Arbeitstechniken
 

Informationsbeschaffung
 

Die Unterrichtsmitschrift

 

Ziel der Unterrichtsmitschrift ist nicht, alle Worte des Unterrichtsgesprächs zu notieren. Nicht selten wird dies jedoch versucht, werden die Seiten Zeile für Zeile gefüllt, so daß das Zuhören leidet, weil wie bei einem Diktat geschrieben wird. Zuhören im Unterricht bedeutet aber auch Mitdenken, und genau hier kann eine Mitschrift hilfreich wirken. Einige Richtlinien können Ihnen dabei helfen, das Gehörte sinnvoll strukturiert zu Papier zu bringen:
  1. Schreiben Sie erst dann, wenn ein Sinnabschnitt beendet ist.

  2. Wer zu früh schreibt und Gedanken hierbei selbst zu Ende denkt, kann zu anderen Ergebnissen kommen als der Redner. Damit die Mitschrift tatsächlich den Tenor des Unterrichtsgesprächs trifft, sollte man eigene Ergänzungen kennzeichnen.
     
  3. Fassen Sie die Hauptgedanken stichwortartig zusammen.

  4. Keinesfalls ganze Sätze wortwörtlich mitschreiben. Das ist schier unmöglich, es sei denn, man kann stenographieren, - und nicht nötig; eine Mitschrift soll nicht dokumentieren. 
     
  5. Kürzen Sie Wörter sinnvoll ab.

  6. Aber: Abkürzungen haben nur dann Sinn, wenn sie auch später noch verständlich sind. Daher empfiehlt es sich, über die ohnehin gängigen Abkürzungen (z. B. für ‚zum Beispiel‘, d. h. für ‚das heißt‘ und u. für ‚und‘, usw. für ‚und so weiter‘ etc.) hinaus Endsilben zu tilgen oder zu kürzen (z.B. -ung durch -g ersetzen, -lich durch -l. u. ä.). Schlüsselwörter können, nachdem sie als solche wahrgenommen sind, durch selbstdefinierte Siglen (feste Abkürzungszeichen) ersetzt werden. Geht es beispielsweise in einem Vortrag um den Expressionismus, kann das Wort im folgenden durch ein einfaches ‚E‘ ersetzt werden.
     
  7. Notieren Sie Namen und Begriffe möglichst vollständig, um sie auch später noch schnell nachschlagen zu können.

  8. Selbst ein sparsam angewendetes Abkürzungsverfahren empfiehlt sich bei Namen und neu eingeführten Termini, die nur selten vorkommen, nur in begrenztem Maße: Unbekannte Namen und Fachbegriffe sollten nicht abgekürzt werden, da dies das Wiederauffinden in der Fachliteratur unnötig erschwert selbst bei ausgeschriebenen Namen bleibt die Hürde der Schreibung.
     
  9. Ordnen Sie Ihre Stichwörter auf dem Papier in nicht-Iinearer Folge so an, daß Zusammenhänge und Beziehungen deutlich werden.

  10. Dieses Schreibverfahren bietet mehrere Vorteile: Zunächst hält es den Schreiber davon ab, entgegen guter Vorsätze doch ganze Sätze zu schreiben. Darüber hinaus kann mit Hilfe von Pfeilen oder ähnlichen zusätzlichen Zeichen der Zusammenhang zwischen einzelnen Gedanken eingetragen werden. Das Ergebnis einer Mitschrift nach diesem Muster sieht ähnlich aus wie ein Tafelbild - an einigen Stellen vielleicht ausführlicher. Beim Wiederlesen wird auf den ersten Blick die Struktur des Unterrichtsgesprächs deutlich - demjenigen, der es gehört hat. Wenn eine solche Mitschrift einem Fremden nicht alles erläutert, ist das nur natürlich.
     
  11. Lassen Sie beim Schreiben auf dem Papier Raum für nachträgliche Ergänzungen.

  12. Häufig kreisen die Argumente eines Vortrags um wenige Kerngedanken. Da Sie die Gesamtaussage eines Unterrichtsgesprächs festhalten und nicht ihren Verlauf dokumentieren wollen, ist es günstiger, die Stichworte logisch und nicht chronologisch anzuordnen.
     
  13. Notieren Sie Zitatbelege und Literaturhinweise sorgfältig.

  14. Die Mitschrift sollte auch die Anregungen aufgreifen, die in einem Unterrichtsgespräch gegeben werden. Dabei liegt es in Ihrem Ermessen, ob Sie nur die Zitate, die das Unterrichtsgespräch tragen, oder auch ergänzende Lektüreempfehlungen der Lehrkraft notieren oder ob Sie ausschließlich das, was Ihnen lesenswert erscheint, aufschreiben. In jedem Fall ist es praktisch, die Lesehinweise mit einem Zeichen zu versehen, so daß sie beim Überfliegen der Notizen leicht aufgefunden werden können.
     
  15. Eine Mitschrift ist individuell. 

  16. Sie kann bei allen Schülerinnen und Schülern verschieden aussehen. Zu Beginn des Schuljahres wird sie umfangreicher sein als gegen Ende: Häufig wird das Neue, Unbekannte schriftlich fixiert - das Bekannte nicht mehr festgehalten.
     
  17. Eine Mitschrift einer Unterrichtsstunde sollte - je nach Schriftgröße - bis zu 2 DIN-A4-Seiten nicht überschreiten. 

  18. Grundsätzlich gilt die Regel ,weniger ist mehr'. Umfangreichere Mitschriften sind wenig übersichtlich und erschweren eine schnelle Orientierung.
     
  19. Eine gute Mitschrift erleichtert das Mitdenken.

  20. Sie halten nicht nur Haupt- und Nebenargumente und die Beziehungen, in die der Redner sie stellte, auf dem Papier fest, sondern fügen eigene, ergänzende oder kontroverse Kommentare ein. Wenn Sie so dokumentieren, sind Sie bei der Diskussion stets im Bilde - ob als Redner oder Zuhörer - und können die Diskussionsbeiträge beurteilen.
     
  21. Nicht wenigen Schülerinnen und Schülern dient das Mitschreiben während des Unterrichts auch dazu, bei der Sache zu bleiben. 

  22. Die Mitschrift selbst wird allenfalls kurz vor einer Klausur, im Rahmen einer Abschlußarbeit oder aus nostalgischen Beweggründen wiedergelesen. Wer den Stoff der Vorlesung nacharbeiten will, kann dies mit seiner Mitschrift am selben Tag oder auch noch nach einer Woche tun. Es bietet sich an, zu Hause auch Fachliteratur hinzuzuziehen, Zusammenhänge zu formulieren und einige Zitate einzufügen, so daß ein in sich geschlossener Text entsteht.
(Zusammengestellt nach: Karl-Dieter Bünting u. a.: Schreiben im Studium. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1999. S. 25f.)

 
 
Zurück zu Arbeitstechniken: Übersicht