Die Außenpolitik der Weimarer Republik

 
  1. Ausgangslage
    Deutschland als Kriegsverlierer und aus der Sicht der Nachbarn als Kriegsverursacher steht alleine da! Alle Bündnispartner sind komplett weg gebrochen (Österreich ist nur noch "Miniaturstaat", die befreiten slawischen Gebiete sind souverän; das Osmanische Reich und Bulgarien sind zusammengebrochen und nach Revolutionen ohne Tradition zu Deutschland). Das neu entstandene Polen steht durch die Gebietsgewinne (Wespreußen, Posen) in Konkurrenz zu Deutschland. Deutschland erhält durch den Frieden die Alleinschuld am Krieg zugesprochen. Diese Situation wird in Deutschland als unfair und ungerechtfertigt gesehen. Man glaubt in Deutschland fälschlicherweise, der erste Weltkrieg sei Deutschland aufgezwungen worden und man habe einen Verteidigungskrieg geführt. Man fühlt sich von den Siegern um den Frieden nach den 14 Punkten von Wilson betrogen. Das Böse wird mit Frankreich assoziiert, das durch den Vertrag von Versailles (Vertragstext in engl. Sprache) 1919 Kartenskizze)  über die Reparationsfrage Deutschland auf Dauer klein halten will.
    Diese Situation lässt innenpolitische Probleme entstehen! s. 1. Semester! Die Niederlage wird nicht akzeptiert, sie wird denen, die die autoritäre Monarchie und die Diktatur der Heeresleitung durch eine demokratische Revolution beendet haben, angelastet (=Novemberverbrecher). Das Heer war im Felde unbesiegt und nur die Revolution hat es niedergeworfen (=Dolchstoßlegende). Diejenigen, die mit Frankreich um einen akzeptablen Frieden verhandeln, werden als Erfüllungspolitiker beschimpft. Die wirklich Schuldigen, die Militaristen und Monarchisten, die Deutschnationalen und Völkischen gehen in die Opposition zur Demokratie und erschweren die Verhandlungen mit dem Ausland. Während die Demokratie Deutschland zu bewahren versucht, sammeln sich auf der Rechten demokratiefeindliche Kräfte. Nur das Fehlen einer Führungsperson behindert ihren Aufstieg!
  2. Reparationsfrage
    Frankreich nutzt die Reparationsfrage um Deutschland zu schwächen und einen Interventionsgrund in Deutschland zu haben. England durchschaut das Spiel und geht zu Frankreich auf Distanz. (Premierminister Loyed George stellt den Alleinschuldparagraphen in Frage und ist so Kronzeuge der Deutschen gegen Frankreich).
    Der Krieg löst in Europa allgemein wirtschaftliche Probleme aus. Der Außenhandel ist zurückgegangen, die Schulden und die Steuern sind immens gestiegen. Die totale Konfrontation stürzt Deutschland ins Finanzchaos (Inflation) und Frankreich fehlen die Zahlungen zur Kredittilgung in den USA.  Durch den
    Dawes-Plan wird der internationale Warenverkehr wieder angekurbelt. Frankreich (Briand) und Deutschland (Stresemann) erkennen, dass nur durch Kooperation das Problem zu lösen ist. Stresemann kommt Frankreich entgegen, erkennt  die Bedingungen von Versailles an , Briand akzeptiert, dass Deutschland international wieder mitspielt und im Prinzip gleichberechtigt ist (Locarno). Auf dieser Basis kommt man dann zum Young-Plan, der allerdings durch die Weltwirtschaftskrise zur Makulatur wird. 1931 wird  im Hoover-Moratorium endgültig ein Schlussstrich unter die Reparationsfrage gezogen.
  3. Integration Deutschlands in die internationale Politik
    Deutschland ist 1918-22 durch den Krieg und die Niederlage international isoliert. Es ist den Versuchen Frankreichs, Deutschland wirtschaftlich und finanziell zu kontrollieren ausgeliefert. Abhilfe ist kaum möglich. Der Anschluss Deutschösterreichs scheitert an Frankreich. Die Reparationsfrage wird ausgenutzt Deutschland klein zu halten. Deutlich wird die Lage auf der Londoner Konferenz 1920 zur Reparationsfrage. Im Rahmen einer zweiten Konferenz in Genua scheitert der französische Plan das revolutionäre Russland (UdSSR) gegen Deutschland auszuspielen. (Frankreich wollte von der UdSSR die Staatsschulden der Zaren eintreiben). In
    Rapallo einigen sich Deutschland und Russland auf eine politische und militärische Zusammenarbeit. Dies wird in Frankreich als Bedrohung (Koalition des revolutionären Russlands und des ??revolutionären?? Deutschlands) angesehen. Eine ausstehende Reparationslieferung wird zur Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien genutzt. Deutschland wehrt sich durch passiven Widerstand, wobei die Schäden durch Produktionsausfälle durch die Regierung gedeckt werden, um die Unternehmer für den Widerstand zu gewinnen. Diese Kosten veranlassen die akute Phase der Inflation im Jahr 1923. England gehet zu Frankreich auf Distanz, die USA ziehen sich in eine isolationistische Politik zurück. Weder Frankreich noch Deutschland können gewinnen! Nach Regierungsumbildungen kommt es zu einer Entschärfung der Situation. Deutschland unter außenpolitischer Führung Stresemanns und Frankreich unter Briand gehen aufeinander zu. Der Dawes-Plan löst vorerst die Reparationsfrage und bringt den handel wieder in Schwung. Endgültig wird die Isolation Deutschlands durch den Locarno-Vertrag überwunden, durch den Deutschland die Bestimmungen aus Versailles für die Westgrenze freiwillig akzeptiert. Frankreich verzichtet dagegen auf eine weitere Intervention in Deutschland wie während der Ruhrbesetzung. Beide Mächte unterwerfen sich für Streitigkeiten einer internationalen Schiedskommission. Damit ist das abgerüstete Deutschland vor Erpressungen aus Frankreich sicher. Dieser Erfolg wird von den deutschnationalen und den Demokratiefeinden nicht so gesehen und als Auslieferung deutscher Interessen an Frankreich interpretiert.  1926 wird Deutschland gleichberechtigt in den Völkerbund  aufgenommen.  Mit dem Kellog-Pakt soll 1928 international abgerüstet  und der Krieg als Mittel der Politik geächtet werden. Der Young-Plan regelt die Reparationsfrage endgültig und gibt Deutschland die Hoheit über seine Geldpolitik zurück. Gegen diesen Plan wird in einem Volksbegehren gegen die Demokratie getrommelt. Zum ersten Mal wird in der großen Öffentlichkeit Hitler salonfähig gemacht, indem er für die monarchistischen Kräfte, die Veteranenorganisationen und das Großbürgertum agitieren darf. Er bringt in dieses antidemokratische Bündnis seine völkischen und faschistischen Gruppen ein. Das Volksbegehren scheitert, zeigt aber im Kern bereits die Züge der Harzburger Front und der Zusammenarbeit des rechten Bürgertums mit dem Faschismus. Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise tritt ab 1929 die Außenpolitik hinter der Wirtschaftspolitik und den Arbeitslosenproblemen in allen Ländern in den Hintergrund. Jeder will die Probleme alleine lösen, setzt auf Isolation und Schutzzölle. Der Warenaustausch bricht zusammen. Durch das Hoover Moratorium löst sich die Raparationsfrage. Hitler nimmt 1933 die Weimarer Agitation gegen Versailles wieder auf, knüpft scheinbar an die Tradition des Kampfes um Gleichberechtigung an und steht so außenpolitisch in traditionellen Bahnen. Seine Kriegsabsichten und seine rassenpolitischen Expansionsziele werden so verschleiert.
     
  4. Deutschland und die östlichen Nachbarn
    Deutschland - CSSR 
    Deutschland - Polen
    Deutschland - UdSSR
  5. Deutschland und Österreich
    Der Anschlussversuch Deutschösterreichs an Deutschland scheitert am Einspruch Frankreichs 1922. Österreich wird eine labile Demokratie, die nach Überzeugung vieler Österreicher nicht überlebensfähig ist. Die Demokratie scheitert, aus Österreich wird ein faschistischer Staat. Ein zweiter Anschlussversuch durch einen Putsch einer österreichischen Nationalsozialisten scheitert am Einspruch und Widerstand Mussolinis, der sich als faschistischer Beschützer Österreichs und Ungarns fühlt. Erst 1938 erzwingt Hitler den Anschluss!

weitere Quellen