Die Thermopylen

König Leonidas Grabmal

 

Leonidas, König von Sparta

 

Wenn man von Thessalien nach Böotien und Attika reist, so muß man durch einen engen Paß zwischen Meer und steilen Felswänden, der wie ein Tor den Süden Griechenlands gegen den Norden hin abschließt : die Thermopylen, genannt nach den warmen Quellen in der Mitte des Passes. Kaum vermochte bei der Mündung des Asopos ein breiter, mit Büffeln bespannter Wagen durch den Bergspalt im Nordwesten hineinzufahren, und kaum fand dieser Wagen im Nordosten bei Alope wieder den Ausgang.Am Mittelpaß dieser Enge erwarteten knapp 5000 Hellenen, geschart um Leonidas, den jungen König von Sparta, das Millionenheer des Großkönigs Xerxes.Als das persische Heer an die Thermopylen herankam, schickte der König der Könige einen Späher aus, um die Stärke und die Vorbereitungen der Hellenen zu erkunden.Und der Späher war sehr verwundert über das, was er sah:

    Die geographische Lage der Thermopylen

Eine kleine Gruppe Zelte stand dort, und vor dem einen, etwas größeren saß ein Mann auf einem Felsblock, ein Bein über das andere geschlagen, das Kinn in die Handfläche gestützt, und schien nachzudenken; der Mann war blond und sehr  jung, und das also war Leonidas, der König von Sparta, von dem man im persischen Heer bereits wußte.

Um ihn herum waren etwa 5000 Mann, und sie schienen guten Mutes zu sein. Da waren solche, die sich im Speerwerfen übten, andere warfen den Diskus, wieder andere liefen um die Wette, und ihr Lachen hallte von den Felswänden wider. Außer dieser Handvoll Sonderlinge war in den Thermopylen kein Heer zu sehen.

Der Späher kehrte zurück zu Xerxes, dem König der Könige, und auch dieser war sehr verwundert und ließ den Demaretos rufen, der einst König von Sparta gewesen war und nun in Verbannung am Hof des Großkönigs lebte.Dem Demaretos wurde berichtet, was der Späher gesehen hatte, und der König der Könige fragte ihn, was er davon halte.-Sie werden dir eine Schlacht liefern", antwortete der verbannte König von Sparta. "Diese wenigen Männer? «« fragte der Großkönig Xerxes spöttisch. "Frage nicht nach ihrer Anzahl, o Beherrscher des Erdkreises! Wenn sie 1000 sind, werden sie dich besiegen. Wenn sie nur300 sind, werden sie dich trotzdem angreifen und dich daran hindern, sie zu besiegen." Der Großkönig Xerxes brach in schallendes Gelächter aus:

 »Was treibt denn diese paar Männer in einen so aussichtslosen Kampf gegen die Millionen meines Heeres?" »Das Gesetz", antwortete Demaretos.»Das Gesetz?" fragte der Großkönig Xerxes erstaunt.

 »Das Gesetz", wiederholte Demaretos, »das ihnen verbietet zu fliehen. Nenne mich einen Betrüger, wenn nicht das geschieht, was ich voraussage!" Vier Tage wartete Xerxes, der König der Könige, daß die paar Hellenen vor der unendlichen Masse seiner Krieger fliehen würden, doch sie flohen nicht.Am fünften Tag befahl der Großkönig den Medern und Kissiem, die Griechen samt ihrem König in Ketten vor seinen Thron zu schaffen.Xerxes, der König der Könige, wartete den ganzen Tag, doch die Meder und Kissier kamen nicht zurück, und andere Truppen zogen aus, um nach ihnen zu sehen, und auch diese kamen nicht zurück, und am Abend wurde dem Großkönig schließlich gemeldet, daß man in den Paß nicht habe eindringen können, daß aber vor dem Paß 15000 gefallene persische Krieger lägen.Am nächsten Tag schickte der König der Könige den Hydarnes mit den Unsterblichen und ungeheuren Massen der anderen Truppen gegen den Paß .

Als Hydarnes drohte, man werde solche Wolken von Pfeilen auf die Verteidiger herunterprasseln lassen, daß davon die Sonne verfinstert würde, riefen ihm die Hellenen spottend zu, dann würden sie eben im Schatten kampfen.Abertausende der persischen Kriegsvölker wälzten sich gegen den Paß heran, doch ihre Zahl half ihnen nichts, denn der Weg durch die Thermopylen war so schmal, daß immer nur wenige Krieger gegeneinander kämpfen konnten.Dann schienen die Hellenen zu fliehen, Schulter an Schulter zogen sie sich eilig zurück. Mit Siegesgebrüll folgten ihnen die Perser, doch plötzlich wandten sich die Griechen um und fielen mit Speer und Schwert über die Perser her und schlachteten sie ab. Dann flohen die Hellenen von neuem und wiederholten regelmäßig, fast mechanisch ihre grausame Taktik.Schließlich, gegen Abend, war der Paß so mit Bergen von gefallenen Persern verstopft, daß Hydarnes zum Rückzugblasen mußte, und die ganze Nacht über war er damit beschäftigt, neue Unsterbliche zu rekrutieren, weil sich die Unsterblichen im Kampf mit den Hellenen als so furchtbar sterblich erwiesen hatten. In dieser Nacht wurde der Verräter Ephialtes vor den König der Könige geführt.

 

Wie das Gesetz es befahl .

In dieser Nacht führte der Verräter Ephialtes die Perser durch das Paralleltal Kallidromos, das diese ohne ihn nie gefunden hätten, in den Rücken der hellenischen Verteidiger.Als Leonidas im Morgenlicht sah, daß sie eingeschlossenwurden, entließ er das kleine Heer, nur er selbst mit seinen 300 Spartanern und 700 Thespiern blieb freiwillig zurück - sie wußten, daß sie den Abend nicht mehr erleben würden. Dann begann der Angriff des persischen Heeres.

Zu Zehntausenden drangen die Krieger, vorangetrieben von den Peitschen ihrer Offiziere und Unteroffiziere, von beiden Seiten in den Paß ein, rutschten zu Zehntausenden über die steilen Hänge herunter,vorwärtsgeschoben von den Zehntausenden, die ihnen nachdrängten.Die Krieger des Königs der Könige fielen zu Tausenden, doch Tausende schoben sich nach, bis die langen griechischen Lanzen zerbrachen, die kurzen griechischen Schwerter an den persischen Schilden zersplitterten.Dicht geschart um ihren König Leonidas kämpften die Hellenen mit bloßen Händen weiter, bis die Masse der hocherhobenen persischen Schilde prasselnd wie eine Woge über sie herunterstürzte, sie unter sich begrub und die persischen Spieße jeden Rumpf durchbohrten, der noch unter den Schilden zuckte, die persischen Schwerter jeden Kopf abhieben, der sich unter den Schilden hervorwand. Nicht einer der 300 Spartaner und der 700 Thespier blieb am Leben.

 

 

»Wanderer, kommst du nach Sparta, so melde, Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.

Die Flotten bei Kap Artemision

 

Zur Flankendeckung von See her war für die Verteidigung der Thermopylen die griechische Flotte nach Norden ausgelaufen und lag nun der persischen Flotte bei Kap Artemision gegenüber. Sie verfügte über 288 Trieren, die Perser über 1230. Eurybiades, der Oberkommandierende der hellenischen Schiffe, wagte nicht anzugreifen und gedachte sich zurückzuziehen, obwohl die Bewohner von Euböa ihn anflehten, wenigstens so lange zu warten, bis sie Frauen, Kinder und Sklaven in Sicherheit gebracht hätten. Doch Eurybiades befahl für den nächsten Tag die Rückkehr nach Salamis. Da gingen die Bewohner von Euböa zu Themistokles und boten ihm 30 Talente, wenn er es fertigbrächte, daß bei Kap Artemision gekämpft würde. Themistokles erschien es nicht als Verrat, sich von Hellenen für Hellas bestechen zu lassen.Er nahm drei Talente und ging zu Adeimantos, dem Befehlshaber der Korinther, der sich bereits anschickte abzufahren, um ihn zum Bleiben zu überreden.Adeimantos nahm die drei Talente und blieb.

Themistokles ging mit fünf Talenten zu Eurybiades, und auch Eurybiades nahm das Geld an und blieb. Die restlichen 22 Talente steckte Themistokles in die eigene Tasche, und Themistokles lächelte.Am nächsten Morgen griffen die Griechen die persische Flotte an, doch sie manövrierten sehr geschickt, so, daß sie in der Hauptsache die Troßschiffe angriffen und viele von ihnen versenkten.Auf seiten der Perser manövrierten die großen schwerfälligen Schiffe bei weitem nicht so geschickt, so daß sie schwere Verluste hinnehmen mußten, und nur die Lykier, Karier und die Trieren aus Halikarnassos, Kos und Nisyros manövrierten sehr geschickt und schnell. Und so kam es, daß sich immer andere Schiffe der Perser zwischen ihnen und den Hellenen befanden und sie bei allem wilden Schwingen der Waffen und dröhnendem Kampfgebrüll nicht an den Feind kamen und lediglich in dem Durcheinander eine Anzahl von persischen Troßschiffen ausplünderten.Was diese Plünderungen anbelangte, so erfuhr Xerxes, der König der Könige, davon freilich nichts. Königin Artemisia aber, die diese Geschwader der persischen Flotte kommandiert hatte, galt in seinen Augen als Heldin, und er schickte ihr viele goldene Armreifen, die als Auszeichnung galten.In der Nacht erfuhren Eurybiades und Themistokles, daß die Thermopylen gefallen und Leonidas mit seinen tapferen Männern tot waren, und so beschlossen sie, sich mit ihren Schiffen nach Salamis zurückzuziehen.

 

             "MOLON LAWE"