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Der Arbeiter wird um so ärmer,
je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und
Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr
Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung
der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht
nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware,
und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert.
Dieses Faktum drückt
weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr
Produkt, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten
unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit,
die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die
Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre
Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem
nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die
Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die
Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung.
Die Verwirklichung
der Arbeit erscheint so sehr als Entwirklichung, daß der Arbeiter bis
zum Hungertod entwirklicht wird. Die Vergegenständlichung erscheint so
sehr als Verlust des Gegenstandes, daß der Arbeiter der notwendigsten
Gegenstände, nicht nur des Lebens, sondern auch der Arbeitsgegenstände,
beraubt ist. Ja, die Arbeit selbst wird zu einem Gegenstand, dessen er
nur mit der größten Anstrengung und mit den unregelmäßigsten
Unterbrechungen sich bemächtigen kann. Die Aneignung des Gegenstandes
erscheint so sehr als Entfremdung, daß, je mehr Gegenstände der
Arbeiter produziert, er um so weniger besitzen kann und um so mehr unter
die Herrschaft seines Produkts, des Kapitals, gerät.
In der Bestimmung,
daß der Arbeiter zum Produkt seiner Arbeit als einem fremden Gegenstand
sich verhält, liegen alle diese Konsequenzen. Denn es ist nach dieser
Voraussetzung klar: je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger
wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft,
um so ärmer wird er selbst, seine innere Welt, um so weniger gehört
ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott
setzt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein
Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem
Gegenstand. Je größer also diese Tätigkeit, um so gegenstandsloser
ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist, ist er nicht. Je größer
also dieses Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäußerung des
Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, daß seine
Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußeren Existenz wird, sondern
sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige
Macht ihm gegenüber wird, daß das Leben, was er dem Gegenstand
verliehen hat, ihm feindlich und fremd gegenübertrifft.
in: Lieber/Furth
(Hg.), Karl Marx. Frühe Schriften. Stuttgart 1960 |