Referat und Webbeitrag Wolfgang
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Wilhelm I. zum Standesethos der
Offiziere, „Einleitung zur Verordnung über Ehrengerichte etc.“ vom
2.5.1879:
„Ich will, daß die heute von
Mir vollzogene Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere in Meinem
Heere in dem Geist verstanden und angewendet wird, der Mein Heer von
alters her ausgezeichnet hat.
Ich erwarte daher von dem gesamten
Offizier-Korps Meines Heeres, daß ihm, wie bisher so auch in Zukunft, die
Ehre das höchste Kleinod sein wird; dieselbe rein und fleckenlos zu
erhalten, muß die heiligste Pflicht des Standes, wie des Einzelnen
bleiben....-Der Offizier soll bestrebt sein, nur diejenigen Kreise für
seinen Umgang zu wählen, in denen gute Sitte herrschend ist, und darf am
wenigsten an öffentlichen Orten aus dem Auge lassen,
daß er nicht bloß als gebildeter Mann, sondern auch als Träger der
Ehre, und der geistigen Pflichten seines Standes auftritt.....“
Dieser Ausschnitt einer Äußerung
Wilhelm I verdeutlicht relativ gut, welche Erwartungen zu dieser Zeit in
das Heer gelegt wurden, und welches Ansehen für es daraus resultierte.
Das Militär genoss damals eine gesellschaftlich sehr hohe Stellung, da es
zum Großteil aus dem Adel bestand. Für das Bürgertum bestand die
Möglichkeit des sozialen Aufstieg über den "Offiziersrang".
Eine seiner wesentlichen Funktionen war neben der Verteidigung des Staates
auch das Dienen als bewaffnete Stützte der Regierung gegen „innere
Feinde“. Aufgrund dessen wurde es mehr oder weniger als unentbehrlich
empfunden, und es wurde sehr viel Energie in dessen „Pflege“ gesteckt.
Der Adel übernahm sogar weitgehend dessen Mentalität, und dessen militärisches
Denken, was letztlich auch das Bürgertum
beeinflusste:
Mit anderen Worten: Das Militär rückte
an die Spitze der Prestigeskala!
Es ging sogar soweit, dass sämtliche
Reichskanzler dieser Zeit in Uniform im Reichstag erschienen. Der Kaiser
trat nur in Uniform auf, obwohl er selbst nie gedient hat (war
untauglich).

In der Gesellschaft galt nur der
"Gediente", alle anderen waren "Weicheier", denen die
wichtigste männliche Tugend fehlte. Erst das Militär machte aus dem
Buben eine echten Mann. Dieser hatte dann in drei Jahren Kriegsdienstzeit
etwas fürs Leben gelernt. Die militärischen Tugenden wurden so ins
Zivilleben getragen und galten auch dort. Auch die Schulen waren vom
militärischen Denken geprägt: Gehorsamkeit, Ordnungssinn, Sauberkeit,
Pünktlichkeit und die "Ehre" wurden den Kindern eingeprügelt.
Die "Ehre" und die Tapferkeit waren die Haupttugenden. In der
Schlacht zu fallen, sein Leben für Kaiser, Gott und Vaterland zu geben,
war ein Lebensziel. Der Krieg war etwas Herausgehobenes etwas
Anzustrebendes, das die Möglichkeit bot "Ehre" zu erwerben,
Tapferkeit zu beweisen.
Die verbandsmäßige
Organisation der Offiziereim Kaiserreich
1873 begann die Gründung von
„Offiziers-Vereinen“;
1873:
27500 Mitglieder
1900:
1,0 mill.Mitglieder
1910:
1,7 mill.Mitglieder
1914:ca.5,0 mill.Mitglieder
(entspricht ca. einem Sechstel aller Männer und Jungen)
Folgen:
- Beeinflussung der Bevölkerung
im Denken, Wert-, und Ehrvorstellungen
- Drill in der Schule
- immense Bevorzugung von (Ex-)Offizieren,
Auszubildenden, Soldaten... (z.B. in Bewerbungen)
- wesentliche Formung der
Gesinnung der Bevölkerung im Sinne von militärischem Denken
Letzteres war ein bedeutender
Faktor bei der Machtergreifung Hitlers, da er auf die Mentalität des
Nationalsozialismus passte.
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