Der Wiener Kongress war eine
Versammlung der Vertreter der europäischen Mächte, der von den vier
großen Siegermächten, Österreich-Ungarn, Großbritannien,
Preußen und Rußland dominiert wurde. Die überragende
Rolle spielte der österreichische Staatskanzler Fürst von
Metternich. Der Wiener Kongress hatte einen dauerhaften Frieden für
Europa zum Ziel und verfolgte daher weitestgehend das Konzept der
Restauration. Die Restauration diente der Wiederherstellung der alten
Machtverhältnisse in Europa von vor der Französischen Revolution und
stand im Kompromiss zur territorialen Neuordnung in den Gebieten, in
denen eine Restauration unmöglich war.
Restauration
Das Restaurationsprinzip wurde besonders von England
und seinem Vertreter Lord Castlereagh vertreten, da England durch
die Wiederherstellung des alten Mächtegleichgewichts seine
Vormachtstellung als Weltmacht sichern konnte. Metternich und
Castlereagh wollten daher um eine stabile Staatenkonstellation in Europa
zu erreichen, die alte Pentarchie zwischen England, Rußland, Österreich,
Preußen und Frankreich wiederherstellen.
Die Restauration gründete sich auf das Legitimitätsprinzip,
nach dem nur das Gottesgnadentum der absoluten Herrscher mit dem
gewachsenen Ständestaat rechtmäßig war, und sollte daher auch eine
Art Korrektur der Französischen Revolution erreichen. Dies wurde
beispielsweise in Frankreich mit der erneuten Herrschaft der Bourbonen
in Gestalt von Ludwig XVIII. verwirklicht. Die dadurch erfolgte Stärkung
Frankreichs geschah um einen dauerhaften Unruheherd durch ein zu
schwaches Frankreich zu vermeiden. Auch das von Napoleon besetzte Preußen
wurde verstärkt um einen Gegenpol zu Rußland aufzubauen um deren
Hegemonialstellung in Europa zu verhindern.
Die weitgehende Verwirklichung der Restauration
brachte auch eine große Solidarität der Mächte untereinander
hervor. Um sich vor den gefahren einer möglichen Revolution zu schützen,
schlossen sich die Monarchen Zar Alexander I. von Rußland, Kaiser
Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm III.
von Preußen zur Heiligen Allianz zusammen. Diese Allianz
der nahezu alle Fürsten Europas beitraten wurde das anti-revolutionäre
Element der Restauration.
Territoriale Neuordnung Europas
In den Staaten die von der napoleonischen
Flurbereinigung profitiert hatten war die Restauration unmöglich, da
diese nicht auf ihre Gebietsgewinne verzichten wollten, weshalb Europa
einer territorialen Neuordnung unterzogen wurde. Die von Napoleon
besetzten Gebiete mußten wieder eigenständige Staaten werden und die
Kriegsparteien entschädigt werden. Es mußte deshalb ein Kompromiß mit
der Restaurationspolitik gefunden werden.
England war der größte Gewinner dieser
Neuordnung. Durch seine Personalunion mit dem Königreich Hannover, mit
Ostfriesland, und durch die Erwerbung der Insel Helgoland beherrschte
England die gesamte Nordseeküste. Zusätzlich war mit dem Königreich
der Vereinigten Niederlande ein Pufferstaat zwischen England und den
kontinentalen Mächten entstanden, der die Rheinmündung kontrollierte.
Zudem war England durch Stützpunkte, wie Malta, Kapstadt und Ceylon,
die unangefochtene Seemacht.
Rußland bekam seinem Anspruch entsprechend
Finnland und der russische Zar stand in Personalunion mit dem König von
Polen und kontrollierte damit den größten Teil Polens. Rußland war
dadurch eindeutig die stärkste Landmacht in Europa.
Preußen wurde der westliche Teil Polens
zugesprochen und konnte für seine Verluste nur durch eine
Ost-West-Verschiebung entschädigt werden. Es wurde daher die nördliche
Hälfte Sachsens Preußen zugesprochen während der übrige Teil zum Königreich
Sachsen wurde. Weiterhin bekam Preußen noch große Gebiete von
Rheinland-Westfalen, was aber vom übrigen Staatsgebiet getrennt blieb.
Ù zukünftige
Westexpansion Preußens.
Österreich verzichtete auf seine niederländischen
Besitzungen und bewegte sich ethnisch und geographisch aus Deutschland
heraus. Dafür wurden Österreich wieder die Gebiete Salzburg, Tirol,
das Innviertel, Vorarlberg, Lombardo-Venetien, Illyrien
und Galizien zugesprochen. Zusätzlich hatte es großen Einfluß
auf die italienischen Fürstentümer, ohne den Kirchenstaat. Es war
wieder eine Großmacht.
Bayern bekam als Ausgleich für die an Österreich
abgetretenen Gebiete Wurzburg und Aschaffenburg und die umliegenden
Gebiete und die linksrheinische Pfalz, die von seinem Staatsgebiet
getrennt blieb.
Frankreich behielt nur noch das vorrevolutionäre
Staatsgebiet und wurde um ein stabiles Gleichgewicht der Mächte auf dem
Kontinent nicht gedemütigt. Durch die Rückkehr der Bourbonen auf den
Thron wieder in die Pentarchie aufgenommen und wurde zu einem Gegenpol
zu Rußland und Preußen.
In Deutschland wurde aus 35 Fürstenstaaten und 4
freien Städten der Deutsch Bund geschaffen. Dieser war durch ein
fehlendes Exekutivorgan und die nahezu Entscheidungsunfähigkeit nur ein
schwaches Bündnis, das die Mitgliedsstaaten vor Druck von außen schützte.
Er war ein zusätzlicher Stabilisierungsfaktor im europäischen Mächtegleichgewicht.
Europa war dadurch neu geordnet und wieder stabil. Der Wiener Kongress
brachte für einige Jahrzehnte einen dauerhaften Frieden für Europa und
war damit erfolgreich, auch wenn er die spätere Entwicklung der
Nationalstaaten nur aufschob, nicht aber verhinderte.