Linksliberale Parteien Die Liberalen erwiesen sich als spaltungsanfälligste Partei im Kaiserreich. 1861 Gründung der (liberalen) Deutschen Fortschrittspartei in Preußen Den Liberalen gelang es mit der Deutschen Fortschrittspartei die erste offizielle Parteiorganisation in Deutschland zu gründen. Das Programm appellierte an die Öffentlichkeit, die Partei durch Mitgliedschaft oder Wählerstimmen zu unterstützen. Die Forderungen waren nationale Einigung (1871 erreicht), Rechtsstaat, Ministerverantwortlichkeit, lokale und regionale Selbstverantwortlichkeit und staatliche Wirtschaftsförderung. Damit kam die Partei besonders dem Besitz- und Bildungsbürgertum entgegen und hatte dort ihre Basis. Mit Hilfe der Liberalen, die anfangs die Mehrheit im Reichstag hatten, setzte Bismarck in den Jahren 1871-1877 Gesetze auf wirtschaftlichem und rechtspolitischem Gebiet (z.B. Reichsmünzgesetz / Strafgesetzbuch) durch. 1867 Abspaltung der Rechtsliberalen (=> Gründung: Nationalliberale Partei) von der Deutschen Fortschrittspartei (linksliberal) Während die Nationalliberale Partei die Außenpolitik
Bismarcks unterstützte, stand die DFP seiner Politik kritischer gegenüber und
trat entschieden für die Ausweitung der Rechte des Parlaments ein. 1884 Fusion der Deutschen
Fortschrittspartei mit der Liberalen Vereinigung (Abgesplittert von
den Nationalliberalen) => Gründung: Deutsche Freisinnige Partei 1893 deren Spaltung in Freisinnige Vereinigung und die Freisinnige Volkspartei 1910 Beide der freisinnigen Parteien schließen sich mit der Deutschen Volkspartei (Gustav Stresemann) zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammen Zur Fortschrittlichen Volkspartei schlossen sich 1910 die Freisinnige Vereinigung, die Freisinnige Volkspartei und die Deutsche Volkspartei zusammen. Damit entstand in Deutschland erstmals eine einheitliche Partei der linksliberalen und bürgerlich-demokratischen Kräfte. Die Partei war relativ straff organisiert und hatte kurz nach ihrer Gründung rund 130.000 Mitglieder. Zu den bekanntesten Politikern der Fortschrittlichen Volkspartei zählten Friedrich Naumann, Friedrich Payer und Ludwig Quidde. Die Partei trat für Reformen zur Parlamentarisierung des Reiches, für die Beseitigung des preußischen Dreiklassenwahlrechts sowie für die Trennung von Staat und Kirche ein. Sie stand für eine wirtschaftsliberale Politik und vertrat die Interessen der Exportindustrie, des Handels, der Banken sowie des Handwerks und Gewerbes. Unter dem Einfluss Naumanns setzte sich in der Fortschrittlichen Volkspartei eine sozialreformerische Haltung durch. Mit ihrer liberal-demokratischen Ausrichtung stand die Partei in der Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik in Opposition zur Reichsregierung. Die linksliberale Partei bekämpfte die Konservativen und anfangs auch die religiös gebundene Zentrumspartei. Sie suchte die parlamentarische Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Bei den Reichtagswahlen 1912 erhielt die von ihr nahestehenden Wirtschaftverbänden finanziell geförderte Partei 9,7 Prozent der Stimmen. Liberale Vereinigung => 1893 Freisinnige Vereinigung, 1910 Fortschrittliche Partei Deutsche Fortschrittspartei => 1893 Freisinnige Vereinigung, Deutsche Volkspartei 1914 bilden Rechts- und linksliberale Kräfte in den westlichen Besatzungszonen die Freie Demokratische Partei (FDP) Die Fortschrittliche Volkspartei und ein erheblicher Teil der Nationalliberalen geht nach dem 1. Weltkrieg (1918) in der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Partei auf. Die DDP ist die erste „echte“ Partei, gegründet u.a. von Albert Einstein und Theodor Wolff unter dem Einfluss der Novemberrevolution (9. November 1918). Sie verlor allerdings nach und nach ihre Anhänger und war zum Ende der Weimarer Republik nur noch eine unbedeutende Seitengruppe.
Friedrich Naumann 1860-1919
(Politiker) 1903 Mitglied in der linksliberalen
Freisinnigen Partei 1910 betreibt die Vereinigung der
zersplitterte linksliberalen Gruppierungen zur Fortschrittlichen
Volkspartei 1918 Mitbegründer der Deutschen Demokrati-
schen Partei
Ludwig Quidde
1858-1941(Historiker, Politiker) 1895
beteiligt an Ausarbeitung des Programms der
Deutschen Volkspartei 1907-1918
Landtagsabgeordneter der DVP
Später: Abgeordneter der Fortschrittlichen Volkspartei 1918
Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei 1927
Nobelbreis für Frieden Reichtagswahl-Ergebnisse 1871-19121871 9,3 Stimmenanteil 1874 9 1877 8,5 1878 7,8 1881 23,1 1884 19,3 1887 14,1 1890 18 1893 14,3 1898 11,1 1903 9,3 1907 11 1912 12,3 Quellen: Informationen zur politischen Bildung – Das 19. Jahrhundert http://www.geschi.de/artikel/liberparteien.shtml http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/innenpolitik/fvp/index.html http://www.luise-berlin.de/BMS/bmstext/9811gesa.htm Anita Klutsch |
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