Ursachen und Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik

 

Demokratie, Parlamentarismus und republikanische Staatsform entstanden nicht aus einer kontinuierlichen deutschen Entwicklung heraus. Die Entwicklung fand die Parteien 1918 unvorbereitet.
Drei Wurzeln des parlamentarischen Systems der Weimarer Republik:
  • Das Bismarcksche System, daß der Kanzler nur mit dem Vertrauen des Kaisers regiert, dem Reichstag aber nicht verantwortlich ist.
  • Rückzug der Heeresleitung aus der politischen Verantwortung für den Krieg (Oktoberverfassung 1918)
  • Die revolutionäre Entwicklung seit November 1918 und die Diskussion zwischen Rätedemokratie und parlamentarischem System.
Außenpolitischer Druck des Versailler Vertrags und Sicherheitsforderungen, vor allem Frankreichs, Reparationsforderungen zu hohe Belastung für Staat und Wirtschaft. Einseitig den Deutschen zugeschriebene Kriegsschuld und die damit verbundene moralische Ächtung wurden als "Schmach" empfunden.
Rechtsruck des Bürgertums im Gefolge von Friedensvertrag, Hyperinflation und nationaler Propaganda: Zusammentreffen von Umbruchsituation mit der sozialen und politischen Verunsicherung. Verlust der "politischen Mitte". (Die ersten Stimmengewinne der NSDAP (in Baden und Thüringen) liegen zeitlich vor der Wirtschaftskrise.) Die politische Auseinandersetzung wurde mit zunehmender Radikalisierung zur Agitation gegen die Republik. Durch die Kampfverbände der Parteien, die allmählich zu Bürgerkriegsarmeen wurden (Stahlhelm und Roter Frontkämpferbund), mündete sie mit Saalschlachten und Straßenterror in bürgerkriegsähnliche Zuständen und politischen Mord.
"Rechtsblindheit" der Justiz: Hartes Vorgehen gegen Linksradikale, Schonung der Rechtsradikalen. Dilemma zwischen dem freiheitlichen Charakter der Verfassung und dem obrigkeitsstaatlichen Denken der Bürger. Die Verfassung sah keine Möglichkeiten vor, den Staat gegen Radikale zu schützen.
Die starke Stellung des Reichspräsidenten ("Ersatzkaiser"), gedacht als Notbremse für die Republik, war in der restaurativen Situation nach 1930 nicht mehr gegen Mißbrauch abgesichert. Die Anwendung des Art. 48 führte zur Auflösung des parlamentarischen Systems. Das Verhältniswahlrecht spiegelt die Zersplitterung der politischen Landschaft in Deutschland wieder. In dem Moment, in dem die Parteien ihre Kompromißfähigkeit verloren und Koalitionen erschwert waren, wirkte sich die Zahl der im Parlament vertretenen Parteien negativ aus.
Die Blütezeit der Wirtschaft war zu kurz, das Wirtschaftsleben insgesamt zu sehr auf Pump angelegt. Die Weltwirtschaftskrise traf Deutschland daher hart, traf aber auch auf eine Periode der verschärften sozialen Auseinandersetzung.
Rufe wurden laut nach dem "starken Mann", der wieder Ruhe, Ordnung und Sicherheit schaffen sollte.