Neue Sachlichkeit

Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist fantasievoller als die Sachlichkeit. Und nichts Sensationelleres in der Welt gibt es, als die Zeit, in der man lebt."

(Vorwort aus Der rasende Reporter von Egon Erwin Kisch)

Ursprünglich bezeichnet der Begriff „neue Sachlichkeit" eine neue Stilrichtung in der Malerei, zu Beginn der 20er Jahre wird der Begriff dann auch in der Literatur aufgegriffen. Gemeint ist allgemein die „Versachlichung" der ästhetischen Ausdrucksformen.

Die neue Sachlichkeit ist eine Gegenbewegung zum Expressionismus, der von Gefühlsüberschwang geprägt war. Im Gegensatz dazu versuchten die Autoren der neuen Sachlichkeit die Wirklichkeit „sachlich", d.h. objektiv und realistisch, darzustellen. Die Darstellung der banalen Alltagswelt, des Arbeits- und Alltagsleben der Menschen in den Großstädten und der zeitgenössischen Probleme, v.a. aus den gesellschaftlichen und politischen Bereichen, rückt immer mehr in den Mittelpunkt, so befassen sich z.B. viele Schriftsteller erstmals mit Problemthemen wie Arbeitslosigkeit oder der Verelendung der Armen. Die Autoren bemühen sich um eine Gesellschaftsanalyse, um die Darstellung der Befindlichkeit einer ganzen Generation.

Die tatsachenorientierten Schriftsteller verwenden in ihren Werken einfache, nüchterne Alltagssprache, die auch dem ungebildeten Leser leicht zugänglich und verständlich ist, deshalb zielen diese Werke auch auf Massenwirksamkeit ab und boten den Menschen damals Leitbilder für das Leben in einer Massengesellschaft. Die äußere Form eines Werkes spielte keine entscheidende Rolle, wichtig war in erster Linie der Inhalt.