Außenpolitik zwischen Kaiserreich und Hitler

1. Schulaufgabe in Geschichte

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Aufgabe 1


"Das Blut, das auf dem europäischen Kontinent seit dreihundert Jahren vergossen wurde, steht außer jedem Verhältnis zu dem volklichen Resultat der Ereignisse. Frankreich ist am Ende Frankreich geblieben, Deutschland Deutschland, Polen Polen, Italien Italien usw. Was dynastischer Egoismus, politische Leidenschaft und patriotische Verblendung an scheinbaren tief greifenden Veränderungen unter Strömen von Blut erreicht haben, hat in nationaler Beziehung stets nur die Oberfläche der Völker geritzt, ihre grundsätzliche Markierung aber wesentlich kaum mehr verschoben. Hätten diese Staaten nur einen Bruchteil ihrer Opfer für klügere Zwecke angesetzt, so wäre der Erfolg sicher größer und dauerhafter gewesen. Wenn ich als Nationalsozialist in allem Freimut diese Auffassung vertrete, dann bewegt mich dabei noch folgende Erkenntnis: Jeder Krieg verzehrt zunächst die Auslese der Besten. Da es in Europa einen leeren Raum nicht mehr gibt, wird jeder Sieg - ohne an der grundsätzlichen europäischen Not etwas zu ändern - höchstens die ziffernmäßige Vermehrung der Einwohner eines Staates mit sich bringen können. Eine gesunde Sozialpolitik kann bei der Steigerung der Geburtenfreudigkeit einer Nation in wenigen Jahren mehr Kinder des eigenen Volkes schenken, als durch einen Krieg an fremden Menschen erobert und unterworfen werden können. Nein! Das nationalsozialistische Deutschland will den Frieden aus tiefinnerster weltanschaulicher Überzeugung. Es will ihn weiter aus der einfachen primitiven Erkenntnis, dass kein Krieg geeignet sein würde, das Wesen unserer allgemeinen europäischen Not zu beheben, wohl aber diese zu vermehren. Das heutige Deutschland lebt in einer gewaltigen Arbeit der Wiedergutmachung seiner inneren Schäden. Keines unserer Projekte sachlicher Natur wird vor mehr als zehn bis zwanzig Jahren vollendet sein. Keine der Aufgaben ideeller Art kann vor fünfzig oder hundert Jahren ihre Erfüllung finden (...) Ich weiß, wir werden alle nur den allerersten Beginn dieser großen umwälzenden Entwicklung erleben. Was könnte ich anders wünschen als Ruhe und Frieden? Wenn man aber sagt, dass dies nur der Wunsch der Führung sei, so muss ich darauf folgende Antwort geben: Wenn nur die Führer und Regierenden den Frieden wollen, die Völker selbst haben sich noch nie den Krieg gewünscht!"

1.1 Fassen Sie die Rede Hitlers  (Text 1) von 1935, gehalten vor dem Reichstag, in Thesen zusammen. 6 BE
1.2 Ordnen Sie diesen Text in die historischen Zusammenhänge 1933 bis 1936 ein  (8 BE)
1.3. Beurteilen Sie aus heutiger Sicht die Aussagen Hitlers (8 BE).

2. Zeigen Sie an einem konkreten Beispiel, welche Bedeutung (Auswirkungen) dem Alleinschuldparagraphen des Versailler Vertrags zukommt! (8 BE)

 

Aufgabe 2

... Zu der Frage des Eintritts in den Völkerbund möchte ich folgendes bemerken: die deutsche Außenpolitik hat nach meiner Auffassung für die nächste, absehbare Zeit drei große Aufgaben:
Einmal die Lösung der Reparationsfrage in einem für Deutschland erträglichen Sinne und die Sicherung des Friedens, die die Voraussetzung für eine Wiedererstarkung Deutschlands ist.
Zweitens rechne ich dazu den Schutz der Auslandsdeutschen, jener zehn bis zwölf Millionen Stammesgenossen, die jetzt unter fremdem Joch in fremden Ländern leben.
Die dritte große Aufgabe ist die Korrektur der Ostgrenzen: die Wiedergewinnung von Danzig, vom polnischen Korridor und eine Korrektur der Grenze in Oberschlesien.
Im Hintergrund steht der Anschluß von Deutsch-Osterreich.. .
Wollen wir diese Ziele erreichen, so müssen wir uns aber auch auf diese Aufgaben konzentrieren. Daher der Sicherheitspakt, der uns einmal den Frieden garantieren und England, sowie ... Italien als Garanten der deutschen Westgrenze festlegen soll. Der Sicherheitspakt birgt andererseits in sich den Verzicht auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich wegen der Rückgewinnung Elsaß-Lothringens...
Die Sorge für die Auslandsdeutschen spricht für den Eintritt in den Völkerbund ... Die Bedenken, daß wir im Völkerbund überstimmt werden, gehen von der falschen Voraussetzung aus, daß es in diesem Völkerbundsrat, der die Entscheidung hat, eine Überstimmung gibt. Die Beschlüsse des Völkerbundsrats müssen einstimmig gefaßt werden ...
Die Frage des Optierens zwischen Osten und Westen erfolgt durch unseren Eintritt in den Völkerbund nicht. Optieren kann man ja übrigens nur, wenn man eine militärische Macht hinter sich hat. Das fehlt uns leider. Wir können weder zum Kontinentaldegen für England werden, wie einige glauben, noch können wir uns auf ein deutsch-russisches Bündnis einlassen.
Ich warne vor einer Utopie, mit dem Bolschewismus zu kokettieren. Wenn die Russen in Berlin sind, weht zunächst die Rote Fahne vom Schloß, und man wird in Rußland, wo man die Weltrevolution wünscht, sehr zufrieden sein, Europa bis zur Elbe bolschewisiert zu haben, und wird das übrige Deutschland den Franzosen zum Fraß geben. Daß wir im übrigen durchaus bereit sind, mit dem russischen Staat, an dessen evolutionäre Entwicklung ich glaube, uns auf anderer Basis zu verständigen, und uns durch unseren Eintritt in den Völkerbund durchaus nicht nach dem Westen verkaufen, ist eine Tatsache, über die ich E. K. H. gern gelegentlich mündlich Näheres sagen würde ... Das Wichtigste ist für die unter 1) berührte Frage der deutschen Politik, das Freiwerden deutschen Landes von fremder Besatzung. Wir müssen den Würger erst vom Halse haben. Deshalb wird die deutsche Politik ... in dieser Beziehung zunächst darin bestehen müssen, zu finassieren und den großen Entscheidungen auszuweichen ...

 aus: Michalka, W./Niedhart, G.: Die ungeliebte Republik. [dtv-Dokumente 2918], München 1980, S. 162 ff

1.1  Nennen und erläutern Sie die außenpolitische Position Stresemanns! (1925 in einem Brief an den Kronprinzen)  (10 BE)
1.2 Stellen Sie kurz die wesentlichen Verträge der Außenpolitik Stresemanns dar! (6 BE)
1.3 Untersuchen Sie die innenpolitischen Auswirkungen der Stresemannschen Politik in Deutschland (6 BE)

2. Zeigen Sie an einem konkreten Beispiel, welche Bedeutung (Auswirkungen) dem Alleinschuldparagraphen des Versailler Vertrags zukommt! (8 BE).