Von
1958-69 blieb Charles de Gaulle
Präsident der Fünften Republik. 1962 beendet er den Krieg in Algerien,
wodurch das Land die Unabhängigkeit erlangte. Die meisten Franzosen
verlassen Algerien daraufhin. Die neue Verfassung von 1958 ermöglichte
den überseeischen Gebieten die Wahl, ein französisches Département zu
werden oder der Communauté française beizutreten.
De Gaulle
prägte in dieser Zeit die Entwicklung Frankreichs: Er wollte
Frankreichs alten Glanz als Weltmacht wiederherstellen, machte
Frankreich zur Atomstreitmacht (Forçe de frappe) und leitete die
Normalisierung der deutsch-franz. Beziehungen ein (Deutsch-Franz.
Vertrag 1963).
Die
Vernachlässigung der Innenpolitik führte zur 1968
zur Staatskrise. Im Frühjahr des Jahres brachen in Paris
Studentenunruhen aus, denen sich die Arbeiter anschlossen. De Gaulle
setzte Neuwahlen an und gewann noch einmal. 10 Monate später verlor er
jedoch ein Referendum zur Dezentralisierung, das er mit der
Vertrauensfrage verknüpft hatte. 1970 starb er in
Colombey-les-Deux-Eglises, wohin er sich zurückgezogen hatte.
Seine
Nachfolger Georges Pompidou
(1969-74) und Valéry Giscard d'Estaing
(1974-81) führten seine Politik fort. Die Ära Pompidou war geprägt
von innenpolitischem Stillstand, aber wirtschaftlicher Modernisierung.
Frankreichs
Industrie entwickelte sich weiter, die Landwirtschaft wurde gefördert,
der Aufschwung war stetig. Auch der Ausbau Europas ging weiter, die Zurückhaltung
gegenüber England wurde aufgegeben und Großbritannien Mitglied der EG.
Der Schock der Ölkrise von 1973 führte zu intensiven Anstrengungen im
High-Tech-Bereich.
Unter
Giscard d'Estaing wurden die wirtschaftlichen Schwierigkeiten größer,
Inflation und Arbeitslosigkeit wuchsen, eine Reihe von Skandalen vergrößerte
die Kluft zwischen Volk und regierenden Technokraten.
Eine
neue Ära brach 1981 mit der Wahl des sozialistischen Staatspräsidenten
François Mitterrand
(1981-95) und der anschließenden Erringung der absoluten Mehrheit der
Parlamentssitze durch die Sozialistische Partie (PS) an.
Am Verhältnis
zu Deutschland und an der Außenpolitik änderte sich wenig.
Innenpolitisch wurden jedoch eine Reihe von Reformen eingeleitet,
zahlreiche Großbetriebe und Banken wurden verstaatlicht. Angesichts der
zunehmenden wirtschaftlichen Problemen sah sich die Regierung jedoch
bald zur Kehrtwende gezwungen und schlug einen pragmatisch-nüchternen
Kurs ein. Viele Betriebe wurden reprivatisiert. Bei den Wahlen 1986
verlor Mitterand die absolute Mehrheit im Parlament und musste fortan
mit dem gaullistischen Premier-Minister Jacques
Chirac regieren. Die "Kohabitation"
war geboren.
Die
80er Jahre waren geprägt vom Aufstieg des Front national unter
Jean-Marie Le Pen und
von der schrittweisen Dezentralisierung des Landes.
Die
Wahlen 1993 brachten erdrutschartige Verluste für die Sozialisten,
Edouard Balladur wurde zum
Premier-Minister ernannt (bis 1995). Mitterand, 1988 wiedergewählt,
resignierte jedoch nicht und blieb Präsident.
Im
Mai 1995 gewann Chirac die
Präsidentschaftswahlen gegen den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin,
Alain Juppé wurde
Premier-Minister (bis 1997).
Es
folgten unruhige Zeiten: Terroranschläge islamischer Fundamentalisten,
lang andauernde Streiks, zuerst der Staatsbediensteten, dann der
Fernfahrer, die fast das gesamte Land lahmlegten und auch die Wirtschaft
in den Nachbarstaaten beeinträchtigten. Zudem wuchs die
Arbeitslosigkeit, doch auch Frankreich musste sparen, um die
Maastricht-Kriterien für den Euro zu erfüllen.
Dann
unterlief Chirac eine grobe Fehleinschätzung: er glaubte, klug zu
handeln, als er die Nationalversammlung auflöste und Neuwahlen für
1997 ansetzte; er wollte ein klares Mandat für seinen unliebsamen
Sparkurs. Doch die Franzosen machten ihm einen Strich durch die
Rechnung: Die
Sozialisten gewannen, und Chirac musste sich mit einer neuen
Kohabitation arrangieren, diesmal jedoch mit umgekehrten Vorzeichen. Der
neue Premier Lionel Jospin
bekannte sich zwar zum Euro, jedoch nicht um jeden Preis. Zu seinem primären
Ziel erklärte er die Reduzierung der Arbeitslosigkeit und setzte
deshalb bei seinem ersten EU-Gipfel eine entsprechende Erklärung durch.
Die Reaktion der Franzosen folgte prompt: Französische Arbeitslose
gingen auf die Straße und forderten höhere und bessere Unterstützungen,
welche Jospin mangels Geld in der Staatskasse jedoch nur im bescheidenen
Maße zusagen konnte.
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