Material für den Geschichtsunterricht am Städtischen Louise-Schroeder-Gymnasium in München

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Analyse der Quelle "Der Hitler-Prozeß (1924)" aus Oldenbourg, Geschichte für Gymnasien 12 von Martin Kavalar, K12

I.Historischer Hintergrund

Nachdem Diktatfrieden von Versailles waren in der demokratischen Weimarer Republik die politischen Verhältnisse, mit einem extrem hohen Anteil von Regierungsfeinden, sehr unstabil. Diesen Zustand nutzte Adolf Hitler am 8. November 1923 aus, als er eine Versammlung von Kahrs im Münchner Bürgerbräukeller sprengte mit dem Plan, nach dem Vorbild Mussolinis, von München aus nach Berlin zu marschieren und dort eine nationale Diktatur unter seiner Führung zu proklamieren. Herr v. Kahr schloss sich zunächst gezwungenermaßen Hitler an, widerrief seine zum Schein gegebene Zusage aber noch in der selben Nacht. Der Putschversuch wurde allerdings schon vor der Feldherrenhalle gestoppt, als die Münchner Polizei das Feuer auf die Putschisten eröffnete. Später musste sich Hitler als Leiter des Putsches vor einem Münchner Gericht wegen Hochverrats verantworten. Am 1. April wurde Hitler zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, wobei seine Entlassung bereits im Dezember des gleichen Jahres folgte.

II.Problemhintergrund

Das Problem, mit welchem die Weimarer Republik immerzu kämpfen musste war die große Ablehnung der demokratischen Republik. Es gab in Deutschland zur Zeit des Hitler-Putsches einen linken Flügel von Staatsfeinden, die sich eine Revolution nach dem Vorbild Russlands wünschten, zahlreiche Anhänger des alten Kaiserreichs und einer Diktatur. Obwohl Deutschland auf dem Papier demokratisch war, gab es noch in zahlreichen Ämtern, unter anderem in den Gerichten, Demokratiefeinde.

III.Aussagewert

Die Quelle bietet einen Einblick in die Verhältnisse in der WR. Wenn man die Meinung der beiden Redner in Bezug auf den subjektiven Wert für die parlamentarischer Demokratie als beispielhaft für die Zeit annehmen kann, wird verständlich warum weder bei dem Putschversuch noch bei der Verkündung des lächerlich geringen Strafmaßes kein Protest im Volk laut geworden ist. Allein schon der Umstand, dass das geringe Strafmaß (Ludendorff blieb unbestraft) nicht angefochten wurde und man im Reichstag, dort wo eigentlich die Regierungskräfte sitzen, deren Aufgabe es ist die Verfassung zu schützen, eine Rede halten konnte, die momentane Staatsform angreift, spricht recht deutlich dafür, dass die beiden Redner mit ihren Meinungen nicht allein waren.

IV.Textgliederung

Die Quelle, ist in zwei Texte aufgeteilt: Die Urteilsbegründung im Hitler-Prozess sowie die Rede des Abgeordneten Hergt im Reichstag. Der erste Text kann in die Aufzählung der Gründe für die Taten der Putschisten sowie den Schlusssatz, welcher die Schuld der Putschisten behandelt, gegliedert werden.

Der zweite Text behandelt zunächst die bayrische Frage, wobei bemerkt wird, dass die bayrische Frage eine deutsche Frage ist. Danach wird Herr v. Kahr angegriffen und auf seine Schuld hingewiesen.

V.Inhaltsangabe

In der Urteilsbegründung werden die Angeklagten zunächst verteidigt indem der Sprecher davon ausgeht, dass die eingeweihten Angeklagten aus "rein vaterländischem Geiste" und "zur Rettung des Vaterlandes" gehandelt haben sowie die anderen sich von ihren Vertrauensmännern leiten ließen.

In der Rede Hergts wird zunächst das Zustandekommen des Putsches mit der Begründung, dass dort "Nationale gegen Nationale" gestanden haben, bedauert. Der DNVP-Abgeordnete macht das derzeitige Regierungsverhältnis dafür verantwortlich, da die Putschisten es als ihre Pflicht auffassten, die in der Meinung des Redners richtige Linie Bayerns, die eines Ordnungsstaats, auf Deutschland übertragen zu müssen. Bayern ist für ihn das Beispiel, nachdem sich Deutschland richten sollte. Laut Hergt ist nur ein kleiner Teil der Schuldigen vor Gericht gestellt worden. Vor allem klagt er Herrn v. Kahr an, er sei ein "Hochverräter von etwas anderer Färbung als Herr Hitler und Herr Ludendorff". Dies begründet er in dem unehrenhaften und ängstlichen Wechseln der Seiten. Für ihn zählt sogar die gesamte bayerische Regierung zu den Verantwortlichen. Zuletzt beklagt er die Methoden der Staatsanwaltschaft, da man nach Bayern keinen Reichskommissar entsandt hat, und Herrn v. Kahr die Ermittlungen überlies.

VI.Inhaltsbewertung

Die Quelle zeigt sehr gut wie in der Weimarer Republik hinter den Kulissen noch sehr viele Demokratiefeinde an der Macht waren. Eine Reihe von Ereignissen hat Deutschland in die Lage gebracht in der es mehr Verfassungsfeinde als Freunde gab, welche nicht einmal bekämpft wurden, was heute völlig unvorstellbar ist. Darum ist der kaum vorhandene Widerstand gegen Hitler sowie sein rasanter Aufstieg aus heutiger Sicht nur schwer zu verstehen.

 
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