Friedrich Ebert (SPD)
Rede vom 21. August 1919 nach der Vereidigung zum Reichspräsidenten
"Ich danke ihnen von ganzem Herzen für die freundlichen Worte, die sie an
mich gerichtet haben. Ich danke ihnen ganz besonders dafür, daß sie in ihren
Worten Erinnerungen an unsere gemeinsame, engere, liebe Heimat mitklingen ließen.
Meine Damen und Herren. Sie vertreten alle Gaue Deutschlands. Das aber müssen
wir uns erhalten, wenn wir unser Vaterland auf Grundlagen aufbauen wollen, die
unverkennlich und unzerstörbar sein sollen. Die innige Liebe zur Heimat, zum
Volksstamm, dem der einzelne entsprossen ist, und dazu soll kommen die heilige
Arbeit am Ganzen, daß sie in Dienst stellen in die Interessen des Reichs. Da löst
sich der Widerspruch zwischen Gesamtstaat und Einzelstaat, da in der engeren
Heimat liegt die Quelle unserer Kraft, in der weiteren, in der großen Heimat
das Ziel und der Kern unserer Arbeit. in diesem Geiste lassen sie mich zu meinem
Teil die Verfassung halten, vertiefen und schützen. Das Wesen unserer
Verfassung soll vor allem Freiheit sein. Freiheit für alle Volksgenossen. Aber
jede Freiheit, an der mehrere teilnehmen, muß ihre Satzung haben. Diese haben
Sie geschaffen, gemeinsam wollen wir sie festhalten. Aus Ihrem Vertrauen bin ich
an die erste Stelle im deutschen Reich gestellt worden. In Ihrer Hand habe ich
das Gelöbnis abgelegt, die von ihnen für das deutsche Volk geschaffene
Verfassung treu zu wahren. Ihr Vertrauen wird mir die Kraft geben, immer der
erste zu sein, wenn es gilt, Bekenntnis und Zeugnis abzulegen für den neuen
Lebensgrundsatz des deutschen Volkes, für Freiheit, Recht und soziale
Wohlfahrt."
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