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Proletarier!
Brot oder Revolution! Das sei Eure Losung, es ist Eure
letzte Hoffnung, das einzige worauf Ihr bauen könnt. Was bleibt Euch denn
anders übrig ? Seid Ihr es nicht, die säen und arbeiten im Schweiße des
Angesichts, damit andere, die nichts tun, ernten und schwelgen, während Euch
der Hunger die Knochen zerfetzt; Ihr baut Paläste, damit der Lotterbube
darin seiner schweinischen Geilheit frönt. Ihr macht Schlösser für seine
Goldkisten, damit er sein Wuchergeld darin verschließen kann; Ihr macht
glänzende Bettstellen und weiche Betten, damit Eure Töchter seinem
Hurengelüst darauf zum Opfer fallen, alles für ihn, nichts für Euch als der
Hunger und der Gerichtsdiener, der Euch aus Euren verfaulten Strohlagern
wirft und Euch ins Schuldgefängnis wirft. Proletarier! schüttelt Eure
schmutzigen, aber ehrlichen Lumpen, damit sie zittern, aus jedem Loch Eurer
zerrissenen Kleider blicke ein Dolch, aus jedem ungesättigten Munde
zerschmettere sie ein Fluch, die Elenden, die zu schwelgen wagen, während
das arme Volk kaum zusammenarbeiten kann, um trockenes Brot zu kauen.
Erhebt Euch Ihr Armen überall, haltet zusammen,
Einigkeit macht stark - stellt Euch in Reih und Glied, der Stock ist Eure
Waffe, die Verzweiflung gibt Mut. Habt Ihr denn nur Zähne, um zu heulen und
sie zusammenzuschlagen vor Hunger ? - Beißt - beißt damit ins Genick Eurer
Feinde! - Aus Euren Lumpen macht Fahnen, ihre zerschmetterten, schlottrigen
Glieder sind Eure Siegeszeichen. Euer Feldherr ist der Hunger. Euer
Kommandowort, Brot! - Man wird sie im Triumph empfangen Eure Armee, die
Armee des Elends, der Verzweiflung, die Armee des Bluts und des Sieges!
Proletarier, was bleibt Euch übrig, was habt Ihr zu verlieren ? Ist es nicht
besser, seinen Feind zu zerdrücken und auf seinem zuckenden Leichnam singend
zu sterben, als vor Hunger und Elend zu krepieren wie ein Vieh; die Stunde
der Entscheidung naht, denkt an Roms Proletarier, die ihre Tyrannen
zerfleischten und den Völkern einst Gesetze vorschrieben, denkt an die
deutschen Bauern, die einst jene Raubnester zerschmissen, wo der erbärmliche
Schurke gewohnt, der sie geknechtet. Die Raubritter haben sich wieder
erhoben, es sind die reichen Filze, die Euch den Bettelpfennig vor die Tür
werfen und Euch verachten, es sind die Kornwucherer, die Euch den Brotkorb
so hoch hängen, damit Eure Hände ihn nicht erreichen können, es sind die
elenden verfluchten Wollüstlinge, die in reichen Kleidern einhergehen,
während Ihr kein Hemd habt. Eure Blöße zu decken, die mit Gütern schwelgen,
an die Ihr ein heiliges Recht habt, denn die Natur hat alle Menschen
gleichgeschaffen, sie weiß nichts von reich und arm und jeder hat gleiches
Recht an alles was da ist. Helft Euch selbst, wenn Euch niemand helfen will,
und wenn die ernste Stunde schlägt, zeigt, daß Ihr wert seid, Euch zu retten
und dem Hungertode zu entreißen, Proletarier! Brot - oder Revolution, drum
seid Männer, bald schlägt die Stunde der Erlösung, denn kein Erbarmen, keine
Furcht, vorwärts, das Recht, die Natur, Gott selbst ist mit Euch!
zitiert nach:
Revolution 1848 Brot oder Revolution! |