Endphase des ersten Weltkriegs 1918; an der Westfront:
Nach dem Beitritt der USA (1917) zum Weltkrieg zwischen
den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien,
Osmanisches Reich) und den Alliierten (Großbritannien, Frankreich,
Nordafrika, Russland, Serbien, Italien, Griechenland, Rumänien) musste
zwar im März 1918 Russland in Brest-Litowsk mit den Mittelmächten
einen Sonderfrieden schließen, wie später auch Rumänien. Estland
blieben unter deutscher Besetzung. Aus dem
"Zweifrontenkrieg" wurde dadurch ein Westfront-Krieg, in dem
sich die Mittelmächte aus der Konzentration der Kräfte im Westen
Erfolg erhofften.
Die Alliierten nahmen jedoch den Frieden von
Brest-Litowsk als einen Anlass, das Deutsche Reich endgültig bis zur
Kapitulation zu bekämpfen (Großoffensive am 08. August 1918).
Der "schwarze Tag" 08. August 1918:
Nach dem 8. August 1918, dem "Schwarzen Tag"
des deutschen Heeres, der Auflösung der k. u. k .-Armee im Sommer 1918,
dem Zusammenbruch der bulgarisch/mazedonischen Front im September 1918
(der Weg zum rumänischen Erdöl war damit frei), dem Ansuchen
Österreich-Ungarns
und Bulgariens an die Alliierten um Waffenstillstand, und nach
Ausbleiben einer Unterstützung durch das Osmanische Reich zeichnete
sich ab, dass der Weltkrieg für die Mittelmächte nicht mehr zu
gewinnen war
Am 04. Oktober 1918 bat Deutschland auf der Grundlage der
14 Punkte des
amerikanischen Präsidenten Wilson in dessen Kongressbotschaft vom 04.
Januar 1918 um Waffenstillstand (Vereinbarung von Deutschland
unterzeichnet am 11. November 1918 in Compiegene).
Diese 14 Punkte umfassten unter anderem: Öffentlichkeit
der Friedensverhandlungen, Freiheit der Meere, Gleichheit der
Handelsbeziehungen unter den Nationen, Abrüstung aller auf ein
Mindestmaß, Neuregelung von Kolonialfragen, die Räumung Russlands,
Belgiens, Frankreichs, Rumäniens, Serbiens, Montenegros, Abtretung von
Elsass-Lothringen, neue Grenzen in Italien, Autonomie in Österreich-Ungarn,
die Unabhängigkeit Polens, die Autonomie im Osmanischen Reich und die
Errichtung eines Völkerbundes. Im Gegensatz zu den Absichten von
Clemenceau (FR) und Lloyd George (GB), Deutschland in einen
Vernichtungskrieg zu zwingen, erschien die Kapitulation auf der Basis
der 14 Punkte als das kleinere
Übel.
Untergang des Wilhelminischen Kaiserreiches 9.
November 1918:
Der Erlass, mit dem Reichskanzler Prinz Max von Baden die
Abdankung des letzten Hohenzollern Kaisers Wilhelm II. (ging ins Exil
nach Holland) bekannt gab, der Aufruf des neuen Reichskanzlers Ebert zu
Ruhe und Ordnung, sowie die Ablösung der Monarchie durch eine Republik
machten den Weg zum Waffenstillstand frei.
Die diktierten Friedensbestimmungen:
Am 07.05.1918 wurden die zunächst geheim vom "Rat
der Zehn" (je zwei Vertreter der fünf Großmächte GB, USA, IT,
FR, JP) und dann vom "Rat der Vier" (Wilson, Lloyd George,
Clemenceau, Orlando) festgelegten Friedensbestimmungen der deutschen
Vertretung (Graf Bruckdorf-Ratzau) erstmals vorgelegt. Obwohl diese
Bestimmungen deutlich von Wilsons 14 Punkten abwichen, mussten sie
letztendlich mit nur vernachlässigbaren Abstrichen akzeptiert werden,
unter anderem weil die Rohstoffversorgung im geschwächten Deutschland
durch die aufrechterhaltene Seeblockade rasches Handeln erzwang.
Am 28. Juni 1919 wurde der Versailler Vertrag
unterzeichnet.
Auswirkungen des Versailler Vertrags:
Besonders das Kriegsschuld-Anerkenntnis Deutschlands
(Art. 231 des Friedensvertrags) führte zu in irrwitziger Höhe
festgesetzten Reparations-Verpflichtungen in Höhe von 269 Milliarden
Goldmark (Geld-, Sach- oder Arbeitsleistungen zur Behebung von Kriegsschäden
und als Ausgleich von Kriegskosten), zum schmerzhaften Verlust von
Rohstoffquellen, z.B. aus den früheren Kolonien, und verlangte
erhebliche territoriale Umstrukturierungen. Die Einhaltung der
Bestimmungen musste zur fast zwanghaften Zahlungsunfähigkeit
Deutschlands führen.
Außenpolitische Aktivitäten (Vertrag von Rapallo 16.
April 1922):
Der intensive und lange Weltkrieg, das Diktat der
Friedensbestimmungen, und die Haltung der Siegermächte ließen der
Weimarer Republik zwischen 1918 und 1922 praktisch keinen außenpolitischen
Spielraum mehr. Deutschland war zunächst nicht einmal Mitglied des von
Wilson ins Leben gerufenen Völkerbundes (erst ab 1926). Bis als erste
nennenswerte außenpolitische Bewegung 1922 mit der Sowjet Union durch
Außenminister Rathenau der Vertrag von Rapallo (16. April 1922)
zustande gebracht wurde, bestand die Außenpolitik der Weimarer Republik
im Wesentlichen nur in der Erfüllung der Bedingungen des Versailler
Vertrags mit territorialen Umstrukturierungen.
Wichtige Umstrukturierungen:
a)Elsass-Lothringen und die Saar-Kohlegruben wurden an Frankreich
abgetreten bzw. abgegeben,
b)Posen und Westpreußen und Oberschlesien wurden an Polen
abgetreten,
c)das Saarland wurde der Verwaltung des Völkerbundes unterstellt,
d)das Rheinland wurde entmilitarisiert; das linke Rheinufer wurde
von den Alliierten besetzt,
e)die großen Flüsse Deutschlands und der Kieler Kanal wurden
internationalisiert,
f)Eupen und Malmedy wurden an Belgien zurückgegeben.
Auswirkung der Umstrukturierungen:
Die territorialen Änderungen bedeuteten mit der
Unterstellung der früher erworbenen, deutschen Kolonien in Ost- und
Westafrika, in der Südsee, und in Asien (rund 3 Mio.
Quadratkilometer/13,6 Mio. Einwohner) u.a. unter Mandatverwaltungen nicht
nur den Wegfall lebenswichtiger weltweiter Rohstoffquellen, sondern auch
den Verlust von ca. 3/4 der Erzförderung, ca. 1/3 der Kohleförderung
und ca. 1/6 der Getreideernten im Inland. Diese Verluste waren in
Deutschland auf absehbare Zeit nicht zu kompensieren.
Sich ankündigende Weltwirtschaftskrise:
Obwohl sich schon 1919 unter den Siegermächten die
Auffassung verbreitete, der Versailler Vertrag widerspräche den Grundsätzen
des geltenden Völkerrechtes und der Programmatik Wilsons, gab es zunächst
bis 1922 keine spürbaren Erleichterungen für die Weimarer Republik.
Frankreich verfolgte nachdrücklich die Absicht, aus der Weimarer
Republik keinesfalls eine Konkurrenzmacht in Europa entstehen zu lassen.
Schon 1922 deutete sich an, dass der Weltkrieg, der gewaltsame Sturz
Deutschlands von einer Weltmacht in eine von zumindest einigen Siegermächten
gewollte Tiefe und die aufgebürdeten Lasten, insbesondere die
Reparationszahlungen, eine Weltwirtschaftskrise zu bewirken drohten,
die sich dann auch nicht mehr abwenden ließ.
Gustav Stresemann:(1878-1929)
Stresemann war maßgeblich an der Milderung des
Locarnovertrages für Deutschland beteiligt. Seine Anstrengungen hatten
jedoch wenig Erfolg. Auf französischer Seite war es Aristide Briand der
an vielen Verhandlungen zum Locarnovertrag teilnahm.
Quellen:
Der große
Brockhaus, 16 Auflage, 1957,
Internet, (hdg,
inter-nationes.......)
Wege durch die
Geschichte,
bsv-Geschichte
4,
Geschichte und
Gegenwart 3,
Info zur
politischen Bildung 1992/109/110 "Die Weimarer Republik"