Der Imperialismus in Asien
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Während Afrika in Kolonien unter die europäischen Mächte
aufgeteilt wird, behaupten sich in Asien die dort seit Jahrtausenden oder Jahrhunderten bestehenden alten Kulturstaaten,
wie die Türkei, Persien, China, mit Ausnahme Indiens, als
selbständige Staaten. Sie geraten aber in wirtschaftliche und
politische Abhängigkeit und werden von den Kolonialmächten in Interessenssphären geteilt. |
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Der
Zerfall des Osmanischen Reichs
Nach 1699 hatte der Niedergang der türkischen Macht auf
dem Balkan eingesetzt. Seit dem 19. Jahrhundert steht die
Türkei in permanenten Auseinandersetzungen mit der nationalen Unabhängigkeitsbewegung auf dem Balkan und den
Wahabiten (religiöse Bewegung des Islam) in Arabien. Seit dem Krimkrieg
gewinnen die europäischen Mächte an Einfluß. Die Staatsverschuldung wächst. |
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1875
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erklärt die Türkei den Staatsbankrott. |
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1895
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Die Absicht Englands, das »Erbe des kranken Mannes am
Bosporus« aufzuteilen, wird von Deutschland abgelehnt. Stattdessen
unterstützt Deutschland die Türkei wirtschaftlich, erhält die Konzession zum Bau der Bagdadbahn und
führt eine Reorganisation des Heeres und der Verwaltung
durch. Dies verschärft den Gegensatz zu Russland und
England, fördert die deutsch-türkische Freundschaft. |
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1908
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Die Revolution der Jungtürken (Offiziere,
Studenten) erzwingt vom Sultan die Einführung einer Verfassung und
Volksvertretung und löst die Bosnische Annexionskrise
(S.•) aus. |
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1911-12 |
Im Italienisch-türkischen Krieg verliert die Türkei Tripolis
und die Inseln des Dodekanes (u. a. Rhodos) an Italien und |
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1912-13
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im 1. Balkankrieg den größten Teil ihres
europäischen Besitzes (S. Z). |
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Persien, Afghanistan
Im 18.Jahrhundert erlebt Persien nach politischer und
kultureller Blütezeit im 16./17. Jahrhundert einen Niedergang. |
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1747
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Afghanistan löst sich von Persien. |
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1797-1834 |
Persien verliert in Kriegen gegen
Russland Georgien,
Transkaukasien und Teile Armeniens. In der Folgezeit
kommt es zum rivalisierenden Einfluss Englands und Russlands in Persien.
Diese Rivalität verhindert, dass Persien und Afghanistan in eines der beiden
Kolonialreiche eingegliedert wird. |
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1907
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Der zunehmende Druck in Europa durch das
Wettrüsten führt zum Vertrag von Petersburg (auf Vermittlung Frankreichs) zwischen England und
Russland, in dem die Interessenssphären der beiden Staaten in Persien
festgelegt werden und beide Staaten auf eine Expansion in Afghanistan und Tibet verzichten. (-^S.•) |
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Indien (S.N <-)
Unter Ausnützung der Rivalität der indischen Fürsten und
der religiösen Gegensätze zwischen Hindus und Moslems kann England seine
Herrschaft in Indien festigen. Das Mogulreich zerfällt in Kronkolonien und Fürstentümer unter
britischer Schutzherrschaft. |
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1857-58
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erfolgt der letzte große Aufstand indischer Truppen gegen
die englische Herrschaft (Sepoy-Aufstand). Er führt zur
Aufhebung der Ostindischen Kompanie. |
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1867
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nimmt die Königin Viktoria den Titel einer Kaiserin von
Indien an. Indien wird Kernland des britischen Empire. |
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1885
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Gründung des indischen
Nationalkongresses, der die Mitbeteiligung an der Regierung fordert. |
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1892
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gewährt England den Indern ein begrenztes Wahlrecht für
ein Zentralparlament und lässt indische Beamte in der
Verwaltung zu. Religiöse Gegensätze, Armut und Unbildung der Massen
verhindern eine breite politische Unabhängigkeitsbewegung. lm 1. Weltkrieg verstärkt sich die
Forderung nach nationaler Unabhängigkeit. (-->S.Z) |
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China (S.• ^)
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es zum Verfall
der Herrschaft der Mandschu-Dynastie (16.14-1901). Dies
erleichtert den europäischen Staaten, den USA und Japan
politisch-wirtschaftlichen Einfluss zu nehmen. Ihre Rivalität verhindert jedoch eine völlige Aufteilung Chinas, führt
aber zur Bildung von Handelsstützpunkten und Interessenssphären. |
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1839-42
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Opiumkrieg., Vernichtung von Opium im Wert von 4
Milliarden Pfund auf Befehl der chinesischen Regierung, führt
zum Krieg mit England, dessen Ostindische Kompanie den
Opiumhandel nach China beherrscht. |
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1842
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Friede von Nanking: England erzwingt die Abtretung Hong-kongs und die Öffnung von fünf weiteren Häfen.
England bekommt das Monopol für den Opiumhandel und wird größter
Rauschgifthändler der Welt. |
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1850-64
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Taiping-Aufstand. In Südchina führt der Aufstand einer
religiösen christlich-taoistischen Sekte zur Zerstörung weiter Gebiete. Gleichzeitig nützen England und Frankreich
den Missbrauch der englischen Flagge durch eine chinesische Dschunke (Lorcha) zum militärischen Vorgehen aus,
um ihren Einfluss in China zu stärken. |
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1856-58
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Lorcha-Krieg. |
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1860
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Vertrag von Peking: Er gewährt den
Europäern die Einrichtung von Gesandtschaften und Missionen unter eigener
Hoheit (»ungleiche Verträgen). Die Bürger der europäischen Staaten fallen
damit nicht unter chinesisches recht. Alle Einrichtungen der europäischen
Staaten in China sind extraterritorial (d.h. sind für China Ausland) |
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1883
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Das unter formeller chinesischer
Oberhoheit stehende Annam und Tongking gelangt unter französische Herrschaft
und wird mit dem bereits 1863 beanspruchten Kambodscha
und Chochinchina |
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1887 zur Indochinesischen Union zusammengeschlossen. Das
zwischen dem französischen Indochina und dem englischen
Burma (seit 1886 brit.) liegende Siam (Thailand) kann
1893 seine Unabhängigkeit im Vertrag von Bangkok behaupten.
Dafür erkennt Siam die französische Schutzherrschaft über
Laos an und erhält 1896 seine Neutralität zugesichert.
1894-95 Chinesisch-japanischer Krieg. Um sich die Herrschaft über
Korea und die Mandschurei anzueignen, beginnt Japan den
Krieg. Es scheitert aber am Widerstand der europäischen
Mächte. |
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1895 |
Friede von Shimonoseki. China tritt Formosa (Taiwan) an
Japan ab und erkennt die Unabhängigkeit Koreas an. Russland erwirbt die Rechte für den Bau der
Transsibirischen Bahn durch die Mandschurei, was seit 1900 zur
Besetzung des Gebiets durch russische Truppen führt. |
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1897
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Deutschland besetzt aus Rache für die
Ermordung deutscher Missionare Tsingtau und erhält Kiautschou auf Pacht für
99 Jahre, dazu Konzessionen für den Bahn- und Bergbau auf der Halbinsel Shantung. Ähnliche Verträge
schließen England, Frankreich und Russland (Port Arthur). |
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1900-01
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Boxeraufstand. Der fremdenfeindliche
Aufstand eines nationalreligiösen, Geheimbundes der Faustkämpfer für Gerechtigkeit und UnabhängigkeitFund die Ermordung des
deutschen Gesandten führen zu einer Strafexpedition der
europäischen Mächte in China. China muss Entschädigungen zahlen und sich beim deutschen Kaiser entschuldigen.
Russland besetzt die Mandschurei. Bei der Verabschiedung einer deutschen
Expeditionsarmee nach China kommt es durch die Rede Kaiser Wilhelms II zu
einem diplomatischen Fehlgriff.
Quelle Hunnenrede
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Wilhelm II.
Hunnenrede |
Asi |
Russisch-japanischer Krieg. Japan versucht erneut, sich auf
dem Festland festzusetzen und Russland aus der Mandschurei zu verdrängen. Der Krieg beginnt mit dem Überfall auf
die russische Flotte in Port Arthur und deren Vernichtung.
Japan schlägt die russischen Armeen bei Mukden und
vernichtet eine russische Entsatzflotte, aus der Ostsee
kommend, vor der Insel Tsushima. |
Asien 1904 |
1905
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Friede von Portsmouth (USA): Der unter Vermittlung der
USA zustande gekommene Friede zwingt Russland, die
Mandschurei zu räumen. Japan erhält Port Arthur und Einfluss in Korea, das 1910 japanische Kolonie wird.
Russland gibt nach dieser Niederlage seine imperialistische
Politik in Ostasien auf und wendet sich erneut dem Balkan
zu. Die Niederlage wird Anlass für die 1. Revolution in Russland (S.•). Japan behauptet sich als erste moderne
asiatische Großmacht. |
1905
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Gründung der Kuomintang (Nationale Volkspartei) in
China durch Sun Yat-sen (1866-1925). Sein Programm: Nationale Unabhängigkeit, Demokratie und Existenzsicherung
für alle Chinesen. |
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1911
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Die Revolution der Jungchinesen führt zum
Sturz der Mandschudynastie und zur Gründung einer Republik. Die Mongolei und
Tibet erklären ihre Unabhängigkeit. => |
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