Die Revolutionen von 1848
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1848-49
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Februarrevolution in Frankreich.
Forderungen der Kleinbürger und Arbeiter nach allgemeinem Wahlrecht und
Recht auf Arbeit führen zu Auseinandersetzungen mit der
bürgerlichen Regierung. Nach Barrikadenkämpfen erzwingen Studenten, Arbeiter und Nationalgarde die
Abdankung des Bürgerkönigs. Frankreich wird Republik (2. Republik). Die neue Regierung verkündet das allgemeine
Wahlrecht, der Sozialist und Arbeitsminister Louis Blanc
das Recht auf Arbeit. Er gründet Nationalwerkstätten
unter Leitung der Arbeiter, doch werden diese als unrentabel im Juni
geschlossen. Daraufhin kommt es zum Juni-Aufstand der Pariser Arbeiter mit
sozialistischen Zielsetzungen, der aber vom Militär unter dem Kriegsminister
und General Cavaignac blutig niedergeschlagen wird (10000 Tote). Louis
Napoleon, der Neffe Napoleons I.
kehrt aus dem Exil zurück und wird vom Volk zum Präsidenten der Republik gewählt.
Märzrevolution in Deutschland. Unter dem Einfluss der
Februarrevolution in Frankreich kommt es in den meisten
deutschen Staaten zu Unruhen, Regierungswechsel und zur
Verwirklichung der sog. Märzforderungen: Verfassung,
Grundrechte, Schwurgerichte Volksbewaffnung.
In Wien tritt Kaiser Ferdinand 1. (1835-48) zurück, Staatskanzler Metternich wird vertrieben. Ungarn, Tschechen
und Italiener erheben sich gegen die Monarchie. Der österreichische Staat droht zu zerfallen.
In Berlin gewährt Friedrich Wilhelm IV. (1840-61) die
Märzforderungen. Als die Bevölkerung dem König danken
will, fallen aus Zufall vor dem Schloss des Königs Schüsse.
Dies gibt den Anlass zu Straßenkämpfen in Berlin (etwa
200 Tote). Nach dem Rückzug der Truppen setzt sich der
König in einer Proklamation für die deutsche Einheit ein.
In München kommt es, veranlasst durch die Lola-Montez-Affäre, zu Unruhen, die zur Abdankung Ludwigs I. (1825-48), Erbauer der Pinakothek und der Walhalla, Förderer
des Rhein-Main-Donau-Kanals, führen. |
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1848
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18.5. Zusammentritt der ersten Nationalversammlung in der
Paulskirche zu Frankfurt. Die erste gewählte Volksvertretung Deutschlands mit 585 Abgeordneten, darunter 250
Richter, Rechtsanwälte, Professoren. Ärzte (Gelehrtenparlament), u.a. Jahn, Grimm, Uhland, Bischof Ketteler,
soll eine Verfassung für einen deutschen Nationalstaat
schaffen. Erzherzog Johann von Österreich, verheiratet mit einer
Bürgerlichen, wird zum vorläufigen Reichsoberhaupt gewählt (Reichsverweser).
Im Herbst 1848 werden
die Grundrechte verabschiedet. Das Problem des künftigen Aufbaus des
Deutschen Reichs führt zu Auseinandersetzungen um die Fragen, ob groß- oder kleindeutsch (ohne
Österreich), ob Monarchie oder Republik, ob zentralistisch
oder föderalistisch. Es bilden sich politische Gruppen:
konservative Rechte, liberale Mitte (Zentrum), demokratische Linke. |
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1848-50
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Preußisch-dänischer Krieg. Die Besetzung Schleswigs
durch dänische Truppen, um es Dänemark gegen die Zusicherung von 1460 einzuverleiben, führt zum Krieg
Preußens im Auftrag der deutschen Nationalversammlung. Unter dem Druck Englands und
Russlands gibt Deutschland nach. Im Londoner Protokoll (1852) bleibt die
Personalunion Schleswig-Holsteins mit Dänemark erhalten. |
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1849 |
März Annahme der Reichsverfassung. Deutschland wird
ein kleindeutscher Bundesstaat mit den preußischen Königen als erbliche Kaiser. Doch Friedrich Wilhelm IV. lehnt
die Kaiserkrone ab. Dies führt zur Wende. Die alten
Monarchien setzen sich gegen die Revolution durch.
In Österreich übernimmt Franz Joseph I. (1848-1916) die
Kaiserkrone und stellt mit militärischer Gewalt die alte
Ordnung wieder her. Die Revolution in Italien wird durch
Radetzky, die Revolution in Ungarn mit Hilfe russischer
Truppen niedergeschlagen. In Böhmen und Wien bricht
Fürst Windischgrätz den Widerstand, eine reaktionäre
Verfassung wird aufgezwungen (oktroyiert).
In Preußen wird das 1848 gewählte Abgeordnetenhaus
aufgelöst und das allgemeine Wahlrecht 1850 durch ein
Drei-Klassen-Wahlrecht (Wahl nach 3 Einkommensklassen
mit je gleichviel Abgeordneten) ersetzt. Die Frankfurter
Nationalversammlung löst sich auf, ein Rumpfparlament
zieht sich nach Stuttgart zurück und wird dort vom Militär auseinander
getrieben. Radikale Volkserhebungen in Dresden (Richard Wagner), Baden und
der Pfalz werden niedergeworfen. Abgeordnete verhaftet und bestraft, u. a.
Hinrichtung Georg Blums in Wien. |
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1850
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Erfurter Parlament. Der Versuch Preußens, unter seiner
Führung ein Deutsches Reich ohne Österreich zu gründen,
scheitert an der neuen österreichischen Regierung unter
Fürst Schwarzenberg und der ihn unterstützenden russischen Regierung. Preußen weicht zurück. Im Vertrag von
Olmütz erfolgt die Wiederherstellung des Deutschen Bundes von 1815. Otto von Bismarck wird Vertreter Preußens
im Bundestag (1851-57).
Die Revolution von 1848 und der Versuch einer Einigung Deutschlands sind
am Widerstand der Fürsten, am zögernden Handeln und an der Machtlosigkeit
der Nationalversammlung gescheitert. Dem deutschen Volk ist es nicht
gelungen, aus eigener Kraft einen Nationalstaat zu schaffen.
Der Wunsch danach bleibt jedoch erhalten, doch wendet
sich das enttäuschte Bürgertum von der Politik ab und der
Wirtschaft zu. (---> S. •) |
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