Der koloniale Wettlauf um Afrika
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Seit 1880 beginnen die europäischen Mächte, Afrika
endgültig unter sich aufzuteilen. Nachdem man in früheren Jahrhunderten nur Stützpunkte zum Sklavenhandel angelegt hat,
will man jetzt nach dem Verbot der Sklaverei sich in Afrika selbst
wirtschaftlich festsetzen. Hauptkonkurrenten sind dabei England und Frankreich.
Frankreich errichtet von seinen bisherigen Besitzungen
Algerien (1830) und Senegal (1854) aus ein geschlossenes
Kolonialreich, das vom Atlantischen Ozean bis zum Roten
Meer reichen soll. Es soll eng an das Mutterland angeschlossen und zu einem neuen »Frankreich jenseits des
Meeres« (France outre mer) werden. Großbritanniens Politik in Afrika wird
unter dem Kolonialminister Joseph Chamberlain (1836-1914) vom Kap-Kairo-Gedanken
bestimmt, der das östliche Afrika zwischen Kapstadt und Ägypten als Teil des Empire britisch machen will.
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1881 |
Frankreich besetzt Tunesien. |
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1882
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Englische Truppen landen in Ägypten zur Sicherung des
Suez-Kanals gegen fremdenfeindliche Aufstände. Von da
aus erfolgt der Vorstoß in den Sudan im Kampf gegen
Mohammed Achmed, den »Mahdi« (»von Gott Geführten«), der den Heiligen Krieg predigt. |
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1898
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Sieg der englischen Truppen unter Lord Kitchener über
den Mahdi und Zusammenstoß mit einem französischen
Expeditionsheer unter dem Major Marchand bei Faschoda.
Dies ruft die Faschoda-Krise hervor, in der Frankreich,
einem Krieg mit England ausweichend, seine Truppen
zurückzieht.
In Südafrika (1795 besetzt) stoßen die Engländer unter
Cecil Rhodes (1853-1902), Minenbesitzer und Ministerpräsident der Kapkolonie
(1890-96), auf der Suche nach neuen Gold- und Diamantenfeldern nach Norden vor. Sie
besetzen das Betschuanaland (1885) und gründen Rhodesien (1888). Auch Somaliland (1884), Kenia (1886) und
Uganda (1895) werden britisch. |
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1896
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überfällt eine britische Privatarmee die Burenstaaten
Oranje und Transvaal unter ihrem Präsidenten »Ohm« Krüger
(1883-1902), wird aber zurückgeschlagen. (Wilhelm II schickt ein Telegramm
an Ohm Krüger) |
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1899-1902 |
Burenkrieg. Der erbitterte Widerstand im Krieg wird durch
die harte britische Kriegsführung (z.B. Konzentrationslager für
Burenfamilien) gebrochen. Die Burenstaaten werden dem britischen Kolonialbesitz eingefügt. |
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1910
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erhält die Südafrikanische Union wie vorher Kanada und
Neufundland (1867), Australien (1901) und Neuseeland
(1907) den Dominionstatus (Selbstverwaltungsrechte).
Die Erwerbungen der übrigen europäischen Staaten in
Afrika sind gegenüber den französischen und britischen
unbedeutender: |
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1884-85 |
unterstellt Bismarck die von privater Seite gegründeten
Niederlassungen in Togo, Kamerun, Südwestafrika und
Ostafrika unter den staatlichen Schutz des Deutschen Reichs, obwohl er im
Prinzip skeptisch gegenüber den kolonialen Bemühungen der Wirtschaft
steht. |
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1885
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Kongokonferenz in Berlin: Sie übergibt dem belgischen
König Leopold II. die Verwaltung des Kongogebiets. Die-
ser vermacht seine Rechte 1908 dem belgischen Staat, nachdem der Besitz nur
Kosten ´verursacht und nicht die erhofften Gewinne anwirft. |
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1896
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I. Abessinienkrieg Italiens: Von Somaliland (1889 ital.) und
Eritrea (1890 ital.) greift es das selbständige Kaiserreich
unter Memlik (1889-1910) an. Abessinien behauptet als
selbständiger Staat neben Liberia (1847 von freigelassenen Negersklaven aus
den USA gegründet) seine Unabhängigkeit. |
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1911
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Marokko wird französisches Schutzgebiet (S.•) |
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1913 |
Italien annektiert Tripolis (Libyen). |
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Ergebnis: Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 wird ganz Afrika
als Kolonialbesitz von den europäischen Mächten aufgeteilt.
Es kommt zu willkürlichen Grenzziehungen ohne Rücksicht
auf die eingeborene Bevölkerung, die Bodenschätze werden
im Interesse der Wirtschaft der Mutterländer erschlossen und
ausgebeutet, Monokulturen zur Versorung Europas mit Kolonialerzeugnissen angelegt und die Ansätze eigenständiger
Kulturen beseitigt. |
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Afrika 1914
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