"Einheitsdrang oder Zwangsvereinigung ?"
Die Gründung der SED vor 50 Jahren

Einführung:

Der Zusammenschluss von SPD und KPD in der damals sowjetisch besetzen Zone (SBZ) im April 1946 wurde im Westen Deutschlands sehr schnell als eine Zwangsvereinigung hingestellt und jahrelang als "geschliffene Wort-Waffe" und "Kampfbegriff" benutzt. Die SED stellte die Verschmelzung erwartungsgemäß als freiwilligen Entschluss, gerade auch von sozialdemokratischer Seite dar. Für die SPD im Westen gab es lange Jahre politische Gründe, die Idee des seinerzeitigen Widerstandes gegen das Regime in Ost-Berlin hochzuhalten. Im Laufe der Zeit, besonders nach 1989, indes wurde die These der Zwangsvereinigung umstritten. Sie werde "der schlimmen Wirklichkeit und der bitteren Wahrheit nicht gerecht", und manche namhaften Historiker bevorzugten den neutralen Begriff "Verschmelzung". Richtig ist, dass auch der wichtige Zeitzeuge Wolfgang Leonhard diese - von ihm früher stets gebrauchte - Formulierung neuerdings abschwächt, während der bekannte DDR-Forscher Manfred Wilke sie als "unzureichend" hinstellt und sogar von "einer einverständlichen Unterwerfung" der SPD spricht. Selbst die vom Bonner SPD-Parteivorstand in Zusammenarbeit mit den einzelnen Landesverbänden in den neuen Bundesländern Mitte Februar dieses Jahres verlegten Broschüren verwenden keineswegs alle das Wort "Zwangsvereinigung". Zutreffend sagte ein sozialdemokratischer Funktionär, der damals in der SBZ lebte, "dass es schwierig ist, ein Pauschalurteil über die Frage der Vereinigung von SPD und KPD zu fällen". In den jüngsten Wochen hat auch Walter Romberg (der letzte SPD-Finanzminister der DDR und heutiger Leiter des Otto-Wels-Bildungsinstitutes der SPD) sich gegen den Begriff "Zwangsvereinigung" ausgesprochen. Die Sozialdemokratische Partei aber beharrt heute weiterhin auf dieser Formulierung.

Kritiker ihrer Ansicht als "wissenschaftlich unseriös" zu bezeichnen, ihnen "Unwahrheiten" vorzuwerfen, die damalige Ostzonen-CDU als gleichberechtigt und gleichverantwortlich mit der SED-Staatspartei hinzustellen oder gar zu behaupten, auf diese Weise "die PDS in Ostdeutschland auf Kosten der SPD zu stärken", dient der exakten Geschichtsforschung allerdings ebenso wenig wie das Verschweigen - was oft schon ein Verfälschen des Geschichtsbildes darstellt - von damaligen Tatsachen. Nötiger denn je ist eine dokumentarische Darstellung der Ereignisse, die schließlich zu jenen denkwürdigen Tagen des 21. und 22. April 1946 in Berlin führten.

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