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Gründungskommuniqué der Kominform
Deklaration über die Gründung des Kommunistischen Informationsbüros
- Auszüge aus dem Gründungskommuniqué vom 30. September 1947:
"In der internationalen Situation sind als Folge des zweiten
Weltkrieges und der Nachkriegszeit wesentliche Veränderungen eingetreten.
Diese Veränderungen sind gekennzeichnet durch eine Neuverteilung der
wichtigsten politischen Kräfte, die auf der Arena des Weltgeschehens
wirken, durch Änderungen in den Beziehungen zwischen den Siegerstaaten
des zweiten Weltkrieges und ihre Umgruppierung. Solange der Krieg währte,
gingen die im Krieg gegen Deutschland und Japan verbündeten Staaten
gemeinsam vor und bildeten ein gemeinsames Lager. Aber schon während des
Krieges bestanden unter den Alliierten Meinungsverschiedenheiten über die
Ziele des Krieges und die Nachkriegsgestaltung der Welt. Die Sowjetunion
und die demokratischen Länder betrachteten als Hauptziele des Krieges die
Wiederherstellung und Festigung der demokratischen Systeme in Europa, die
Liquidierung des Faschismus, Verhütung der Möglichkeit einer neuen
Aggression Deutschlands und allseitige dauernde Zusammenarbeit der Völker
Europas. Die USA, und in Übereinstimmung mit ihnen Großbritannien,
setzten sich im Krieg ein anderes Ziel: Beseitigung ihrer Konkurrenten auf
dem Weltmarkt (Deutschland und Japan) und Festigung ihrer eigenen
Vormachtstellung.
Die Meinungsverschiedenheiten in der Zielsetzung des Krieges und der
Aufgaben der Nachkriegsgestaltung haben sich in der Nachkriegszeit
vertieft. Es bildeten sich zwei einander entgegengesetzte politische
Richtungen heraus: auf dem einen Pol die Politik der UdSSR und der
demokratischen Länder, die auf Untergrabung des Imperialismus und
Festigung der Demokratie gerichtet ist, auf dem anderen die Politik der
USA und Großbritanniens, die auf Stärkung des Imperialismus und
Drosselung der Demokratie abzielt. Da die UdSSR und die Länder der neuen
Demokratie ein Hindernis bei der Durchführung der imperialistischen Pläne
des Kampfes um die Weltherrschaft und der Zerschlagung der demokratischen
Bewegung sind, wurde ein Kreuzzug gegen die UdSSR und die Länder der
neuen Demokratie proklamiert, der auch durch Drohungen mit einem neuen
Krieg von seiten der besonders eifrigen imperialistischen Politiker der
USA und Englands bestärkt wird. Auf diese Weise entstanden zwei Lager:
das imperialistische, antidemokratische Lager, dessen Hauptziel die
Weltherrschaft des amerikanischen Imperialismus und die Zerschlagung der
Demokratie ist, und das antiimperialistische und demokratische Lager,
dessen Hauptziel die Untergrabung des Imperialismus, die Festigung der
Demokratie und die Liquidierung der Überreste des Faschismus ist. Der
Kampf der beiden einander entgegengesetzten Lager – des
imperialistischen und des antiimperialistischen – erfolgt zu einem
Zeitpunkt einer weiteren Zuspitzung der allgemeinen Krise des
Kapitalismus, der Schwächung seiner Kräfte und der Stärkung der Kräfte
des Sozialismus und der Demokratie ...
Unter diesen Umständen muß sich das antiimperialistische demokratische
Lager zusammenschließen, eine gemeinsame Aktionsplattform ausarbeiten und
seine Taktik gegen die Hauptkräfte des imperialistischen Lagers, gegen
den amerikanischen Imperialismus, gegen dessen britische und französische
Verbündete und gegen die rechtsgerichteten Sozialisten, vor allem in
England und Frankreich, aufstellen. Um den Plan der imperialistischen
Aggression zu vereiteln, ist der Einsatz aller demokratischen
antiimperialistischen Kräfte Europas notwendig....
Darum müssen die kommunistischen Parteien im Widerstand gegen die Pläne
der imperialistischen Expansion und Aggression, auf allen Gebieten, im
staatlichen, politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Bereich, an
der Spitze stehen. Sie müssen sich zusammenschließen, ihre Bemühungen
auf der Basis einer gemeinsamen antiimperialistischen und demokratischen
Plattform vereinigen und alle demokratischen und patriotischen Träger des
Volkes um sich scharen. Die Beratung stellt fest, daß das Fehlen von
Verbindungen zwischen den kommunistischen Parteien, die sich an dieser
Beratung beteiligen, unter den gegenwärtigen Umständen ein ernstlicher
Mangel ist. Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine derartige Isolierung der
einzelnen kommunistischen Parteien voneinander falsch und schädlich ist.
Das Bedürfnis nach einem Erfahrungsaustausch und nach freiwilliger
Koordinierung der Tätigkeit der einzelnen Parteien ist heute angesichts
der Schwierigkeiten der internationalen Nachkriegszeit besonders aktuell,
wo die Abgesondertheit der kommunistischen Parteien voneinander der
Arbeiterklasse zum Schaden gereichen kann. In Anbetracht dessen sind die
Beratungsteilnehmer übereingekommen:
1. Ein Informationsbüro aus Vertretern der Kommunistischen Partei
vorgenannter Länder zu gründen.
2. Das Informationsbüro zu beauftragen, einen Erfahrungsaustausch zu
organisieren und nötigenfalls die Tätigkeit der kommunistischen Parteien
auf der Grundlage gegenseitigen Einvernehmens zu koordinieren.
3. Dem Informationsbüro sollen je zwei Vertreter der entsprechenden
Zentralkomitees angehören, die von diesen zu ernennen und auszutauschen
sind.
4. Das Informationsbüro soll eine gedruckte Halbmonatsschrift, später
eine Wochenschrift herausgeben. Diese wird in französischer und
russischer und nach Möglichkeit auch in anderen Sprachen erscheinen.
5. Das Informationsbüro soll seinen Sitz in Belgrad haben."
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