Friedrich II., der Große
(1712-1786)
Der Preußenkönig
Seinen Beinamen "der Große" erhielt Friedrich II. nach dem zweiten
Schlesischen Krieg, das war im Jahre 1745. Nach dem Siebenjährigen Krieg, dem
dritten, den er um die Provinz Schlesien führen mußte, nannte man ihn den »Alten
Fritz«, obwohl er erst 51 Jahre alt war. Von Gicht und Sorgen gebeugt, kehrte
er auf seinen Krückstock gestützt nach Berlin, genauer gesagt nach Potsdam zurück.
Friedrich II. wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren, als Sohn Friedrich
Wilhelms I., den die Geschichte den "Soldatenkönig" nennt. Seine
Mutter, Sophie Dorothea, die Tochter des Kurfürsten von Hannover und Königs
von England, war der musische Gegensatz zu dem sehr strengen Vater. Zu ihr fühlte
sich das empfindsame Kind und später der junge Friedrich hingezogen. Von ihr fühlte
er sich in seiner Liebe zur Musik und Dichtkunst ebenso verstanden wie von
seiner älteren Schwester Wilhelmine. Obwohl in die Rolle des Kronprinzen
hineingeboren, stieß ihn alles Soldatische ab. Als Achtzehnjähriger versuchte
er einmal, die Armee heimlich zu verlassen, aber die Flucht mißlang. Er wurde
auf die Festung Küstrin gebracht, und sein Helfershelfer, der Leutnant Hans
Hermann von Katte, wurde vor seinen Augen im Hof der Festung enthauptet. Jetzt
begriff Friedrich den eisernen Willen seines Vaters und beugte sich ihm, auch
als ihm Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern zur Frau verordnet wurde.
Dennoch begannen mit dieser Ehe die vier glücklichsten Jahre in Friedrichs
Leben, auf Schloß Rheinsberg in der Mark Brandenburg, wo er auch begann, dem
französischen Philosophen Voltaire zu schreiben. Später lud er ihn auch an
seinen Hof ein. Friedrich sprach fließend Französisch, Deutsch nur wie ein
Kutscher.
Was er im Jahre 1740 vorfand, als er nach dem Tod des Vaters König von Preußen
wurde, waren zusammenhanglose Länder: Ostpreußen, Brandenburg und Besitzungen
am Rhein. Der junge Mann hatte längst begriffen, daß mit diesem Preußen kein
Staat zu machen war. Das wollte er ändern. Die Gelegenheit dazu fand sich, als
in Wien plötzlich der deutsche Kaiser starb und dessen junge Tochter Maria
Theresia Regentin der habsburgischen Erblande wurde. Friedrich nutzte diese
Gelegenheit aus und fiel im Dezember des Jahres 1740 zum ersten mal mit seinem
Heer in Schlesien ein und besetzte Breslau. Dies war kein ruhmreicher Feldzug.
Ein zweiter und dritter folgten. Erst danach konnte sich Friedrich vollauf
seinem ausgebluteten Land widmen. "Ich bin", wie er sich ausdrückte,
"der erste Diener meines Staates." So hat er sein königliches
Amt aufgefaßt und danach gehandelt.
"In meinem Staat kann jeder nach seiner Fasson selig werden!"
Auch das galt. In Preußen fanden alle, die um des Glaubens Willen aus ihrer
Heimat davonziehen mußten, ein neues Zuhause. Friedrich der II. gründete in
Berlin die Akademie der Wissenschaften, führte die Schulpflicht und die
Pressefreiheit ein. Er wollte in seinem Staat die Aufklärung, die geistige
Unabhängigkeit seiner Untertanen ermöglichen, und soweit es ihm möglich war,
hat er sie auch verwirklicht.
In seiner Außenpolitik verlor er niemals die Großmacht Preußen aus den
Augen. Er hatte sie geschaffen und dafür mit der Einsamkeit im letzten
Abschnitt seines Lebens bezahlt. Nur seine Hunde und sein Leibhusar waren in den
letzten Lebenstagen bei ihm, wenn er sich auf die Terrasse seines Schlosses
Sanssouci hinausgeleiten ließ. Dieses Schloß hatte er selbst entworfen, und
der große Baumeister und Architekt Knobelsdorf hatte es ihm gebaut, auf einem
brandenburgischen Sandhügel. Hier, auf der Terrasse von Sanssouci, wollte er
auch begraben sein. Die Gruft dazu war vorbereitet. Aber es kam anders. Sein
Nachfolger hielt sich nicht an das Testament, er ließ den Sarg in die
Garnisonskirche von Potsdam bringen.
Die Zeitläufe seit dem Todestag Friedrichs II. am 17. August 1786 krempelten
Deutschland um und brachten neue Grenzen. Und so kam es, daß der Sarg
Friedrichs des Großen bis 1993 in der Kapelle der Hohenzollernburg in
Hechingen/Württemberg stand. Dort, wo es mit dem Geschlecht der Hohenzollern
seinen Anfang genommen hatte, von wo sie ausgezogen waren über Nürnberg,
Tangermünde nach Berlin und Potsdam. Hier hat er heute nun wieder seine letzte
Ruhestätte gefunden.
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