Die Entkolonialisierung der Dritten Welt
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Die Befreiung der farbigen Völker aus ihrer kolonialen
Abhängigkeit wird nach 1945 verwirklicht. Die Schwächung
der europäischen Mächte durch die beiden Weltkriege, die von der UN
unterstützten Forderungen nach Unabhängigkeit, Gleichheit und Zusammenarbeit sowie die
kommunistische Idee von der Weltrevolution auf dem Weg über die
Befreiung der Kolonialvölker aus der Abhängigkeit der
imperialistischen Mächte tragen zur Verwirklichung der Entkolonialisierung bei. Diese geht nicht immer ohne Konflikte
vor sich. So kommt es zu Auseinandersetzungen mit den
ehemaligen Kolonialmächten (Indochina, Algerien), zu
Machtkämpfen politischer Kräfte in den neu gegründeten Staaten (Kongo,
Nigeria) oder zu Kriegen mit den Nachbarstaaten um Gebietsansprüche (Indien,
Pakistan). Wirtschaftliche Rückständigkeit als Erbe der Kolonialzeit, fehlende Arbeit, Analphabetentum,
bedingte Hemmnisse usw. verhindern wirtschaftliche und soziale Verbesserungen. Die
soziale Frage, wichtigstes Problem der Industriestaaten des
19. Jahrhunderts, ist zum Weltproblem geworden, das auch
durch Entwicklungshilfe bis heute nicht behoben werden
konnte. Das Nord-Süd-Gefälle verdrängt den Ost-West-Gegensatz aus der Weltpolitik. |
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Indonesien |
In Asien vollzieht sich die Unabhängigkeit der britischen,
niederländischen und amerikanischen Kolonialgebiete ohne
ernsthafte längere Konflikte mit den Kolonialmächten. Französisch
Indochina wird dagegen in einen jahrzehntelangen Krieg gestürzt. |
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1945 |
Ausrufung der Indonesischen Republik
durch Achmed Sukarno und Mohammed Hatta. Der Versuch der Niederlande,
die Kolonialherrschaft wiederherzustellen, scheitert auf Druck der UN und
endet |
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1949 |
mit der Anerkennung der Vereinigten Staaten von
Indonesien unter dem Präsidenten Sukarno. |
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1950-52
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Innere Auseinandersetzungen mit den nach Autonomie
strebenden Teilen, u. a. den Südmolukken, die sich zeitweise lösen können. |
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1955 |
Konferenz von Bandung. 29 afro-asiatische Staaten wenden
sich gegen Kolonialismus, Rassendiskriminierung und
Atombewaffnung. Sie erklären ihre neutrale Haltung im Ost-West-Konflikt und
wollen als dritte Kraft auf die beiden Weltmächte einwirken. |
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1959 |
Errichtung der Militärdiktatur unter Sukarno, um die innere
Stabilität wiederherzustellen. |
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1963 |
Anschluss West-Irians (westlicher Teil
Neuguineas) an Indonesien. Bis heute andauernder Konflikt um die
Unabhängigkeit des westlichen Teils von Neu-Guineas. |
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1964 |
Aufnahme der Kommunistischen Partei in die Regierung. |
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1965-67 |
Militärputsch unter General Suharto führt zur
Entmachtung Sukarnos und zur blutigen Zerschlagung der kommunistischen
Partei (100000 Tote). General Suharto übernimmt die Macht
(seit 1968 Staatspräsident). |
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1946 |
Die Philippinen erhalten aufgrund der Zusage Roosevelts
von 1934 ihre Unabhängigkeit. Der Einfluss der USA bleibt aber wegen der
politisch und wirtschaftlich labilen Verhältnisse bestehen. |
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1965 |
Fernando E. Marcos wird Staatspräsident und erhält 1973
in einer neuen Verfassung diktatorische Vollmachten. |
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1947 |
Indian Independence Act. Indien (S. • F-) erlangt auf ründder im Krieg gemachten Zusagen die Unabhängigkeit als
Dominion im Rahmen des Commonwealth. Die religiösen
Gegensätze zwischen Moslems und Hindus führen zur
Gründung von Pakistan und der Indischen Union.
Ermordung Gandhis durch einen fanatischen Hindu. |
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1948 |
Ceylon erhält den Dominonstatus. Burma wird aus dem
Commonwealth entlassen und bildet eine föderative Republik. |
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1950 |
Indien erklärt sich zur Republik, bleibt aber weiter im
Commonwealth. Ministerpräsident ist Jawarharlal Nehru
(1889-1964). Unter ihm steuert Indien in der Außenpolitik
einen bündnisfreien Kurs. |
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1955 |
Eine Bodenreform und die Verstaatlichung der Banken
leiten einen vorsichtigen Reformkurs ein. |
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1956 |
Gründung der »Islamischen Republik Pakistan«, die sich
der SEATO anschließt. |
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1958 |
Durch Staatsstreich gelangt General Mohammed Ajjub
Chan (geh. 1908) als Staatspräsident an die Regierung. |
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1959-62
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Indisch-chinesische Grenzkämpfe an der Himalayagrenze. |
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1963 |
Grenzabkommen zwischen Pakistan und der UdSSR. |
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1966 |
Der seit der Gründung der beiden
indischen Staaten bestehende Streit um den Besitz Kaschmirs führt zur Teilung
zwischen Indien und Pakistan. Indira Gandhi (geb. 1917), Tochter Nehrus,
wird Ministerpräsidentin. |
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1971 Die Annäherung der USA an China führt zur Annäherung
Indiens an die UdSSR. Abschluss eines Vertrags über Frieden, Freundschaft
und Zusammenarbeit. Die UdSSR erkennt die Bündnisfreiheit Indiens an.
In Ostpakistan (Bengalen) wird der seit Jahren vorhandene Gegensatz zu
Westpakistan aufgrund wirtschaftlicher Benachteiligung zum offenen Konflikt. Ostpakistan erklärt als
Bangla Desh (Freies Bengalen) seine Unabhängigkeit. Es kommt zum Krieg, der
durch das Eingreifen Indiens zugunsten Ostpakistans entschieden wird.
Bildung einer Regierung unter Schaich Mudschibur-Rahman. Westpakistan
tritt aus dem Commonwealth und der SEATO aus. Ali
Bhutto wird neuer Staatspräsident (S. Z). |
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1972 |
Indisch-pakistanisches Abkommen von Simla.
Beide Seiten verpflichten sich, den Krieg einzustellen. Ceylon nennt
sich Sri Lanka unter der Volksfrontregierung von Frau
Bandaranaike. |
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1974 |
Indien zündet die erste Atombombe und
wird 6. Atommacht. => |
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Afrika
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1946 |
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs leiten Großbritannien
und Frankreich Verfassungsreformen für ihre Kolonien
ein. Großbritannien öffnet den Weg zur Selbstverwaltung,
Frankreich erklärt die Bewohner seiner Kolonien zu Bürgern der Französischen Republik. Diese Absichten lassen
sich nicht voll verwirklichen. In den Kolonien bilden sich
Unabhängigkeitsbewegungen, u. a. die RDA (Rassemblement Democratique Africain) in Guinea unter Sekou
Toure (geb. 1922), in Mali unter Modibo Keita (geh. 1915), in
Senegal unter Leopold Sedar Senghor (1906-80). |
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1949 |
In Ghana bildet sich die CPP (Convention People's Party)
unter Kwame Nkrumah (1$99-1972 |
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1954 |
N&'-in Tanganjike (Tanganjika African National
Union) unter Julius Nyerere (geh. 1918). |
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1957 |
Ghana erlangt als erster schwarzafrikanischer Staat die
Unabhängigkeit.
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1957-76
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Alle afrikanischen Staaten erreichen bis auf Namibia ihre
Unabhängigkeit, doch bleiben alle ehemaligen britischen
Besitzungen (ohne Sudan und Somali) im Commonwealth.
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1960 |
De Gaulle entlässt nach dem Scheitern einer Französischen
Gemeinschaft (Communaute) die Kolonien in die Unab-
hängigkeit. Doch bleibt eine wirtschaftliche und kulturelle
Bindung an Frankreich bestehen. Zugleich werden die
ehemaligen Kolonien der EWG-Staaten als assoziierte
Staaten der EWG angegliedert.
Mit der Bildung selbständiger Staaten verstärkt sich auch
der Versuch eines überstaatlichen Zusammenschlusses al-
ler afrikanischen Staaten (Panafrikanische Bewegung). Die
Bemühungen Senghors, die »Balkanisierung« des französi-
schen Kolonialbesitzes in Westafrika zu verhindern, blei-
ben ohne Erfolg, da auch Frankreich dies nicht unterstützt. |
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1961 Es bilden sich zwei Staatenblöcke heraus: die Brazzaville-
Staaten, die eine enge Zusammenarbeit mit den früheren
Kolonialmächten als gleichberechtigte Partner anstreben,
und die Casablanca-Staaten, welche die Einheit und Frei-
heit Afrikas gegen den Kolonialismus verfolgen. Beide
Gruppen gelangen aber über erste Ansätze nicht hinaus. |
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1963 Gründung der OA U (Organization of Africa Unity) auf
einer Gipfelkonferenz in Addis Abeba (ohne Südafrika).
Sie bleibt jedoch eine lose Verbindung, supranationale
Einrichtungen werden nicht gebildet, da kein Mitglied auf
seine Souveränitätsrechte verzichten möchte. |
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1964 Auf der Konferenz in Kairo spricht sich die OAU für die
Beibehaltung der von den Kolonialmächten festgelegten
Grenzen aus. Die OAU unterstützt in der Folgezeit die
nationalen Befreiungsbewegungen in den afrikanischen
Kolonien und in Rhodesien. Sie wendet sich gegen die von
Südafrika praktizierte Rassentrennungspolitik (Apartheid-
Politik) und bemüht sich um den Erhalt der Einheit des
Kongo (S.•) und Nigerias (S.•). |
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