Auswanderung nach Amerika 

  Quelle dhm

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Auswandererlied

Beamtenwillkür treibt mich fort

Unsere Fürsten hatten viel versprochen
doch das Halten schien nicht ihre Pflicht
haben wir denn nun so viel verbrochen
warum hielten sie ihr Versprechen nicht

Schlimmer wird es jetzt von Tag zu Tage
schweigen ist nur unser einzig Recht
Untertanen ziemet keine Klage
gehorchen muß dem Herrn der Knecht

Heute trifft es jenen, morgen diesen
jeder hier im Land ist vogelfrei
Unsere Brüder werden ausgewiesen
mehr als alles Recht gilt Polizei

Deutsche Freiheit, die lebt nur im Liede
Deutsches Recht, das ist ein Märchen nur
Deutschlands Wohlfahrt ist ein langer Friede
voll von lauter Willkür und Zensur

Darum ziehen wir aus dem Vaterlande
kehren nun und nimmermehr zurück
suchen Freiheit uns am fremden Strande
Freiheit das ist unser Lebensglück !

Hoffmann von Fallersleben, 1848

 

Leb wohl, du teures Land, das mich geboren,
Beamtenwillkür treibt mich fort von hier.
Ich hab Amerika mir auserkoren.
Dort scheint allein der Freiheit Sonne mir.
Dort drücken mich nicht der Tyrannen Ketten,
dort schätzt man erst des Lebens hohen Wert,
und wer sich will aus Sklaverei erretten,
der folge mir, dort wird er erst geehrt

Dort kennt man nicht die stolzen Fürstenknechte,
verprassend nur des Landmanns sauren Schweiß,
dort freut der Mensch sich seiner Menschenrechte,
er erntet auch die Frucht von seinem Fleiß.
Es quälen ihn nicht jene Müßiggänger,
durch Fürstengunst betitelt und besternt.
Das Sklavenwort 'Euer Gnaden' und 'Gestrengen'
ist aus dem Reich der Sprache weit entfernt

Nach diesem Lande laßt uns, ihr Brüder, ziehen,
es folge mir, der die Freiheit liebt und ehrt;
ein neues Leben wird dort uns allen blühen,
und Gott ist's, der die Wünsche uns gewährt
Schon schlägt die längst ersehnte Stunde,
der Abschiedstag, ihr Brüder, ist nun da,
und bald erschallt aus unserem Munde;
Wie gut, wie gut ist's in Amerika.

 

Der Franz Misler

Ach aus allen Ländern strömet

Der Franz Misler hat das Jahr neunzehnhundert,
Uns arme Leut nach Amerika ermuntert,
Wir sollen kommen, dort gibt's Arbeit ums Geld,
Das ist ja, was uns armen Deutschen gefällt.

Wir armen Deutschen haben uns sogleich erklärt
Und haben uns zu Hunderten vermehrt;
Bei uns im Vaterland ist die Arbeit zu klein.
Darum reisen wir nach Amerika hinein.

Teures Vaterland, wir müssen uns ergeben,
Wir können hier schon nicht mehr leben.
Und quält uns nichts als Kreuz und Not
Und verdienen nicht das tägliche Brot.

Teures Vaterland, wir wollen dich nicht plagen,
Wir wollen dir nur die Wahrheit sagen,
Wir reisen fort in ein fremdes Land,
Ist das keine Schand fürs Vaterland.

Lebt wohl, ihr Eltern, Geschwister und Verwandte,
Lebt wohl, ihr Freunde und Bekannte.
Gott segne mich mit seiner milden Hand
Hier in diesem schönen Vaterland.

Leb wohl, du Vaterhaus und Heimatort,
Ich muß von dir so weit jetzt fort
Und lasse dich so weit zurück
Und suche in Amerika mein Glück.

 

Ach, aus allen Ländern strömet nach Amerika neues Volk!
Weil sie Noth und Armut kränket, geht es ihnen auch nicht wohl.
Denn die Theuerung treibt den Armen hier aus seinem Vaterland;
ach, es ist ja zum Erbarmen, alles flieht zum Meeresstrand.

Wie viele Mütter sieht man weinen, wenn man hin nach Havre kommt,
denen keine Sonn' mehr scheinet aus dem schönen Vaterland,
Denn zurück ist kein Gedanke, und über's Meer reicht es nicht hin,
ach, wie traurig und wie wankend steht mancher im betrübten Sinn.

Mancher machte sich die Hoffnung, dort die neue Welt zu sehn
und erfaßte sich in Gedanken dort, dort wird es anders gehn
Aber wie viele deutsche Freunde seh ich dort im Elend flehn,
ach, wie mancher Vater weinte, kann die Heimat nicht mehr sehn.

Seht hier, meine deutschen Freunde: Alles liegt an Zeit und Glück !
Wem das Glück hier nicht scheinet, dem scheint' s auch in Amerika nicht.
Wer nicht ist dazu geboren, bezieht er auch das End' der Welt,
all sein Hoffen bleibt verloren, denn er bleibt ein armer Held.

Ach, wie viele sieht man fliehen, in ein ferneres fremdes Land
und ins Land Amerika ziehen welches hier ist unbekannt:
Denn die Not treibt manchen Menschen aus dem Land, dem Heimathsort,
aber mit viel tausend Kranken fanden sie keinen sicheren Ort.