Geschichte:

aus Meyers Lexirom

Entstehung der englischen Nation (bis 1066 n. Chr.): Nach ersten röm. Eroberungen des keltisch besiedelten Landes unter Cäsar (55/54 v. Chr.) wurde 43 n. Chr. die röm. Prov. Britannia unter Kaiser Claudius errichtet. Nach der Vollendung der Eroberung bis zur Linie Firth of Clyde-Firth of Forth 83 n. Chr. gaben die Römer die Insel Anfang des 5. Jh. auf. Seit Mitte des 5. Jh. eroberten die in mehreren Wellen einwandernden nordwestgerman. Stämme nach und nach den Hauptteil Englands; nach der Überlieferung landeten 449 n. Chr. Jüten, Angeln und Sachsen. Nur in Wales und Schottland hielten sich die Kelten. Die german. Eroberer gründeten sieben Teilkönigreiche: Kent, Sussex, Essex, Ostanglia, Wessex, Mercia und Northumbria. Das angelsächs. Teilreich Mercia verlor seine Führungsposition (8. Jh.) an Wessex, dessen König Alfred d. Gr. (« 871-899) die Einigung der angelsächs. Reiche weiter vorantrieb. 955 gelang König Aethelstan (« 924-39) die Schaffung eines gesamtengl. Königtums. Nach dän. Herrschaft unter Knut I., d. Gr. (« 1016-35) und erneutem angelsächs. Königtum unter Eduard dem Bekenner (« 1042-66) erlag Harold)II. Godwinson (« 1066) am 14. 10. 1066 einem normann. Invasionsheer unter Hzg. Wilhelm (Wilhelm I., der Eroberer, « 1066-87). Der normannisch-frz. Kultureinfluß überlagerte für die nächsten Jahrhunderte die angelsächs. Elemente.
England im Mittelalter (1066-1485): Nach dem Aussterben der normann. Dynastie im Mannesstamm (1135) fiel die Krone an Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou (König Heinrich II., « 1154-89), den mächtigsten Kronvasallen des frz. Königs, womit die Grundlage für die dauernde Präsenz der engl. Krone auf frz. Boden geschaffen wurde. In seine Herrschaftszeit fielen 1171/72 die Eroberung Irlands, die Anerkennung der engl. Oberhoheit durch Schottland und Wales, die Grundlegung des Common Law, der Konflikt mit Erzbischof Thomas Becket und dessen Ermordung. Unter Heinrichs Söhnen Richard I. (Löwenherz, « 1189-99) und Johann I. (ohne Land, « 1199-1216) verlor England in Auseinandersetzungen mit dem frz. König wegen der engl. Festlandbesitzungen die Normandie und nach der Niederlage bei Bouvines (1214) den übrigen frz. Besitz mit Ausnahme des Südwestens. Bereits 1213 hatte Johann sein Land vom Papst zu Lehen nehmen müssen. Die oppositionellen Barone erzwangen die Bestätigung ihrer Rechte in der Magna Carta libertatum (1215). Unter Heinrich)III. (« 1216-72) brach ein bürgerkriegsähnl. Konflikt zw. Krone und Baronen aus (u. a. Einberufung eines Parlaments, in dem erstmals neben den Baronen Vertreter der Gft. sowie der Städte saßen). Eduard I. (« 1272-1307) gliederte das Ft. Wales endgültig ein. In der Folgezeit gewann das Parlament immer größeres Gewicht; Gft.vertreter und Bürger (›Commons‹) tagten fortan im Unterhaus. Als Eduard III. (« 1327-77) Ansprüche auf die frz. Krone erhob, kam es zum Hundertjährigen Krieg (ab 1337), in dem es Heinrich V. (« 1413-22) aus dem Haus Lancaster gelang, 1415 bei Azincourt einen entscheidenden Sieg über Frankreich zu erringen (1420 Anerkennung als Regent und Erbe von Frankreich). Unter seinem erst einjährigen Nachfolger Heinrich VI. (« 1422-61) musste England das Land bis auf Calais räumen (Kriegsende 1453 ohne Vertrag). Ein Thronstreit der Häuser Lancaster (Wappen: rote Rose) und York (Wappen: weiße Rose) löste die Rosenkriege aus (1455-85), in denen sich zunächst das Haus York durchsetzte. Gegen Richard III. (« 1483-85), der nach Beseitigung seiner Verwandten den Thron bestieg, erhob sich Henry Tudor, Earl of Richmond, ein Verwandter der Lancaster; die Schlacht bei Bosworth (22. 8. 1485) brachte ihm als Heinrich VII. (« 1485-1509) den Thron. Der Ausbau der königlichen Machtstellung unter den Tudors (1485-1603): Heinrich VII. vereinigte durch Heirat mit Elisabeth von York den Besitz beider Häuser. Macht und Glanz des Königtums erreichten einen Höhepunkt (Einrichtung eines Staatsrates). Sein Sohn Heinrich VIII. (« 1509-47) vollzog aus persönl. Gründen (Scheidung von Katharina von Aragonien und Heirat Anna Boleyns) die Trennung von der röm. Kirche (1533/34). Der König war von nun an zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche (Suprematsakte 1534). Die Klöster wurden aufgehoben. Unter Eduard VI. (« 1547-53) wurde die Gestaltung der anglikan. Kirche nicht ohne Gewalt vorangetrieben (Common Prayer Book). Maria I. Tudor (« 1553 bis 1558; ab 1554 + mit Philipp II. von Spanien) versuchte gewaltsam, das Land wieder kath. zu machen. Unter Elisabeth I. (« 1558-1603) verlor die röm.-kath. Partei mit der Enthauptung der ehem. schott. Königin Maria Stuart (1587) ihr polit. Gewicht. Der letzte Versuch, mit bewaffneter Macht von außen den Katholizismus zu restaurieren, scheiterte 1588 durch die Niederlage der span. Armada, die den Aufstieg Englands als Seemacht einleitete. Mit der Gründung der ersten engl. Kolonie in Nordamerika (1584) und der Bildung der Ostind. Kompanie (1600) wurde der Grundstein der engl. Kolonialmacht gelegt. Auch im Geistesleben war das Elisabethan. Zeitalter ein Höhepunkt der engl. Geschichte (Shakespeare, F. Bacon). Der Kampf zwischen Krone und Parlament unter den Stuarts (1603-1714): Der von Elisabeth zum Nachfolger bestimmte Sohn Maria Stuarts, Jakob I. (« 1603-25), vereinigte erstmals die Kronen von Schottland und England. Druck auf die Puritaner veranlasste deren Auswanderung nach Übersee (Pilgerväter). Unter Karl I. (« 1625-49) entzündete sich der Streit zw. Krone und Parlament u. a. an Steuer- und Finanzfragen (1628 Petition of Right). Ziel des Königs war ein vom Parlament unabhängiges, auf ein stehendes Heer gestütztes Königtum sowie die Ausschaltung der Puritaner und Presbyterianer. Nach der Auflösung des Parlaments (1629) regierte Karl I. allein mithilfe seiner Ratgeber Lord Strafford und Erzbischof W.)Laud. Ein Aufstand kalvinist. Schotten veranlasste ihn 1640 zur Berufung des Langen Parlaments; 1642 brach der Bürgerkrieg aus (Puritanische Revolution), in dem O. Cromwell mit den Anhängern des Parlaments (Rundköpfe) über die Anhänger des Königs (Kavaliere) siegte (1644/45). Cromwell vertrieb die Presbyterianer aus dem Parlament und ließ durch ein Rumpfparlament von etwa 60 radikalen Puritanern den König hinrichten (30. 1. 1649). Monarchie und Oberhaus wurden abgeschafft und England zum Commonwealth erklärt. Cromwell regierte als Lordprotektor (ab 1653) wie ein Alleinherrscher, ohne Rücksicht auf Staatsrat und Parlament. Nach seinem Tod (1658) wurde die Herrschaft der Stuarts mit Karl II. (« 1660-85) wiederhergestellt, gegen dessen kath. und absolutist. Tendenzen das Parlament u. a. 1673 die Testakte und 1679 die Habeaskorpusakte verabschiedete. Da sich sein Bruder und Nachfolger Jakob II. (« 1685-88) offen zum kath. Glauben bekannte, sahen beide Kräfte im Parlament (Whigs und Tories ) (bes. nach der Geburt seines Sohnes) die anglikan. Thronfolge in Gefahr und baten Wilhelm von Oranien, den Erbstatthalter der Niederlande (Wilhelm III., « 1689-1702), und seine Gemahlin Maria II. (« 1689-94), eine Tochter Jakobs II., die Herrschaft in England anzutreten (Glorious revolution). In der Bill of Rights (1689) u. a. Gesetzen wurden die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung zw. Krone und Parlament festgeschrieben. Wilhelm III. griff in den Abwehrkampf gegen die drohende Hegemonie Ludwigs XIV. von Frankreich ein. Unter Wilhelms III. Nachfolgerin Anna Stuart (« 1702-14) beseitigte der Friede von Utrecht (1713) nach dem Span. Erbfolgekrieg u. a. die Gefahr einer frz. Vorherrschaft, erweiterte Englands amerikan. Kolonialbesitz und begründete seine beherrschende Stellung im Mittelmeerraum (u. a. Gibraltar). 1707 wurde die seit 1603 bestehende Personalunion zw. England und Schottland zur Realunion (amtl. Bez. ›Großbritannien‹).
Großbritannien auf dem Weg zur Weltmacht (1714-1815): 1714 ging die brit. Krone auf das Haus Hannover über; bis 1837 war der brit. König zugleich Kurfürst von Hannover. Unter Georg)I. (« 1714-27) und Georg II. (« 1727-60) bestimmte 21 Jahre Sir R. Walpole die Politik. Unter W. Pitt d. Ä. erreichte Großbrit. im Siebenjährigen Krieg (1756-63) als Bundesgenosse Preußens Erfolge gegen Frankreich (Eroberung Kanadas) und baute die brit. Herrschaft in Indien aus. Schon bald aber musste Georg III. (« 1760-1820) nach dem Unabhängigkeitskrieg (1775-83) den Verlust der nordamerikan. Kolonien (außer Kanada) hinnehmen; danach verlagerte sich der Schwerpunkt brit. Reichspolitik nach Indien. Die Frz. Revolution bedeutete eine innen- und außenpolit. Herausforderung (Unterdrückung von Reformbewegungen; letztlich erfolgreicher Kampf gegen die frz. Revolutionsheere und Napoleon I.). Großbrit. erreichte auf dem Wiener Kongress (1814/15) die Wiederherstellung des Gleichgewichts der europ. Mächte und die Garantie seiner kolonialen Neuerwerbungen (u. a. Malta, Helgoland, Ceylon, Kapkolonie, Mauritius, Trinidad). Mitte des 18. Jh. begann in Großbrit. die industrielle Revolution. Trotz sozialer Spannungen wurde in Europa ein wirtschaftl. Vorsprung für Großbrit. gesichert.
Industrialisierung und innere Reformen (1815-50): Die Rolle von Großbrit. als führende Welthandelsmacht beruhte v. a. auf überlegener Technologie, Kapitalreichtum und weltweiten Exportmärkten. Die Expansion der Textil-Ind., der Montan-Ind. und des Maschinenbaus führte zur Zusammenballung von Arbeitskräften in immer größeren Ind.-Betrieben. Regelmäßig kam es zu Bankrotten, Betriebsstillegungen und Massenarbeitslosigkeit. Aber auch in Zeiten der Prosperität blieben die Löhne niedrig, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeit unmenschlich. 1847 wurde die gesetzl. Begrenzung des Arbeitstages auf zehn Stunden für Frauen und Jugendliche, 1850 für alle erreicht. Das Bündnis der ab Mitte der 1830er Jahre in der Protestbewegung des Chartismus (für Demokratisierung der Verfassungsinstitutionen und die sozialen Rechte der Arbeiter) organisierten Arbeiterschaft mit den Unternehmern im Kampf gegen die hohen Getreidezölle zerfiel mit dem vollen Übergang zum Freihandel 1853 (bis 1914); die Arbeiter blieben für Jahrzehnte ohne organisierte Interessenvertretung. Leitsektor der neuen Industrialisierungsphase war der Eisenbahnbau mit seinen Auswirkungen auf andere Ind.-Zweige. Nach einer Phase der Repression und der Unterstützung des Systems Metternich (1815-22) sowie einer Lockerung des innen- und außenpolit. Kurses unter Sir R. Peel und G. Canning konnte die Wahlrechtsreform gegen den anfängl. Widerstand des Oberhauses 1832 durchgesetzt werden (u. a. parlamentar. Vertretung für die Ind.-Städte). Die Kabinettsbildung verlagerte sich nun endgültig ins Unterhaus; die Parteien begannen (verstärkt nach der 2. Wahlrechtsreform von 1867), sich zu modernen Organisationen zu formen. In den folgenden Jahren wurde die Reformpolitik weitergeführt (u. a. Verbot der Sklaverei im Brit. Reich, Reform der Armengesetzgebung). Ab der Thronbesteigung Königin Viktorias (« 1837-1901) wurde eine strikt liberale und konstitutionelle Regierungsform Maßstab der Innenpolitik. In Irland jedoch scheiterten alle Reformpläne am Widerstand der brit. Landbesitzer und an der anglikan. Hierarchie (1845/46 große Hungersnot, 1848 gescheiterter Aufstand des ›Jungen Irland‹). Höhepunkt britischer Machtstellung in Europa und in der Welt (1850-1914): Im Krimkrieg (1853/54-56) trat Großbrit. dem russ. Streben zum Mittelmeer entgegen. Kanada erhielt bis 1867 verantwortl. Selbstregierung; es folgten Australien, Neuseeland und Südafrika. Das brit. Empire wurde bes. unter dem konservativen Premier-Min. Disraeli (1874-80) ausgebaut: 1875 Ankauf der Suezkanalaktien (1882 formale Oberhoheit über Ägypten), 1876 Annahme des ind. Kaisertitels durch Königin Viktoria, 1878 Gewinn Zyperns. Am Versuch einer Autonomielösung für Irland (Home Rule) scheiterte Disraelis liberaler Nachfolger W. E. Gladstone. Die dt.-brit. Flottenrivalität ab 1898 und die brit. Isolation im Burenkrieg führten zur Abkehr von der Politik der Splendid isolation, zum Bündnis mit Frankreich (Entente cordiale, 1904), zum Petersburger Vertrag mit Russland 1907 und zum beschleunigten Bau der Großkampfschiffe (Dreadnoughts) ab 1909. Diese Entwicklungen und die sozialen Reformen (u. a. Neuregelung des Arbeitsrechts, Sicherung der Stellung der Gewerkschaften) erforderten 1909 höhere Einkommens- und Erbschaftssteuern; der Widerstand des Oberhauses endete mit seiner Entmachtung. Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit (1914-39): In der Julikrise 1914 versuchte Großbrit. zwar zu vermitteln, konnte sich aber der Logik der Bündnisse sowie der Furcht vor Isolierung und der dt. Hegemonie nicht entziehen. Mit dem Ende des 1. Weltkriegs erreichte das Brit. Weltreich durch Übernahme des größten Teils der dt. Kolonien in Südafrika, auf Neuguinea und in der Südsee sowie des Irak, Palästinas und Transjordaniens als Mandate des Völkerbunds seine bisher größte Ausdehnung. Von den Verstrickungen der ir. Frage entlastete sich Großbrit. 1921 durch die Teilung Irlands, wobei Südirland in ein Dominion innerhalb des Commonwealth umgewandelt wurde. 1924 gelangte mit Premier-Min. J. R. MacDonald die Labour Party erstmals an die Regierung. Die Umgestaltung des Commonwealth zu einer Gemeinschaft gleichberechtigter Staaten (Britisches Reich und Commonwealth) wurde 1931 im Westminster-Statut formuliert. Ziel der Außenpolitik der 1931 zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise gebildeten Nat. Regierung unter den Premier-Min. S. Baldwin und A. N. Chamberlain war die Verhinderung eines neuen Weltkriegs durch Beseitigung der Spannungen zw. den Großmächten auf dem Verhandlungsweg (einschließlich der Revision des Versailler Vertrages). Der Appeasement-Politik gegenüber dem nat.-soz. Deutschland entsprach das Dt.-Brit. Flottenabkommen (1935), die Hinnahme der Remilitarisierung des Rheinlands, der Wiedereinführung der allg. Wehrpflicht (1936), des ›Anschlusses‹ Österreichs (1938), der Sudetenkrise (1938), der Annexion der restl. tschech. Gebiete (März 1939). Erst mit der Garantie für die Unversehrtheit Polens (31. 3. 1939) begann Großbrit., der dt. Expansion entgegenzutreten.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit (seit 1939): Politisch bedeutete der 2. Weltkrieg die endgültige Zerstörung des brit. Empire. Im Mai 1940 wurde A. N. Chamberlain durch W. Churchill als Premier-Min. einer großen Kriegskoalition ersetzt. Vom frz. Zusammenbruch (Juni 1940) bis zum vollen Kriegseintritt der USA (Dez. 1941) war Großbrit. der einzige Träger des Widerstandes gegen das nat.-soz. Deutschland. Die nach ihrem Wahlsieg von 1945 regierende Labour Party unter C. Attlee versuchte, die dominierende Rolle des Staates während des Krieges für eine sozialist. Neuordnung zu nutzen (einheitl. Sozialversicherung, nat. Gesundheitsdienst, Verstaatlichung von Unternehmen u. a.). 1952 wurde Elisabeth II. Königin (1953 gekrönt). Die enge außenpolit. Zusammenarbeit mit den USA fand in der Suezkrise 1956 ihre Grenze, als die USA gegen die brit.-frz. Intervention vorgingen. Nach dem Sturz des konservativen brit. Premier-Min. R. Eden (1955-57) verstärkte sich die Überzeugung, dass allein im Anschluß an Europa Ersatz für die zerrinnende Weltmachtstellung zu finden sei (unter der konservativen Premier-Min. H. Macmillan [1957-63] 1960 Beteiligung an der Gründung der EFTA, 1963 erste [gescheiterte] Beitrittsverhandlungen mit der EWG; unter dem konservativen Premier-Min. E. Heath [1970-74] 1973 Beitritt [als Vollmgl.] zu den EG). 1969 brachen in Nordirland bürgerkriegsähnl. Unruhen aus, die 1974 zur Übernahme der direkten Regierungsgewalt in diesem Landesteil durch die brit. Regierung führten. Unter der zweiten (erstmals 1964-70) Labourregierung von Premier-Min. H. Wilson (1974-76) ergab im Juni 1975 die erste Volksabstimmung in Großbrit. 67,2 % Jastimmen für den Verbleib des Landes in der EG. Nach dessen Rücktritt übernahm J. Callaghan 1976 die Führung der Labourregierung.
1979, 1983 und 1987 gewann die Konservative und Unionistische Partei unter M. Thatcher die Unterhauswahlen. Ihre Regierung war gekennzeichnet durch eine betont nationalist. Außenpolitik und eine rigoros am Markt orientierte Wirtschaftspolitik (Privatisierungen, Steuerreformen, Senkung der Staatsausgaben). Die im April 1982 von argentin. Truppen besetzte brit. Kronkolonie Falkland Islands and Dependencies wurde von in den Südatlantik entsandten brit. Streitkräften im Juni 1982 zurückerobert. Zur Machtprobe zw. Regierung und Gewerkschaften entwickelte sich ein im März 1984 begonnener, erst im März 1985 abgebrochener Bergarbeiterstreik. Ein 1984 unterzeichnetes brit.-chin. Abkommen legte die Rückgabe der brit. Kronkolonie Hongkong an die VR China zum 1. 1. 1997 fest. Die Einführung einer Kopfsteuer (›poll tax‹) 1989 und die wenig kompromißbereite Haltung in Währungsfragen im Rahmen der EG führten innerhalb ihrer Partei zum Vertrauensverlust für M. Thatcher, die daraufhin im Nov. 1990 zurücktrat. Neuer Premier-Min. wurde J. Major, der sich entgegen den Vorhersagen bei den Unterhauswahlen 1992 behaupten konnte.(Vorübergehende) Gewaltverzichtserklärungen, die die kath. und prot. Terrororganisationen Nordirlands 1994 abgaben, führten bislang nicht zum Ende des Bürgerkriegs. Aus den Unterhauswahlen 1997 ging die Labour Party als Sieger hervor; neuer Premier-Min. wurde A. Blair.

Quelle: Meyers Lexikonverlag, Lexirom 1997