In Salamis dabei
Seit drei Tagen hatte ich nun nicht mehr geschlafen. Drei Tage können
verdammt lange sein. Vor diesen drei Tagen hatten wir mit den Schiffen die
letzten Bewohner Athens vom Festland auf die vier Kilometer vorgelagerte Insel
Salamis gebracht. Diese war zwar verdammt klein, aber für ein paar Wochen
würde es gehen, fast zweihunderttausend Menschen aus Athen unterzubringen. Und
das Wetter spielte mit. Es wehte ein stetiger, warmer Westwind. Dieser machte es
sehr schwer in der Meerenge zwischen Phaleron, dem Hafen von Athen, und Salamis
zu manövrieren, aber unser Kapitän kannte jede Untiefe und jede Strömung in
der Meerenge. Und ich wie alle anderen 149 Ruderer vertauten ihm blind. Wenn er
einen Befehl schrie, der Trommler den Takt änderte, wie ein einziger Körper
befolgten wir seine Kommandos. Wir wussten, dass unser Schicksal und das unserer
Familien an diesen Befehlen hing.
Vor zwei Wochen hatten unsere Truppen die Stellung bei den Thermophylen, 100
Kilometer nördlich von Athen geräumt und waren nach Athen gerannt. Sie
schafften diesen Weg in nur zwei Tagen. Sie meldeten, dass die Stellung gegen
die Perser, die mit 10facher Übermacht angriffen, nicht zu halten war. Aber 300
Spartaner und 700 Freiwillige aus anderen Städten Griechenlands wollten das
Unmögliche versuchen und möglichst lange durchhalten, um uns zu ermöglichen
unsere Familien in Sicherheit zu bringen. Alle, die dort mit König Leonidas
geblieben sind, wussten, dass das ihr Tod war. Aber irgendwer musste den
Rückzug decken und die Spartaner waren dazu erzogen, nie aufzugeben, nie
zurückzuweichen. Während die Spartaner die Stellung hielten und starben,
bekamen wir Zeit, Zeit um uns vorzubereiten. Wir haben also alle Einwohner
Athens in Behelfsunterkünfte auf die Insel Salamis geschafft. Wir haben das in
nur 8 Tagen geschafft, weil alle Tag und Nacht arbeiteten. Die Häuser waren zu
räumen - wenigstens die wertvollste Habe der Menschen - alle Einwohner und alle
Tiere waren einzuladen, 12 Kilometer weit zu rudern, dort auszuladen und schon
wartete im Hafen die nächste Fuhre. Bei vielen war dies einfach, so bei meiner
Familie; wir hatten nur zwei Säcke und ein bisschen Geschirr zu retten. Manchen
Familien brauchten mehr als ein Schiff, um ihre Habe in Sicherheit zu bringen.
Aber das waren feine Herren, die auch unsere Politik bestimmten. Wenn uns nicht
alle Schiffe der anderen Griechenstädte geholfen hätten, allein hätten wir
Athener es nicht fertig gebracht. Wir werden allen ewig dankbar sein.
Seit drei Tagen warteten wir nun auf den Angriff der Perser unter ihrem
König Xerxes. Wir waren alle fürchterlich nervös. Diese Schlacht würde
entscheiden, ob wir und vor allem unsere Familien Sklaven des
Perserkönigs würden. War das Leben als Sklave nicht vielleicht sogar besser
als der Tod? Würden alle anderen Schiffe, die nicht aus Athen kamen bei uns
bleiben, um uns beizustehen? Würden die Spartaner, die noch nie auf dem Wasser
- dem Meer - gekämpft haben, uns wirklich helfen? Würde der Perserkönig
wirklich angreifen oder würde er warten, bis alle, die nicht aus Athen waren,
heimgefahren waren? Würde er warten, bis unsere Familien auf Salamis verhungert
waren, denn diese Insel konnte so viele Menschen nie ernähren. Wir waren alle
gespannt, was passieren würde, wir alle hatten Angst, da dies ein Kampf auf
Leben und Tod werden würde. Wir alle wussten, dass wir gewinnen müssten, wenn
die Frau, die Kinder, die Eltern und Großeltern am Leben Leben bleiben sollten.
Wenn wir wir in der Schlacht, die sicher kommen wird, versagen, wird meine Frau,
die schönste der Welt, vielleicht die Sklavin eines persischen Herrn. Das
durfte nie passieren. So war unter uns die Stimmung, dass wir alle zwar Angst
hatten, aber der Schlacht entgegenfieberten. Alle, mit denen ich sprach, hatten
viel zu verlieren und alle wollten ihr bestes geben. Dabei war es den meisten
völlig egal, ob sie selbst in der Schlacht draufgingen. Hauptsache ihre Familie
würde überleben, die Kinder würden frei bleiben und könnten auch morgen noch
sicher in Athen unter dem Schutz der Göttin Athene leben. Unsre Götter hatten
es uns in Athen gesagt, dass wir uns hinter hölzernen Mauern verteidigen
sollten. Themistokles, unsre Anführer, hatte das Orakel in Delphi gefragt. Die
Priester hatten zwar das Orakle der Pythia nicht immer richtig ausgelegt, aber
hier war kein Zweifel möglich. Unsere Schiffe sollten die Verteidigung sein.
Jeder, der etwas anders behauptete, hatte nur Angst vor dem Meer.
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Unsere Anführer beim Orakel von Delphi |
Unser Schiff |
Seit drei Tagen warteten wir, aber jeder wusste, dass bald etwas passieren
würde. Seit gestern liefen Gerüchte von Schiff zu Schiff, dass Themistokles
dem Xerxes eine Falle stellen würde und den in die schmale Meerenge, in der wir
lagen, locken würde. Eigentlich freuten wir uns, dass bald eine Entscheidung
fallen würde. Gegen fünf Uhr ging die Sonne im Osten auf und alle konnten
deutlich am Horizont die Segel der Perser erkennen. Zum ersten mal sahen wir den
Feind. Es waren verdammt viele. Wir ruderten auf die vorher ausgemachten
Positionen, um ein Eindringen der Perser in die Meerenge und die Landung auf
Salamis zu verhindern. Da kam die Meldung, dass im Rücken, also östlich von
uns auch eine persische Flotte aufgetaucht war. Athene sei Dank, dass
Themistokles die östliche Einfahrt auch mit Schiffen von uns gesperrt hatte.
Gegen sechs Uhr war der Feind so nahe, dass wir die Befehlstrommeln von seinen
Schiffen hörten. Unsere Kommandeure blieben ruhig. Sollten sie dach kommen!
Hier, wo wir waren, war das Meer so flach, dass unsere kleinen Schiffe noch
Wasser unter dem Kiel hatten. Die doppelt so großen Perserschiffe würden viel
Ärger mit Felsen und Riffen im Meer bekommen. Wir mussten sie nur anlocken. Ich
konnte zwar nicht über die Bordwand sehen, die gesamte Schlacht lief für einen
Ruderer wie mich blind ab, aber hin und wieder rief der Kapitän oder einer der
Soldaten an Deck uns zu, was gerade passierte. Und wir lockten sie an. Es kam
der befehl zum Rückzug. Wir ruderten fast tausend Fuß zurück. Unsere Ruder
berührten fast die Ruder des Nachbarschiffs. Doch noch konnten wir
manövrieren. Uns wir wussten, die Perser hatten doppelt so viele Schiffe. Diese
mussten sich hier gegenseitig ins Gehege kommen, sich gegenseitig die Ruder
zerbrechen. Als der Befehl kam zu beschleunigen, wussten wir, jetzt geht es auf.
Wir steigerten und auf einen dreißiger Schlag, das heißt dreißig
Ruderschläge in der Minute. Wir glaubten, über das Wasser zu fliegen, so
schnell waren wir, die Arme taten weh, der Rücken schmerzte. Da schrie der
Kapitän auf, die Ruder einzuziehen. Wir holten sofort die Ruder ein und
stützten und ab. Wir wussten von allen Übungen der letzten Jahre, dass gleich
ein fürchterlicher Aufschlag erfolgen würde. Da krachte es schon. Unser
Rammsporn bohrte sich drei Fuß unter der Wasserlinie in eine anderes Schiff,
hoffentlich in einen Perser. Wir hörten Balken brechen, Menschen schreien, in
Todesangstangst schreien und wir hörten unseren Kapitän den Befehl zum
Zurückrudern geben. Nur zehn Schläge, dann war wieder Stopp. Ich stand kurz
von meinem Sitz auf und sah. wie keine hundert Fuß vor uns ein persisches
Schiff mit mindestens dreihundert Mann Besatzung sank. Jeder von denen, der sich
schwimmend an Land retten würde, würde dort von unseren Landsoldaten
erschlagen werden. Die meisten ertranken aber, da sie in Rüstung untergehen
mussten. Da kam der Befehl zum erneuten Angriffstempo. Der Kapitän hatte also
ein anderes Opfer erspäht. Über die Trümmer des sinkenden Schiffs hinweg
gingen wir gegen einen anderen Perser vor. Dieser hatte in der Enge scheinbar
durch ein eigenes Schiff einen Teil der Ruder zerbrochen und konnte kaum
manövrieren. Nach nur zwei Minuten Fahrt krachte es ein zweites Mal. Auch
dieses Schiff würde auf den Meeresgrund sinken und die Mannschaft mitnehmen.
Neben uns hörten wir das Jammern von Ertrinkenden. Und dieses Jammern war in
unsrer Muttersprache, auf Griechisch. Ein Perser hatte einen der unserer
gerammt. Wir konnten nicht helfen. Unsere Freunde würden ertrinken, wenn sie
nicht eine Planke fanden, an die sie sich klammern könnten. Wenn die Schlacht
vorbei ist, werden wir die Schiffsbrüchigen einsammeln. Hoffentlich bleibt mir
das Schicksal erspart, denn ich konnte wie die meisten nicht schwimmen, denn
Poseidon war als Gott gefürchtet und alle Griechen gingen ungern ins Meer zum
Schwimmen.
Da kam der neue Angriffsbefehl. Etwas weiter entfernt musste ein Perser sein,
denn wir ruderten eine ziemliche Zeit mit hoher Schlagzahl. Wir wurden schon
müde. Doch heute gab es kein Aufgeben, es musste sein, selbst wenn wir
anschließend tot umfallen würden. Nach fast zwanzig Minuten Verfolgungsjagd
hatten wir den Feind scheinbar gestellt. Es kam der Befehl rechts die Ruder
einzuziehen. Und schon splitterte neben mir Holz. Wir hatte das persische Schiff
ganz knapp überholt und ihm die Ruder gebrochen. Jetzt war es hilflos. Wir
ruderten etwas zurück - ganz langsam. Der Feind konnte nicht mehr fliehen,
konnte nicht mehr angreifen. Der Kapitän suchte die beste Angriffsposition und
versenkte den Perser. Die Soldaten an Deck nahmen ihre Speere und warfen sie auf
die schiffbrüchigen Perser. Einige beschossen sie mit Pfeilen. Wie ich über
die Bordwand sah, trieben im Meer nur noch tote Feinde. Diese würden keinem
mehr etwas tun. Wir suchten und ein neues Opfer, das wir zum Kampf stellen
wollten. Noch zweimal gelang es uns ein persisches Schiff zu versenken. Keiner
war uns entkommen. Alle hatten wir vernichtet. Uns selbst wenn sich einer
schwimmend retten würde, am Ufer würde er erschlagen. Auf das persisch
besetzte Ufer bei Athen war es viel zu weit und dort würde bestimmt Xerxes
sitzen und sehen, wie seine Flotte in der Meerenge von Salamis unterging. Keiner
würde mehr nach Persien zurückkehren. Unser Sieg stand fest. Ich fragte mich,
ob die auch Familien hätten? Und ich war stolz. Ich war zwar arm, aber auch
wenn ich mir keine Waffen leisten konnte und so nicht im Landheer mitkämpfen
durfte, jetzt hatte ich als Ruderer eine Aufgabe die Heimat zu verteidigen zum
Ruhme der Athene. Wenn sie nächstes Jahr über die Beamten unserer Stadt
abstimmen werden, werde ich und alle Ruderer auch dabei sein, denn jetzt waren
wir auch zum Kampf nützlich und damit in der volksversammlung stimmberechtigt.
das wollten werden wir uns nicht nehmen lassen.
Athanasios von Sunion (erfunden von 4 Schülern der der 6e, zusammengefügt
von der ganzen Klasse)
Die wahre Geschichte - 2. Quelle unserer Erzählung - 1. Quelle unser
Schulbuch
1.) 490-480 Vorbereitungen des Xerxes und der Griechen
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In den Jahren nach dem Sieg über die Perser bei Marathon geriet die
politische Leitung Athens in die Hände von Themistokles, der sich für
den Bau einer Kriegsflotte einsetzte. In kürzester Zeit wurde unter
Verwendung der Einnahmen des Siberbergwerkes von Laurion eine Flotte von
über hundert Schiffen gebaut und mit den Theten als Ruderern bemannt.
Damit besaß Athen die größte Flotte unter den griechischen Staaten.
Der persische Großkönig Darius beantwortete die Niederlage bei
Marathon mit gewaltigen Rüstungen. „Drei Jahre erdröhnte von ihnen
Asien", schreibt Herodot.
Ihr Fortgang wurde allerdings durch einen Aufstand in Ägypten
unterbrochen, in dessen Verlauf Darius 485 starb. Nach der üblichen
Thronfolgekrise mußte Darius` Nachfolger Xerxes zuerst die Erhebung in
Ägypten niederschlagen, bevor er sich mit dem griechischen Problem
befassen konnte.
Seit dem Jahr 483 wurden jedoch die persischen Kräfte wieder für
die Vorbereitung des Feldzuges gegen Griechenland eingesetzt.
Xerxes, der noch im Schatten seiner Vorgänger stand, gedachte sich
des Maximums an Sicherheit zu versichern. Der Krieg sollte zu einem
triumphalen Siegeszug werden.
Für die Schiffe war die östliche Halbinsel der Chalkidike durch
einen Kanal vom Festland getrennt worden, um dadurch die Umschiffung des
Athosgebirges, die 492 Mardonios zum Verhängnis geworden war, zu
vermeiden.
Da die persischen Rüstungen im Herbst des Jahres 481 abgeschlossen
waren, galt es für Xerxes, den einmal geplanten Feldzug möglichst gut
mit diplomatischen Schritten vorzubereiten. Einige Quellen berichten von
einem Bündnis, daß Xerxes mit Karthago geschlossen haben soll, um die
Griechen auf Sizilien zu bedrohen. Außerdem suchten Xerxes` Gesandte
systematisch jeden griechischen Staat auf, um die Unterwerfung auf
friedlichem Wege zu verlangen. Einige Poleis gaben ihnen tatsächlich,
wie verlangt, Erde und Wasser als Zeichen ihrer Kapitulation, viele
Staaten mittlerer Größe wie Argos blieben neutral. Die beiden
maßgeblichen Staaten, Athen und Sparta, ließen die Boten des Xerxes
töten.
Auf den Durchschnitt besehen war die moralische Verfassung der
Griechen jedoch ausgesprochen schlecht. Trotzdem fand sich im Herbst 481
ein Kongreß aus Abgesandten der griechischen Staaten zusammen, die sich
nicht zu unterwerfen gedachten. Von Athen und Sparta gedrängt,
schlossen sich etwa 30 Poleis zu einer Eidgenossenschaft unter Führung
Spartas zusammen. Um auch die noch zögernden Staaten zum Eintritt zu
bewegen, wurden alle Fehden zwischen den verschiedenen Poleis beendet.
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2.) Der persische Feldzug 480 und die Schlacht von Salamis
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Anfang Juni 480 überschritt das persische Heer den Hellespont auf 2
Schiffsbrücken. Der griechische Historiker Herodot berichtet von 1,8
Millionen Kriegern und über 3 Millionen Troßangehörigen. Das ist
natürlich weit übertrieben, nach heutigen Wissen mag das Landheer
zwischen fünfzig- und hunderttausend Mann betragen haben, die Flotte
sechs- bis siebenhundert Schiffe.
Die Griechen bezogen anfangs eine weit vorgeschobene
Verteidigungsstellung im Tempetal südlich des Olymp. Bald merkte man
jedoch, daß diese Stellung von Westen her umgangen werden konnte.
Deswegen zogen sich die Griechen bis zum Thermophylenpaß zurück, dem
einzigen Zugang zu Mittelgriechenland von Norden her. Der Paß selbst
war wegen seiner Enge leicht zu verteidigen, der Spartanerkönig
Leonidas verschanzte sich dort mit wenigen Tausend Mann. Nach mehreren
erfolglosen Durchbruchsversuchen beschloß Xerxes, den Paß zu umgehen.
Dies gelang ihm mit Hilfe einheimischer Verräter.
Die Phoker, die den Umgehungspfad bewachen sollten, wurden überrannt
und das Hauptheer geriet in Gefahr. Mit 300 Spartanern verteidigte
Leonidas den Paß bis zum Tod, um dem Rest der Truppen den Rückzug zu
ermöglichen
Gleichzeitig bezog die griechische Flotte, die aus 280 hauptsächlich
athenischen Schiffen bestand, eine Position an der Küste der Insel
Euböa, am Kap Artemision, um zu verhindern, daß die Perser im Rücken
des griechischen Heeres Truppen an Land setzten. Die Perser hatten
gerade durch einen Sturm viele Schiffe verloren, die vor einer
Steilküste geankert hatten. Die griechische Flotte konnte sich fast 3
Tage lang gegen sie halten, dann erfuhr man von dem persischen Sieg an
den Thermophylen und zog sich zurück.
Die Perser hatten mit ihrem Sieg den Zugang zu Mittelgriechenland
erreicht, das niemand mehr gegen die Übermacht zu verteidigen
vermochte. Xerxes forcierte nun den Vormarsch. Nur Städte wie Theben
und der Orakelsitz Delphi wurden verschont, da sie zu den Persern
überliefen. Attika und Athen, deren Bevölkerung rechtzeitig auf die
Insel Salamis evakuiert worden war, wurden verwüstet. Das leere Athen
machten die Perser zu ihrem Hauptquartier.
Korinth und Sparta hatten sich bereits entschieden, die letzte
Verteidigungslinie am Isthmos von Korinth aufzubauen. Für Athen war
diese weiter zurückgelegene Position unannehmbar, weil man die Insel
Salamis und die attische Zivilbevölkerung so dem persischen Zugriff
preisgegeben hätte. Allerdings stellten die Athener immer noch das
Hauptkontingent der griechischen Flottenkräfte, so daß es Themistokles
gelang, die Verbündeten zu überreden, sich zur Entscheidungsschlacht
im Sund von Salamis bereitzuhalten.
Nach einer Legende soll Themistokles, um die Griechen wirklich zum
Kampf zu zwingen und die vorzeitige Abfahrt einiger Kontingente zu
verhindern, Xerxes die Nachricht geschickt haben, daß die Griechen zu
fliehen gedächten und er unverzüglich den Sund von Salamis abriegeln
müsse. Die Absperrung kam tatsächlich zustande. Xerxes hielt das
Unternehmen für so sicher, daß er sich am Ufer einen Thron aufbauen
ließ, von dem aus er das Schauspiel anzuschauen gedachte.
Die Griechen nahmen den Kampf mit etwa 300 Trieren auf. Bald zeigte
sich, daß die persischen Schiffe zu groß waren, um in dem engen Sund
von Salamis zu manövrieren; sie behinderten sich gegenseitig. Die
Athener, die nichts zu verlieren hatten und mit dem Mut der Verzweiflung
kämpften, waren mit ihren kleinen und manövrierfähigen Schiffen
eindeutig im Vorteil. Die Schlacht endete nach zwölf Stunden mit einer
Niederlage der Perser. Daraufhin mußte Xerxes den Feldzug für dieses
Jahr abbrechen. Die Reste der persische Flotte fuhren nach Asien
zurück, das persische Landheer schlug sein Winterquartier im Norden, in
Thessalien, auf, wo es leichter zu versorgen war.
Xerxes selbst zog sich nach Kleinasien in die Satrapenresidenz Sardes
zurück.
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3.) Die Siege der Griechen bei Platää und Mykale
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Mardonios, der Oberkommandierende des Heeres, benutzte den Winter zu
einer diplomatischen Offensive mit dem Ziel, Athen aus der griechischen
Front herauszubrechen. Er bot den Athenern einen Separatfrieden an. Im
Frühjahr 479 erhöhte Mardonios seinen Druck auf Athen durch eine
abermalige Besetzung der Stadt, die, nachdem sie den Winter über
bewohnt worden war, erneut evakuiert wurde. Athen verlangte daraufhin
sofortige Hilfe von seinen Bundesgenossen, da man sich sonst den Persern
anschließen müßte. Die Folge war ein Vorstoß des griechischen Heeres
unter dem spartanischen Regenten Pausanias bis nach Platää in Böotien,
wohin sich das persische Heer zurückgezogen hatte, um nicht von den
Griechen umgangen zu werden. Die Griechen waren den Persern mit ihren
dreißig- bis vierzigtausend Mann fast ebenbürtig.
Als die persische Reiterei die Nachschubwege störte, beschlossen die
Griechen einen Rückzug auf eine günstigere Position. Dabei kam es
allerdings zu einem ziemlichen Durcheinander und die zentralen
Kontingente der Athener und Spartaner wurden vom Hauptteil des Heeres
isoliert. Am Morgen des 26. Septembers 479 trafen die nachrückenden
persischen Truppen unter Mardonios auf das spartanische Heer. Trotz
erheblicher Verluste gelang es Pausanias, den Angriff abzuwehren. Schon
zu Beginn der Schlacht war Mardonios weithin sichtbar gefallen. Die
Perser, die auf dem unwegsamen Gelände ihre Reiterei nicht einsetzen
konnten, waren der spartanischen Phalanx im Nahkampf nicht gewachsen.
Die athenischen und spartanischen Kontingente vereinigten sich und
stürmten gemeinsam das Lager der Perser. Die Schlacht endete mit einer
totalen Niederlage der Perser, die ihre Truppen daraufhin aus
Griechenland zurückzogen. Nach diesem Sieg gingen die Griechen gegen
die perserfreundlichen Stämme vor. Theben wurde so lange belagert, bis
es die Verantwortlichen auslieferte, welche von Pausanias hingerichtet
wurden.
Die persische Flotte zog sich nach Kleinasien zurück. Am Vorgebirge
Mykale wurden die Schiffe im Schutz eines persischen Heeres an Land
gezogen. Daraufhin stürmten griechischen Truppen das Schiffslager und
zerstörten die Schiffe.
Als Reaktion auf diesen erneuten Sieg vertrieben viele ionische
Städte ihre persischen Besatzer und baten um Aufnahme in die
griechische Eidgenossenschaft.
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4.) Die Jahre 479 bis 448
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Xerxes war mit der Niederschlagung eines babylonischen Aufstands
beschäftigt. Bis zu seiner Ermordung 465 v. Chr. unternahm er nur einen
Versuch, seine zusammengebrochene Herrschaft an der Küste Kleinasiens
wieder herzustellen.
478 wurde der attisch-delische Seebund gegründet. Athen stand an
dessen Spitze und übernahm die Führung bei der Zurückdrängung der
Perser. Sparta zog sich nach der Eroberung Byzantions aus dem Krieg
gegen die Perser zurück.476 wurde Sion, der letzte persische
Stützpunkt an der makedonischen Küste, erobert.
Um 469 versuchen die Perser erstmals, die kleinasiatischen Griechen
wieder zu unterwerfen. Eine große persische Flotte stellte die
persische Herrschaft auf Zypern wieder her und fuhr dann weiter nach
Kleinasien. An der Mündung des Eurymedon wurden die Perser von der
Flotte des Seebundes unter Führung Kimons überrascht und vernichtend
geschlagen.
Im Jahre 465 kam es im Zuge der üblichen Unruhen während des
Thronwechsels zu einem Aufstand in Ägypten. Inaros, der den Aufstand
angezettelt hatte, bat Athen um Hilfe. Eine athenische Flotte wurde nach
Ägypten entsandt. Gemeinsam mit den Aufständischen eroberten die
Athener Memphis und schlugen eine persische Flotte. Die letzten Perser
zogen sich auf eine Nilinsel zurück. Doch nach zweijähriger Belagerung
konnten sie sich immer noch halten. Kurz darauf kam ihnen ein großes
persisches Heer zu Hilfe, dem die Griechen in der Schlacht unterlagen.
Sie verschanzten sich ihrerseits auf einer Nilinsel und wurden 456,
nachdem sie achtzehn Monate belagert worden waren, von den Persern
vernichtet. Athen hatte seine Kräfte in Griechenland gebraucht, wo es
zu Konflikten mit Sparta gekommen war, und konnte deshalb keine
größeren Heere nach Ägypten entsenden.
Nachdem Kimon einen fünfjährigen Waffenstillstand mit Sparta
erreicht hatte, begann er 453 den Krieg gegen Persien wiederzubeleben,
indem er erneut Truppen nach Zypern und Ägypten entsandte.
450 v. Chr. siegte der Seebund bei Salamis/Zypern gegen eine
persische Flotte. Perikles, der nach Kimons Tod wieder die
uneingeschränkte Leitung der attischen Politik erhielt, erkannte, daß
man dem Perserreich nicht noch mehr Siege abringen konnte. Deshalb wurde
449 der reiche Athener Kallias als Unterhändler nach Susa
geschickt.Nach zähen Verhandlungen kam es 448 zum „Kalliasfrieden".
In dieser Abgrenzung der Interessensphären, die keinen offiziellen
Friedensvertrag darstellt, verpflichtete sich Persien, seine
Kriegsschiffe aus der Ägäis fernzuhalten, und gab die griechischen
Städte Kleinasiens frei. Dafür sollten die Griechen auf Ägypten und
Zypern verzichten.
Mit dem Kalliasfrieden war der Krieg gegen die Perser vorerst
beendet. Der persisch-griechische Gegensatz blieb aber bestehen. Erst
über hundert Jahre später wurde der Krieg wieder aufgenommen, als
Alexander der Große das Perserreich eroberte.
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