Nationalismus

  Das 19.Jahrhundert wird auch das Jahrhundert des Nationalismus genannt. Am Beginn dieses Jahrhunderts entsteht mit der Französischen Revolution in Frankreich das erste mal dieses Phänomen. Das Volk Frankreichs entwickelt ein gemeinsames Bewusstsein. Das Bewusstsein zu einer homogenen Gruppe gleicher Kultur, Geschichte und Sprache zu gehören. Diese Gruppe möchte auch in einem Staat gemeinsam organisiert sein. Diesen Wunsch nennt man nationalistisch, das Streben, dieses Ziel zu erreichen Nationalismus.

Dieser Wunsch entsteht in Deutschland durch die französische Hegemonie über Deutschland und das sich entwickelnde Bewusstsein zu einer gemeinsamen Kultur (vgl. Aufklärung) zu gehören. Der politische Machtverfall des universellen christlichen Kaiserreichs löst den Wunsch nach Wiederherstellung von Stärke aus, was nur im nationalen Rahmen durch Zusammenarbeit aller Staaten in Deutschland geht. Durch die regionale Entwurzelung der Menschen 1803 durch Mediatisierung orientieren sich viele an der "übergeordneten Einheit Deutschland".

Während diese Ideologie in Frankreich und England auf bestehende Staatswesen traf, die bereits ungefähr diesen Bedingungen (ein Volk mit einer Sprache, Kultur und Tradition) entsprachen, war Deutschland total zersplittert und in den Staaten der Habsburger (Österreich) und Hohenzollern (Preußen) lebten darüber hinaus große Volksgruppen, die nie zu Deutschland gehören würden (Polen, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Kroaten, Italiener u.a.).

In Deutschland steht der Nationalismus in Opposition zu allen Fürsten, die an ihren Nicht-Nationalstaaten festhalten wollen. Die Restaurationsprinzipien können in Deutschland nicht mit der Idee des Nationalismus in Einklang gebracht werden. Die nationale Opposition wird durch die Fürsten (Karlbader Beschlüsse 1819) bekämpft. In der Opposition arbeiten nationale und liberale Kräfte zusammen.

Das Scheitern der Revolution 1848/49 und die Gründung des Nationalstaates Großpreußen bzw. Kleindeutschlands trennt nationale und liberale Gruppen. Alle nationalen Gruppen arrangieren sich mit dem Obrigkeitsstaat Bismarcks, die linksliberalen und demokratischen Gruppen bleiben in der Opposition und werden vom Staat als Reichsfeinde diffamiert. Damit gelten Demokraten als antideutsch. (Folgen siehe Weimarer Republik)