Erster Weltkrieg - der Kriegsverlauf
Bilder zum Krieg und der Schlacht

Zu Beginn des Krieges gingen eigentlich alle Politiker und Militärs davon aus, dass der Krieg schon nach kurzer Zeit, nach den ersten Schlachten, entschieden sein werde. Entsprechend operierte man auf beiden Seiten mit einem ungeheuren Materialaufwand und schickte Millionenheere ins Feld. Der Krieg gewann damit eine bis dahin in der Geschichte beispiellose Dimension. Doch zur allgemeinen Überraschung begannen die Fronten bereits nach zwei Monaten zu erstarren.

Durch die Kriegserklärungen an Rußland und Frankreich sah sich die deutsche Armee einem Zweifrontenkrieg gegenüber. Die Mittelmächte - Deutschland und Österreich-Ungarn - waren zudem ihren Gegnern an Wirtschaftspotential, Bevölkerungszahl und der Stärke ihrer Streitkräfte deutlich unterlegen: 3,8 Millionen Mann standen 5,8 Millionen der Alliierten gegenüber. Die deutsche Oberste Heeresleitung unter General Helmuth Graf von Moltke schlug daher die Strategie ein, gemäß dem bereits 1905 entwickelten Schlieffenplan im Westen eine rasche Entscheidung durch Umfassung und Vernichtung des französischen Heeres zu erreichen, um sich anschließend gegen die russischen Armeen im Osten zu wenden.

Unter Verletzung der belgischen Neutralität, die den Kriegseintritt Großbritanniens provozierte, stieß die deutsche Offensive rasch nach Frankreich vor. An der Marne kam der deutsche Angriff jedoch zum Stehen. In einem "Wettlauf zum Meer" versuchten beide Gegner vergeblich, den anderen vom Norden her zu umfassen. Im November 1914 erstarrte der Kampf entlang einer 900 Kilometer langen Frontlinie von der Kanalküste bis zur Schweizer Grenze in einem zermürbenden, langwierigen Stellungskrieg.

Im Osten sah sich die österreichisch-ungarische Armee ebenfalls mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert. Gegen Rußland und Serbien mußte sie schwere Verluste hinnehmen und konnte erst in den Karpaten eine stabile Abwehrfront aufbauen.

An eine Entlastung oder eine Offensive durch die Deutschen war nach dem Scheitern der Operationen im Westen nicht zu denken. Im Gegenteil verloren die schwachen deutschen Abwehrkräfte in Ostpreußen fast die gesamte Provinz an die russischen Angreifer. Erst den Generälen Hindenburg und Ludendorff gelang es, durch spektakuläre Siege bei Tannenberg und in den Masurischen Sümpfen Ostpreußen zurückzuerobern. Im Dezember 1914 erstarrte aber auch im Osten die Front auf ganzer Länge im Stellungskrieg.

Im Westen entwickelte sich ein erbitterter Abnutzungskrieg, der keiner Seite einen entscheidenden Durchbruch brachte. Gigantische Materialschlachten wie der Kampf um Verdun oder die alliierte Offensive an der Somme im Jahre 1916 bereiteten beiden Heeren furchtbare Verluste. Allein in diesem Kriegsjahr fielen in Frankreich auf beiden Seiten jeweils mehr als 600.000 Mann. Angesichts des militärischen Patts bemühten sich die Kriegsparteien verstärkt um neue Bundesgenossen: Türkei und Bulgarien auf Seiten der Mittelmächte, Japan, Italien und Rumänien bei der Entente. Der europäische Krieg weitete sich zum Weltkrieg aus, ohne daß sich das Gleichgewicht dadurch verschoben hätte. Kriegsentscheidende Bedeutung kam erst dem Kriegseintritt der USA 1917 zu.

Auf Dauer zeigten sich die Mittelmächte dem langfristigen Zermürbungskrieg weniger gewachsen als die Alliierten. Ein deutscher Friedensvorschlag im Dezember 1916 blieb aber ebenso erfolglos wie der Vermittlungsversuch des US-Präsidenten Wilson. Im Deutschen Reich machte sich zunehmend Kriegsmüdigkeit breit. Die auf einen langen Krieg nicht vorbereitete Bevölkerung litt unter Rationierungen und Lebensmittelknappheit. Im Frühjahr 1917 kam es zu ersten Massenstreiks, die neben einer Verbesserung der Versorgungslage erstmals auch die Beendigung des Krieges forderten.

Durch die Oktoberrevolution schied Rußland aus dem Kreis der deutschen Kriegsgegner aus. Nach dem erzwungenen Frieden von Brest-Litowsk sah die OHL unter General Ludendorff im März 1918 noch einmal die Chance, im Westen doch noch eine Entscheidung durch eine großangelegte Offensive zu erzwingen. Dort machte sich allerdings der Zustrom amerikanischer Truppen mehr und mehr bemerkbar. Die USA hatten im April 1917 Deutschland den Krieg erklärt, als Reaktion auf den uneingeschränkten U-Boot-Krieg der Deutschen. Die warnungslose Versenkung alliierter und neutraler Handels- und Passagierschiffe in britischen Gewässern durch deutsche U-Boote richtete sich ihrerseits gegen die Seeblockade der Mittelmächte durch die britische Hochseeflotte. Der letzte deutsche Großangriff im Westen - die "Michaeloffensive" - blieb nach Anfangserfolgen stehen, der alliierte Gegenschlag zeigte dann endgültig, daß der Krieg nicht zu gewinnen war. Nachdem sich auch an anderen Kriegsschauplätzen die Niederlagen häuften, forderte Ludendorff angesichts der Aussichtslosigkeit der militärischen Lage von der deutschen Regierung kategorisch ein sofortiges Waffenstillstandsgesuch, um den drohenden Zusammenbruch der Front zu verhindern. Die Meuterei in der Hochseeflotte löste eine Revolution in Deutschland aus, die die halbherzigen demokratischen Reformen der kaiserlichen Regierung überholte. Der neuen sozialdemokratischen Regierung blieb nichts anderes übrig, als die Kapitulationsbedingungen der Alliierten am 11. November 1918 anzunehmen.