingesetzt wurde, um auch in größeren Tiefen zu entwässern. Dadurch stieg die Kohleproduktion an. 1807 fuhr das erste , das mit Dampf angetrieben wurde. 1825 wurde die erste Eisenbahnstrecke der Welt nach der Erfindung von George Stephenson eröffnet. Die erste Eisenbahn in Deutschland fuhr zwischen Nürnberg und Fürth 1835. Die Eisenbahn und das Dampfschiff stellen wichtige dar, mit denen Entfernungen schneller überwunden werden können. 1886 erfindet den ersten Fahrzeugmotor und baut das erste Automobil. Diese Erfindung bringt für den einzelnen Menschen einen und eine erhöhte mit sich, die auch heute noch unseren Alltag prägen. Da die Erfindungen des 19. Jahrhunderts das Leben der Menschen grundlegend veränderten, spricht man auch von einer .


Einsetzwörter: Erfindungen, Gottlieb Daimler, Händen, Industriellen Revolution, James Watt, Mobilität, Schiff, Transport- und Verkehrsmittel, Zeitgewinn

Am Anfang des 18. Jahrhunderts lebten die Menschen fast noch wie im Mittelalter. Fast alles wurde mit den Händen hergestellt, nur einfache Geräte erleichterten das Arbeiten. Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich diese Arbeits-und Lebensweise. In kurzer Zeit wurden zahlreiche technische Erfindungen gemacht. Ein neues Zeitalter begann. Die Industrialisierung nahm ihren Anfang. Erfindungen: 1769 erfindet James Watt die Dampfmaschine, die zuerst im Bergbau eingesetzt wurde, um auch in größeren Tiefen zu entwässern. Dadurch stieg die Kohleproduktion an. 1807 fuhr das erste Schiff , das mit Dampf angetrieben wurde. 1825 wurde die erste Eisenbahnstrecke der Welt nach der Erfindung von George Stephenson eröffnet. Die erste Eisenbahn in Deutschland fuhr zwischen Nürnberg und Fürth 1835. Die Eisenbahn und das Dampfschiff stellen wichtige Transport- und Verkehrsmittel dar, mit denen Entfernungen schneller überwunden werden können. 1886 erfindet Gottlieb Daimler den ersten Fahrzeugmotor und baut das erste Automobil. Diese Erfindung bringt für den einzelnen Menschen einen Zeitgewinn und eine erhöhte Mobilität mit sich, die auch heute noch unseren Alltag prägen. Da die Erfindungen des 19. Jahrhunderts das Leben der Menschen grundlegend veränderten, spricht man auch von einer Industriellen Revolution.

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[...]

Setze in die Lücken ein:

Gottlieb Daimler, industrielle Revolution, Zeitgewinn, Schiff, Händen, Transport- und Verkehrsmittel, James Watt, Mobilität, Erfindungen

Übertrage das Schaubild unten in deine Mappe!

Das eiserne Jahrhundert

Zeitgenössische Darstellung aus dem 19. Jahrhundert

Aufgaben

1. Welche Beziehung besteht zwischen der Entwicklung der Eisenbahnstrecken, der Steinkohlenförderung und der Roheisenerzeugung?

2. Wie entwickelten sich Arbeitskräftebedarf beim Eisenbahnbau und Transportleistung bei der deutschen Eisenbahn?

3. Welche Industriezweige bekamen durch die Eisenbahninvestitionen massive Aufträge?

4. Was will das Bild zum "Eisernen Jahrhundert" zum Ausdruck bringen? Welche technischen Errungenschaften werden dokumentiert?

Das Ungeheuer

In: "Punch".1865. London. Punch Library.

Aufgaben

1. Versuche, die Karikatur zu erklären. Folgende Hinweise könnten Dir helfen:

- Welches Verkehrssystem ist abgebildet?

- Wie werden Augen und Maul dargestellt?

- Welche Symbolik haben die Beine?

- Wo lauert das Ungeheuer?

- Welche Befürchtungen werden durch die Zeichnung dargestellt?

Die großindustrielle Produktion

1 Das Benzin

"Die Entdeckung riesiger Petroleumfelder in Pennsylvanien (USA) und danach an anderen Stellen zusammen mit einem ausgedehnten Petroleumhandel begann erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Rohrleitungen zu Raffinerien und Hafenplätzen, immer neue Destillationsverfahren sorgten schon um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert dafür, daß das einst so seltene Benzin immer reicher, ja zuletzt in Strömen floß. Das Wort Benzin selbst stammt aus dem Arabischen. Es hat mit Carl Benz etymologisch nichts zu tun. Aber Benz und Daimler haben mit ihren Erfindungen die Macht der Ölindustrie auf der ganzen Welt, die Gummiindustrie und vor allem die weltüberspannende Automobilindustrie initiiert."

In: Werner Walz: Daimler-Benz. Wo das Auto anfing. Konstanz 1986. S. 38. (c) Stadler Verlagsgesellschaft mbH.

2 Die Zulieferer-Industrie

"Der Automobilbau schuf neue Industrien, die sich ebenso rasch zu großer Blüte aufschwangen: den Karosseriebau, die Zündapparate und Autoelektroindustrie u.a. Untrennbar verbunden mit dieser Entwicklung in Württemberg steht der Name Robert Bosch. Am 15. November 1886 eröffnete er im Hinterhaus Rotebühlstraße 75 B in Stuttgart seine Werkstätte für Feinmechanik und Elektronik. Am 1. April 1901 bezog Robert Bosch mit 45 Mitarbeitern das erste Fabrikgebäude Hoppenlaustraße 11. Im Jahre 1908 beschäftigte die Zündapparatefabrik, die sich mit der Erfindung der Lichtbogenzündung ein Weltmonopol sicherte, 1300 Arbeiter. Schon ein Jahr später stieg die Zahl auf 2000."

In: Uwe Jens Wandel: 150 Jahre Gottlieb Daimler. Ausstellungskatalog. Schorndorf 1984. S. 130. (c) Bürgermeisteramt Schorndorf.

3 Die Umstellung auf Serienproduktion

"Das neue Werk in Untertürkheim ... war nicht nur modern ausgestattet (es gab von Anfang an 600 elektrisch angetriebene Werkzeugmaschinen), sondern bot auch akzeptable Arbeitsbedingungen ... Die Autofertigung von Daimler nahm immer mehr großindustrielle Dimensionen an - zumindest nach den Maßstäben der Vorkriegszeit. 'Der Verkauf unserer Erzeugnisse hat in den letzten Jahren insofern eine Wandlung erfahren', heißt es im Geschäftsbericht 1911, 'als Aufträge mit langfristigen Lieferzeiten immer seltener werden: Besonders in Luxusautomobilen wünscht der Käufer nach Augenschein prompt zu kaufen, oder möglichst nicht länger zu warten, als die Anfertigung einer Karosserie nach seinen Spezial-Angaben erfordert. Dies bedingt Vorrat-Fabrikation von Serien aller marktgängigen Typen und ist in Rücksicht auf herauskommende Neuerungen der ständig fortschreitenden Technik nicht ohne Risiko'. Erst recht galt das für die kleineren Modelle 8/18, 8/20 und 8/22, die Daimler 1911 zur Abrundung des Programms herausbrachte...

Die Umstellung von der Einzel- auf eine Art Serienanfertigung wirkte sich natürlich auch auf die Arbeitsverhältnisse aus. Der Anteil der Akkordarbeit stieg weiter, auch die Arbeitsteilung innerhalb der Werke nahm zu und damit die Spezialisierung der Beschäftigten. Handarbeit dominierte aber immer noch weitaus, die Produktivität blieb bescheiden. Rechnerisch stellten im Jahre 1911 je zwei Beschäftigte in Untertürkheim ein Auto im Jahr her."

In: Max Kruk und Georg Lingnau: 100 Jahre Daimler-Benz. Das Unternehmen. Mainz 1986. S. 53 u. S. 62 f. (c) Hase & Koehler Verlag, Mainz.

Aufgaben

1. Welche Entdeckungen förderten die rasante Ausbreitung des Autos?

2. Durch die Erfindung von Benz und Daimler erhielten verschiedene Industrien starke Wachstumsimpulse. Welche?

3. Nenne drei neue Industriebereiche, die der Automobilbau schuf.

4. Welche Auswirkungen hatte die großindustrielle Produktion auf die Fertigung und die Arbeiter?

Loblied auf den Benz-Motorwagen 1898. In: Carl Graf von Klinckowstroem: Knauers Geschichte der Technik. München und Zürich 1959 S. 333 . (c) Der Spiegel 37/1989.

Aufgaben

1. Gebt - ohne lange zu überlegen - Euren ersten Eindruck von dem Titelbild wieder.

2. Notiere stichwortartig Deine Eindrücke.

3. Gibt es eine Verbindung zwischen Überschrift und Zeichnung?

4. Welche Folgen des Autoverkehrs will der Grafiker darstellen?

5. Was wollte der Verfasser des Lobliedes auf den Benz-Motorwagen ausdrücken?

6. In welcher Beziehung steht das Gedicht zu unserem heutigen Verkehrssystem?

Jeder braucht Mobilität

Otto Flimm: "Wir brauchen das Auto ebenso
wie Bus und Bahn, wie Flugzeug und Rad"

Ein Problem ist allerdings gegenwärtig noch nicht in den Griff zu kriegen: CO2, das Kohlendioxid. Dies gilt allerdings nicht für das Auto allein, sondern für alle Quellen, in denen fossile Brennstoffe, beispielsweise Öl und Kohle, in Energie oder Wärme umgewandelt werden, also auch für Kraftwerke, Industrieanlagen und Heizungen von Wohnhäusern. Beim Auto geht es darum, hier einen Fortschritt auf zweierlei Weise zu erreichen: durch Verminderung des Kraftstoffverbrauchs und durch den Einsatz von Elektro-Energie, soweit diese nicht aus Quellen stammt, die ihrerseits wieder die Umwelt belasten. Die intensive Weiterentwicklung der Solartechnik ist deshalb ein Weg, die CO2-Belastung zu verringern.

Die andere Möglichkeit besteht darin, überhaupt weniger Energie zu verbrauchen als bisher, teils durch sparsamere Motoren, teils durch sparsameren Gebrauch der Fahrzeuge.

Die Aufgabe, im Jahr 2000 den Durchschnittsverbrauch der Autos auf fünf Liter pro 100 Kilometer Fahrtstrecke zu senken, muß deshalb von der Auto-Industrie unbedingt verwirklicht werden.

Schließlich sollte sich nicht erst in der Zukunft, sondern schon heute jeder Bürger ständig überlegen, auf welchen Strecken und zu welchem Zweck er tatsächlich das Auto benötigt und welche Aufgaben er auch auf andere Weise und mit anderen Mitteln erfüllen kann. Wollen wir auch in Zukunft die Mobilität insgesamt behalten, so werden wir nicht vermeiden können, unsere Verhaltensweisen beim Benutzen der verschiedenen Mittel der Mobilität zu verändern.

In: ADAC motorwelt. 2/92. S. 7 f.

Alarmierender CO2-Anstieg

Experten für Tempolimit und teureres Benzin

Bonn/Berlin (dpa) - Die Belastung der Umwelt mit dem "Klimakiller" Kohlendioxid wird in den kommenden Jahren weitaus schlimmer als befürchtet. Bisher war für Westdeutschland für die Zeit von 1987 bis zum Jahr 2007 eine Zunahme um etwa 16 Prozent vorausgesagt worden, für Ostdeutschland allerdings noch erheblich mehr. Nach der Prognose des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) wird der unter anderem durch den Straßen- und Luftverkehr verursachte CO2-Ausstoß in diesem Zeitraum aber um 50 Prozent steigen, falls die Politik nicht mit drastischen Mitteln gegensteuert.

Der Sprecher des Umweltbundesamtes, Hanns Jürgen Nantke, bestätigte die Ergebnisse der für das Bundesamt angefertigten Untersuchung. Nantke sagte, damit könnten die Ziele der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß zur Abwehr des Treibhauseffektes um 25 bis 30 Prozent bis zum Jahr 2005 zu verringern, nicht erreicht werden. Nantke schlug ein Bündel von "ordnungspolitischen Zwangsmaßnahmen" vor, darunter eine Erhöhung des Benzinpreises auf bis zu fünf Mark, die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen und die Umwandlung der Kilometerpauschale in eine generelle Entfernungspauschale.

Ausgangspunkt für die Prognose ist das weitere Anwachsen der Verkehrslawine, wobei für die neuen Bundesländer eine Angleichung der Verhältnisse an das westdeutsche Niveau vorausgesagt wird. Für den Westen wird bis 2005 eine Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehrsbereich um acht Prozent gegenüber 1988 angenommen, im Osten wird dagegen mit einer Verdoppelung des CO2-Ausstoßes im selben Zeitraum gerechnet.

In: Süddeutsche Zeitung. 19. 8. 1992.

Aufgaben

1. Vergleiche die Aussagen des ADAC-Präsidenten Otto Flimm zum Kohlendioxid (CO2) mit der CO2-Prognose des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung.

2. Welche Maßnahmen zur Verringerung des Treibhausgases werden vorgeschlagen? Stelle in einer Tabelle die Maßnahmen gegenüber.

3. Wie beurteilst Du den Erfolg der Vorschläge?