Kompensationsgeschäfte und
schwarzer Markt Bericht des Berliner Telegraf vom 24. Juni 1947:
Einem hungrigen Freunde wurde ein Pfund Butter für 320,- RM angeboten.
Er nahm sie auf Kredit, weil er soviel Geld nicht hatte. Er wollte sie morgen bezahlen.
Ein halbes Pfund bekam seine Frau. Mit dem Rest gingen wir kompensieren": In
einem Tabakladen gab es für das halbe Pfund 50 Zigaretten. Zehn Stück behielten wir für
uns. Mit dem Rest gingen wir in eine Kneipe. Wir rauchten eine Zigarette, und das
Geschäft war perfekt: Für die 40 Zigaretten erhielten wir eine Flasche Wein und eine
Flasche Schnaps. Den Wein brachten wir nach Hause. Mit dem Schnaps fuhren wir aufs Land.
Bald fand sich ein Bauer, der uns für den Schnaps zwei Pfund Butter eintauschte. Am
nächsten Morgen brachte mein Freund dem ersten Butterlieferanten sein Pfund zurück, weil
es zu teuer war. Unsere Kompensation hatte 1/2 Pfund Butter, eine Flasche Wein, zehn
Zigaretten und das Vergnügen eines steuerfreien Gewerbes eingebracht.- |
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Die Versorgung durch den Staat ist zusammengebrochen, das Geld
(Reichsmark) ist nichts mehr wert. Die Geschäfte, soweit nicht zerstört, haben keine
Ware. An allen Gütern fehlt es. So bleibt nur noch die Rückkehr zum Tauschhandel. Auf
sogenannten "Schwarzen Märkten" verkauft man, was man noch gerettet hat gegen
das, was man dringend braucht. Dieser Handel vorbei an der Steuer und der Kontrolle der
Behörden wird von diesen erfolglos bekämpft. Was soll der Bürger tun als sich selbst zu
versorgen. Am Schwarzmarkt tauchen zunehmend gestohlene und bei den Siegern unterschlagene
Waren auf. Zum Haupttauschartikel werden Zigaretten (Lucky Strike- und Chesterfield-
Währung) und Damenstrümpfe. Am Schwarzmarkt sind von Anfang an alliierte Soldaten
beteiligt, die Lebensmittel und Zigaretten gegen deutsche Technikgüter (Schreibmaschinen,
Kameras, Uhren) eintauschen. Vor allem der scheinbare Überfluss der US-Besatzer bringt
alle US-Güter aus den Armeeshops ,PX-Läden, auf den Markt. |