Arbeit eines unbekannten Autors (von einem Schüler
abgeschrieben?)
1. Quellenkritik
- Quellenbeschreibung (hauptsächlich geht es hier um die
Wiederauffindbarkeit einer Quelle):
Die Quellenart wird bestimmt. Handelt es sich um "Überresten"
oder um zur Überlieferung ("Tradition") bestimmte Quellen?
Weiter sind Herkunft, Besitzverhältnisse, Fund- und Aufbewahrungsort zu
festzuhalten. Zudem Herstellungs- bzw. Reproduktionsverfahren, Materialien,
Originalgrösse und -farbe, Zustand einer Quelle, usw.
- Text- bzw. Quellensicherung
Ursprünglicher Zustand der Quelle und Wortlaut von Textstellen sind zu
rekonstruieren. Nachträgliche Zusätze bzw. ursprünglich nicht
zusammengehörende Quellenteile müssen erkannt und ev. getrennt behandelt
werden.
- Äussere Kritik der Quelle
Entstehungszeit, Entstehungsort, Autor/-in, ursprünglicher Gebrauch bzw.
Adressat und weitere Rezipienten einer Quelle sind zu ermitteln
Die (aus der Quelle stammenden) einzelnen Angaben und die Quelle insgesamt
sind auf Echtheit zu überprüfen.
- Innere Kritik der Textelemente
Sprachliche und inhaltliche Verständnisprobleme müssen erkannt und
aufgeschlüsselt werden; insbesondere ist das Erkennen von
Bedeutungsveränderungen von Wörtern und Zeichen wichtig. Zusammenhänge
und Anspielungen (auch Fachwörter), die zwar angesprochen werden, aber
unklar dargestellt sind, müssen aufgeklärt werden.
Bildanalyse + Bildinterpretation (ggf. parallel
dazu: Analyse + Interpretation von Textelementen)
2. Bildbeschreibung:
Bildelemente aufzählen, Bildaufbau, Interaktionen zw. Gestalten und
Gegenständen, Gestik, Mimik, Art der Blickführung, Farbgebung usw.
3. Ikonographisch-historische Analyse
a. Untersuchung auf kulturgeschichtliche Anleihen:
- Visuelle Zitate aus Kunst, Literatur, Volkskultur, Religion usw.
- Das Verstehenkönnen von visuellen Botschaften ist z.B. abhängig von
Kultur und Bildungsstand; (volks-)kulturgeschichtliche Anleihen lassen ev.
auch Rückschlüsse auf die anvisierte Rezipientengruppe zu.
b. Bestimmung der Bildmotive und der ursprünglichen, intendierten
Bildaussage(n). Auch: Sind ev. Bildgeschichte(n) in einer Abbildung?
c. Einbettung der Quelle in 'sein' historisches Umfeld
- Zeitliche und geographische Einordnung des Bildes. Spricht etwas dagegen,
dass ein Bild z.B. zur Zeit seiner Veröffentlichung entstanden ist? Wann
könnte es entstanden sein?
- Sehen wir z.B. wirklich eine 'schweizerische' Szenerie? Oder 'spielt' eine
abgebildete Szene beispielsweise in den USA (Kulturimport)?
- Wirklichkeitsbezug / Realitätsgrad des Dargestellten?
- Entstehungskontext: Wirtschaftliche und gesellschaftliche
Rahmenbedingungen? Wurden etwa die technischen Möglichkeiten ausgeschöpft?
- Autor/-in: Tätigkeit, Alter, Bekanntheitsgrad und sozialer Kontext?
- Rezeptionskontext: Wie wurde eine Quelle eingesetzt bzw. gebraucht? Unter
welchen Umständen und von wem wurde eine Quelle rezipiert ?
- Welche Absichten wurde mit der Quelle verfolgt und welche Wirkung(en)
könnte die Rezeption gehabt haben ?
4. Historische Bildinterpretation
- Unter Beantwortung der untersuchungsleitenden Fragestellungen soll
versucht werden, zu geschichtswissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen.
- Interpretation manifester (z.B. bürgerliche Selbstdarstellung und Mode,
Ausstattung von Fotostudios am Ende des 19.Jh.) und nicht manifester
Inhalte (propagierte Lebensstile, gesellschaftliche Werte und Normen,
kollektive Vorstellungswelten; z.B. bürgerliche Wertvorstellungen am Ende
des 19. Jh.).
- Zudem: Beizug weiterer Quellen und historischer Fachliteratur.
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