Technische Erneuerungen der 20er Jahre

1921:Tropfenauto (Edmund Rumpler, Österreich)

Fahrzeuge nach aerodynamischen Gesichtspunkten; geringerer Luftwiederstand ermöglicht höheres Tempo und geringeren Benzinverbrauch.

1922:Erster Tonfilm

17.9. Berlin. Mit dem Film „Der Brandstifter" stellen die deutschen Ingenieure Hans Vogt, Jo Benedict Engl und Joseph Massolle den ersten Film mit integrierter Lichttonspur vor. Dies ist die erste zufriedenstellende Lösung für das Problem, Bild und Ton auf dem Filmstreifen zu vereinen.
Bei den sog. Triergon-Verfahren werden Schallwellen in elektrische Impulse und diese wiederum in Licht umgewandelt, das die Silberbeschichtung des Filmnegativs schwärzt. Bei der Aufführung wird dieser Vorgang umgekehrt.                                                                    
Die Filmindustrie hält zunächst weiter an Stummfilmen mit Zwischentiteln fest, da diese einfach übersetzt und problemlos weltweit verkauft werden können.
Mit „The Jazz Singer" beginnt 1927 der Siegeszug des Tonfilms, der die bis dahin in Kinos übliche Unterlegung mit Live-Musik ablöst. Aber erst 1928 kommt der erste vollständige Tonfilm heraus, „Lights of New York".

1923:Elektronischer Bildabtaster (Wladimir Kosma Zworykin, UdSSR)

Das sog. Ikonoskop ermöglicht die elektronische Bildübertragung und bildet die Grundlage für Entwicklungen der heutigen Fernsehtechnik.

1925:Treibstoff aus Kohle

22.7. Mülheim/Ruhr. Der Chemiker Franz Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohleforschung, und sein Mitarbeiter Hans Tropsch erhalten das Patent auf ein Verfahren zur Gewinnung von Kohlenwasserstoff aus Kohle. Die „Fischer-Tropsch -Synthese" (katalytische Hydrierung von Kohlenmonoxyd), die 1934 von der Ruhrchemie AG großtechnisch realisiert wird, spielt bei der Umwandlung von Braun- und Steinkohle in Kraftstoffe (Benzin und Dieselöle) eine bedeutende Rolle. Im 2. Weltkrieg sollte Deutschland durch die Hydrierung autark werden. Der Versuch ist gescheitert. So wird z.B. in der BRD bis etwa 1960 der Treibstoffbedarf nicht aus Erdöl sondern größtenteils aus Kohle gedeckt.
Fischer und Tropsch entwickelten bereits 1924 den sog. Hochdruck-Synthol-Prozeß zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen und schufen damit eine erste Alternative zur Kohleverflüssigung nach dem Verfahren von Bergius (1911).
Nach beiden Verfahren werden während des 2. Weltkrieges große Mengen an Treibstoffen hergestellt. Nach 1960 sind die DDR und Südafrika die einzigen Länder, die synthetisch Kohlenwasserstoffe erzeugen.

1925:Flüssigkeitsrakete (Werner von Braun/W. Dornberger, Deutschland)

Erste automatisch getriebene Flüssigkeitsrakete war Vorbild für Entwicklung von Trägerraketen (60er Jahre) für US-Raumfahrtprogramm. Einsatz als Waffe (v 1 und V 2 = Vergeltungswaffe) ab 1944 im 2. Weltkrieg. Die Hoffnung auf eine Wunderwaffe, die den Krieg gewinnen hilft, war unrealistisch. Die Raketentechnik, vor allem die Steuerung und die Nutzlast waren zu gering.

1926:Erste Flüssigtreibstoffrakete

16.3. Auburn. Der US-amerikanische Physiker Robert H. Goddard startet die erste mit flüssigem Treibstoff angetriebene Rakete. Auf ihrem Flug, der zweieinhalb Minuten dauert, legt sie 600 m bei einer Geschwindigkeit von 90 km/h zurück. Goddard benutzt Benzin als Treib- und Sauerstoff als Brennmittel.
Goddard experimentierte seit 1920 mit Flüssigkeitsraketen, da seine Versuche mit Feststoffraketen keine befriedigenden Resultate brachten. Bereits 1924 hatte der sowjetische Mathematiker Konstantin E. Ziolkowski in seiner Studie "Die Rakete in den kosmischen Raum" den Bau einer mit Flüssigkeit angetriebenen Weltraumrakete vorgeschlagen, die er als zigarrenförmigen Zylinder mit mehreren Antrieben und mit stufenweiser Zündung zur Steigerung der Schubkraft plante.
Die Erforschung des Weltalls bleibt aber zunächst hinter militärischen Interessen zurück. Ab September 1944 wird die Flüssigkeitsrakete „V2" gegen Ziele in Großbritannien eingesetzt.

1928:Feldeffekt-Transistor (Julius Lilienfeld, Deutschland)

Transistorprinzip, ab 1948 technisch realisierbar, ist Grundlage der gesamten Halleiterelektronik (entscheidend für Computer-Entwicklung)

1928:Magnetband wird patentiert

Der deutsche Techniker Fritz Pfleumer lässt sich seine Entwicklung eines Magnetbandes patentieren. 1898 hatte der dänische Physiker Valdemar Poulsen die Idee, den Magnetismus zum Aufzeichnen von Tönen zu verwenden. Poulsen experimentierte mit einem Metalldraht, der an einem mit einem Mikrofon verbundenen Elektromagneten vorbeigeführt wurde. Je nach Stärke des Mikrofonstroms wurde der Draht unterschiedlich magnetisiert. Beim „Abspielen" lief der Draht ein zweites Mal an der stromlosen Magnetspule vorbei, wobei er einen Strom induzierte, der in einem Kopfhörer zu den ursprünglichen Tönen umgewandelt wurde.
Pfleumers Einfall, den Draht durch ein dünnes, flexibles Metallband zu ersetzen, ermöglicht die kommerzielle Nutzung des Verfahrens.

1928:Die Entdeckung des FCKW

Chemiker der Firma General Motors (USA) entdecken die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Dabei handelt es sich um Kohlenwasserstoffe, in denen Wasserstoff- durch Fluor- und Chloratome ersetzt werden.
FCKW finden vor allem als Kühlmittel und als Treibmittel für Spraydosen Verwendung.

1928:Testfahrt für Raketenauto

11.4. Rüsselsheim. Auf der Rennstrecke der Opel-Werke startet das erste mit Raketen betriebene Automobil. Es beschleunigt in acht Sekunden von 0 auf 100km/h.
Der von Maximilian Valier und Fritz von Opel, dem Enkel des Firmengründers Adam Opel, konstruierte Prototyp wird während der ca. zweiminütigen Versuchsfahrten von 24 Feststoffraketen am Heck angetrieben. Am 23.5. erreicht das Nachfolgemodell „Rak II" auf der Berliner Avus eine Geschwindigkeit von 230km/h. Die Experiment dienen der Vorbereitung für den Bau raketengetriebener Flugzeuge und werden als Vorreiter der Raumfahrt gefeiert.

1928:Raketenflugzeug vorgestellt

25.5. Wien. Aurelius Bisial, Mitglied einer Wiener Segelflugvereinigung, gelingt der Probeflug eines Raketenflugzeugs. Der von Bisial konstruierte Hochdecker in Leichtmetallausführung besitzt 24 zentrisch angeordnete Raketen, die beim Start für die nötige Triebkraft sorgen. Das Flugzeug erreicht eine Geschwindigkeit von 150 km/h und geht in 100 m Höhe in Gleitflug über.
Wegen der unlösbar scheinenden Gleichgewichtsprobleme werden die Anwendungsmöglichkeiten der Raketenflugzeuge zunächst nur sehr gering eingeschätzt.

1928:Frequenzmodulation (Edwin H. Armstrong, USA)

Grundlage für UKW-Übertragungen und HiFi-Stereo-Technik; bessere Empfangsqualität, da Stör- und Nebengeräusche wegfallen.

1929:Strom fließt vom Band

Cambridge. Der US-amerikanische Physiker Robert Jemison van de Graaff entwickelt den elektrostatischen Bandgenerator, ein Gerät zur Erzeugung von Gleichspannung bis zu mehreren Millionen Volt.

1929:"Eiserne Lunge" entwickelt

USA. Der US-amerikanische Ingenieur Philip Drinker erfindet die „Eiserne Lunge", ein Gerät, das die Beatmung von völlig gelähmten Patienten ermöglicht. Die „Eiserne Lunge" besteht aus einer Metallkammer, die den Körper des Kranken bis zum Hals einschließt. Rhythmisch abwechselnder Über- und Unterdruck pressen die Lunge zusammen bzw. dehnen sie auseinander. Die Frequenz entspricht dem normalen Ein- und Ausatmen

 



Adam Opel