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Die prächtige Hofhaltung erforderte einen
ungeheuren Aufwand. 4.000 Hofbedienstete sorgten allein für das Wohl des
Königs. Zu ihnen gehörten 75 Kapläne, 48 Ärzte, 128 Sänger, 62 Herolde, 68
Quartiermeister und 383 Köche. Zur engsten Dienerschaft des Königs zählten
24 Kammerherren und 24 Pagen, 32 Kammerdiener, 12 Mantelträger, 2
Flintenträger, 5 Uhrmacher, 8 Rasierer, 1 Abreiber und 3 Knüpfer. 10.000
Mann und einige hundert Pferde umfasste die Leibwache des Königs. Insgesamt
waren am Hofe etwa 60.000 Personen beschäftigt. Ein einziges festliches Mahl
kostete die Summe von 300.000 Francs. Es war ein prächtiges Schauspiel, das
der Sonnenkönig Europa bot. Voll Bewunderung sah die Welt auf seinen
Reichtum und seine Macht. So wurde Versailles zum Vorbild für die Hofhaltung
aller Fürsten in Europa und viele Schlösser dem von Versailles nach gebaut.
Nymphenburg - Schönbrunn - Sancouci - Karlsruhe - Schleißheim - u.a.
Fast täglich fuhren die adligen Herrschaften mehrspännig
mit ihren Karossen vor: die Diplomaten, Fürsten und Grafen, die seiner
Majestät ihre Aufwartung machten. Hunderte von Adligen wohnten im Schloss.
Dabei war das Schloss höchst unpraktisch eingerichtet. Es gab nur wenige
Toiletten, und die vornehmsten Herren verrichteten ihre Notdurft oft auf
Treppen und in Kamine. Deswegen mussten viele Räume des Schlosses mehrmals
im Jahr total renoviert werden. Dazu zog der Hofstaat in andere Schlösser
um. Es fehlten Bäder, doch überdeckten die Damen den Körpergeruch mit
starkem Parfüm und Puder. Es gab zwar ein Heer von Köchen, Küchenjungen und
Kochmamsells, doch das Essen kam häufig kalt auf den Tisch, weil der
Speisesaal viel zu weit von der Küche entfernt lag.
Nur wenige Räume konnte man heizen. Diese Holzheizung
wurde von versteckten Gängen erledigt, damit die königlichen Zimmer nicht
durch Rauch und Abgase belästigt wurden.
Wer in Frankreich etwas werden wollte, musste sich in
der Nähe des Königs aufhalten, damit er ihm auffiel. Da die Adligen viele
ihrer politischen Rechte verloren hatten, wollten sie wenigstens am
luxuriösen Leben am Hof teilhaben.
Das Leben am Hof
Wie erwähnt, war das Schloss zu Beginn der Herrschaft Ludwig XIV vor allem
ein Lustschloss, auf dem der Koenig nicht ständig residierte. Hier war
Platz für die Opern von Lully, die Komödien von Moliere und
die Dramen von Racine, die hier ihre Uraufführungen erlebten.
Moliere, ein Günstling des Koenigs, hält sich am Hofe auf; Ludwig XIV
liebt Theater; er tritt selber auch in Balletwerken auf. Rund 10.000
Personen, knapp 1.500 Diener, sowie ein Grossteil des französischen
Hochadels hielten sich ständig am Hof auf.
Das Versailles jener Zeit war weit von den geordneten
Verhältnissen unserer Tage entfernt. Adlige, Händler, Spieler und auch
Ganoven aller Art, tummelten sich im und um das Schloss. Zeitzeugen
berichten von schmutzigen Gängen, Abfallhaufen und fehlenden Toiletten. Im
ganzen Schloss gab es nur drei, darunter die des Koenigs. Man benutzte die
Ecken, die Räume unter den Treppen, die Kamine, etc. Eigens dafür
abgestellte Lakaien waren stets mit Eimern unterwegs, um sauberzumachen.
Gebadet wurde zu jener Zeit nicht oft, so dass der Geruch im Schloss
entsprechend war. Dafür funktionierte die Hofetikette umso besser. Jede noch
so kleine Handlung des Koenigs wurde zu einer Zeremonie oder einer Art
Theaterstück; Aufstehen, Schlafengehen, Abendessen, Kirchgang, Spaziergang.
Um acht Uhr war das offizielle Erwachen des Koenigs,
obwohl er meist schon vorher unterwegs war. Mitglieder der königlichen
Familie, die Ärzte und auch die Bediensteten waren dabei anwesend. Eine
knappe Viertelstunde später beginnen die großen Empfänge. Der
Oberstkämmerer, die Kammerherren, der Hofmarschall und der Garderobenmeister
sind dabei zugegen. Es erfolgt dann die Lesung der Morgengebete durch den
Koenig und dann folgen die zweiten Empfänge mit den Prinzen von Geblüt, den
Vornehmen und zuletzt durfte praktisch jedermann anwesend sein.
Hierbei anwesend sein zu dürfen, galt dennoch als
große Ehre. Die Adligen ruinierten sich fast mit pompöser Bekleidung, um vor
allem ihren Rang entsprechend zur Schau stellen zu können. Jedes Mittel war
erlaubt, um Vorrechte, Titel, Posten und Pensionen zu ergattern. Gegen Ende
des 17. Jahrhunderts, machte sich unter dem Einfluss der bigotten Madame de
Maintenon eine düstere Strenge in Versailles breit. Nach dem Tode Ludwig XIV
hält sich der Regent lieber im Pariser Palais Royal auf und schart die
Menschen dort um sich - Versailles wird zu einem trübseligen Ort. 1722 erst
kehrt Ludwig XV nach Versailles zurück und richtet die königlichen Gemächer
neu ein.
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