INHALTSVERZEICHNIS
1. Vorwort. |
2. Die frühantike Entdeckungsperiode |
3. Zu Forschung und Wissen der Griechen und
Römer |
4. Abschließende Worte zur Antike |
5. Das philosophische Weltbild |
5.1. Das Weltbild im Mittelalter |
5.2. Der Weltbildwandel der frühen Neuzeit |
6. Der spanisch - portugiesische Wettlauf |
7. Die Erschließung des ozeanischen Raumes |
7.1.. Die Spanier im Pazifik |
7.2.. Die Reisen de Mendanas und de Quiros |
8. Abel Janszoon Tasman |
9. Die Entdeckungen des Captain James Cook |
9.1. Von der ersten Reise: 1768 - 1771 |
9.2. Die zweite Reise: 1772 - 1775 |
9.3. Cooks letzte Reise: 1776 - 1780 |
10. Quellenverzeichnis |
1. Vorwort
Diese Arbeit stellt den Versuch einer Darstellung des
Horizontewandels des Europäers von der frühen Antike über das
klassische Altertum bis in die frühe Neuzeit dar. Dies nicht nur im
reinen geographischen Sinne, sondern auch unter Berücksichtigung eines
auf Grund gesellschafts - politischer Veränderungen sich ständig
wandelnden philosophischen Weltbildes. Zum anderen soll mit dieser Arbeit
versucht werden, mit besonderer Gewichtung auf den ozeanischen Raum, den
Weg der Erschließung der Welt durch den Abendländer in all seinen auf
Unwissenheit basierenden Fährnissen, darzustellen. Hierbei soll speziell
auf die ersten Kontakte zwischen Europäern und Indigenen Ozeaniens
eingegangen werden, welche sich meist durch beiderseitiges Bemühen, diese
neue Situation zur allgemeinen Zufriedenheit zu lösen, auszeichneten.
Zuletzt wird in dieser Arbeit auf jenen mythisch - sagenhaften
Motivationsgrund zur Erforschung fremder Gestade näher eingegangen, der
mit Versinken des ersten „globalen" Wissens im frühen Altertum, in
den Köpfen der Menschen zu geistern begann, die Frage nach der Existenz
der Terra Australis, des antipodischen Südkontinents.
2. Die frühantike Entdeckungsperiode
Die Entdeckungsleistungen der frühen Kulturen sind
immer sehr vorsichtig beurteilt worden, und wie die Geschichte zeigt,
wurden sie eher unter- als überschätzt. Vor allem die archäologischen
Ergebnisse der Forschung der letzten Jahre trugen dazu bei, daß wir heute
wissen, daß sich neben den Ägyptern und Phöniziern auch die Kreter und
die Karer, ein Volk aus dem südwestlichen Kleinasien, mit einigem Erfolg
als Seefahrer versucht hatten, sowie die Einwohner von Tartessos in
Südspanien im Atlantikverkehr. Nach dem Niedergang der kretischen Kultur
um 1500 v.Chr. gelangte der Seehandel mehr und mehr in phönizische
Hände. Diese weiteten ihren Handel aus und legten immer weitere Distanzen
zu neuen Lagerstätten zurück. Schon in der zweiten Hälfte des
2.Jahrtausends hatten die Phönizier die Küsten des Mittelmeeres
erforscht und die Straße von Gibraltar überschritten, es kann sogar
angenommen werden, daß sie zu diesem Zeitpunkt, Lixus im heutigen Marokko
und Gades, das heutige Cadiz, waren eben gegründet worden, bereits die
Zinnlagerstätten des Nordens, nämlich die Bretagne und Südengland
erreicht hatten. Für die Phönizier bestand die Welt nicht nur aus dem
Mittelmeer und einem schmalen Landstreifen rundherum, sie reichte noch ein
gutes Stück weiter. Die Frage ist nur, wie weit? Das und das Weltbild der
Ägypter, unter deren politischer Oberhoheit Phönizien lange stand, hier
vor allem der Umstand, daß das Wissen der Zeit in einer Art
Geheimbundwesen hierarchisch nach Stand geschützt war, müssen bei der
Erforschung der geographischen Kenntnisse der damaligen Zeit
berücksichtigt werden.
Um 1000 v.Chr. fuhren die Phönizier nach Ophir. König
Salomo, so berichtet die Bibel, rüstete mit Hilfe der benachbarten
Phönizier eine Flotte aus, die aus dem Lande Ophir für damalige
Verhältnisse märchenhafte Schätze mitbrachte, vierhundertzwanzig
Zentner Gold, daneben Sandelholz und Edelgestein. Den Berichten kann
außerdem entnommen werden, daß die mitgebrachten Güter nicht unbedingt
in ehrlichem Handel erworben worden waren, so erreichte wenig später die
legendäre Königin von Saba die Residenz Salomos, wohl um dem
ungeordneten Austausch von Waren der beiden Länder ein Ende zu bereiten.
Die Kontakte hielten noch länger an, alle drei Jahre fuhren phönizische
Schiffe in Richtung Arabien aus, dann aber brachen die Handelsbeziehungen
ab, das Land Ophir entschwand aus den Augen der Zeitgenossen, doch
geisterte es seither in allen Erdbeschreibungen herum und stellte bis ins
17.Jahrhundert ein lockendes Ziel für viele Entdeckungsfahrten dar.
Genauere Kenntnis als von Ophir haben wir vom Land Punt,
in das die ägyptischen Pharaonen ihre Schiffe - wiederum mit
phönizischer Besatzung - entsandt hatten. Bekannt sind sowohl die
Schiffe, besonders deren Bauart, mit denen diese schwierigen Fahrten
unternommen worden waren, als auch die von dort mitgebrachten Güter, vor
allem Weihrauch, Affen und Sklaven. Die erste Kunde einer solchen
Unternehmung stammt aus der Fünften Dynastie, bekannter ist wohl die
Flotte, die von Königin Hatschepsut, ca. um 1500 v.Chr. ausgesandt worden
war, um ebenfalls mit reichen Gütern aus jenem Land zurückzukommen , das
die Geschichtsgeographen irgendwo zwischen Somalia und Zimbabwe zu finden
hoffen. Herodot berichtet von einer im Auftrage des Pharao Necho um 600
durchgeführten Umseglung Afrikas. Der Pharao beauftragte eine
phönizische Flotte, vom Roten Meer aus nach Osten und Süden zu segeln
und dann um Afrika herum in den Atlantik und durch die Meerenge von
Gibraltar ins Mittelmeer zurück zu fahren. Die Reise dauerte drei Jahre,
wobei die Seefahrer jeweils solange fuhren, wie sie auf Grund ihrer
Vorräte gelangen konnten und dann an Land gingen, säten und auf die neue
Ernte warteten. Herodot hatte die Erzählung selbst nie geglaubt, ganz
besonders wegen einer Mitteilung, die ihm ganz unverständlich erscheinen
mußte: Bei der Umseglung Afrikas, also bei der Ost- Westrichtung, hätten
die Phönizier die Sonne zur rechten Hand gehabt, also im Norden, während
sie doch immer im Süden stehe.
Der einzige Fall eines offiziellen Reiseberichtes ist
uns vom Karthager Hanno erhalten, der um 500 v.Chr. zu den Kamerunbergen
gesegelt war. Hanno ist offenbar bis Sierra Leone vorgedrungen. Er
erzählt, daß er Menschen gejagt habe, die mit Haaren bedeckt waren und
keine Sprache hatten, auch sah er Feuer im Landesinneren, wahrscheinlich
die damals tätigen Vulkane Kameruns. Seine Hauptaufgabe konnte Hanno
allerdings nicht erfüllen, nämlich mit den Bewohnern in einen
Handelsaustausch zu treten, der für die Handelsstadt Karthago neue
Rohstoffmärkte erschlossen hätte. So blieb auch diese Fahrt ohne
Auswirkungen auf das Erdbild seiner Zeit.
Als bestes Beispiel dafür, wie geschützt das Wissen
der Zeit war und durch mangelnde Kommunikation und gezielten Datenschutz
selektiert wurde, ist die Weltkarte des Anaximander aus Milet von 600
v.Chr. anzugeben. Er sieht die Welt als eine Scheibe mit geteilter
Ökumene, umgeben vom Weltmeer und einem weiteren Festlandring. Zu dieser
Zeit lagen die Reisen der Ägypter ins Land Punt schon lange zurück.
Neben jenen durch historische Quellen belegten
Entdeckungen muß von den archäologisch erarbeiteten gesprochen werden,
wonach angenommen werden kann, daß die Phönizier von den Kanarischen -
Inseln den Rohstoff Purpur geholt hatten, die Azoren ansteuerten und das
wahrscheinlich von Amerika aus (Westströmung), und, Funde aus Brasilien
und Nordamerika eröffnen die Möglichkeit, ebenso den amerikanischen
Kontinent gekannt und besucht hatten, Vermutungen, die nicht erst heute,
sondern schon in der frühen Neuzeit, nämlich 1544 vom Astrologen Caldano
und zwei Jahrhunderte später vom Göttinger Professor August Ludwig
Schmölzer und dem Wiener Karl Michaeler, aufgestellt worden waren.
Interessant sind auch Funde von ägyptischen Münzen aus dem 3.Jahrhundert
v.Chr. an verschiedensten Orten Australiens.
In diesem Zusammenhang gibt die Odyssee Homers das
größte Rätsel auf, doch scheint sich immer mehr zu bestätigen, daß es
sich dabei um eine aus dem phönikischen entnommene Seefahrergeschichte
wahren Kerns handelt, die in das griechische Weltbild gepaßt worden war.
Folgt man den Orts- und Routenangaben der Odyssee, so ergibt sich eine
komplette Weltumseglung, die in groben Zügen von Tunesien über
Nordeuropa nach Nordamerika, dann rund um Südamerika durch den Pazifik
nach Indien und schließlich durch das Rote Meer zurück ins Mittelmeer
geführt hatte.
Als durch den Aufstieg Assyriens und Karthagos der
phönikische Handel im 8.Jahrhundert allmählich zusammenbrach, verschwand
auch deren Wissen von der Geographie der Erde, die Zinnrouten wurden
aufgegeben, es blieben die Geschichten von Seeungeheuern, die hinter den
Säulen des Melkart, der Straße von Gibraltar lauerten, der
psychologische Effekt führte dazu, daß der Atlantik lange Zeit als
unbefahrbar galt und gemieden wurde. Die Seeungeheuer erwiesen sich als
äußerst zählebig, denn noch im 18.Jahrhundert wurden Seekarten damit
ausgeschmückt.
3. Zu Forschung und Wissen der Griechen
Seit der Mitte des 8.Jahrhunderts vor unserer
Zeitrechnung bahnten die Griechen Handelsbeziehungen mit Afrika an und
gründeten Kolonien in Nordafrika. Die Gesänge Homers verraten
über jenen Erdteil noch sehr verworrene Vorstellungen, wenngleich
Ägypten und das südlich davon gelegene Land der „dunkelfarbigen
Äthiopier" nicht unbekannt waren. Maßgeblich ist aber die
Afrikakenntnis der Griechen mit dem Namen Herodot verbunden,
welcher auf seinen ausgedehnten Reisen Ägypten bis Assuan, die Cyrenaika
und die Syrtenländer bis Karthago besuchte. Herodot verfaßte die erste
zusammenhängende Darstellung des Erdteils, die natürlich einige Mängel
aufweist. Zwar schienen ihm die Gebiete Ägyptens und die nordafrikanische
Küste recht vertraut gewesen zu sein, je weiter er aber in seinen
Beschreibungen südwärts stieß, vermischte sich immer mehr Richtiges mit
Falschem und so kam es unter anderem zum ersten Mal zu der Vermutung um
einen Zusammenhang zwischen Niger und Nil, die bis ins 19. Jhdt. die
folgenreichen Verwirrungen über die Stromverhältnisse Nordafrikas
nachsichziehen sollte.
Der Vorsteher der berühmten Bibliothek von Alexandria, Eratosthenes,
beschrieb den krümmungsreichen Lauf des Nil, hatte Kunde von seinem
Nebenfluß Astaboras, dem heutigen Atbara, und wußte, daß der Blaue Nil
aus dem schon den Ägyptern bekannten Coloesee (Tanasee) in Äthiopien
kommt. Der Grieche Hipparchos hielt im Großen und Ganzen an den
Ansichten seines Vorgängers fest, dachte sich aber Afrika in den Süden
viel weiter ausgedehnt und mit Asien jenseits des Indischen Ozeans
zusammenhängend.
Eine neue Ära der Geographie beginnt mit dem Schaffen
von Strabo aus Amaseia im 1.Jhdt. n.Chr., der nicht nur eine
verhältnismäßig genaue Schilderung der europäischen Länder, ihrer
Flüsse und Seen, hinterlassen hat, sondern auch detaillierte Auskunft
über Teile Afrikas gibt. Sein Wissen hat er teilweise selbst auf seinen
zwei Reisen in Nordafrika, wobei ihn die eine bis an die Grenzen
Äthiopiens führte, gesammelt, vieles versuchte er durch Berichte von
Einheimischen vor Ort zu ergänzen, um ein neues, erweitertes Gesamtbild
des Kontinents zu zeichnen:
Was die Problemstellung der Nilquellen betrifft, so
meint Strabo, daß sie in einer trockenen, unbewohnbaren Gegend liegen
müssen, enthält sich aber weiterer Ausführungen und führt lediglich
die Ansichten einiger Personen zu diesem Thema an, welche den Ursprung des
Nil nicht weit von den äußersten Grenzen Mauretaniens suchen.
Als Geograph unter den Römern ragt vor allen Pomponius
Mela aus Tingentera (1.Jhdt.n.Chr.) hervor, der im ersten Buch seines
Werkes „De situ orbis" eine Beschreibung Afrikas gab: Im Norden
begrenzt Afrika das libysche Meer, im Osten der Nil, im Süden das
äthiopische, im Westen das atlantische Meer. Es ist länger als
breit(seine größte Breite hat es längs des Nil), aber doch kürzer als
Europa. Die Frage, ob Afrika umschiffbar sei , oder sich gegen Süden als
unermeßlicher Kontinent hinziehe, hielt der Geograph für erledigt durch
die von Hanno und Eudoxos wirklich bewerkstelligte Umschiffung. Mela nahm
nach der von Aristoteles aufgestellten Behauptung an, daß auch die
südliche Hemisphäre einen uns unbekannten Kontinent enthalte und von
Antichthonen bewohnt werde. Auf diesem südlichen Kontinent entspringe der
Nil, fließe dann unter dem Ozean hin und komme erst wieder in unserem
Kontinent zum Vorschein. Äußerst wertvoll sind Mela´s Nachrichten über
den Westen Afrikas, wo er vieles genauer beschreibt als Strabo und andere
seiner Vorgänger.
Im 2. Jhdt.n.Chr. war die mit dem ägyptischen und
vorderasiatischen Gesichtskreis begonnene Verschmelzung der Menschheit des
Raumes zwischen Atlantischem Ozean, dem Indus und Oxus zur Tatsache
geworden, und es wurden darüber hinausgehende Erkundungen gesammelt, die
alle ihren Niederschlag in der Erdkarte des Claudius Ptolemaeus
(150 n.Chr.) fanden. Sie stellt den Gipfelpunkt des geographischen Wissens
der Antike dar und berücksichtigt auch die Ergebnisse römischer
Welterkundung im europäischen Binnenraum.
Der hellenisierte Ägypter Ptolemaeus war in erster
Linie Nutznießer einer langen Reihe griechischer Geographen, Mathematiker
und Astronomen, von denen viele in seiner Heimatstadt Alexandria gelebt
und gewirkt hatten. Sein Ruhm gründet sich auf zwei Werke: die Geographia
und die Astronomia.
Der zweite Teil der Geographia ist eine Sammlung von
Landkarten, bestehend aus einer Weltkarte und Teilgebietskarten. Erstere
zeigt außer dem Mittelmeer die Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Südafrika ist mit dem Land der Sinae verbunden, der Indische Ozean wird
so zum Binnenmeer, im Osten und Süden von Festland umgeben, von Terra
Incognita.
4. Abschließende Worte zur Antike
Die Erkenntnisse über die Geographie der Erde in der
Antike gerieten mit dem Untergang des weströmischen Reiches in den Wirren
der Völkerwanderungszeit für das Abendland verloren. Was von der
Kenntnis fremder Gebiete übrigblieb, war unklar und verzerrt, mit
abergläubischen und phantasievollen Vorstellungen durchsetzt, die willig
geglaubt wurden.
Selbst die gesicherten Erkenntnisse der Griechen über
die Kugelgestalt der Erde gingen in den kommenden Jahrhunderten des
politischen und geistigen Niedergangs verloren. Für die Christen des
Mittelalters galt nur das Weltbild der Bibel und so wurde die Erde wieder
flache Scheibe, umflossen vom Weltmeer, mit dem Paradies in der Mitte, so
wie es die zahlreichen Weltkarten des Mittelalters zeigen. Die Schriften
der großen Griechen gerieten in Vergessenheit und erhielten sich an zwei
Orten am reinsten, in der arabischen Welt und in dem von der
Völkerwanderung verschont gebliebenen Irland. Von Irland aus sollten auch
die ersten entscheidenden europäischen Entdeckungen des Mittelalters
gemacht werden, als 795 n.Chr. irische Mönche auf die Insel Island
gelangten.
5. Das philosophische Weltbild:
5.1. Das Weltbild im Mittelalter
Das Weltbild des Mittelalters stellte sich als in sich
geschlossen und überschaubar dar, es war Teil des göttlichen Heilsplanes
und der allgemeinen Harmonie. Auch der geographische Raum war Teil dieser
Harmonie und wurde symbolisch, religiös und mythologisch verstanden.
Seine Bedeutung lag nicht in exakter Topographie, sondern in
Symbolhaftigkeit, mit Hilfe derer die Welt in ihrer Unerfaßbarkeit
erklärt hatte werden sollen. Die Theologie stellte die höchste
Verallgemeinerung der sozialen Praxis des Menschen des Mittelalters dar
und lieferte im allgemeingültigen Zeichensystem, in dessen Termini die
Mitglieder der feudalen Gesellschaft sich und ihre Welt wiedererkannten
sowie ihre Begründung und Erklärung fanden. Das Gesagte bedeutet ferner,
daß sich die mittelalterliche Weltanschauung durch eine Einheitlichkeit
auszeichnete, aus der ihre spezifische Undifferenziertheit und die
Ungegliedertheit ihrer einzelnen Sphären resultiert. In einem kleinen
Teilchen war gleichzeitig auch das Ganze enthalten. So bildete auch der
Mikrokosmos der damals bekannten Welt eine Art Duplikat des gesamten,
teilweise noch unbekannten Erdballs. Diese Auffassung des Raumes fand sich
auch in den Weltkarten wieder, deren Ziel es eher war, die Heilsgeschichte
von der Schöpfung bis zum jüngsten Tag zu veranschaulichen, wie es den
Ökumenekarten am besten zu entnehmen ist. Diese Karten waren stets
dreigeteilt (Afrika, Europa, Asien), Orte und Länder wurden nicht nach
ihrer realen Größe, sondern nach ihrer religiösen Bedeutung
dargestellt. Die Karten waren nach Osten hin gerichtet, da dort der Sitz
des Lichtes ist und Christus ostwärts in den Himmel fuhr, Jerusalem stand
stets im Mittelpunkt und Pälästina wurde übergroß gezeichnet.
5.2. Der Weltbildwandel der frühen Neuzeit
Die europäische Gesellschaft des ausgehenden
Mittelalters, am Übergang zur Neuzeit, war keinesfalls von Stabilität
und Homogenität geprägt, sondern durch tiefgreifende Umwandlungen
verunsichert. In erster Linie stellte der Wandel der Herrschaftssysteme
von Feudal- zu absoluten, herrscherorientierten Systemen einen groben
Einschnitt im gesellschaftlichen Leben dar, die Inquisition als Reaktion
auf eine innerkirchliche Krise, deren Ursprung in der Erweiterung des
Horizonts der Menschen dieser Zeit lag, brachte in vielen Teilen Europas
Schrecken und Gewalt mit sich, eine sich nach und nach etablierende neue
Medizin, verdrängte etablierte Heiltraditionen und schloß sich in diesem
Sinne dem gewaltsamen Vorgehen der Kirche gegen die Gesellschaft an, was
bis zur physischen Vernichtung von Menschen führte. Als Fazit kann gesagt
werden, die radikalen Änderungen in Verbindung mit steigenden Ängsten
bestärkten die Menschen in ihren Wünschen nach einer anderen, vor allem
besseren Welt. Hier wurzelte, zusammen mit Missionierungsgedanken und
ökonomischen Interessen, der Mythos der Ferne, der Traum vom Land der
unbegrenzten Möglichkeiten entstand als positives Gegenbild zu einer
zwanghaft, autoritären Welt.
Die Renaissance brachte durch die Entwicklungen
des Humanismus den Aufbau eines neuen wissenschaftlichen Weltbildes, eine
Schicht von Praktikern bildete sich aus, erstmals wurden seit der Antike
wieder entscheidende Fortschritte in Mathematik und Mechanik gemacht, es
kam zu einer Profanisierung der Wissenschaft an deren Entwicklungsende die
kopernikanische Wende stand, also die Annahme und Ausarbeitung des
heliozentrischen Weltbildes. Nach wie vor und dies sollte sich auch mit
dem Zeitalter der Aufklärung nicht ändern, geisterte aber die
Vorstellung der Terra Australis, des unbekannten Südlandes in den Köpfen
der Menschen herum.
Immanuel Kant traf den Zeitgeist der Aufklärung
am treffendsten: „Habe Mut, Dich Deines Geistes zu bedienen !", die
Aufklärung, die Revolution des Geistes richtete sich gegen die
jahrhundertealte, erstarrte Orthodoxie einer Kultur, verfolgte eine
Verbesserung der individuellen Situation der Menschen, gerechtere Gesetze,
gemäßigtere Regierungen, Religionsfreiheit und Gedankenfreiheit. Mit
Voltaires „Essai sur les moeurs et l´esprit des nations" wurde
eine neue Form der geschichtsphilosophischen oder kulturgeschichtlichen
Betrachtungsweise eingeführt, die Forderung nach Kosmopolitismus wurde
aufgestellt und damit das zweite große Entdeckungszeitalter der
Menschheitsgeschichte eingeleitet, in dessen Mittelpunkt die Wissenschaft
und Forschung stehen sollte. Der Schwerpunkt der Entdeckungsreisen, deren
berühmteste Agitatoren Leute wie Louis de Bougainville, Samuel Wallis,
James Cook, Johann und Georg Forster, etc. waren, lag auf dem pazifischen
Raum, die Binnenräume Amerikas, Afrikas, Asiens und Australiens blieben
hingegen weiterhin unerforscht.
6. Der spanisch - portugiesische Wettlauf
Mit der stetigen Erweiterung der Einflußgebiete durch
Spanier und Portugiesen kam es nun zu Problemen im Abstecken der
Interessensphären und schon 1479 schlossen die beiden Seemächte den
Vertrag von Alcacovas, um im gegenseitigen Einvernehmen die neuen Gebiete
für sich zu erschließen. Schon damals zeigten sich die zwei
unterschiedlichen Wege, die hierbei gegangen werden sollten. Versuchten
die Portugiesen, den vielversprechenden Markt, in direkter Konfrontation
mit dem arabischen Seehandel, in der Umsegelung Afrikas zu finden, so
setzten die Spanier ihre Segel in Richtung Westen, um den noch
unerforschten, vage vermuteten Seeweg nach Indien zu finden. Diese beiden
unterschiedlichen Ansätze fanden im Vertrag von Tordesillas 1494
endgültig ihre Besiegelung, wo mit päpstlichem Segen die Aufteilung der
nichtchristlichen Welt in eine spanische und portugiesische
Einflußsphäre vorgenommen wurde.
In diesem vordergründigen Ziel war den Portugiesen
vorerst mehr Glück beschieden. 1498 konnte Vasco da Gama mit
arabischer Navigationshilfe erstmals, vorbei am Kap der Guten Hoffnung,
über den Indischen Ozean nach Indien gelangen, bis etwa 1505 war der
Handelskrieg in den Indischen Gewässern für die Portugiesen und gegen
die Araber entschieden, die europäischen Seefahrer errichteten ein
Vizekönigreich in Indien und sicherten den Seeweg dorthin mit befestigten
Handelsstützpunkten entlang der gesamten ostafrikanischen Küste, sowie
auf der Insel Sokotra(1508) und in Maskat(1508).
1511 eroberten die Portugiesen Malakka, im selben Jahr
kamen Serráo und Abreu an die Gestade der Gewürzinseln,
den Molukken. Die Bildung von Niederlassungen in Sumatra(1514),
Ceylon(1514) und Kanton(1517) sicherten auch die Kontrolle im
indonesischen Raum.
Der Weg Spaniens hingegen war durch die sensationelle
Wiederentdeckung Amerikas gekennzeichnet. Die Entdeckungen der spanischen
Seefahrer und Conquistadores nahmen mit den vier Fahrten des Christoph
Kolumbus ihren Lauf, im Jahre 1492, im selben Jahr fiel die letzte
moslemische Festung Spaniens, Granada, entdeckte er die Inseln San
Salvador, Kuba und Haiti(Espánola), von 1493-96 die Kleinen Antillen,
Puerto Rico und Jamaica, ehe sich nun weitere Persönlichkeiten ins Buch
der Entdecker einzuschreiben begannen, wie etwa Amerigo Vespucci
(Venezuela, Kolumbien; 1499-1500), Pinzon (Amazonasmündung; 1500),
Solis (La Plata; 1516), etc. ehe, wie unten beschrieben, im Jahre
1521 auch den Spaniern der Weg zu den Molukken - allerdings über Westen -
gelingen sollte.
7. Die Erschließung des ozeanischen Raumes
Die Entdeckung und Erschließung des Pazifiks
unterscheidet sich insofern von allen anderen Unternehmungen des frühen
kolonialen Zeitalters, als daß hier erstmals - zumindest äußerlich -
das materielle Interesse, im Gegensatz zum wissenschaftlichen, eine
deutlich untergeordnete Rolle gespielt hatte. Die enormen Distanzen
gestatteten für längere Zeit nur sehr kurzfristige Kontakte mit dem
pazifischen Raum. Dennoch beeinflußten gerade diese Reisen einige
wissenschaftliche Disziplinen, insbesondere die Naturwissenschaften, in
einem nicht unwesentlichen Ausmaß. Zudem wurden die Pazifikfahrer des
18.Jahrhunderts mit Nachdruck dazu angehalten, friedliche Kontakte mit den
Fremdvölkern zu unterhalten, worin sich u.a. unzweifelhaft ein
gewandeltes Verhältnis des Europäers zu Vertretern von Fremdkulturen
widerspiegelt. Dies zeigte sich auch im direkten Kontakt von Autochthonen
des pazifischen Raumes mit Europäern in Europa, wo sie, durch Rousseaus
„homme naturel" angeregt, als edle Wilde eine Sonderstellung
einnahmen. Hatten vor allem die Afrikaner unter den wertenden Vergleichen
zum Idealtypus oftmals zu leiden, so galt der Südseeinsulaner als Mensch,
der dem europäischen, ja sogar antiken Ideal von Schönheit am nächsten
kam, dennoch - und daran änderten auch Besuche wie die von
Aoutourou(1769) oder Omai(1775) nichts - blieben sie exotische Kuriosa und
von Gelehrten zum Gegenstand von recht begrenzten Studien gemacht, Fremde
für die Europäer.
Als allgemeine Beweggründe für diese Entdeckungsreisen
waren der Wille, sich endlich genaue Kenntnisse über den Pazifik zu
verschaffen, der Glaube, daß sich am südlichen Erdball eine unbekannte
Landmasse, die Terra Australis befinden müsse und zuletzt die fixe Idee
der Existenz eines Goldlandes ob nun El Dorado oder Ophir genannt.
Unterstützt wurde die Idee des großen unbekannten Kontinentes im Süden
der Erdkugel mit der weit verbreiteten Annahme, daß große Inseln, wie
sie durch Indonesien, Neu Guinea schon bekannt waren, nur neben großen
Landmassen (Australkontinent) befänden. Als Motivationsgründe für diese
Reisen können der Drang der Menschen nach persönlichem Prestige, die
Suche der europäischen Staaten nach Reichtum und die Mission der Kirche
genannt werden.
7.1. Die Spanier im Pazifik
Im gleichen Ausmaß, wie die Portugiesen vom Osten aus
nach den Molukken strebten, versuchten die Spanier ihren Weg zu den
wertvollen Gewürzinseln über Westen zu finden. Bis zur Mitte des
16.Jahrhunderts durfte der Pazifik ohne weiteres als „Spanisches
Meer" bezeichnet werden, da mit der Entdeckung des Ozeans durch Vasco
Nunez de Balboa (1513) und der ersten Durchquerung durch Ferdinand
Magellan (1520-1521) eine geordnete Erschließung des Erdteiles durch
die Spanier begonnen hatte und ihre gezielte Ausführung fand, wobei
wichtige Posten, so etwa auf den Phillipinen und den Inseln Mikronesiens
von den Spaniern errichtet wurden.
Man fuhr im 16. und 17.Jahrhundert durch den Stillen
Ozean auf den durch die Spanier festgelegten Segelrouten - entweder von
Feuerland aus an der chilenischen Küste eine Strecke nordwärts und dann
mit nordwestlichem Kurs über die Marianen zu den Philippinen, wie dies -
ohne daß er große Entdeckungen in der Inselwelt des Stillen Ozeans
erzielen konnte - Magellan getan hatte. Oder man strebte an der
neuweltlichen Küste nordwärts bis nach Südkalifornien und von da an mit
Hilfe der Passate über den Stillen Ozean in den Osten des Malaiischen
Archipels. Die wichtigen Inselgruppen lagen zumeist außerhalb dieser
Segelrouten. Daher kam es, daß in den weiten Wasserflächen nennenswerte
Entdeckungen bis in die Mitte des 18.Jahrhunderts nicht erzielt wurden.
Man wußte noch nichts über die Lage und Größe der zahlreichen
Inselgruppen und damit über die Verteilung von Land und Wasser.
7.2. Die Reisen de Mendanas und de Quiros
Die erste Reise von Alvaro de Mendanas und Pedro
Fernandez de Quiros (1567-1569) brachte die Entdeckung der Salomonen,
aber keine Reichtümer. Weder konnte ein Missionierungsversuch gestartet
werden, da die Inseln einfach zu weit von jeglichen spanischen
Stützpunkten entfernt lagen, noch wurde der gesuchte Australkontinent
gefunden. Von den ersten Kontakten der Spanier mit den Einheimischen auf
dieser Reise sind uns Aufzeichnungen erhalten geblieben. Schon während
der Passage an den Elice - Inseln unternahm de Mendana den Versuch der
Kontaktaufnahme mit herannahenden Booten, doch verscheuchten wohl dessen
Forderungen nach Proviant, vor allem aber nach Wasser, die Inselbewohner,
so daß der Kurs Richtung Westen fortgesetzt werden mußte. Mit dem
Erreichen von Santa Isabel auf den Salomonen kam es dann aber
zwangsläufig zur Kontaktaufnahme zwischen Spaniern und Melanesiern. Schon
beim Einfahren in die Sternenbucht wurden die Schiffe de Mendanas von
Auslegerbooten, dessen Schönheit und Geschwindigkeit allgemeine
Bewunderung fanden, begleitet. Die darin sitzenden Menschen waren mit
Pfeil und Bogen, sowie Speeren bewaffnet. Nach dem Ankern wurden in einer
Zeremonie die Namen ausgetauscht, der Stammeschef Bilebarna sicherte nach
Anfragen de Mendanas sogleich auch eine ausreichende
Nahrungsmittelversorgung für die Spanier zu. Es blieb jedoch bei einem
Lippenbekenntnis von Seiten Bilebarnas, die Spanier ließen sich im Zuge
ihrer Bestrebungen nun immer mehr in inselinterne Belange verstricken, die
den Aufenthalt nicht unbedingt zu einem erfolgreichen Ende führten. Zu
erwähnen ist hierbei aber der wohl erste Kontakt von Europäern mit
kannibalistischen Zeremonien, die von den Schiffsbesatzungen mit Entsetzen
und Grauen, so de Mendana, aufgenommen worden waren.
Die zweite Reise (1595-1596) brachte die
Entdeckung der Marquesas und Santa Cruz - Inseln, doch
wurden die vorher entdeckten Salomonen verfehlt. Auch sonst stand diese
Reise nicht unbedingt unter einem guten Stern. Versuche der Kolonisation
und Mission schlugen fehl, die Gründung eines Handelsstützpunktes wurde
vorgenommen, doch fand de Mendana den Tod. Erst der dritten Reise
(1605-1606) war etwas mehr Glück beschieden. Quiros entdeckte mehrere
Inseln des Tuamotu-Atolls, lief als zweiter Seefahrer nach Magellan die
Karolinen an und passierte später Rakahanga in den nördlichen
Cook-Inseln, ehe er die Neuen Hebriden entdeckte, von denen er
glaubte, es handle sich dabei um den gesuchten Südkontinent. Es wurde
eine Kolonie gegründet und erstmals nahm ein christlicher Orden seine
Tätigkeit in Ozeanien auf. Die gesamte Reise stellte Quiros von
vornherein unter folgende Richtlinien: „Christliche, politische und
militärische Disziplin, freundliche liebevolle Behandlung der
unterstellten Leute ohne Gewalt und mit Methoden, die seine Gefolgschaft
zufrieden und fest in ihrer Liebe, Treue und Zuverlässigkeit halten
sollten." Fluchen und Lästern war streng verboten, Spielkarten
wurden über Bord geworfen, dafür wurde aber auf den Schiffen Unterricht
in Lesen und Schreiben erteilt. Den `Eingeborenen´ in den neu zu
entdeckenden Ländern aber sollten die Spanier wie Eltern den Kindern
entgegentreten, offen und ehrlich, aber auch vorsichtig und aufmerksam.
Dennoch brachte die Unternehmung nicht die für Quiros gewünschten
Erfolge. Die auf der zweiten Reise entdeckten Inseln von Santa Cruz
bestärkten ihn in der Annahme, es müsse der gesuchte Südkontinent in
unmittelbarer Nähe zu finden sein. In erster Linie aber waren es die
oberflächlich getätigten Messungen während der gesamten Seereise, als
auch das unbeständige Wetter vor Ort, daß sein Streben nicht zum Erfolg
führte. Quiros kehrte nach Spanien zurück, sein Teilerfolg, viele
sprachen von einem Mißerfolg, veranlaßte das Spanische Königshaus, eine
weitere Suche nach dem Südland, das Quiros Austr(i)alia del Espiritu
Santo, Indias Australes, oder ähnlich nannte, zu überdenken. Der
ehrgeizige Fantast Quiros litt außerdem unter dem Umstand, daß er, so
wie Magellan, Portugiese war und daher in seinem Tun zusätzlicher
Prüfung ausgesetzt war. Aus eigenen Mitteln stellte Quiros noch eine
Expedition auf die Beine, um das sagenhafte Südland zu finden, doch kam
er nicht weiter als nach Panama, wo er unerwartet 1614 verstarb.
Hinzu kam, daß die wohl wichtigste Erkenntnis der
dritten Reise dem Kommandanten des Begleitschiffes zugeschrieben werden
muß, der im Gegensatz zu Quiros, seine Reise 1606 Richtung Nordnordwest
fortsetzte. Luis Vaez de Torres erreichte die Küste Neu Guineas,
wo er der Südküste entlang nach Westen segelte, die spätere Cape York -
Halbinsel umfuhr, um schließlich den Inselcharakter Neu Guineas zu
erkennen, die Torres-Straße war geboren.
Diese für die Entdeckungsgeschichte der Europäer
einerseits und für die Seefahrer der damaligen Zeit andererseits so
wichtige Erkenntnis blieb ein von den Spaniern wohl gehütetes Geheimnis,
beinahe zwei Jahrhunderte lang wußten nur die Spanier davon, während
Holländer, Briten und Franzosen immer noch an eine Verbindung zwischen
Neu Guinea und der Terra Australis, dem späteren Australien, glaubten.
Erst als die Unterlagen und Aufzeichnungen Torres´ 1762 bei der Eroberung
von Manila durch die Engländer in die Hände von Alexander Dalrymple
fielen, erlangte auch der Rest der Welt Kenntnis davon.
8. Abel Janszoon Tasman
Als zweiten großen Entdecker in Ozeanien gilt es Abel
Janzsoon Tasmans zu nennen. Er hatte sich durch unzählige Fahrten im
indonesischen Raum Wissen und Können im Befahren der Seewege,
insbesondere in der Navigation erworben und galt als einer der
erfahrensten und routiniertesten Seefahrer seiner Zeit. Tasman wurde um
1603 im kleinen Ort Lutjegast geboren und trat nach zwei Ehen in den
Dienst der Ostindischen Handelsgesellschaft, wo er sich bis zum Jahre 1639
als Experte in seinem Metier etabliert hatte.
Das Ziel seiner ersten Reise (1642-1643) war es, einen
kürzeren Seeweg zum Goldland Chile zu finden, daneben spielte wieder
einmal der Drang nach der Lokalisierung des legendären Südlandes eine
treibende Rolle. Über den Fortgang seiner großen Reise ist uns einige
Information aus einem Tagebuch mit dem Titel „Journal van de Reis naar
het onbekende Zuidland 1642" erhalten, das möglicherweise von Tasman
selbst geführt worden war, auf jeden Fall aber interessante
Handzeichnungen enthält, von denen einige im Anhang angeführt sind. Die
von ihm entdeckten Inseln stellen eine Reihe klingender Namen dar: 1642
entdeckte er das nach ihm benannte Tasmanien, das zuerst zu Ehren
des Auftraggebers `Antonius van Diemensland´ genannt wurde. Der erste
Landgang auf Tasmanien war von einigen Schwierigkeiten begleitet, eine
wilde Küste mit vorgelagerten Riffen sowie ungünstige Windverhältnisse
ließen eine Landung vor dem 1.Dezember nicht zu. Letztendlich ging man in
der heutigen Blackman´s Bay vor Anker, die Holländer befanden sich in
einem spärlich mit Gras bedeckten Buschland, die rauhe Küste fand in
einem kargen Inneren ihre Fortsetzung. Vergeblich suchten sie nach
Vertretern der indigenen Bevölkerung, doch fanden sie Spuren, die sie
glauben ließen, die Tasmanier seien von außergewöhnlich großer Statur.
In mehreren Bäumen waren Stufen eingehakt , deren Abstände bis zu
eineinhalb Meter betrugen.
Von Van Diemens - Land aus hielt Tasman Kurs nach Osten
und kreuzte im Jänner des Jahres 1643 vor Neuseeland auf. Er
glaubte, sich an der Südspitze des gesuchten Südlandes zu befinden. Es
kam zu einem Zusammenstoß mit den ureinwohnenden Maoris, bei dem vier
Matrosen ihr Leben ließen. Das Tagebuch beschreibt die Maoris als
Menschen normaler Größe, mit braun - gelblichem Teint, schwarzem
aufgestecktem Haar und weißem Federschmuck. Ihre Stimmen klangen hart und
rauh und sie spielten ein Instrument, dessen Klänge denen einer Trompete
ähnelten. Ihre Kanus glichen den heutigen Katamaranen, waren also zwei
Einzelboote, die durch Planken ihre Verbindung und dadurch Stabilität auf
dem Wasser fanden. Auf Grund der Vorfälle nannte die Expedition diese am
Nordende der Südinsel gelegene Bucht „Mörderbucht", bei der
Weiterfahrt nach Norden verpaßte Tasman die Cookstraße, konnte daher
nicht eruieren, daß Neuseeland aus zwei Teilen besteht 1643 erreichte er Tonga,
wo es auf Grund der Freundlichkeit der Menschen möglich war, auf
längeren Landgängen genaue ethnographische Beobachtungen zu machen. Auf Fidschi,
die Expedition wähnte sich auf schon bekannten Inseln, konnte kein
Ankergrund gefunden werden, auch wurde die Größe dieses Eilandes nicht
realisiert, denn man hielt die unzählig gesichteten Landstriche von Vanua
Levu für mehrere Inseln. Tasman ließ weiter in Richtung der Inselgruppe
vor Neu Irland steuern, im März desselben Jahres erreichte er Neu
Irland, das er für Neu Guinea hielt, von wo er in die holländischen
Häfen Javas zurückkehrte.
Abel Janszoon Tasman hatte auf dieser Reise erstmals den
neuen Kontinent Australien umfahren, wenn er auch in Richtung Osten weit
ausholte und daher viele Fragen unbeantwortet lassen mußte. Er bewies,
daß der fabelhafte Südkontinent, wenn er überhaupt existierte, südlich
sich höchstens bis zur Breite des neu entdeckten Tasmaniens erstrecken
konnte und sollte es außerdem einen noch südlicheren Polarkontinent
geben, dieser in keiner Verbindung mit Australien stand. Mit der
Kenntnisnahme Neuseelands entdeckte er - abgesehen von Antarktika - die
letzte große Landmasse der Erde.
1644 wurde Abel Tasman erneut ausgesandt, um
festzustellen, ob Neu Guinea mit dem vermeintlichen Südland
zusammenhinge. Tasman erkannte die Torres-Straße nicht, stellte auch
keine intensiveren Forschungen an und fuhr - wie viele Seeleute vor ihm -
in den Golf von Carpentaria ein, dessen Land sich als öd und unrentabel
zeigte. Abermals gelang es ihm nicht die fruchtbare Ostküste Australiens
zu erreichen, das ganze Gebiet war damit für die Interessen der
Ostindischen Handelsgesellschaft bedeutungslos geworden und Holland
stellte seine Erkundungsfahrten endgültig ein.
9. Die Entdeckungen des Captain James Cook
James Cook, einem hervorragenden britischen
Marineoffizier wurde 1768 das Kommando der Endeavour übertragen. Der
Vierzigjährige, der auf Grund seiner Fähigkeiten in der Navigation hohes
Ansehen genoß, sollte einerseits auf Tahiti den Durchgang der Venus durch
die Sonne beobachten und andererseits den nach wie vor gesuchten
Südkontinent finden.
Natürlich gab es daneben noch weitere brennende Fragen,
die nach wie vor im Raum standen und die zu klären, wohl auch Cook im
Sinn hatte: Hing das von Tasman entdeckte Van Diemens - Land mit Neu
Holland, also Australien zusammen. Hing letzterer Erdteil wiederum mit Neu
Guinea zusammen, oder stimmte die Behauptung des Torres, er sei südlich
der Insel hindurchgesegelt ?
Und zuletzt, in welchem Verhältnis stand der
Südkontinent zu Espiritu Santo, der Entdeckung Quiros ? Zwar war die
Klärung dieser letzten Frage bereits durch die Fahrt Bougainvilles
erfolgt, doch konnte Cook dies noch nicht wissen.
9.1. Von der ersten Reise: 1768 - 1771
Cooks erste Reise brachte ihn vorerst über Rio de
Janeiro und Kap Horn nach Tahiti, wo die Beobachtung des Durchgangs der
Venus durch die Sonne auftragsgemäß durchgeführt wurde.
Vorgewarnt durch die Beobachtungen von Samuel Wallis,
befahl Cook mit der Ankunft auf Tahiti strikte Handelsregeln, um einer
Eskalation des Eisenhandels zwischen Schiffscrew und Inselbewohnern
vorzubeugen. Die Beziehung zwischen Besucher und Gastgeber gestaltete sich
im allgemeinen auch sehr freundlich, ja sogar vertraulich und intim und
abgesehen von mehreren „Diebstählen" und einer Schießerei hielten
sich auch die negativen Zwischenfälle in Grenzen. Die viel gerühmte
sexuelle Freizügigkeit auf Tahiti gestaltete sich aber nicht direkt - wie
oft erzählt und überliefert - als rein gesellschaftlicher Akt der
Gastfreundschaft. Jede Liaison hatte ihren Preis, der in einer Form der
Reziprozität zu zahlen war und mit Fortdauer des Aufenthaltes stiegen die
Vorstellungen und Erwartungen der tahitischen Damen gehörig an. Am 13.
Juli verließ die Endeavour die Matavai Bucht, an Bord befanden sich auch
die Tahitianer Tupaia und sein Diener Taiata, die sich im Fortlauf der
Reise einerseits als gute Führer in der Inselwelt um Tahiti auszeichneten
und andererseits in Neuseeland eine wichtige Rolle als Übersetzer
einnahmen. Cook segelte nach Huahine, Tahaa und Raiatea, überall wurden
Landgänge durchgeführt und dabei die Inseln, Cook nannte sie - wohl eher
auf Grund der dort verlebten Freundlichkeit und Wärme, als wegen der
Royal Society in London - Society - Inseln, für die britische Krone
formal in Besitz genommen. Dann setzte er die Fahrt nach Süden fort,
wandte am 40 ° südlicher Breite sein Schiff wiederum nach Nordwesten und
segelte in dieser Richtung bis etwa 165° westlicher Länge, von wo aus er
Kurs auf Neuseeland nahm.
Am 6. Oktober kreuzte die Endeavour vor der Nordinsel
Neuseelands auf, im Queen Charlotte Sound verbrachte man drei Wochen, um
neue Kräfte zu sammeln, beziehungsweise das Schiff zu überholen und
knüpfte dabei erste Kontakte mit den Maoris. Die dabei gemachten
Eindrücke waren in erster Linie von Beobachtungen der Kopfjagd und des
Kannibalismus geprägt, man schätzte die Maoris - beeindruckt durch ihre
befestigten Dörfer - als kriegerische Menschen ein, doch war es der
Übersetzungstätigkeit der tahitischen Mitreisenden zu verdanken, daß
der Kontakt auf einer korrekt - freundlichen Ebene verlief.
Cook beschrieb die Maoris als ein „kräftiges,
starkknochiges, schön gebautes, lebhaftes Volk", besonders
beeindruckt zeigte er sich vom Körperschmuck der Männer. Es erstaunte
ihn, daß die Tätowierungen im Gesicht, meist Figuren aus präzise
gesetzten Spiralmustern, dermaßen exakt ausgeführt waren, daß zwischen
beiden Gesichtshälften kein Unterschied zu finden war. Zum Kannibalismus
bemerkte Cook in seinem Tagebuch: „Es ist schwer zu berichten, was uns
allenthalben gesagt wurde, daß sie ihre im Kampf getöteten Feinde
fressen, woran kein Zweifel ist. Tupaia, der gegen diese Sitte gewaltigen
Abscheu hegt, hat oft mit ihnen dagegen geeifert, aber sie haben sie
ebenso hartnäckig stets verteidigt und wollten nie zugeben, daß es
unrecht sei."
Am 1. April 1770 verließ Cook die Gestade Neuseelands
und hielt Kurs in Richtung Westen, wo er knapp 20 Tage später vor der
ostaustralischen Küste aufkreuzte.
Im Sommer wurde die Fahrt nordwärts entlang der Küste
fortgesetzt, im August 1770 erreichte die Endeavour Kap York und damit die
Nordspitze Australiens. Cook fand die Passage zwischen dem neuen Kontinent
und Neu Guinea und wurde somit der erste Seefahrer seit Torres, der - 163
Jahre später - wieder die nach letzterem benannte Straße befuhr. Ein
notwendiger Zwischenstopp in Batavia führte zu den dort üblichen, auf
Grund des schlechten Klimas auftretenden Krankheiten, zumeist Ruhr, die
einen Großteil der Mannschaft befielen, so daß bei Erreichen der
englischen Küste im Juli 1771 von den ursprünglich 94
Besatzungsmitgliedern nur mehr 41 am Leben waren.
9.2. Die zweite Reise: 1772 - 1775
Der Wettlauf um die Reichtümer Ozeaniens war nun voll
entbrannt. Die Holländer bauten im indonesischen Raum ihre Machtbasis
aus, die Spanier versuchten, sich auf ihre alten Vorrechte stützend, die
Besitzungen auf den Philippinen zu halten und gleichzeitig die pazifische
Verbindung nach Süd- und Mittelamerika sicherzustellen und die
erfolgreichen Südseefahrten einiger französischer Kapitäne, allen voran
Bougainville, bekundeten mit Nachdruck das steigende Interesse Frankreichs
am ozeanischen Raum. So rüstete man in England sehr bald nach Cooks
Rückkehr zu einem erneuten Aufbruch in die südliche Hemisphäre, denn
neben der nun erforderlichen Wahrung der nationalen Interessen Englands in
diesem Raum war die Suche nach dem verborgenen Südkontinent noch nicht
zur Gänze aufgegeben.
Im Frühling 1772 stach Cook zum zweiten Mal in Richtung
Ozeanien in See. Man hielt vorerst Kurs auf Madeira und St.Jago, wo noch
einmal die Frischvorräte mit Zwiebeln, Früchten, Frischwasser, Schweinen
und Ziegen aufgestockt wurden, dann hieß es vorbei am Kap der Guten
Hoffnung geradewegs nach Süden. Am 10. Dezember trafen die beiden
Schiffe, Adventure und Resolution, auf einer Breite von 50° 40´ zum
ersten Mal auf Treibeis, mehrere Tage lang segelte Cook entlang dieses
Eisfeldes, um eine Öffnung nach Süden zu finden, doch war ihm dabei kein
Erfolg beschieden. Dennoch unternahm er mehrere Anläufe in Richtung
Südpol, Kälte, Eis, Stürme und dichter Nebel machten dies zu einem
schwierigen Unterfangen, das am 17.Jänner 1773 zum Teil seine Belohnung
fand, als nachweislich zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit der
südliche Polarkreis überschritten wurde. Cook befand sich damit nur mehr
120 km vom tatsächlichen antarktischen Festland entfernt.
Während der darauf folgenden Suche nach den Inseln, die
einst von Kerguelen gesichtet worden waren, verloren sich die beiden
Schiffe und so suchte einerseits Cook seinen Weg nach Neuseeland durch die
arktischen Gewässer, wo er am 25. April im Dusky Sound einlief,
andererseits strebte Cooks zweiter Kapitän Furneaux das Van Diemens -
Land an, um vor Ort die Festlandfrage zu prüfen. Wohl fand er die
Meeresstraße zwischen Australien und der Insel, deutete sie jedoch als
größere Bucht und hielt mit dieser Überzeugung zum Treffpunkt nach
Neuseeland.
Cook rastete an die sieben Wochen im Dusky Sound, die
Kontakte zu den Maoris gestalteten sich kurz und oberflächlich, da dieser
Landstrich nur spärlich besiedelt schien und so kam es lediglich mit
einer Maori - Familie durch den Austausch einiger Geschenke zu einer
freundlichen Beziehung.
Am 4. Juni durchfuhr Cook die Meeresstraße zwischen den
beiden Teilen Neuseelands und nahm Kurs nach Osten. Er wollte die
Winterszeit nützen, um zwischen 40. und 50. Breitengrad nach dem
Südkontinent zu suchen, spätestens aber auf der Höhe Tahitis Richtung
Norden schwenken. Erfolglos fuhr er am 26.August, nachdem Tekokoto,
Marutea und Motunga als Neuentdeckungen in den Seekarten verzeichnet
werden konnten, in der Matavai - Bucht in Tahiti ein. Die Besatzung wurde
herzlich empfangen, doch waren die Möglichkeiten der Neuversorgung auf
Grund eines kürzlich zu Ende gegangenen Krieges nicht ausreichend, so
daß die Fahrt am 1. September nach Huahine und Raiatea fortgesetzt wurde.
Auf dem Rückweg nach Neuseeland entdeckte Cook die Inselgruppe um Manuae
- Auoto, welche nun den Namen Cook - Inseln trägt, zurück im Queen
Charlotte Sound hatte sich Cook bereits die Pläne für seine nächste
Tour zurechtgelegt:
In einer weiteren Winterfahrt sollte tief in den Süden
vorgestoßen werden und letzte Zweifel - nun vielmehr an der Nichtexistenz
des Südlandes - ausgeräumt werden.
Die Reise dauerte elf Monate, zweimal wurde der Versuch
unternommen den Südpol anzusteuern, wobei letzterer Versuch am 30.
Jänner 1774 bis auf 71°10´ Breite geführt hatte und nach 103 Tagen
ohne Landsicht erreichte das Schiff schließlich die Osterinseln.
Die Fahrt fand am 16. März ihre Fortsetzung, über die
Marquesas, wo Cook in derselben Bucht wie einst de Mendana ankern ließ,
erreichte er wieder einmal die Matavai - Bucht, wo ihn unverhoffter Weise
ein großes Schauspiel erwartete. 160 große Doppelkanus und viele
kleinerer Art, besetzt mit über 7500 Mann, rüsteten sich zum Kampf gegen
das aufständische Moorea(Eimeo). So war nun also zum zweiten Mal der
Zeitpunkt des Besuches von Tahiti nicht gut gewählt, Cook segelte
abermals nach Huahine und beschloß dort, den Entdeckungen von de Quiros
auf den Grund zu gehen.
Das Schiff hielt Kurs nach Westen, passierte am 16. Juni
die unbevölkerte Palmerston - Insel, wenig später Niue, das wegen der
wehrhaften Haltung seiner Inwohner Savage - Island getauft wurde,
erreichte am 17. Juni Tasmans Rotterdam, also Tonga und ging schließlich
am 3. Juli 1774 auf einer kleinen zu Fidschi gehörenden Insel vor Anker,
wo es zum ersten, wenn auch kurzen Landgang von Europäern auf Fidschi
kam.
Als nächstes erreichte Cook mit seinem Schiff die Neuen
Hebriden, Bougainvilles Maewo, vom 17. Juli bis 31. August segelte er um
die ganze Inselkette, wobei er zumeist auch Landgänge einschob. Die
Kontakte zu den Einheimischen gestalteten sich eher schwierig, Mißtrauen
führte immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die all zu
oft in Schießereien endeten und nur selten kam es zu einem freundlichen
Kennenlernen zwischen Inselbewohnern und Europäern.
Noch einmal sollte es auf dieser Reise zu einer
entscheidenden Entdeckung kommen. Als Cook mit dem abermaligen Ziel
Neuseeland von Espiritu Santo nach Süden steuerte, sichtete er am 4.
September ein Land, dessen Lage in keiner ihm bekannten Überlieferung
oder Tradition erwähnt war, Neu Kaledonien. Die dortigen Bewohner
zeigten sich sehr scheu, arm und ob der seltsamen Menschen überaus
erstaunt. Die Männer trugen keine Kleidung, lediglich Peniskalebassen,
die Frauen fielen - so Georg Forster - dadurch auf, daß sie in
unschuldiger Freude die Seeleute beiseiteführten und dann plötzlich
verschwanden. Auf der ganzen Insel gab es keine Tiere, was dazu führte,
daß ein von der Besatzung zurückgelassener Knochen die Neu - Kaledonier
vermuten ließ, Cooks Leute wären Menschenfresser.
Nun beschloß Cook die Rückreise nach England. Noch
einmal ging man im Queen Charlotte Sound an Land, dabei erfuhr er von
einem Zwischenfall zwischen Furneaux´ Leuten und den Maoris, der auf
beiden Seiten einige Menschenleben gekostet hatte, neu ausgerüstet nahm
man dann Kurs nach Osten und erreichte im Winter 1775 sicher die
Britischen Inseln.
Die zweite Reise brachte den Europäern einige wichtige
Erkenntnisse. Nach den von Cook gelieferten Daten war es nun noch
unwahrscheinlicher, einen nutzbaren Südkontinent zu entdecken, wenn es
einen gab, so lag er unter einer dicken Eisschicht und seine mögliche
Ausdehnung nach Norden war durch diese Expedition bereits stark limitiert.
De Quiros Terra Austrialis wurde nun endlich geographisch festgelegt und
vermessen und zuletzt Neu Kaledonien entdeckt, dazu durch fleißiges
Arbeiten aller Wissenschafter an Bord das Wissen um den ozeanischen Raum
abermals vergrößert.
9.3. Cooks letzte Reise 1776 - 1780
Als Gründe füt Cooks dritte Reise gab man die Prüfung
und Bestätigung einiger kürzlich gemachter Entdeckungen, vor allem die
von Marion du Fresne und Kerguelen an, weiters die Notwendigkeit der
Rücküberführung Omais nach Tahiti, sowie die Erforschung des
Polarmeeres vom Pazifik aus, um eine eventuelle direkte Route von England
in den pazifischen Ozean zu finden.
1776 setzte Captain James Cook erneut die Segel, schon
zu Weihnachten erreichte er die Kerguelen, die er ohne von den Franzosen
entdeckt zu werden umsegelte und kartographierte, am 26. Jänner 1777
ließ er vor Van Diemens - Land ankern, doch veranlaßte ihn die
gescheiterte Kontaktaufnahme mit den Tasmaniern, der Tahitianer Omai hatte
die schüchternen Annäherungsversuche der Einheimischen durch
Schreckschüsse vereitelt, seine Reise nach Neuseeland, Queen Charlotte
Sound fortzusetzen.
Auf dem weitern Weg nach Tahiti wurden Mangaia, Atiu und
Takutea in den südlichen Cook - Inseln entdeckt und schließlich am 10
Juni 1777 Tongatapu erreicht, wo die Mannschaft einen Monat lang
ausspannen konnte. Der Aufenthalt gestaltete sich als eine für beide
Seiten fruchtbringende Zeit, Feste verschiedener Art, gespickt mit Tanz
und Ringkämpfen, die die Tonganer aus Höflichkeit des Gastgebers stets
zu verlieren pflegten, erfüllte die Tage, auffallend zeigte sich aber die
ungewohnte Härte mit der Cook den üblichen „Diebstählen"
begegnete. Prügel und Peitschenhiebe standen an der Tagesordnung,
außerdem ließ er den gefaßten Tätern zur Strafe die Haare scheren, was
Cooks Offiziere mit Unverständnis quitierten, fürchteten sie doch,
dadurch einen Wandel der freundlichen Haltung der Tonganer zu provozieren.
Nun endlich gab Cook den Befehl zum Aufbruch nach Tahiti
und das, obwohl er von den naheliegenden Inselkomplexen Fidschis und
Samoas gehört hatte, sein vorgegebener Zeitplan schien ihm wichtiger,
daher lautete der Befehl `Kurs auf die Gesellschaftsinseln´. Auch dort
zeigte sich des Kapitäns neue Seite. Dem Dieb eines Sextanten ließ er
die Ohren abschneiden und auf Grund eines Ziegendiebstahls in Eimeo
mußten auf seinen Befehl mehrere Häuser und Kanus niedergebrannt werden.
Einem seiner Hauptaufträge folgend befahl Cook am 8.
Dezember die Weiterfahrt nach Nova Albion, 16 Tage später, am 24.
Dezember entdeckte er die deshalb so getauften Christmas - Inseln
und am 18. Jänner 1778 tauchten am Horizont hohe Berge auf, die
Landmassen der Inseln Oahu, Kauai und Niihau. Cook befand sich in den
Gewässern Hawaiis, die Kenntnisnahme dieser Inseln sollte zu
seiner letzten großen Entdeckung werden.
Nach einem kurzen Halt auf den Inseln, wo vor allem mit
Erstaunen die Kultur- und Sprachverwandtschaft von Tahiti und Hawaii
festgestellt worden war, hielt man Kurs in Richtung Kalifornien und dann
weiter über die Aleuten in die Bering -Straße, doch wurde dort
vergeblich eine Passage nach Osten, beziehungsweise nach Nordosten
gefunden. Der nahende Winter forderte die Beendigung dieser Bemühungen
und Cook befahl, wieder die Hawaii - Inseln anzusteuern, die man am
19.November 1778 erreichte.
Entlang der Insel Maui gelangten die beiden Schiffe zur
größten Insel der Gruppe, Hawaii. Dort ging man 17.Jänner 1779 in der
Karakakooa - Bucht vor Anker. Schon am Vortag waren die Schiffe von
unzähligen Kanus, die vollgefüllt mit Erzeugnissen des Landes waren,
belagert worden und darin befanden sich freundliche Menschen, die ihre
friedliche Absicht schon allein durch das Nichttragen von Waffen
manifestierten. Mit Fortlauf des Aufenthaltes stellten sich aber auch hier
die gewohnten Diebereien ein, was nach und nach etwas Spannung in den
Kontakt beider Parteien brachte. Auch war es schon zu einigen
Schlägereien gekommen, doch wäre das ohne Folgen geblieben, denn beide
Schiffe gingen am 4. Februar wieder in See, um die Küste genauer zu
erforschen und einen neuen Hafen aufzusuchen. Ein Sturm richtete jedoch
Beschädigungen auf der Resolution an, sodaß sich Cook genötigt sah,
noch einmal in die Karakakooa - Bay einzulaufen.
In der Klärung der Frage, was letztendes zu Captain
Cooks Tod geführt hatte, entwickelten sich im wissenschaftlichen Diskurs
der letzten Jahre zwei grundsätzliche Ansätze heraus, die hier genauer
zu behandeln, den Rahmen und die Zielsetzung der Arbeit sprengen würde.
Festzuhalten ist auf jeden Fall, daß der Zufall
während des fast einmonatigen Aufenthaltes verschiedene Ereignisse
aneinandergereiht hatte, deren Auswirkungen das anfangs gute Klima
zwischen Schiffsbesatzung und Hawaiianern nach und nach zerstört hatte.
Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien wurden bis Mitte
Februar immer heftiger und gewalttätiger, bei einem Schlichtungsversuch
eines solchen Anlaßfalles fand Captain James Cook letztlich am 14.
Februar 1779 den Tod.
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Autor: © 1997 F.Bayer
Weiterführende Fragen an den Autor bitte an die Redaktion der OSPG
richten.
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