Lincoln wird gewählt

Ich, ein kleiner bescheidener Bauer, bekam den Aufstieg Lincolns nur am Rande mit. Die Sklaverei war auch für mich, wie für viele anderen, eine verurteilungswürdige Sache. In meiner kleinen Farm brauchte ich keine Sklaven, aber für die Plantagenwirtschafter im Süden waren sie von großem Nutzen. Diese Plantagenbesitzer waren unsere Konkurrenten, denn Sie kauften ihre Waren in England und nicht bei uns. Wir waren empört über die Lebensumstände der Sklaven, die wir erzählt bekamen. So hatte ich, nachdem ich den Erfolgsroman - einen wirklichen Bestseller -  von Harriet Beecher Stove, Onkel Toms Hütte, gelesen hatte wirklich Hass auf die Sklavenhalter, dass sie so gemein waren. So entstand im Norden eine Anti-Sklaverei-Bewegung. Diese forderte die Abschaffung der Sklaverei, die auch in den neuen Staaten im Westen abgelehnt wurde. Ich bekam auch mit, dass sich Lincoln in das klügste und reichste Mädchen der Stadt, Mary Ann Todd, verliebte. Aber es war klar, dass sich ihre Eltern nicht einverstanden erklärten, dass die beiden heirateten, da Lincoln aus einer bescheidenen Familie stammt. Doch das hielt keinen der beiden davon ab. Überall wurde es bekannt gemacht, dass die beiden heiraten und 1842 war es soweit. 1848 wurde Lincoln dann in den Kongress gewählt. Als 1854 die Republikanische Partei gegründet wurde, der auch Lincoln angehörte, setzte sich dieser rasch für die Eingliederung der Einwanderer und für ein Verbot der Sklaverei ein. Ich dachte, dass die Sklaverei bald abgeschafft werden wird. Doch 1857 fällte der Oberste Gerichtshof, als alle dachten der Süden sei schon längst überstimmt, das Urteil: „Nach ihrer Ansicht hat jeder weiße Amerikaner das Recht, sich mit seinem Eigentum in alle Gebiete der Union zu begeben, ohne dass es ihm dabei aberkannt werden könnte. Sklaven seien im Sinne der Verfassung keine Staatsbürger mit bestimmten Rechten, sondern Sachen wie Maschinen oder Kapital. Deshalb sei auch das Sklavenverbot der Nordstaatler verfassungswidrig"*1. 1860 ließ Lincoln sich als Kandidat für das Präsidentenamt aufstellen. Als er nun nominiert war, verkündete er sein Wahlprogramm: „Es umfasste u.a. die Einschränkung der Sklaverei, innenpolitische Reformen und Zollreformen"*2 Auch ich war sehr froh darüber, das dies alles endlich aufhören könnte, wenn Lincoln gewählt würde. So gab auch ich ihm meine Stimme, wie der gesamte Norden, der gegen die Sklaverei war. Als nun der große Tag der Entscheidung kam war ich furchtbar aufgeregt. Nach der Wahlauswertung wurde verkündet, dass Lincoln die Wahl gegen Douglas und John C.Breckinridge gewonnen hatte. Nun hoffte ich, dass Lincoln seine Versprechungen vom Wahlprogramm durchführen kann und wird.

*1 Das Urteil ist aus Buch Seite 77 Die Sklavenfrage entzweit die Nord- und Südstaaten.

*2 Das Wahlprogramm ist von http://home.snafu.de/hermann.holzhauer/lincoln.htm Präsidentenwahl und Sezessionskrise.