Gedicht zum Versailler Vertrag 

 

 

Die letzte Schmach
von Theodor Herold, Düsseldorf

Das war ein Hieb, der saß! Fühlst du's meine Junge?
Ahnst du den Haß, die ganze Niedertracht,
Mit der uns hier die welche Lästerzunge
Vor aller Welt verhöhnt und ehrlos macht?

Ausliefern soll'n wir dieser gierigen Meute
Den Kopf der Helden, die die Welt regiert,
Die Jahr um jahr im wilden Schlachtgeläute
Das deutsche Volk von Sieg zu Sieg geführt.

Wohl sind wir wund und arm und ohne Waffen
Und nur auf uns gestellt; doch ehrlos? Nein!
Das ganze Volks wird sich zusammenraffen:
Wir lassen uns nicht frech ins Antlitz spei'n!

Und sollte dennoch sich ein Judas melden
Um Silberlinge für den Feindesbund
Und seine Hand ausstrecken nach dem Helden,
Dann schlagt ihn tot wie einen räudigen Hund!

Den unsre Ehr soll uns niemand rauben,
Es ist das Letzte, was uns blieb im Leid:
Des Volkes Ehre und der Väter Glauben
Und uns're Sprache - bis in Ewigkeit!

(in: Düsseldorfer Nachrichten vom 14. Februar 1920, Morgenausgabe.
aus: Dokumentation zur Geschichte der Stadt Düsseldorf, Bd.6 1985, S. 15)