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Viele aus dem Untergrund gegen Hitler und die, die aus dem Exil
zurückkamen, auch viele andere Deutsche wollten nach diesem Einschnitt, dieser
verheerenden Niederlage, jetzt da die Verbrechen der Nazis deutlich wurden ein anderes
Deutschland, ein neues Deutschland! Dieses idealistische Denken, diese Hoffnung von der
Geschichte noch einmal ein Chance zu bekommen, brachte viele in die Politik. Ab August
1945 trafen sich erste Gruppen um Parteien neu zu gründen, wenn sie nicht schon auf ihre
illegalen Organisationen während des 3. Reichs zurückgreifen konnten. Die SPD überlebte
als Partei in London, die KPD in Moskau im Exil und kamen jetzt mit organisierten Gruppen
und Kadern ins zerstörte Deutschland zurück. Andere brachten im Exil und im KZ
geschriebene Politikentwürfe für ein neues Deutschland ein. |
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für ein neues Deutschland Quellen |
Aus Ulbrichts Aufsatz >Die
demokratische Bodenreform -ein ruhmreiches Blatt in de» deutschen Geschichte <
Mit der Bodenreform hat sich die soziale Struktur in unseren Dörfern
grundlegend geändert. Im Verlauf der Bodenreform wurden 5298082 Hektar Bodenbesitz von
Großgrundbesitzern, Naziaktivisten, Kriegsverbrechern, Staatseigentum und Staatsbesitz
ehemaliger faschistischer Institutionen in den Bodenfonds überführt. Das sind 31 Prozent
der Gesamtfläche und 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Gebietes der
Deutschen Demokratischen Republik. Bis auf den Bodenbesitz der wissenschaftlichen
Institutionen, der Stadtverwaltungen, der Gemeinden und kirchliche Ländereien wurde dabei
sämtlicher Grundbesitz über 100 Hektar enteignet.
Von den Bodenfonds wurden 2189999 Hektar an 599089 Landbewerber
verteilt. 119121 landlose Bauern und Landarbeiter und 91155 Umsiedlerfamilien erhielten
Boden für neue Wirtschaften, 82483 landarme Bauern und 43251 Kleinpächter erhielten
Landzulagen. 59858 Altbauern erhielten Waldzulagen und 185261 nichtlandwirtschaftliche
Arbeiter, Handwerker usw. erhielten kleine Landparzellen. Während
die werktätigen Bauern im Jahre 1939 89 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe
umfaßten und nur 40,3 Prozent der gesamten Betriebsfläche bewirtschafteten, waren nach
Abschluß der Bodenreform im Jahre 1951 93,8 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe
Wirtschaften werktätiger Bauern, die 70,7 Prozent der gesamten Betriebsfläche
bewirtschafteten.
Diese Wandlung der sozialen Struktur spiegelt sich auch in der
Demokratisierung der Gemeinde- und Kreisorgane wider, Jetzt konnten nicht mehr Junker und
Großbauern die werktätigen Bauern regieren, sondern die werktätigen Bauern nahmen
selbst die Verantwortung in den Gemeinde- und Kreisverwaltungen in ihre Hände und
bestimmten jetzt die Politik im Dorf in ihrem eigenen Interesse.
Natürlich brauchten die Neubauernwirtschaften Hilfe, um aus den ersten
Schwierigkeiten herauszukommen. Sie bedurften der Hilfe der Arbeiter aus den Betrieben,
der Gewerkschaften, der Verwaltungsorgane und der Altbauern im Dorf. Die neugeschaffenen
Wirtschaften brauchten Kredite und andere materielle Unterstützung, um vorwärtszukommen
und nicht in Abhängigkeit von den kapitalistischen Kräften im Dorf zu geraten, die über
ausreichende Produktionsmittel verfügten. Den Neubauern diese Hilfe zu verweigern, wäre
gleichbedeutend mit Hintertreibung der Bodenreform gewesen. Dr. Hermes begab sich offen
auf diese Linie, als er es im Dezember 1945 ablehnte, einen Aufruf zur materiellen
Unterstützung der neugeschaffenen Bauernhilfe zur Frühjahrsbestellung zu unterschreiben.
Er befand sich damit jedoch im Widerspruch zu vielen Mitgliedern in seiner Partei und auch
zu den Provinzial-und Landesvorständen der CDU und LDP. Viele Mitglieder dieser Parteien
setzten sich aktiv für die Durchführung der Bodenreform und den Aufbau der
Neubauernwirtschaften ein, und die Landes- und Provinzialvorstände unterzeichneten auch
einen gemeinsamen Aufruf der antifaschistisch-demokratischen Parteien zur Hilfe für die
Neubauern. Hermes, Schreiber und Koch blieben mit ihrer Politik isoliert. Sie wurden von
den Werktätigen politisch geschlagen und gingen deshalb nach Westdeutschland in den
Herrschaftsbereich der Monopolkapitalisten und Großgrundbesitzer. [Einheit. 10. Jg.
(1955), S. 849 f.]
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