Die militärische Lage hat uns auf Verlangen der
Obersten Heeresleitung unerwartet genötigt, am 5. Oktober ein hastiges
Ersuchen um Waffenstillstand an den Präsidenten der Vereinigten Staaten
zu richten. Dieser Schritt kam einer Kapitulation gleich und ist von
unseren Feinden wie auch im neutralen Ausland nicht anders als militärische
Bankerotterklärung aufgefaßt worden.
Für den Schritt trägt die Oberste Heeresleitung
ebenso wie für seine Folgen die Verantwortung; sie hat die militärische
Lage als aussichtslos bezeichnet; der politischen Leitung bleibt nur übrig,
die Konsequenzen zu ziehen. Angesichts der Lage sind für sie heute nur
zwei Entscheidungen möglich; entweder der Kampf bis zur Vernichtung oder
der Versuch, nach dem militärischen Zusammenbruch wirtschaftlich und
politisch zu retten, was noch zu retten ist.
am 2.11.1918
Prinz Max von Baden in einem Brief:
"Gottlob, daß ich in den Sozialdemokraten Männer auf meiner Seite
habe, auf deren Loyalität wenigstens gegen mich ich mich vollkommen
verlassen kann. Mit ihrer Hilfe werde ich hoffentlich imstande sein, den
Kaiser zu retten."
In: Illustrierte Geschichte der deutschen
Novemberrevolution, Berlin 1978, S. 62 |