Säkularisation:
Aller Kirchenbesitz wird enteignet. Die
Klöster werden aufgelöst. Alle Immobilien und Mobilien der Kirche werden
sodann versteigert. Unverkäuflicher Kirchenbesitz wird zum Teil vernichtet
(Kirchenkunst, Bücher u.ä.). Von dieser Maßnahme ist fast nur die katholische
Kirche betroffen. Die Enteignung führt erstens zu einer kurzzeitigen Sanierung
der Staaten und zu einem grundlegenden Umdenken in der Wirtschaft in den
katholischen Gebieten (Semester 2). Die Geistlichen werden vom Staat besoldet
bzw. erhalten sie Land zur Eigenversorgung. Mönche und Nonnen treten in den
Laienstand, bzw. werden sie bei Erwerbsunfähigkeit versorgt. Die katholische
Kirche betrachtet diesen Vorgang als Unrecht und betont den kulturellen Schaden.
Die wirtschaftlichen Vorteile und die Modernisierung wird dagegen in der
liberalen Geschichtsschreibung betont.
Mediatisierung:
Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 bestimmt die
politische Auflösung der geistlichen Herrschaften. Damit werden aus den
regierenden Bischöfen und Äbten reine religiöse Amtsträger. Als politische
Einheiten verlieren alle geistliche Herrschaften ihre Souveränität und werden
den größeren weltlichen Staaten zugeschlagen. Neben allen geistlichen Gebieten
werden alle weltlichen Kleinstaaten von den größeren Staaten vereinnahmt.
Insgesamt verringert sich die Zahl der Herrschaften um über 800 auf ca. 100
selbstständige Gebiete. Im Gegensatz zu den kirchlichen Gebieten verlieren aber
die weltlichen Kleinfürsten nicht ihr Eigentum. Die mediatisierten Fürsten
bleiben im Besitz ihres Privateigentums und werden für den Verlust der
politischen Herrschaft entschädigt.
Sozialreformen:
Der Berufsbeamtenstand mit festem Gehalt und Pension und
geregelter Ausbildung wurde eingeführt. Das Adelsprivileg für die Besetzung
des höheren Verwaltungsstellen wurde abgeschafft.
Die Strafrechtsreform, die allgemein gültige Prozeßordnung
und die Steuergleichheit innerhalb der Steuerklassen wurden eingeführt.
Dazu kamen die Bauernbefreiung ( Befreiung aus direkter Befehlsabhängigkeit vom
Grundherren) und die Abschaffung von Binnenzöllen
à ein Wirtschaftsraum und einheitliche Rechtsverhältnisse wurden geschaffen.
1807: Edikt zur Bauernbefreiung (Abschaffung der Erbuntertänigkeit
s.Glossar)
1810/11: Gewerbefreiheit (Aufhebung der Zünfte à Mobilität) dadurch Förderung
der Eigeninitiative, des Erfindungsreichtums, des Fortschritts durch technische
Modernisierung; Folge aber auch: Verlust von Existenzgrundlagen vieler Meister;
Konkurrenz durch Industrie zerstört das produzierende Handwerk!
1811: Regulierungsedikt (=Bauernbefreiung): Keine Frondienste
mehr, stattdessen 1/3 Land abgegeben an Grundherrn à Großgrundbesitzer / Proletariat,
Folgen: Landflucht; aber auch: soziales Elend/Arnut/Hunger, da der Grundherr
nicht mehr für die Versorgung der Bauern verantwortlich ist. Der Bauer oder Pächter
ist zwar persönlich frei, aber weiterhin finaziell abhängig.
Die allgemeine Wehrpflicht, religiöse
Toleranz, eine gelockerte Pressezensur boten den Bürgern die Möglichkeit zur
Identifikation mit den einzelnen Staaten;
1812: Judenemanzipation (Gleichberechtigung der Religionen)
1807: Schulpflicht (Stein: „Durch Erziehung zur Selbständigkeit
und Selbsttätigkeit im Sinne Pestalozzis müssen alle Kräfte im Volke
freigemacht werden.")
1818 Steuer - und Zollgesetz: Grenzzölle und
Verbrauchssteuern ersetzen die Akzise
Verwaltungsreformen:
(Trennung von Justiz und Verwaltung)
Ausbildung für Staatsdiener(Beamte) à Staatsexamen
1808 Einrichtung von Fachministerien: (= Ressortprinzip)
a) Kriegsministerium
b) Inneres-
c) Finanz-
d) Justiz-
e) Äußeres-
Zentrale Verwaltungseinteilung : Einteilung in Provinzen ,
Regierungsbezirke , Kreise (Zentralismus)
Militärreformen:
(Entwicklung eines patriotischen Volksheeres)
- Abschaffung entehrender Prügelstrafen
- 1814: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
- Aufbau einer neuen Führung (Militärakademien) zur
Vermittlung von militärischen Kenntnissen und zur Förderung der
Allgemeinbildung der Offiziersanwärter)
- Abschaffung des Adelsmonopols für die Offiziersstellen
- Bildung von Reserven nach dem Krümpersystem (s.
Glossar)
- Rekrutierung: Nur noch „Landeskinder" à
Wehrdienst soll nicht mehr als verhaßter Zwang sondern als patriotische
Verpflichtung empfunden werden
Glossar:
Akzise: 1) indirekte Verbrauchs und Verkehrssteuer
2) Historischer Zoll
Erbuntertänigkeit: Strenge Abhängigkeit vom
Gutsherrn. Diese äußerte sich zum Beispiel in der Verpflichtung zu
ungemessenen Fronen. Mit der Erbuntertänigkeit verbundene Abgaben sind zum
Beispiel Heiratserlaubnisgebühren
Gewerbefreiheit: Das Recht des Staatsbürgers,
jedes Gewerbe oder jeden Beruf zu betreiben
Judenemanzipation: Juden dürfen Gemeindebürgerrecht
erwerben, alle Gewerbe ausüben, Grundbesitz kaufen. Juden werden zu
akademischen Berufen zugelassen
Krümpersystem: Durch diese System wird eine militärische
Reserve geschaffen (von Krümper: kurzfristig ausgebildete Rekruten )
Proletariat: Die wirtschaftlich abhängige,
besitzlose Arbeiterklasse
Zentralismus: Das Bestreben, Politik und Verwaltung
eines Staates zusammenzuziehen und nur eine Stelle mit der Entscheidung zu
betrauen
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