Mit der Währungsreform und der D-Mark zum "Wirtschaftswunder"
Die drei Westmächte (Frankreich, USA,
Großbritannien) planten für Deutschland eine Neuordnung der Währung. Am
18./19. Juni 1948 wurde diese Währungsreform
in den Westzonen
sowie in den Westsektoren Berlins realisiert. Die Deutsche Mark wurde
gesetzliches Zahlungsmittel. Jeder Einwohner erhielt gegen die Einzahlung von 60
Reichsmark 40 DM, einige Monate später gab es weitere 20 DM.
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Die Erfolgsgeschichte der D-Mark, erstmals ausgegeben am 20.
Juni 1948, ließ viele Zeitgenossen die katastrophale Vergangenheit des
"Dritten Reichs" verdrängen. Dabei sind Währungsreform und
NS-Zeit gleich in zweifacher Hinsicht untrennbar miteinander verbunden.
Zum einen liquidierte der radikale Geldschnitt das finanzielle Erbe des
Nationalsozialismus mit einem Federstrich:
- Für 100 Reichsmark gab es ganze 6,50 D-Mark. Jahrelang hatte die
NS-Propaganda verlautbart, die Reichsmark sei wertbeständig - doch
der riesige Geldüberhang und die Staatsverschuldung von zuletzt 450
Milliarden Mark waren güterwirtschaftlich nicht gedeckt, die
Sparguthaben an der Front verpulvert worden.
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Der Wiederaufbau müsse "unter Führung und Initiative
des Unternehmertums" erfolgen, schrieb Ludwig
Erhard bereits 1944 in einem Entwurf für das Reichswirtschaftsministerium.
Erhard stand damals im Sold der Reichsgruppe Industrie. Im Entwurf waren
die Grundzüge der künftigen Wirtschaftsordnung klar. Die
Kommandowirtschaft sollte durch eine "staatlich und damit sozial
gebundene Marktwirtschaft" ersetzt werden.
Die westlichen Siegermächte hatten selbst im Frühjahr 1948 noch kein
abgestimmtes Währungsreformkonzept. Und im Alliierten Kontrollrat wurde
zwischen den Westmächten und der Sowjetunion ohnehin nur noch der
Schwarze Peter für die mit separaten Währungsreformen verbundene Teilung
Deutschlands hin- und hergeschoben.
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In der Sonderstelle Geld und Kredit, dem amtlichen (west)deutschen Währungsreformgremium,
das Ludwig Erhard leitete, liefen die Kontaktfäden der Nachkriegsplaner wieder
zusammen. Es gelang ihnen, ihr Konzept voll in die Währungsreformgesetze der
Westalliierten einfließen zu lassen.
Am 20. Juni 1948 verloren die kleinen Sparer
fast alles, Aktien-, Fabrik- und Grundstücksbesitzer dagegen fast nichts.
Gleichzeitig löste Erhard, mittlerweile aufgestiegen zum Direktor der
Verwaltung für Wirtschaft (Vorläufer des Bundeswirtschaftsministeriums),
das Bewirtschaftungssystem - ähnlich einer Zwangswirtschaft - weitgehend
auf und führte von heute auf morgen die Marktwirtschaft ein. |
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Sofort schnellten die Preise hoch, immer mehr Menschen wurden
arbeitslos. Doch die massiven Proteste gegen den
"Wirtschaftsdiktator" und seine "Preistreiberei" ließen
bald nach. Die Produktion stieg, seit Frühjahr 1949 gaben die Preise
nach, der Exportboom setzte ein, die Arbeitslosigkeit ging zurück. Erhard
hatte den Durchbruch zu einem anhaltenden, dynamischen Wirtschaftswachstum
geschafft. Unterstützt von Marshallplan-Geldern blühte das westdeutsche
"Wirtschaftswunder" auf. |
![Photo: Schaufenster nach der Währungsreform, 1948](index.jpg) |
Den Zeitgenossen blieb nicht die soziale Schieflage der Währungsreform
in Erinnerung, das kollektive Gedächtnis wurde vom
"Schaufenstereffekt" des 21. Juni 1948 geprägt. Plötzlich war
in den jahrelang leeren Geschäften wieder alles zu haben, der Schwarzmarkt
verschwand, die Westdeutschen hatten sich in Kunden und Könige
verwandelt. Nach und nach konnten breite Bevölkerungskreise ihren
Wohlstand beträchtlich steigern.
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Die Verdrängung der Vergangenheit ging schließlich so weit, dass Erhards
Anteil an den Nachkriegsplanungen als Akt des Widerstandes dargestellt wurde,
mit dem er "Kopf und Kragen riskiert" habe. Tatsächlich waren
friedenswirtschaftliche Planungen zwar laut "Führer"-Befehl verboten
- aber gleichzeitig ohne jedes persönliche Risiko. (...)
Die Sowjetunion beantwortete die Währungsreform mit der Blockade Berlins,
die Westalliierten versorgten Berlin hierauf bis 1949 aus der Luft ("Luftbrücke").
Ludwig Erhard: Erhard wurde am 4. Februar 1897 in Fürth geboren und
ist am 5. Mai 1977 in Bonn gestorben. Der studierte Volks- und Betriebswirt
wurde zum "Vater" der Währungsreform. 1963 wurde er zum Nachfolger
von Konrad Adenauer gewählt und war damit von 1963-1966 der zweite
Bundeskanzler der noch jungen Bundesrepublik Deutschland.
Fragen zur Währungsreform
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