Als Kranker nach Epidauros

 

Seit einigen Wochen ging es mir sehr schlecht. Mir schmeckte das essen nicht mehr und der Bauch tat entsetzlich weh. Am Anfang pflegte mich meine Frau sehr liebevoll, aber es wurde nicht besser. Es ging mir immer schlechter und ich glaubte schon sterben zu müssen. Ich bekam viele Geschwüre an meinem Körper, die fürchterlich weh taten. Meine Frau meinte, ich solle mit ihr nach Epidauros reisen. Sie hatte das auf dem Marktplatz beim Klatsch mit einigen Marktfrauen aufgeschnappt. Dort soll es Ärzte geben und der Gott der Heilkunst hatte den Ort Epidauros unter seinen persönlichen Schutz gestellt. Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch, aber da mir mein Leben wichtiger war als vieles andere stimmte ich zu.

Der Weg war sehr beschwerlich und anstrengend für mic , da ich nicht mehr sehr viel Kraft hatte. Wir waren von meinem Heimatort im Norden zehn Tage unterwegs mit unserem Eselskarren. Die Strecke war fürchterlich. Auch hatte ich wegen Straßenräubern große Angst, aber gegen eine kleine Spende ließen uns die Orte, durch die wir kamen, passieren.

In Epidauros angekommen, fragte uns einer der Priester, die am Eingang dieser wundervollen Tempelanlage nach unserem Verlangen. Meine Frau sagte zu ihm, dass es mir sehr schlecht ginge und sie gehört habe, dass man hier sehr gute Heilmethoden habe.

Der Empfangspriester meinte, dass dies stimme und verlangte gleich darauf meine Geschwüre zu sehen, damit er eine Diagnose stellen könne. Er sagte : „Letzte Woche haben wir jemanden mit den gleichen Symptomen entlassen, aber ich weiß nicht mehr, mit welchen Kräutern wir ihn behandelt haben. Ich werde in der Bibliothek nachsehen, dort haben wir alle Symptome von allen Patienten, die wir je behandelt haben, die Geschichten und die Behandlung aufgeschrieben. Wir wissen deshalb, welche Behandlungen bei welcher Krankheit am besten helfen. Dir Wunder vollbringt dann unser Gott!"

Die nächsten vier Wochen verbrachte ich im Tempel Epidauros. Zur Verehrung der Götter mussten alle Patienten alle halbe Stunde einen Kräutertrunk zu sichnehmen. Es waren sehr viele Kranke da. Aus allen Stadtstaaten Griechenlands, sogar von Sizilien und aus Italien suchte manche Heilung. Wir Griechen hatten zwar viele Staaten, aber wenn wir Hilfe brauchten, kamen wir bei den Göttern zusammen. Und das Heiligtum von Epidauros war weltweit berühmt.

Man unterzog mich einer langen Kur. Für ein paar Tage wurde ich süßen Düften ausgesetzt, die mich einschläferten. Als ich aufwachte, ging es mir viel besser. An den frühen Abenden gingen alle Patienten und ihre Angehörigen ins Theater und schauten sich zu ihrer Belehrungen Schauspiele von den Taten der Vorfahren an.

Nach vier Wochen ging es mir dann wieder so gut, dass ich nach Hause reisen konnte. Die Priesetr gaben meiner Frau die nötigen Medikament für die Weiterführung meiner Behandlung mit. Wir beide opferten zum Dank den Göttern jeder ein Tieropfer und reisten dann nach Hause .

Nach einer weitern Woche war ich wieder gesund ganz gesund. Jetzt steht meine Frau bestimmt am Marktplatz und erzählt, wie gut die Priester von Epidauros Kranken helfen können.


Die Tempelanlage von Epidauros

Das Theater