Die Errungenschaften der Französischen Revolution

 

Egalite - Gleichheit?

In Frankreich endet mit der Revolution die Feudalordnung (= Rechtsungleichheit durch Geburt, Ständegesellschaft mit Privilegien). Damit sind alle Privilegien (Steuerbefreiung, Jagdrecht, Rechtsvorteile, Privileg der ersten Nacht in manchen Gegenden Frankreichs, gesellschaftliche Vorteile, Kleidungsprivilegien u.a.) abgeschafft. Die Menschenrechte werden verkündet. Zunftzwänge und Erbuntertänigkeit der Bauern fallen weg. Alle Fronen werden entschädigungslos abgeschafft. Im Prinzip beginnt die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz. Nur die ökonomischen Unterschiede bleiben. Doch spielt der Stand (Adel, Klerus, Bürger) keine Recht setzende Rolle mehr. Die Menschen sind von Geburt an gleich. Die Standesunterschiede werden durch Besitzunterschiede und Fähigkeitsunterschiede abgelöst. damit entsteht eine moderne Gesellschaft.

Liberte - Freiheit

Die Trennung von Staat und Kirche wird durchgeführt, Kirchenbesitz enteignet. Die Kirche wird als politische Instanz ausgeschaltet. Gleichberechtigung aller Religionen und damit auch der Juden. (Antisemitismus - s. auch Affäre Dreifuß - bleibt aber bis heute ein Phänomen in der Gesellschaft)

Die Wirtschaft wird liberalisiert. Das Individuum wird frei von Abhängigkeiten durch die Geburt. Ökonomische Abhängigkeiten bleiben. Die Bildung wird allen, wenn sie es sich leisten können, zugänglich. Aber bis heute existieren Eliteschule, an denen die Kinder der Oberschicht sich für ein Leben in Spitzenpositionen ausbilden lassen. Wer nicht eine Eliteuniversität besucht hat, hat wesentlich weniger Chancen. Und an diesen Universitäten wird nicht jeder genommen. So bestimmt eine reiche Oberschicht bis heute, wer in Zukunft in Frankreich etwas zu sagen hat.

Der Staat wird nach rationalen, gleichen und zentralen Befehlen (Verordnungen und Gesetzen) gesteuert und verwaltet. Der Code civil (=code napoleon) wird als bürgerliches Gesetzbuch verkündet.

Politische Mitwirkungsrechte der Bürger des Staates. Zuerst nur in der Legislative, unter den Jakobiner auch Mitbestimmung in der Exekutive. Die Judikative wird von der Regierung (=Exekutive) unabhängig (=Gewaltenteilung). Der Staat handelt auf der Basis von Gesetzen (=verfasster Staat). Rechte und Pflichten der Menschen sind nachzulesen und einklagbar. Der Bürger besitzt Abwehrrechte gegen die Obrigkeit. Die Bürgerrechte werden nicht allen Menschen zuteil! Sie sind meist an den Besitz gebunden. So bleibt das Wahlrecht an bestimmte Steuerleistungen gebunden.

Fraternite - Brüderlichkeit

Die Menschen in Frankreich entwickeln über lokale Bindungen hinaus durch äußeren Druck (Krieg gegen Frankreich, Massenrekrutierungen, Wehrpflicht) und durch die Errungenschaften (siehe oben) französischen Patriotismus. Aus dem französischen Volk wird die französische Nation mit gemeinsamen Bewusstsein der Zusammengehörigkeit. Eine soziale Solidarität entwickelt sich nicht. Im Gegenteil, die alten patriarchalischen Strukturen, die den Schwachen Hilfe der Herren gaben (meist in mäßigem Umfang) verschwanden und wurden durch freiwillige Almosen ersetzt.

weitere Errungenschaften

Die Armee wird modernisiert, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt - jeder muss seinen Teil für das Vaterland leisten. Die Armee wird von ausgebildeten Offizieren geführt.
Aufstieg des Bürgertums zur tragenden Schicht im Staat. Die Bürger - um 1790 waren das nur wenige Gebildete und Reiche, im Laufe der Jahrhunderte wurden es immer mehr - übernehmen die Macht im Staat. Die Grundprinzipien der heutigen modernen Demokratien entstehen:  Verfassungsstaat  -  Gewaltenteilung und Kontrolle  -  Rechtsgleichheit und Rechtsstaatlichkeit  -