Die Deutschkonservative Partei 1876-1918

 

 

1876-1914:

Die Deutschkonservative Partei ging 1876 aus einer Sammlung verschiedener konservativer Gruppierungen hervor. Sie unterstützte das bestehende monarchische System und vertrat im Wesentlichen die politischen und wirtschaftlichen Interessen der preußischen Eliten. Ihren größten Einfluss hatten sie in den preußischen Ostprovinzen sowie in Sachsen und Mecklenburg. Sie verstanden sich selbst als eine Interessenvertretung der Agrarier setzten sich aber auch für eine Stärkung des Mittelstands ein. Weil sie durch das preußische Dreiklassenwahlrecht stark begünstigt wurden, waren die Deutschkonservativen die beherrschende Kraft im Preußischen Abgeordnetenhaus. Noch dominierender waren sie jedoch im Herrenhaus. Dadurch sicherten sie sich nicht nur ihren Einfluss auf die Beamtenschaft, den Klerus und das Offizierskorps, sondern über den Bundesrat auch auf die Reichspolitik. Kennzeichnend für die Politik der Deutschkonservativen Partei sind folgende Aspekte:

 

-         Die Bekämpfung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Dabei unterstützten sie Bismarcks politische Linie gegen die Sozialdemokratie

-         Die Erhaltung der preußischen Eigenständigkeit im Reich

-         Eine Stärkung der Religion (Protestantismus), was ihre antisozialdemokratische Haltung noch unterstützte. Daher kam es beim Kulturkampf zur Auseinandersetzung mit Bismarck, dessen Politik sie sonst unterstützten

-         Die Durchsetzung von Schutzzöllen, welche von der Großindustrie und den Agrariern gefordert wurden, gemeinsam mit den Freikonservativen, dem Zentrum und Teilen der Nationalliberalen Partei

-         Die Ablehnung von liberalen Reformen in der Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik

-         Die Unterstützung aller Militär- und Flottenvorlagen

-         Die kritische Haltung gegenüber der entstehenden expansiven Kolonialpolitik

-         Der Antisemitismus, der durch das Tivoli-Programm von 1892 verstärkt wurde

 

 

1914-1918:

 

Im Ersten Weltkrieg vertrat die Deutschkonservative Partei die Meinung des Monarchen und setzt sich sowohl für die illusionären Annexionsziele des Alldeutschen Verbands als auch für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ein. Sie lehnten die Friedensnote des Reichtags vom Juli 1917 energisch ab und kämpften gegen eine weitere Parlamentarisierung des Reichs. Außerdem kämpften sie gegen die Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts, welche von einer Mehrheit des Reichtags gefordert wurde. Nach der deutschen Kapitulation und  der Abdankung des Kaisers löste sich die Partei im November 1918 auf. Ein Großteil ihrer Mitglieder wechselte in die neugegründete Deutschnationale Volkspartei (DNVP).

 

Vorsitzende der Partei:

             Ernst von Heydebrand 1876-1892

             Adolf Stoecker 1892-1900

             Bernhard von Bülow 1900-1918