Alfred Hugenberg (DVNP)

Rundfunkansprache vom 28. Juli 1932 zur Reichstagswahl

"Ich spreche aus dem deutschen Osten, aus der von Deutschland durch willkürliche Grenzen getrennten, in ihrem Deutschtum bedrohten Provinz Ostpreußen. Damit will ich sagen, ganz Deutschland muß an seiner Ostgrenze Wacht halten und für die Wiederherstellung des deutschen Lebensraumes sorgen. Der Rundfunk ist endlich von dem Mißbrauch befreit, den die bisherigen Machthaber durch seine Auslieferung an die schwarz-roten Systemparteien mit ihm trieben. Er gibt mir heute Gelegenheit, zu einem Kreise von deutschen Menschen zu sprechen, die ich bisher nicht erreichen konnte und die von der Deutschnationalen Volkspartei und ihren Zielen nur diejenige Vorstellung haben, die ihnen gegnerische Stimmen vermittelten. Diese Vorstellung ist, insbesondere für mich, nicht immer sehr schmeichelhaft: der Sozialreaktionär, der fünfzigfache Millionär, der sture Bock. [...] Sie alle wissen aus eigenem Erleben, aus eigener Not, wie, entsprechend unserer Voraussage, die von uns bekämpften Tributzahlungen in Verbindung mit unsinnigen marxistischen Experimenten eine Existenz nach der anderen zerstört und Arbeitslosigkeit rings in Deutschland ausgebreitet haben.

[...] Das parlamentarische System hat vollständig versagt. Ebenso das System, das alles von Berlin aus regieren will, das die Verantwortlichkeit der Gemeinden ausschaltete und damit den finanziellen Bankrott unserer Selbstverwaltung herbeiführte. Wir wünschen nicht, daß der schwarz-rote Parteistaat durch einen anderen Parteistaat abgelöst wird, auch nicht, durch einen deutschnationalen oder nationalsozialistischen Parteistaat. [...] Die sicherste Gewähr für einen sauberen, starken und gerechten Staat liegt nach den Lehren unserer Geschichte im deutschen Kaisergedanken. Der gesunde Staat wird eine gesunde Wirtschaft haben. Gesunde Wirtschaft bedeutet heute vor allem Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft. Es gibt ewige Wirtschaftsgesetze, die kein Volk ungestraft verletzen darf. Das haben die sozialistischen Machthaber in Deutschland außer Acht gelassen. Sozialismus ist Erwerbslosigkeit. [...]

Das A und 0 des Augenblicks ist die Tatsache, daß dank der nationalen Bewegung die moralischen Kräfte wieder aufgestanden sind, die über Krieg, Revolution und Bonzentum hinweg, aus den Trümmern von heute das Reich von morgen schaffen wollen. [...] Der Staat darf keine Gottlosen erziehen und darf den Wehrwillen des Volkes nicht untergraben lassen. Was die Mutter dem Kinde mitgibt an Glauben, an Idealismus, an Opferbereitschaft und Willen zur Unterordnung muß von der Schule gepflegt und von der Kirche gefördert werden. [...] Die Jugend verlangt Führung und Zucht. Sie verlangt von den Führern aber auch den Mut zur Führung. Wir glauben an Deutschland und seine Zukunft. [...] Die gesunden auf nationaler und konservativer Grundlage stehenden Kräfte, die in der Deutschnationalen Volkspartei vereinigt sind, bieten die beste Gewähr für einen auf Arbeit und Sachkenntnis beruhenden Wiederaufbau des deutschen Staates und der deutschen Wirtschaft. Daher richte ich zum Schluß an sie, die sie mir zugehört haben, die Mahnung: Wer nicht sozialistisch denkt, wählt deutschnational."

Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt am Main

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