Deutschland im 1. Weltkrieg

 
 

Am 1. August 1914 beginnt der 1. Weltkrieg mit der allgemeinen Mobilmachung. Die imperialistische Politik der letzten Jahre waren auf diesen Krieg ausgelegt, der Deutschland zur absoluten Weltmacht aufsteigen lassen sollte. Dabei sollte der Krieg aber auch nur wenige Monate dauern. Ganz Deutschland wurde von einer nationalen Begeisterung erfasst. Der Kaiser verkündete der Burgfrieden, jede innere Auseinandersetzung sollte ruhen, er "kannte keine Parteien mehr, nur mehr Deutsche". Der Reichstag und die Regierung verloren an Bedeutung, die Politik wurde von der Heeresleitung bestimmt und alle Entscheidungen den militärischen Notwendigkeiten dem Krieg untergeordnet.
Kriegskredite
Im August 1914 bewilligt die sozialdemokratische Reichtagsfraktion (zu diesem Zeitpunkt die mit Abstand größte Fraktion) die zur Kriegführung benötigten Kredite und stimmt mit allen anderen Fraktionen in die nationalistische Kriegshysterie mit ein. Mit dieser Haltung (Zitat Friedrich Ebert, SPD-Parteispitze :"Wir lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich") stellt sich die SPDgegen ihr eigenes internationalistisches und pazifistisch ausgerichtetes Programm und wirft den bisherigen Leitsatz der Zweiten Sozialistischen Internationale, "Proletarier schießt nicht auf Proletarier", über Bord.

 

"Burgfriedenspolitik" statt Klassenkampf

Die SPD hatte Burgfrieden mit ihren einstigen Gegnern (Konservativen, Nationalisten und Reaktionären) geschlossen, d.h. sie unterstützte die Regierung in ihrem Kampf. Zugunsten dieser neuen Strategie wurde die vorherige Linie des Klassenkampfes verlassen und auf eine grundlegende Konfrontation mit den ökonomischen und politischen Regierenden verzichtet.

 

"Zuckerbrot und Peitsche" :

Gegenüber den Gewerkschaften wurde der bisherige Umgang geändert, d.h. der Staat und die Unternehmer machten ihnen nun Zugeständnisse, anstatt sie wie zuvor zu bekämpfen. So wurden die Gewerkschaften offiziell anerkannt und Arbeiterausschüsse eingerichtet. Dadurch wurden die Gewerkschaften bzw. ihre Funktionärsspitze dafür gewonnen, die Kriegspolitik bzw. die Kriegswirtschaft mitzutragen. Im Gegenzug allerdings wurde der Arbeitsalltag drastisch verschärft. Gemeinsam mit der SPD, mit der sie sich personell sehr stark überschnitten, stimmten die Gewerkschaften für einen Verzicht auf Lohnforderungen und Streikmaßnahmen, um die Kriegsproduktion nicht zu gefährden und setzten auf verstärkte Zusammenarbeit mit Unternehmern und staatlichen Stellen. Dennoch kam es Anfang 1918 in Arbeitergebieten trotz Verbot zu Streiks, die aber niedergeschlagen wurden.

 

Spaltung des Sozialistischen Lagers

Seit Beginn des Krieges wuchs die Zahl der Kriegsgegner. Durch das steigende Elend, vor allem in den Städten, und das massenhafte Sterben an der Front stellten sich immer mehr der anfänglich begeisterten ArbeiterInnen auf die Seite der international gesinnten Arbeiterschaft die den Krieg von vornherein ablehnte. So gründete sich am 9. April 1917 in Gotha die "Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands"(USPD), die den revolutionären Teil der SPD mit den sozialdemokratischen KriegsgegnerInnen vereinigte. Gegen Ende 1918 waren sie aber wegen erneuten Flügelkämpfen zwischen den RevolutionärInnen um Luxemburg und Liebknecht (Spartakusgruppe und Revolutionäre Obleute) und dem reformistischeren Kräften politisch blockiert. Von einer Einheit der Sozialistischen Bewegung war am Ende des Krieges somit keine Rede mehr.

Kriegstreiber

Auf der anderen Seite standen noch die konservativen, reaktionären und national(-liberalen) Kräfte. Diese verfolgten gemeinsam mit der Obersten Heeresleitung (OHL) unter Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg noch wesentlich weitreichendere Kriegsforderungen (großflächige Annexion gegnerischer Gebiete und deren Unterwerfung, etc.).

"Ludendorff-Plan"

Ende September wurde klar, daß der Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Um die Ehre der Militärs zu retten und dennoch Waffenstillstandsverhandlungen beginnen zu können, mußte die Niederlage politisch und nicht militärisch eingestanden werden. Dazu brauchte es eine Regierung, die glaubwürdig für Frieden eintreten konnte. Außerdem mußte der Kaiser abdanken, um dem Ausland, v.a. den USA, vermitteln zu können daß eine demokratisch Wende stattgefunden hatte. Als Regierungspartei bot sich daher die SPD an. Die SPD ließ sich darauf ein und übernahm damit die Verantwortung für das Waffenstillstandsangebot. Daraus wurde später die sog. "Dolchstoßlegende" konstruiert, nach der die SPD für die "schmähliche Niederlage" Deutschlands verantwortlich gemacht wurde.

 

 

Quellen

1. Oldenbourg, Geschichte für Gymnasien 12

2. Sebastian Haffner, Die Verratene Revolution, München 1969