Der Zeitungsmarkt in der Weimarer Republik – Schwerpunkt Berlin (1928)
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Befreiung vom Militarismus erlebte Berlin einen Aufschwung aller geistigen, künstlerischen und gesellschaftlichen Kräfte. Berlin entwickelte sich zu der größten und vielfältigsten Zeitungsstadt der Welt. Nach dem Ende des Krisenjahres 1923 setzte eine stürmische Ausdehnung auf dem Gebiet des Zeitschrif-tenwesens ein. Mit dem Aufkommen der Massenpresse entstanden erstmals Großverlage, die auch Zeitschriften verlegten und neue Pressetypen wie die Illustrierte und die Boulevardzeitung hervorbrachten (Mosse, Ullstein, Scherl, Hugenberg). In
der Millionenstadt Berlin war nicht nur der Einfluss aus dem Westen vertreten,
sondern auch der kommunistisches Gedankengut drang in die Berliner Zeitungswelt.
Ein Beispiel ist „Die Rote Fahne“, die Tageszeitung der Kommunistischen
Partei. Außerdem fand Willi Münzberg u.a. mit zwei Tageszeitungen („Berlin
am Morgen“ und „Welt am Abend“) weit über die kommunistisch organisierte
Arbeiterschaft hinaus Verbreitung. Anspruchsvolle Kultur fand ihren Ausdruck in den zwanziger Jahren hauptsächlich auf den Feuilletonseiten der angesehenen liberalen, überregionalen Tageszeitungen („Vossische Zeitung“, „Frankfurter Zeitung“) und in literarisch-politischen Zeitschriften („Die Weltbühne“, „Neue Rundschau“, „Die Linkskurve“ ). In
den Goldenen 20iger Jahren hatte ein starker Aufschwung der Massenmedien
statt-gefunden. Neugründungen und Verschmelzungen mit schon existierenden
Zeitungen sind sehr charakteristisch für diese Zeit (vor allem in Berlin). Es
bildete sich eine lebhafte Konkurrenz der verschiedenen Zeitungen u.a. aus den
vier großen Verlagen. Mit der Gründung von neuen Zeitungen bzw. Zeitungstypen
(Wochenzeitungen; Zeitungen, die zu verschiedenen Tageszeiten erschienen; usw.)
versuchte man, Leser der anderen Seite zu gewinnen. Neue Ideen einer Zeitung
wurden von den anderen teilweise übernommen (Die Idee von Ullsteins „Grüne(r)
Post“ (Zeitung gedruckt auf blassgrünem Papier) wurde von den
Nationalsozialisten mit der detailgetreuen „Braune(n) Post“ versucht
nachzu-ahmen). Wegen parteipolitischer, ideologischer oder wirtschaftlicher Bindungen
infor-mierten Zeitungen nur sehr einseitig oder unzulänglich. Die politisch führenden
Zeitungen – Vossische Zeitung, Berliner Tageblatt, Frankfurter Zeitung –
hatten eine viel zu geringe Auflage, um die Breite zu erreichen, außerdem waren
sie zum Teil von anderen Verlagsobjekten abhängig.
In
den Zwanziger Jahren kam verstärkt das Phänomen der Maternkorrespondenz auf.
Hierunter versteht man die Belieferung von Kreis- und Heimatblättern mit
Nachrichten-material aus den Großstädten. Diese Zeitungen brauchten damit nur
noch ihren lokalen Teil selbst zu gestalten, alles weitere wie Nachrichten,
Leitartikel, Marktberichte, Unterhaltungsbeiträge etc. wurde täglich bereits
fertig gemartert geliefert. Davon versprachen sich die
"Provinzzeitungen" besser mit den großen Blättern mithalten zu können
und gleichzeitig konnten sie Kosten und Arbeit sparen. Besonders bekannt war die
Berliner Maternkorrespondenz von Anton Levin. Dieses "Zentralbureau für
die deutsche Presse" vertrat eine weitgehend unpolitische Haltung.
Hugenberg erkannte, welche Möglichkeiten in der Maternkorrespondenz lagen und
gründete er 1922 die "Wirtschaftsstelle der Provinzpresse" (kurz
Wipro) mit Sitz in Berlin. Weiterhin besaß Hugenberg die Nachrichtenagentur
"Telegraphen-Union". Im Jahr 1928 war die Telegraphen-Union so mächtig
geworden, dass sie sogar einen allgemeinen Weltnachrichtendienst betreiben
konnte, den TU-Pressefunk mit eigenem Sender. Nur sehr wenige der großen
deutschen Tageszeitungen konnten es sich leisten, den TU-Dienst bis zuletzt zu
meiden.
Alfred
Hugenberg, Sohn eines Schatzrates und Mitglieds im preußischen Landtag, pflegte
schon vor seiner Karriere als Wirtschaftsführer und Politiker Kontakte zur
Wegener Gruppe, die rassistisches Gedankengut schürte. Er sah es als seine
Aufgabe dieses Gedankengut zu verbreiten.
Quellen: - http://home.ifkw.uni-muenchen.de/~fskw/zp/21-1-mendelssohn.htm Titel: Exzerpt – Mendelssohn, Peter de: Zeitungsstadt Berlin - http://home.ifkw.uni-muenchen.de/~fskw/zp/21-0-mendelssohn.htm Titel: Zeitungsstadt Berlin - http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HugenbergAlfred/ Biographie: Alfred Hugenberg, 1865-1951 - http://www.bpb.de/info-franzis/info_261/body_i_261_3.html Informationen zur politischen Bildung (261) - http://www.hausarbeiten.de/rd/archiv/kw/kw-pressegeschichte.shtml Die Pressegeschichte, Autor: Patrick Hammer, 1998
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