Material für den Geschichtsunterricht

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<= Die Zeit Napoleons

 
1796 General Napoleon Bonapart(, geboren auf Korsika, mit 16 Jahren Artillerieoffizier, 1793 General, erhält vom Direktorium den Oberbefehl über die französische Armee in Oberitalien.  
1797 In einem Blitzkrieg erobert er die Lombardei und schließt mit Kaiser Franz I. eigenmächtig Frieden. Österreich verzichtet auf die südlichen Niederlande und die Lombardei (Mailand), erhält aber Venetien (Ende der Republik Venedig). Napoleon gründet in Italien nach französischem Vorbild Republiken als Satellitenstaaten und plündert das Land aus. Dadurch saniert er die Finanzen Frankreichs, das Direktorium gerät in seine Abhängigkeit, er erscheint als der Retter des Lands.  
1798 Nach einem Bürgerkrieg erfolgt die Umbildung der Schweiz zur Helvetischen Republik, der Kirchenstaat wird Römische Republik, der Papst gefangen genommen.  
1798-99 Ägyptenfeldzug. Napoleon landet mit einem Heer von 40000 Mann, um sich im östlichen Mittelmeer festzusetzen und Englands Verbindungen nach Indien abzuschneiden. Durch die Vernichtung der französischen Flotte vor Abukir durch die englische unter Admiral Nelson verliert Napoleon seine Verbindung nach Frankreich. Er kehrt mit drei Schiffen zurück, um der neuen Koalition von England, Österreich, Russland, Portugal und der Türkei entgegenzutreten (2. Koalitionskrieg 1799-1802).  
1799 Staatsstreich Napoleons. Er macht sich zum 1. Konsul und lässt seine Militärdiktatur durch eine nachträgliche Volksabstimmung (Plebiszit) bestätigen. Er besiegt die Österreicher in Oberitalien und in Südbayern (Hohenlinden) und schließt  
1802 den Frieden von Amiens: England gibt denymsterr-französischen Kolonialbesitz heraus und lässt das französische Heer aus Ägypten auf englischen Schiffen zurückbringen.  
1802-04 Napoleon fordert den Adel zur Rückkehr auf, söhnt sich mit der Kirche und dem Papst aus, zentralisiert erneut die Verwaltung und führt ein bürgerliches Gesetzbuch (Code Civile) ein, das die persönliche Freiheit und Gleichheit, Privateigentum und Zivilehe garantiert. Das Land erholt sich wirtschaftlich durch Sicherung der Finanzen, Schutzzölle, Straßenbau und Heeresaufträge.  
1804 Kaiserkrönung. Napoleon krönt sich zum Kaiser der Franzosen. Seine Brüder setzt er in Holland, Spanien und Neapel als Könige ein. Marschall Bernadotte wird schwedischer Thronfolger.  
1803 Reichsdeputationshauptschluss Quellentext . Der Reichstag zu Regensburg beschließt unter dem Einfluss Napoleons die Entschädigung der weltlichen Reichsfürsten für ihre Verluste auf dem linksrheinischen Gebiet durch Übergabe der geistlichen Gebiete an die weltlichen Fürsten (Säkularisation). 45 Reichsstädte und 350 Reichsritterschaften verlieren ihre Reichsunmittelbarkeit und werden den weltlichen Fürsten unterstellt (Mediatisierung). Damit sind die deutschen Fürsten Gewinner der Neuordnung, z. T. erfahren sie durch Napoleon eine Rangerhöhung, Bayern und Württemberg werden Königreiche (1805), Baden. Hessen-Darmstadt und Berg Großherzogtümer (1806). Die Zahl der Staaten in Deutschland sinkt auf 39. Es entstehen Mittelstaaten, die in französische Abhängigkeit geraten. In ihnen werden in der Folge Reformen nach französischem Vorbild durchgeführt, die Adelsprivilegien verringert, die Leibeigenschaft aufgehoben, Recht und Staat neu geordnet, der Kirchenbesitz enteignet, so in Bavern unter dem Kanzler Graf Montgelas. in Baden unter dem Freiherr Reitzenstein.  
1805 3. Koalitionskrieg. England, Russland, Österreich wenden sich erneut gegen Frankreich. Napoleon gibt den Plan einer Invasion in England auf, als die französisch-spanische Flotte bei Kap Trafalgar vor Cadiz durch Nelson vernichtet wird. England sichert sich damit endgültig die Seeherrschaft. Der Sieg bei Austerlitz in Böhmen (Dreikaiserschlacht) über das vereinigte österreichisch-russische Heer bringt Napoleon die Herrschaft über Mitteleuropa und die Vorherrschaft auf dem Kontinent.  
1806 Friede von Preßburg: Österreich verliert an die Republik Italien Venetien und Dalmatien. an Bayern Tirol und Vorarlberg.
16 deutsche Fürsten schließen sich unter der Schutzherrschaft Napoleons zum Rheinbund zusammen. Kaiser Franz II. legt die römische Kaiserkrone nieder und nennt sich Kaiser von Österreich. Dies ist das Ende des 900jährigen Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) schließt mit Russland und Sachsen eine Koalition gegen Napoleon. Dieser siegt  bei Jena-Auerstedt über die veraltete preußische Armee. Diese Niederlage führt zum völligen Zusammenbruch Preußens und zur Besetzung durch französische Truppen. Napoleon verkündet in Berlin die Kontinentalsperre, eine Handelsblockade gegen England.
 
1807 Friede von Tilsit: Preußen muss alle Gebiete westlich der Elbe an das neu gegründete Königreich Westfalen und die Erwerbungen aus der 2. und 3. Teilung Polens heraus geben. Daraus entsteht das Großherzogtum Warschau. Die Heeresstärke Preußens wird auf 42000 Mann beschränkt. Preußens Großmachtstellung ist vernichtet. Russland tritt
gegen Zusicherung einer Interessenssphäre (Finnland, Bessarabien) in die Kontinentalsperre ein.
Ein englischer Flottenverband erzwingt nach der Beschießung Kopenhagens die Herausgabe der dänischen Flotte und hält damit die Ostseedurchfahrt offen.
Reformen in Preußen =>
Nach der Niederlage Preußens setzt der Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831), seit 1780 in preußischem Staatsdienst, mit Zustimmung Napoleons Reformen durch.
 
1807 Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern. Dies bedeutet Freizügigkeit, Beseitigung des Gesindezwangs und Heirat ohne Erlaubnis des Grundherrn. Die auf dem Grund ruhenden Lasten bleiben weiter bestehen. Beseitigung der Standesschranken, d. h. alle Bürger haben freie Berufswahl und können Boden erwerben, der bisher dem Adel vorbehalten war.  
1808 Selbstverwaltung der Städte. Die Besitzbürger erhalten das Recht Bürgermeister und Stadträte zu wählen und das Finanz-, Schul- und Armenwesen selbst zu regeln anstelle der bisherigen Verwaltung durch königliche Beamte. Die Verwaltungsreform bringt die Einführung verantwortlicher Fachminister anstelle von Kabinettsräten ohne Verantwortung.
Entlassung Steins auf Drängen Napoleons wegen angeblicher Verschwörungspläne.
 
1810 Graf Hardenberg (1750-1822), Nachfolger Steins. führt die Reformen als Staatskanzler fort: Aufhebung der Zünfte und Einführung der beschränkten Gewerbefreiheit, Judenemanzipation durch Anerkennung der bürgerlichen Gleichberechtigung und  
1811 Bodenreform (Regulierungsedikt). Gegen Abgabe von 1/3 bis 1/2 des Pachtlandes an den Grundherrn kann der abhängige Zinsbauer den Rest als Eigentum behalten. Dies führt oft zur Unwirtschaftlichkeit des verbleibenden Eigentums, zum Verkauf an den Gutsherrn, die ihren Grundbesitz vermehren. und zur erneuten Abhängigkeit der Bauern als Landarbeiter oder zur Abwanderung in die Städte.  
1812 Die Bildungsreform Wilhelm von Humboldts (1767-1835) erneuert das Schulwesen durch Gründung von Gymnasien und Universitäten aus dem Geist des Neuhumanismus, der in der griechischen Antike sein Idealbild sieht. Deshalb besondere Pflege der klassischen Sprachen (Latein. Griechisch). Das Idealbild der »Klassik« findet auch in den Dichtungen Johann Wolfgang Goethes (1749-1832) und Friedrich Schillers (1759-1805) ihren Niederschlag. Geistiger Mittelpunkt der Klassik ist Weimar.  
1813 Die seit 1808 durch die Generäle Scharnhorst (1755-1813) und Gneisenau (1760-1831) begonnene Heeresform, die anstelle des Söldnerheeres ein Volksheer, anfangs beschränkt auf 42000 Mann, treten lassen will, findet mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ihren Abschluss.  
  Der Niedergang der Napoleonischen Herrschaft
Die zunehmende Unterdrückung Europas und die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage durch die Kontinentalsperre lös den Widerstand gegen Napoleon aus.
 
1808-14 In Spanien kommt es mit Unterstützung Englands zur Erhebung gegen seinen von ihm als König eingesetzten Bruder Joseph (1808-13) und zu einem jahrelangen Kleinkrieg (Guerillakrieg).  
1809 In Osterreich schlägt ein Aufstand, der durch den Außenminister Graf Stadion (1763-1824) vorbereitet ist, fehl. Napoleon muss bei Aspern durch Erzherzog Karl seine erste Niederlage hinnehmen, siegt aber bei Wagram. Ein Tiroler Volksaufstand unter Andreas Hofer (1767-1810) und Josef Speckbacher wird von französisch-bayerischen Truppen niedergeworfen, Hofer in Mantua erschossen, Speckbacher entkommt nach Wien. Der Aufstandsversuch des preußischen Majors von Schill scheitert im Straßenkampf in Stralsund. Schill wird erschossen.  
1809 Friede von Schönbrunn: Osterreich verliert weitere Gebiete, u. a. Salzburg an Bayern, Galizien an das Großherzogtum Warschau, Südtirol an Italien. Es muss der Kontinentalsperre beitreten. Die österreichische Kaisertochter Marie Louise (1791-1847) wird mit Napoleon, nach Trennung seiner ersten, kinderlosen Ehe mit Josephine Beauharnais, verheiratet. Versuch der Legitimation seines Kaisertums.  
1810 gliedert Napoleon, um die Kontinentalsperre zu verschärfen, Holland, Ostfriesland, Oldenburg und die Hansestädte Frankreich an  
1812 Russlandfeldzug. Eine Wirtschaftskrise als Folge der Kontinentalsperre veranlasst den russischen Zaren Alexander I. (1801-25) zur Wiederaufnahme des Handels (Holz, Getreide) mit England. Um das Scheitern der Blockade zu verhindern, unternimmt Napoleon einen Russlandfeldzug mit etwa 500000 Mann, darunter 180000 Deutsche. Er
stößt nach Moskau vor, das aber von den Russen niedergebrannt wird. Als seine Friedensangebote nicht angenommen werden, tritt er im Oktober verspätet den Rückzug an. Er wird durch Kälte, Hunger, Seuchen und russische Überfälle zur Katastrophe. Von der »Großen Armee« kommen etwa 390000 Mann um, über 100000 geraten in Gefangenschaft, nur etwa 1000 sollen die preußische Grenze wieder erreicht haben. Konvention von Tauroggen. Der preußische General York von Wartenburg schließt auf eigene Faust einen Waffenstillstand mit Russland.
 
1813-15 Befreiungskriege. Die Niederlage Napoleons führt zum Zusammenschluss Russlands mit Preußen 1813 in der Konvention von Kalisch. 150000 Russen und 80000 Preußen sollen Europa befreien. Im weiteren Verlauf schließen sich Schweden und Österreich an. Durch den Appell des preußischen Königs »An mein Volk« werden patriotische Begeisterung und Opferbereitschaft des Volkes geweckt. Freiwilligenverbände (»Freikorps Lützow«, Farben Schwarz-Rot-Gold) bilden sich, der König stiftet das »Eiserne Kreuz« als Kriegsauszeichnung.
16. 19. Okt. »Völkerschlacht« bei Leipzig. Napoleons Truppen (150000 Mann) werden von den Verbündeten (250000 Mann) entscheidend besiegt, sie ziehen sich nach Frankreich zurück. Der Rheinbund löst sich auf, das Napoleonische System in Europa bricht zusammen.
 
1814 Der preußische Feldherr Blücher (1742-1819) überschreitet den Rhein bei Kaub, die Österreicher bei Basel. Sie stoßen nach Frankreich vor und besetzen schließlich Paris. Die Armee zwingt Napoleon zur Abdankung. Ihm wird die Insel Elba als Fürstentum zugewiesen. Der Bruder des hingerichteten französischen Königs wird als Ludwig XVIII. König (1814-24). Im 1. Frieden von Paris erhält Frankreich den Besitzstand von 1792.  
1815 Streitigkeiten der Verbündeten auf dem Wiener Kongress (S.•) veranlassen Napoleon zur Rückkehr. Er landet mit 900 Mann seiner Garde bei Cannes, zieht als Sieger in Paris ein und errichtet die »Herrschaft der Hundert Tage«. Durch ein englisch-preußisches Heer unter Wellington und Blücher wird Napoleon bei Waterloo (Belle Alliance) südlich von Brüssel endgültig geschlagen und auf die Insel Helena verbannt. Dort stirbt er 1821. 1840 wird sein Leichnam nach Paris gebracht.
2. Pariser Friede: Frankreich behält die alten Grenzen von 1790, zahlt eine Kriegsentschädigung, Ludwig XVIII. bleibt König. Frankreichs erdrückende Vormachtstellung ist durch die Solidarität der europäischen Fürsten und das Freiheitsstreben der europäischen Völker beseitigt worden. Die Ideen der Revolution, die Napoleon nach Europa gebracht hat, wirken jedoch fort. In Deutschland entzündete sich an seiner Unterdrückungspolitik ein politisches Nationalgefühl, das in dem Herausgeber des »Rheinischen Merkur«, Joseph Görres (1776-1848), in Johann Gottlieb Fichtes »Reden an die deutsche Nation„ (1762-1814), in den Aufrufen des Ernst Moritz Arndt (1769-1860) und in der Turnbewegung des »Turnvaters« Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) seinen Ausdruck fand.
 
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