Deutschland nach 1945 (S. Z F--)
|
|
Der 2. Weltkrieg hat in Deutschland
ein Trümmerfeld hinterlassen. Etwa 50 % des Wohnraums der Großstädte sind
zerstört, die Industrieproduktion beträgt 1946 20 % der des
Jahres 1938. Die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung bricht zusammen. Not und Elend beherrschen den
Alltag. In dieser Situation beginnt der Versuch einer
Neuordnung. |
|
1945
|
8.Mai bedingunslose Kapitulation
Deutschlands
Juni. Viermächte-Erklärung: Die Oberbefehlshaber der
vier Besatzungszonen (Eisenhower, Montgomery, Tassigny, Schukow) übernehmen die höchste Gewalt und bilden
den Alliierten Kontrollrat. Die amerikanischen und britischen Truppen ziehen sich aus Mecklenburg, Sachsen und
Thüringen in ihre bereits in Jalta festgesetzten Besatzungszonen zurück. Berlin wird gemeinsam verwaltet (Alliierte
Kommandantur) und in vier Besatzungssektoren geteilt. In
der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) werden die ersten
Parteien zugelassen und im Antifa-Block vereint.
7.7.-2.8. Die Potsdamer Konferenz (S.•) bestimmt die
Grundsätze der Deutschlandpolitik der Alliierten.
Deutschland wird als wirtschaftliche, aber nicht als politische Einheit betrachtet. Jeder Militärgouverneur handelt
in seiner Besatzungszone auf Weisung seiner Regierung
selbständig. Eine gemeinsame Weisungsinstanz gibt es
nicht. Dies bildet den Ansatz zu Sonderentwicklungen in
den einzelnen Besatzungszonen. Quelle
Sep. In der SBZ wird eine Bodenreform eingeleitet, die
landwirtschaftlichen Besitz über 100 ha an Kleinbauern und Volksgüter
aufteilt. Industriebetriebe und Handelsunternehmen werden zu Volkseigenen Betrieben (VEB) oder
in sowjetische Aktionsgesellschaften (SAG) umgewandelt.
Eine zentral verwaltete Wirtschaft wird aufgebaut.
Nov. Nürnberger Prozesse. Ein alliiertes Militärtribunal
beginnt den Prozess gegen 24 Hauptkriegsverbrecher, der
im Okt. 1946 mit 12 Todesurteilen endet. Anklagepunkte:
Bruch von Verträgen, militärische Aggressionen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Weitere Prozesse gegen
Juristen, SS-Ärzte, KZ-Aufseher, Generäle, Industrielle
und NS-Organisationen (SS, Gestapo) folgen. Von 177
Angeklagten werden 24 zum Tod verurteilt, davon 12
hingerichtet; von allen Besatzungsgerichten 5025 Angeklagte verurteilt, 486 hingerichtet. Gleichzeitig erfolgt eine
Entnazifizierung durch deutsche Spruchkammern. 98 %
der Betroffenen werden als Mitläufer eingestuft, ohne dass
damit eine echte Bewältigung der Vergangenheit erreicht
wird. Daneben erfolgt die Demontage der Industrieanlagen
(in den Westzonen bis 1950, in der SBZ bis 1953), Liefe-
rungen an die UdSSR aus den westlichen Zonen werden
1947 eingestellt. Dies führt zu einer ungleichen Reparationsbelastung in
Deutschland. Den Grundsätzen der Potsdamer Abmachungen entsprechend, wird eine
Demokratisierung eingeleitet. Es kommt zur Zulassung von Parteien
(SPD, CDU/CSU, FDP, KPD) und zur Neubildung der
Länder. Es werden Wahlen zu Gemeinderäten, Kreistagen
und Länderparlamenten durchgeführt. |
|
1946
|
Apr. Zwangszusammenschluss von SPD und KDP zur SED
in der SBZ und in Ostberlin.
Apr.-Juli. Die Pariser Außenministerkonferenz über die
Zukunft Deutschlands scheitert an den unterschiedlichen
Auffassungen.
Sep. Der US-Außenminister Jantes F. Byrnes fordert in
einer Rede in Stuttgart die wirtschaftliche und politische
Einheit Deutschlands, ist aber bereit auch ohne Zustimmung der UdSSR eine
»größtmögliche Einheit« zu verwirklichen. |
Quelle |
1947 |
1.1. Als erster Schritt dazu erfolgt der
Zusammenschluss
der amerikanischen und britischen Besatzungszonen zur
Bizone. Frankreich lehnt einen Beitritt ab.
März-Apr. Gespräche über die Bildung eines gesamtdeutschen Staates auf der Moskauer Außenministerkonferenz
scheitern an den unterschiedlichen Vorstellungen.
Juni. Der Versuch einer Verwirklichung des deutschen
Einheitsstaats auf der Münchener Ministerpräsidentenkonferenz scheitert an
der zu geringen Kompetenz der deutschen Politiker; die Vertreter der SBZ reisen vorzeitig ab.
Nov. Weitere Gespräche auf der Londoner Außenministerkonferenz über einen gesamtdeutschen Staat bleiben ohne
Ergebnis. |
|
1948
|
Febr.-Juni. Die Londoner Sechsmächtekonferenz (USA,
Großbritannien, Frankreich, Beneluxstaaten) beschließt
die Gründung eines westdeutschen Staats.
März. Der sowjetische Vertreter verlässt aus Protest gegen
das westliche Vorgehen den Alliierten Kontrollrat, der
damit faktisch zu bestehen aufhört.
Apr. Einbeziehung der Bizone in den Marshallplan.
7. 6. Übergabe der sog. Londoner Empfehlungen zur Gründung eines westdeutschen Staats an die westdeutschen
Ministerpräsidenten.
20.6. Währungsreform. Die westlichen Besatzungsmächte
führen in den Westzonen eine Währungsreform durch
(Einführung der DM, Abwertung 10:1), die UdSSR am
23.6. für die SBZ und Berlin. Die westliche Währung wird
in den Westsektoren Berlins eingeführt. Daraufhin sperren
die UdSSR die Zufahrtswege zu Land und Wasser, da für
diese keine rechtliche Vereinbarung existiert. Außerdem
wird die Energieversorgung aus der SBZ unterbunden.
24.6. Beginn der Blockade der Berliner Westsektoren. Die Westmächte
errichten auf Veranlassung des US-Militärgouverneurs Lucius D. Clay eine Luftbrücke zur
Versorgung Berlins (über 900 Flüge täglich).
Juli. Übergabe der Frankfurter Dokumente (Quelle). Die westlichen
Besatzungsmächte legen die Bedingungen für die Gründung eines westdeutschen Staates vor: föderativer Aufbau
auf der Grundlage einer liberalen und demokratischen
Ordnung, Beschränkung der Souveränität durch die Kontrolle der zu Hohen
Kommissaren umgewandelten Militärgouverneure, Fortbestehen der im Potsdamer Abkommen
festgelegten Bestimmungen, internationale Kontrolle des Ruhrreviers,
Einberufung einer Verfassungsgebenden Versammlung zur Ausarbeitung einer
Verfassung. Die deutschen Politiker, die einer westdeutschen Staatsgründung
zurückhaltend gegenüberstehen, erreichen in Verhandlungen, dass der neue Staat nur als Provisorium gelten soll, um
eine Wiedervereinigung nicht zu verhindern. Deshalb ein Grundgesetz, ein
Parlamentarischer Rat und keine Annahme des Grundgesetzes durch eine Volksabstimmung.
1. 9. Zusammentritt des Parlamentarischen Rats (65 Abgeordnete aus den Länderparlamenten) in Bonn unter dem
Vorsitz Konrad Adenauers (1876-1967), ehem. Oberbürgermeister von Köln, Vorsitzender der CDU der britischen
Zone.
Dez. Die Bildung zweier Magistrate in Berlin (im Osten unter
Friedrich Ebert, SED; im Westen unter Ernst Reutet, SPD) bringt die endgültige Spaltung der Stadt. |
Zusammensetzung des Parlamentarischen Rats |
1949 |
10.4. Überreichen des Besatzungsstatuts, das die Rechte
der Alliierten Hochkommissare festlegt.
Mai. Ratifizierung des vom Parlamentarischen Rat ausgearbeiteten Grundgesetzes durch die Landtage (in Bayern
abgelehnt).
4.5. Aufhebung der Blockade Westberlins.
23.5. Die Inkraftsetzung des Grundgesetzes bedeutet die Gründung der
Bundesrepublik Deutschland,
30.5. Der 3. Deutsche Volkskongress, nach einer Einheitsliste in der SBZ
gewählt, bestätigt einen von einem Deutschen Volksrat ausgearbeiteten Verfassungsentwurf für eine
Deutsche Demokratische Republik. Er wählt einen Deutschen Volksrat.
14.8. Erste Wahlen zum Deutschen Bundestag.
12. 9. Die Bundesversammlung wählt Prof. Theodor Heuß
(1884-1963), FDP, zum 1. Bundespräsidenten.
15. 9. Konrad Adenauer wird vom Bundestag zum Bundeskanzler gewählt und bildet eine Bundesregierung aus CDU/CSU, FDP, DP.
7.10. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wird vom Deutschen Volksrat, der sich zur
vorläufigen Volkskammer der DDR erklärt, in Kraft gesetzt. Die sowjetische Militärverwaltung wird in eine zivile
Hochkommission umgewandelt, Wilhelm Pieck (1876-1960, SED) wird 1. Präsident der DDR, Otto Grotewohl
(1894-1964), SED) bildet eine provisorische Regierung.
Generalsekretär des ZK der SED Walter Ulbricht (1893-1973), Vertreter eines loyalen Moskaukurses. Die DDR
wird ein zentral geleiteter Einparteienstaat mit einem Präsidenten an der Spitze (seit 1963 Staatsrat), Ministerrat,
Volkskammer (Sitzverteilung nach der Einheitsliste festgelegt) und Länderkammer, die 1958 aufgelöst wird.
Die Spaltung Deutschlands als eine Auswirkung des Ost-West-Gegensatzes ist Ende 1949 vollzogen (---> S. •). |
|
|
|
|
|