Die nationale Einigung Deutschlands
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1861-88
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Wilhelm I., der Bruder Friedrich Wilhelms IV., wird König
von Preußen. Der Plan seines Kriegsministers Albrecht
von Roon (1803-79) einer Heeresreform (Verstärkung des
stehenden Heeres mit dreijähriger Dienstzeit): führt seit |
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1862 |
zum Verfassungsstreit in Preußen. Die liberale Mehrheit
des preußischen Abgeordnetenhauses lehnt die finanziellen
Mittel für eine Heeresvermehrung ab, da sie eine Stärkung
der königlichen Macht nicht will. Der König überträgt das
Amt des Ministerpräsidenten an Otto von Bismarck (1815-1898), der bereit ist, die Heeresreform auch gegen den
Willen der Abgeordneten durchzusetzen.
Bismarcks Ziel ist die Festigung der preußischen Monarchie
und die Ausschaltung Österreichs aus dem Deutschen Bund,
um den Weg für einen deutschen Einheitsstaat unter preußischer Führung frei zu machen. |
Mommsen, Virchow, Schulze-Delitsch
Fortschrittspartei
links-liberal |
1864
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Krieg Österreichs und Preußens gegen Dänemark. Im
Widerspruch zu den bestehenden Verträgen (=> Londoner Protokoll) will der
dänische König Christian IX. Schleswig-Holstein dem dänischen Staat einverleiben. Deutsche Truppen dringen in
Dänemark ein und erzwingen den Frieden von Wien: Dänemark tritt die Herzogtümer Schleswig und Holstein ab. |
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1865
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Vertrag von Gastein: Österreich erhält die Verwaltung
Holsteins, Preußen die von Schleswig. Dies gibt Anlass zu
weiteren Spannungen, die Bismarck benutzt, um seine Politik voranzutreiben.
Er schließt ein geheimes Angriffsbündnis mit Italien; Napoleon III. erklärt seine Neutralität,
erhofft sich aber dafür Kompensationen am Rhein, die ihm
von beiden Seiten in Aussicht gestellt werden. |
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1866-67
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Preußisch-österreichischer Krieg. Bismarck fordert eine
Bundesreform, die aber von Österreich abgelehnt wird.
Dieses ruft den Bundestag im Streit um Schleswig-Holstein
an. Preußen beantwortet den Bruch des Gasteiner Vertrags
mit dem Einmarsch in Holstein und dem Austritt aus dem
Deutschen Bund. Österreich gewinnt die süddeutschen
Staaten, Sachsen, Hannover und Hessen zum Krieg gegen Preußen. Preußen
besetzt Hannover und erringt bei Königgrätz in Böhmen einen entscheidenden Sieg gegen
Österreich unter Helmut von Moltke (1800-91). Bismarck erreicht beim König die vorzeitige Beendigung des Kriegs. |
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1867
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Vorfriede von Nikolsburg und Friede von Prag: Österreich
erklärt seinen Austritt aus dem Deutschen Bund und gibt
Venetien an Italien. Der Weg zur kleindeutschen Lösung
unter Preußens Führung ist frei. Die süddeutschen Staaten
schließen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen gegen einen Angriff Frankreichs. Die norddeutschen,
gegnerischen Staaten, u. a. Hannover, werden von Preußen, außer Sachsen und Hessen-Darmstadt annektiert. Die
übrigen, neutral gebliebenen Staaten schließen mit Preußen den Norddeutschen Bund. Schleswig-Holstein fällt an
Preußen. Bismarck wird Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes, der preußische König erhält das
Bundespräsidium. Napoleon bekommt die erwarteten Gebietsgewinne (Luxemburg) nicht. Dies führt zu einer weiteren Verschlechterung der
französisch-preußischen Beziehungen, nachdem Bismarck
auch den Erwerb Luxemburgs durch Napoleon III. verhindert hat und im Londoner Vertrag die Neutralität
Luxemburgs von den europäischen Mächten garantiert wird. Die
Mehrheit der Abgeordneten des preußischen Abgeordnetenhauses billigt nachträglich die von Bismarck für die
Heeresreform ausgegebenen Mittel. Darüber zerbricht die Liberale Partei, die
Nationalliberalen unterstützen Bismarck, die Fortschrittspartei bleibt in Opposition.
Die Liberalen haben seitdem den Ruf einer "Umfallerpartei". |
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1870
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Die Thronkandidatur des Prinzen vor.
Hohenzollern-Sigmaringen, eines Verwandten des preußischen Königs, für
den spanischen Königsthron wird auf Einspruch Napoleons III., der eine erneute Einkreisung
Frankreich wie unter
den Habsburgern fürchtet, zurückgenommen, die Forderungen Napoleons auf
ewigen Thronverzicht- werden jedoch vom preußischen König in Bad Ems zurückgewiesen.
Emser Depesche
Quelle
: Bismarck, in einem Telegramm (Depesche) von Wilhelm I. über die Vorgänge
in Bad Ems unterrichtet, veröffentlicht dies in verkürzter und damit
verschärfter Form. Napoleon, von der Kriegspartei und seiner Frau Eugenie
gedrängt, nimmt dies zum Anlass, an Preußen den Krieg zu erklären.
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1870-71
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Deutsch französischer Krieg. Die süddeutschen Staaten
treten an die Seite des Norddeutschen Bundes. Die anderen europäischen
Staaten bleiben neutral. Der deutsche Angriff, gegen Paris gerichtet, führt bei Sedan
zur Einkesselung und Kapitulation einer französischen Armee unter
Napoleon. Der französische Kaiser gerät in deutsche
Kriegsgefangenschaft. Die in Paris ausgerufene Republik
setzt den Krieg fort. Paris wird von deutschen Truppen
belagert und kapituliert, vier Wochen später Frankreich
(26.2. ). Die daraufhin in Paris ausbrechenden sozialen Unruhen mit
Barrikadenkämpfen führen zur "Pariser Kommune", die Bismarcks Angst vor
einer sozialen Revolution stärken und sein Denken bestimmen. |
Schlacht von Mars la Tour |
1871
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18.1. Gründung des Deutschen Reichs. Der preußische
König wird als Wilhelm 1. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser
ausgerufen, nachdem die süddeutschen Staaten in Verhandlungen ihren Beitritt erklärt und
der bayerische König Ludwig II. (1864-86), von Bismarck durch Bestechung
veranlasst, die Kaiserkrone angeboten hat. Bayern erhält
Reservatrechte eigene Post und Eisenbahn, Militärhoheit im Frieden.
Friede von Frankfurt: Frankreich tritt an
Deutschland Elsaß-Lothringen ab und zahlt 5 Milliarden
Goldfranken an Kriegsentschädigung.
Der Krieg bringt die nationale Einheit Deutschlands. Das
Gleichgewicht der Mächte ist durch diese Neugründung in
Europa bedroht, Frankreich aus seiner Vormachtstellung
verdrängt. Am Verlust Elsaß-Lothringens entzündet sich der Revanchegedanke
und das Sicherheitsverlangen Frankreichs.
Die Verfassung des Deutschen Reichs
Verfassungstext: Deutschland wird ein
Bundesstaat unter dem Vorsitz des preußischen Königs als
erblichem Kaiser. Das Deutsche Reich ist eine konstitutionelle Monarchie, gegründet auf die Hoheit der Fürsten und
nicht auf die Volkssouveränität. Bismarck als Reichskanzler
ist nur dem Kaiser verantwortlich, zugleich preußischer
Ministerpräsident und Vorsitzender im Bundesrat, der Ländervertretung. Der
Reichstag, nach dem allgemeinen Wahlrecht gewählt, besitzt als Volksvertretung zusammen mit
dem Bundesrat die gesetzgebende Gewalt. Seine politische
Macht bleibt jedoch schwach. => |
Napoleon III |
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