<= Russland im 19.
Jahrhundert =>
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Nach dem Sieg über Napoleon L wird
Russland unter den
Zaren Alexander 1. (1801-25) und Nikolaus I. (1825-55)
zum Hort der Reaktion nach innen und außen. |
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1815 |
soll mit der Heiligen Allianz (abgeschlossen am Wiener
Kongress) der Status Quo festgeschrieben werden. Russland setzt in der
Folge militärisch gegen alle Veränderungen ein. |
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1848 |
Russland wird im Kernland nicht von der bürgerlichen
Revolution erfasst, da genau dieses Bürgertum noch nicht entstanden ist. Es
interveniert in Warschau und Budapest gegen nationale Bestrebungen der Polen
und der Ungarn (gegen Österreich gerichtet). |
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1855-81 |
Zar Alexander IL führt Reformen nach westlichem Vorbild
durch Selbstverwaltung der Städte, neue Gerichtsordnung
(öffentliche Gerichtsverfahren durch unabhängige Richter), Lockerung der Pressezensur, Verbesserungen in
Heer, Verwaltung und Wirtschaft. |
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1856 |
Die Niederlage Russlands im Krimkrieg beendet die
russische Vormachtstellung in Europa (S.•). |
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1861 |
Aufhebung der Leibeigenschaft. Der Grundbesitz geht an
die Dorfgenossenschaft (Mir) über. Dies bringt die persönliche Freiheit für 40 Mio Bauern. Doch bleibt die erhoffte
Entspannung aus. Die Bauern leiden unter Landnot, unter
Verschuldung an die Grundherrn und unter Armut. |
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1863 |
Niederwerfung eines polnischen Aufstands mit
Unterstützung Preußens. |
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1860-68 |
Erweiterung des russischen Besitzes in Asien gegen China
(Amurgebiet) und gegen Persien (Turkestan). Alaska wird |
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1867 |
für 7.2 Mio Dollar an die USA verkauft. |
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1874 |
Einführung der allgemeinen Wehrpflicht mit 6jähriger
Dienstzeit. |
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1875 |
Erwerb der Insel Sachalin gegen Abtretung der Kurilen an
Japan. |
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1877-78 |
Russisch-türkischer Krieg.
Russland nimmt Ausschreitungen gegen Christen auf dem Balkan zum Anlass eines
Kriegs. Serbien, Rumänien und Montenegro schließen sich
an. Der von den Panslawisten vorbereitete Krieg hat das
Ziel, alle slawischen Völker auf dem Balkan unter der
Führung und dem Schutz Russlands zu vereinigen. Russische Truppen stoßen bis vor Konstantinopel vor und
zwingen die Türkei |
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1878 |
zum Frieden von San Stefano: Die Türkei soll ihren
gesamten Besitz auf dem Balkan verlieren. Österreich, das keine
Stärkung Russlands auf dem Balkan wünscht, und England,
das die Meerengen nicht in russischer Hand sehen will,
erheben Einspruch. Ein europäischer Krieg droht. Der deutsche Reichskanzler
Bismarck bietet sich als Friedensvermittler an. Es kommt zum Berliner
Kongress. Bismarck versucht als »ehrlicher Makler« alle Beteiligten
zufriedenzustellen. Russland erhält Bessarabien und Teile Armeniens;
Bulgarien wird tributpflichtiges Fürstentum der Türkei; Rumänien, Serbien und Montenegro werden
selbständige Staaten. England erhält Zypern, Österreich die Verwaltung Bosniens und der Herzegowina.
Russlands erneuter Vorstoß auf dem Balkan ist gescheitert,
die nationalen Selbständigkeitsbestrebungen werden gestärkt und bedrohen Österreichs Bestand.
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1881 |
Ermordung Alexanders Il.
Unter seinem Nachfolger Alexander III. (1881-94) verschärfen sich die
inneren Gegensätze in Rußland. Es bilden sich organisierte revolutionäre
Bewegungen gegen das autokratische Regime des Zaren;
Die »Volkstümler« (Narodniki), seit 1884 »Partei der Sozialrevolutionäre«,
streben eine Bodenreform und Volksbildung an. Die Nihilisten wollen durch Attentate, Terror
und Sabotage einen gewaltsamen Umsturz herbeiführen.
Die Anarchisten unter Bakunin (1814-76) verfolgen die Zerstörung der
Autorität von Kirche und Staat. Die Sozialisten unter Plechanow (1856-1918), die sich auf Karl Marx
stützen, gründen 1898 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei«. Der Zar versucht durch die Gründung einer
politischen Polizei (Ochrana), durch Verfolgung. Verbannung
und Todesurteile der zunehmenden revolutionären Gärung
entgegenzuwirken. |
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1894-1917 |
Nikolaus II. setzt die
Unterdrückungspolitik seines Vorgängers fort. |
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1896 |
Unruhen in Polen, Finnland, den baltischen Ländern und
in der Ukraine gegen die Russifizierungspolitik werden
unterdrückt. |
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1898 |
Die neu gegründete »Sozalistisch-demokratische
Arbeiterpartei« wird zerschlagen und im Ausland neu gebildet. |
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1903 |
Auf dem Parteitag in London setzt sich Wladimir Iljitsch
Uljanow genannt Lenin (1870-1924), mit seinem Programrri des revolutionären Umsturzes zur Errichtung der
Diktatur des Proletariats durch eine zufällige Abstimmungsmehrheit gegen die Gemäßigten unter Plechanow,
die den Zusammenbruch des Kapitalismus abwarten wollen, d h. Es bilden sich die beiden Flügel: die
Bolschewiki (=Mehrheitler) und die Menschewiki (=Minderheitler). |
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1905 |
Die Niederlage Russlands im Russisch-japanischen Krieg
(S.•) löst die l. russische Revolution aus. Es kommt zu
Demonstrationen, Streiks und Meutereien der Matrosen in
Odessa auf dem Panzerkreuzer Potemkin und in Kronstadt
bei Petersburg, sowie zu nationalen Erhebungen in Polen und Finnland. Es
entstehen die ersten Arbeiterräte (Sowjets), oder Zar erlässt eine Verfassung und gewährt die
Wahl seines Parlaments (Duma).
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1906-11 |
Ministerpräsident Stolypin versucht durch eine
Agrarreform (Aufhebung des Mirsystems) und Siedlungsprojekte die Lage der
Bauern zu bessern. Wahlrechtsbeschränkungen und Rückkehr zu autokratischer Herrschaft führen zur
Fortsetzung der Unruhen.
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1911 |
Ermordung des Ministerpräsidenten Stolypin.
Der Zarenhof gerät zunehmend unter den Einfluss des sibirischen Mönchs und
Wundertäters Rasputin (1872-1916). => |
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