Material für den Geschichtsunterricht

Die Industrielle Revolution

Die Industrielle Revolution ist nach der neolithischen Revolution (S. •) die wohl größte Wandlung der Produktions- und Gesellschaftsverhältnisse. Sie nimmt ihren Ausgang von England. Dort hat sich in der Zeit eines zunehmenden Kolonialhandels große Kapitalmengen angesammelt, der Absatzmarkt für Erzeugnisse der Textil- und Eisenproduktion hatte sich durch ständiges Anwachsen des Bedarfs in den Kolonien und in England erhöht, die Zufuhr an Baumwolle war gestiegen, so dass die alte Produktionsmethoden der neuen Situation nicht mehr gerecht wurden. Durch eine Reihe von Erfindungen wurde eine technische Revolution eingeleitet: Dazu stand in England ein aufgeklärter Adel, der sich an Kapitalgeschäften beteiligen durfte, allen Investitionen aufgeschlossen gegenüber. England bot einen einheitlichen Markt mit einer großen Kaufkraft. Da sich England aus seiner eigenen Landwirtschaft heraus (geographische Lage, Niederschläge) nicht selbst ernähren konnte, war es durch das hohe Bevölkerungswachstum auf den Handel, die Produktion von Gütern und die Gewinn daraus angewiesen. Innovative Ideen (Erfindungen) fanden in England Investoren.

James Watt 1736-1819

Mule-Spinnmaschine von Crompton

Die benötigten Arbeitskräfte und Konsumenten als Voraussetzung für eine Massenproduktion stehen durch die vorausgehende Agrarrevolution zur Verfügung. Da der Bedarf an Lebensmitteln durch die steigende Bevölkerung (Verbesserung der hygienischen Verhältnisse, Sinken der Sterberate) wächst, wird die Landwirtschaft rationalisiert, das unrentable Pächterwesen abgeschafft und damit Arbeitskräfte freigesetzt, die in die Städte abwandern, um neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Die ständische Ordnung des Mittelalters löst sich endgültig auf. Es entstehen zwei neue Klassen: die Industrieunternehmer und die Industriearbeiter. Ersteren gibt das in England aufkommende liberale Wirtschaftssystem des Kapitalismus freie Entfaltungsmöglichkeiten, letztere werden ohne Schutz und soziale Sicherung infolge des Überangebots an Arbeitskräften ausgebeutet. Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, Frauen- und Kinderarbeit, elende Wohnverhältnisse verursachen ein Massenelend in den Städten (Pauperismus). Die Soziale Frage wird zu einem Hauptproblem des 19. Jahrhunderts. Die Revolution in der Produktion löst eine Kettenwirkung aus. Der Bedarf an Maschinen fördert die Eisenerzeugung und diese die Kohleförderung. Außerdem kann man mit Dampfpumpen (Entwässerung und Belüftung) in immer größere Tiefen vorstoßen und bessere Kohle- und Erzschichten nutzen. Die erhöhten Produktionsmengen verlangen neue Transportmittel. Es entsteht eine Verkehrsrevolution.

Vom Textilbereich springt die Industrielle Revolution auf den Maschinenbau, den Bergbau und das Transportwesen über. Ab Mitte des Jahrhunderts werden im Bereich der Chemie (Kunstdünger und Farben) große Fortschritte gemacht. Die Erfindung des Telegraphs und der Nutzung der Elektrizität erschließen der Industrie ganz neue Felder.